Das Sendschreiben an Ephesus

Offenbarung 2,1-7

Entschiedenheit gegen das Böse

Der Herr Jesus freut sich anerkennen zu können, was bei den Gläubigen in Ephesus gut ist. Er erwähnt ihre Werke, ihre Arbeit, ihr Ausharren und ihre Entschiedenheit gegen die Bösen. Könnte Er das auch von uns sagen?

Setzen wir uns für die Sache Gottes ein oder verfolgen wir nur unsere persönlichen Interessen? Vielleicht suchen wir tausend Ausflüchte, um unser egoistisches Verhalten zu rechtfertigen.

Sind wir bereit, für den Namen des Herrn Farbe zu bekennen, auch wenn uns das Nachteile einbringt? Leider schämen wir uns oft des Evangeliums, weil wir Ansehen und Ehre bei den Menschen mehr lieben als die Ehre von Gott. Wenn wir den Widerspruch, den Spott oder die Verachtung fürchten, sind wir schlechte Zeugen.

Und weiter: Erkennen wir die falschen Apostel und wenden wir uns von ihnen ab? Gehören wir zu denen, die Böse nicht ertragen können? Unter dem Deckmantel der Gnade oder aus Schwachheit weigern wir uns manchmal, mit der nötigen Entschiedenheit aufzutreten. Das kann so weit gehen, dass wir Böses in der Versammlung ertragen. Unser Empfindungsvermögen für das, was Gottes Ehre antastet, sollte uns zu einer Abneigung gegen das Böse und zu einer heiligen Energie anregen, nicht für unsere Rechte, sondern für die Rechte Gottes einzustehen.

Denken wir an den Herrn Jesus, der einst eine Geissel aus Stricken machte, um Tierverkäufer und Wechsler aus dem Tempel zu treiben! (Joh 2,13-17). Dieser Eifer Jesu stand nicht im Widerspruch zur göttlichen Liebe, die Er offenbart hatte. Denn echte Liebe «freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich mit der Wahrheit» (1. Kor 13,6). Dieses Zitat hilft uns zu verstehen, warum der Herr dem Engel der Versammlung in Ephesus bezeugt: «Aber dieses hast du, dass du die Werke der Nikolaiten hassest, die auch ich hasse.» Es gibt Dinge, die der Herr verabscheut. Unsere Pflicht ist es, Ihn nachzuahmen, denn in der Versammlung dürfen wir nichts tolerieren, was Er als das Haupt hasst.

Die erste Liebe verlassen

Gerade darum ist es unerlässlich, dass wir eine tiefe Liebe zu unserem Herrn Jesus haben, eine Liebe, die durch den Heiligen Geist, der uns in allem leiten will, entfacht und erleuchtet wird. Doch die erste Liebe der Epheser war verschwunden. Das musste der Herr ihnen sagen.

Trifft dieser Vorwurf auch uns? Vielleicht haben wir zu Beginn unseres Glaubenslebens den Herrn sehr geliebt, wie jene Sünderin in Lukas 7, die die Füsse Jesu mit ihren Tränen benetzte. Hat unser geprüftes und zerschlagenes Herz früher nicht für Ihn gebrannt und dabei sein Mitgefühl und seinen Trost empfunden? Und wie sieht das heute aus? Verbirgt das, was man äusserlich an uns sieht, die schwächer gewordenen Zuneigungen wie in Ephesus? Wenn dies der Fall ist, kann der Herr nicht anders, als traurig sein. Hat Er nicht ein Anrecht auf unsere ganze Liebe?

Die erste Liebe verlassen ist viel ernster als wir uns vorstellen können. Es bedeutet, gering über die Leiden und die unendliche Liebe des Herrn zu denken. Er hat alles verkauft, um die Versammlung, diese kostbare Perle, zu erwerben. So sehr hat Er sie geliebt. Seine göttlichen Empfindungen für uns sind jeden Tag echt und erkalten nie. Seine Zuneigungen verlangen nach denen seiner Braut und aller, die sie bilden. Der Herr darf erwarten, dass ich Ihn liebe. Er wünscht täglich eine reine, ungeteilte, engagierte Liebe, die sich von der seinen nährt.

