Wer ist Jesus? (6)

Vorbilder auf Christus im Alten Testament

Die Vorbilder auf Christus im Alten Testament

In Lukas 24 erklärte der Herr Jesus auf dem Weg nach Emmaus den zwei Jüngern, «von Mose und von allen Propheten anfangend … in allen Schriften das, was ihn selbst betraf» (Vers 27). Und als Er am Abend mit den elf Jüngern zusammen war, sagte Er zu ihnen: «Alles muss erfüllt werden, was über mich geschrieben steht in dem Gesetz Moses und den Propheten und Psalmen. Dann öffnete er ihnen das Verständnis, die Schriften zu verstehen» (Verse 44-46).

Die Schriften, wovon der Herr redete, waren das Alte Testament. Überall finden wir Stellen, «die Ihn betreffen». Wir sind also berechtigt, auf diesen Seiten alles das zu suchen, was Christus vorbildet.

1. Die Dinge

In erster Linie lässt uns die Bundeslade im Allerheiligsten der Stiftshütte an seine Person denken. Sie bestand aus Akazienholz und Gold, was uns an seine Menschheit und seine Gottheit erinnert. Sie enthielt

  • das Manna, ein Bild dessen, der aus dem Himmel herabgekommen ist (Joh 6);
  • die Tafeln des Gesetzes, was an seinen vollkommenen Gehorsam erinnert;
  • den Stab Aarons, ein Symbol des Lebens und der Auferstehung.

Das Feinmehl (in 3. Mose 2 und anderen Stellen) stellt sein vollkommenes Leben vor. Das Erzeugnis (Getreide) des Landes, das das Volk beim Eintritt in das Land ass, redet von Christus in den Ratschlüssen Gottes, während die ungesäuerten Brote von seinem Leben ohne Sünde zeugen und die gerösteten Körner von seinen Leiden (Jos 5,11). Die Garbe der Erstlinge, die am andern Tag nach dem Sabbat dargebracht wurde, ist ein deutliches Bild seiner Auferstehung (3. Mo 23,10.11; 1. Kor 15,20). Das Weizenkorn, das in die Erde fällt und viel Frucht bringt, spricht zu uns von seinem Tod.

Bevor der Stab Aarons in die Lade gelegt wurde, hatte dieser trockene Mandelstab in einer Nacht gesprosst, Knospen getrieben, Blüten gebracht und Mandeln gereift (4. Mo 17,8), während die Stäbe der Fürsten der übrigen Stämme unverändert geblieben waren. Die kraft des Lebens im Priesterstab bewies, dass Aaron von Gott auserwählt war, um dieses Amt und diesen Dienst zu verrichten. Der auferstandene Herr Jesus wurde Hoherpriester «nach der Kraft eines unauflöslichen Lebens» (Heb 7,16).

In der Wüste war der Fels geschlagen worden (2. Mo 17,6) und hatte seine Wasser im Überfluss abgegeben. Am Ende der Wüstenreise, in 4. Mose 20,7-11, musste man nur zu ihm reden. Mose hat ihn zu Unrecht mit seinem eigenen Stab geschlagen. Trotzdem kam Wasser in Überfluss heraus. Die Schrift erklärt uns ausdrücklich: «Sie tranken aus einem geistlichen Felsen, der sie begleitete. Der Fels aber war der Christus» (1. Kor 10,4). Man kann denken, dass die lebendigen Wasser, die daraus hervorsprudelten, vom Heiligen Geist zu uns reden (Joh 7,38.39).

In Mara waren die Wasser bitter. Von Gott belehrt, warf Mose ein Stück Holz hinein, das uns von der Menschheit Christi spricht, und worin man auch sein Kreuz sehen kann. Wenn wir den Herrn und sein Kreuz in die beschwerlichen Umstände des Lebens hineinbringen, ändern diese ihren Charakter, und wir lernen, sie aus der Hand des Vaters anzunehmen: Das Bittere wird süss (2. Mo 15,25).