Ein äusserlich frommes Leben ist kein Beweis unserer Zuneigungen zum Herrn Jesus. Das ist die grundsätzliche Lektion aus dem Sendschreiben an Ephesus. Seien wir also wachsam. «Behüte dein Herz mehr als alles, was zu bewahren ist; denn von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens» (Spr 4,23).

Die Warnung von Vers 5 zeigt uns die Folgen für eine Versammlung, wenn die Zuneigungen erkalten: «Ich komme dir und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegrücken, wenn du nicht Buße tust.» Das ganze Zeugnis von der Versammlung in Ephesus stand in Gefahr, obwohl vieles anerkannt werden konnte und äusserlich alles in bester Ordnung schien. Vergessen wir nicht, dass der Herr «inmitten der sieben goldenen Leuchter wandelt» und «die sieben Sterne in seiner Rechten hält». Er beurteilt unseren Herzenszustand und besitzt Autorität und Macht über den Engel der Versammlung.

Aufruf zur Buße

Doch welche Gnade! Wenn unsere Liebe schwach wird, bleibt die seine unverändert. Darum zeigt Er den Weg zur Wiederherstellung: «Gedenke nun, wovon du gefallen bist.» Es ist nötig, zurückzuschauen und zu erkennen, zu welchem Punkt uns die Gnade einst geführt hat. Beschämt müssen wir sorgfältig die Distanz abmessen, die uns von jener Stelle trennt.

Der Herr fügt hinzu: «Tu Buße!» Das Feststellen unseres Abweichens muss von ernster innerer Reue begleitet sein. Dann werden wir die Notwendigkeit sehen, zu den Füssen Jesu unser Elend anzuerkennen und zu bekennen. Die alte Natur will weder ihren unverbesserlichen Zustand noch ihre Fehler eingestehen. Lasst uns trotzdem bereit sein, durch diese Tür zu gehen, die den Weg zurück ermöglicht. Dann kommen wir zu den «ersten Werken», die wir früher einmal in der ersten Liebe wirkten. Der Herr Jesus erwartet eine solche Frucht aus unseren Zuneigungen. Diese Frucht hat für Ihn einen sehr hohen Wert.

Diese Zuneigungen, die Gott bei uns hervorruft und erneuert, gelten zuerst dem Vater und dem Sohn. Das hat erste Priorität. Nachher übertragen sie sich natürlich auch auf unsere Glaubensgeschwister und auf alle, die gerettet werden sollten.

Die Überwinder

Um zu den Überwindern zu zählen, müssen wir auf das achten, was der Geist den Versammlungen sagt. Es gilt, die Ermahnung von Barnabas an die Gläubigen in Antiochien, mit Herzensentschluss bei dem Herrn zu verharren, ernst zu nehmen. In der Zukunft wird Christus uns das geben, was vom Baum des Lebens gepflückt worden ist. Alle, die zur ersten Liebe zurückgekehrt sind, werden sich dann mehr denn je der Liebe des Herrn Jesus erfreuen und die besondere Frucht geniessen, die sein Herz ihnen gibt. Auf diese Weise wird Der, der ihnen das ewige Leben geschenkt hat, die Freude und den Genuss dieses Lebens für immer erhalten.

Beachten wir, dass während des Tausendjährigen Reiches den Nationen nur die Blätter gegeben werden (Off 22,2). Im Gegensatz dazu wird die Versammlung, die sich von ihnen unterscheidet, das Beste vom Baum des Lebens bekommen. Sie wird im Himmel die ewige Treue in ihrem ganzen Ausmass geniessen. Von göttlicher Liebe umgeben, wird sie auf vollkommene Weise das ewige Leben ergreifen (1. Tim 6,12.19). Sie wird sich ungetrübt an Gott und dem Herrn Jesus erfreuen, in Dem sie ihr ganzes Glück findet.