In Jericho war das Wasser schlecht und das Land unfruchtbar. Elisa warf das Salz hinein, das das Wasser gesund machte. Salz spricht zweifellos von der Trennung von allem Bösen im heiligen Leben des Herrn (2. Kön 2,21).

In Gilgal, als das gekochte Gericht durch die wilden Koloquinten, die man nicht gekannt hatte, verseucht war, schüttete der Prophet Mehl in den Topf, «und es war nichts Schlimmes mehr» darin. Spricht dieses Mehl nicht von der vollkommenen Menschheit des Herrn Jesus? Wenn die Nahrung des Volkes Gottes verunreinigt ist, werden die Seelen nur dadurch wiederhergestellt, dass sie zu Christus und seinem Werk zurückgeführt werden (2. Kön 4,41).

Betrachten wir noch die kupferne Schlange, die Mose auf einer Stange aufrichtete. Es genügte, sie anzublicken, um vom Biss der Schlangen geheilt zu werden (4. Mo 21,4-9). Hätten wir gedacht, dass die Schlange ein Vorbild auf den Herrn Jesus sein könnte? Er selbst musste uns dazu den Schlüssel geben: «Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe» (Joh 3,14.15). Die Schlange ist im Allgemeinen das Bild des Teufels. Es hängt mit dem Fluch von 1. Mose 3 zusammen. Aber Christus hat uns am Kreuz «losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch für uns geworden ist» (Gal 3,13).

2. Die Opfer

Durch das ganze Alte Testament hindurch sind Opfer dargebracht worden. Sie waren nur Bilder und Hinweise auf «das ein für alle Mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi» (Heb 10,10). Die erste Andeutung findet sich in 1. Mose 3, als der HERR nach dem Sündenfall Adam und Eva mit Kleidern von Fell bekleidete, was den Tod eines Opfers erforderte.

«Durch Glauben» brachte Abel ein Opfer von den Erstlingen seiner Herde dar und Gott gab Zeugnis zu seinen Gaben (1. Mo 4,4; Heb 11,4). In 1. Mose 22, wo ein Widder anstelle von Isaak geopfert wurde, werden wir über die Wahrheit der Stellvertretung belehrt. In diesem bemerkenswerten Vorbild ist es vor allem die Innigkeit der Einheit zwischen dem Vater und dem Sohn, die «beide miteinander» nach Morija gingen, die zu unseren Herzen spricht.

Beim Passah (2. Mose 12) musste jede Familie ein Lamm schlachten und sein Blut an den Türrahmen streichen. Viele Lämmer wurden getötet; trotzdem wird uns gesagt: «Und sie sollen von dem (oder von seinem) Blut nehmen und es an die beiden Pfosten und an den Türsturz tun, an den Häusern, in denen sie es essen» (2. Mo 12,7). Die unzähligen Lämmer, die in der Gesamtheit der Familien geschlachtet wurden, waren das Vorbild des einen Lammes, dessen Blut Sünden wegnehmen kann.

In 3. Mose 1 – 6 und in 4. Mose 19 haben wir verschiedene Opfer, die vom Werk am Kreuz zu uns reden. Wir können an dieser Stelle nicht näher darauf eingehen.

Ohne uns bei allen Stellen aufzuhalten, wo «das Lamm» in der Schrift vermerkt ist, wollen wir uns an Jesaja 53 erinnern. Dieses Kapitel las der Kämmerer der Kandaze, der Königin der Äthiopier, als er von Jerusalem in sein Land zurückkehrte. «Von wem sagt der Prophet dieses, von sich selbst oder von einem andern? Philippus aber … anfangend von dieser Schrift, verkündigte ihm das Evangelium von Jesus.» Das Lamm, das zur Schlachtung geführt wird, war also ein Vorbild des Heilands.

Und wenn man zum Neuen Testament kommt, zur Taufe des Johannes am Jordan, da erklärte der Täufer, als er Jesus zu sich kommen sah: «Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt.» (Joh 1,29). Woher kam dieses Lamm? – «Aus Galiläa», sagt uns Matthäus 3,13. Aus Bethlehem, könnte man sagen, denn dort ist Er geboren. Der Ratschluss Gottes enthüllt sich uns in 1. Petrus 1,19: «Christus, ein Lamm ohne Fehl und ohne Flecken; der zwar zuvor erkannt ist vor Grundlegung der Welt.»

Noch ein Vorbild zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich: die zwei Vögel, die für die Reinigung des Aussätzigen dargebracht werden mussten (3. Mo 14,4-7). Ein Vogel, dessen Blut man in einem irdenen Gefäss über lebendigem Wasser auffing; ein anderer, lebendiger Vogel, der in das Blut des geschlachteten getaucht und dann ins freie Feld fliegen gelassen wurde, damit er zum Himmel aufsteige: «Jesus, unser Herr, … der unserer Übertretungen wegen hingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist» (Röm 4,24.25).

3. Begebenheiten

Die Bundeslade, ein Vorbild von Christus, hat einen Weg durch den Jordan, den Fluss des Todes, geöffnet. Im Flussbett hat man zwölf Steine aufgerichtet, die die zwölf Stämme darstellen. Sie werden dort bleiben und zeigen die Stellung derer, die mit Christus in seinem Tod vereint sind. Aber zwölf Steine wurden aus der Mitte des Jordans genommen, um sie in das Land zu bringen und in Gilgal aufzurichten. Sie sind ein Bild unserer Auferstehung mit Ihm (Jos 4,1-9).

David hat Goliath mit dessen eigenem Schwert getötet (1. Samuel 17). Unser Herr hat den, der die Macht des Todes hatte, das ist den Teufel, mit seiner eigenen Waffe, dem Tod, zunichtegemacht (Heb 2,14).

Abraham und Isaak gingen in das Land Morija, um das Brandopfer zu opfern. David ging nach Morija hinauf, baute auf der Tenne Ornans den Altar, auf dem das Opfer dargebracht wurde, das dem Engel erlaubte, die Pest zum Stillstand zu bringen (2. Chr 3,1). Auf diesem Berg baute Salomo den Tempel. Und nicht weit davon entfernt stand später das Kreuz.

4. Persönlichkeiten

Drei Männer sind besondere Vorbilder des Herrn Jesus: Joseph – Mose – David. Alle drei wurden von ihren Brüdern verworfen: Joseph wurde an die Midianiter verkauft; die Brüder Moses verstanden nicht, dass Gott ihnen durch seine Hand Rettung geben wollte, und sie sprachen zu ihm: «Wer hat dich zum Obersten und Richter über uns gesetzt?» (Apg 7,23-28); die Brüder Davids begegneten ihm sehr hässlich, als er sie in der Armee aufsuchte, um ihnen den Proviant zu bringen, den ihr Vater für sie zubereitet hatte (1. Sam 17,17.28).

Alle drei mussten durch eine Zeit der Erniedrigung, der Leiden gehen: Joseph in Ägypten und im Gefängnis; Mose in Midian; David während der Verfolgung durch Saul. Aber alle drei sind zur Herrlichkeit gelangt: Joseph als der Zweithöchste im Land Ägypten; Mose als Führer des Volkes; und David als König. Joseph hat das Volk vor dem Hungertod bewahrt und den Titel «Retter der Welt» empfangen; Mose hat Israel aus Ägypten befreit; und David hat den Sieg über die Feinde errungen.

Aber alle drei waren in ihrer Jugend Hirten gewesen. Wie sehr redet der Hirte durch die ganze Schrift hindurch, ob es sich um Psalm 23, Hesekiel 34 oder Johannes 10 handelt, vom Herrn Jesus, diesem guten Hirten, der sein Leben für seine Schafe gelassen hat (Sach 13,7).

David ist ein Bild des verworfenen Königs, der die Herrschaft aufrichten wird. Salomo ist der König der Herrlichkeit, wie Christus es im Tausendjährigen Reich sein wird.

Viele andere Personen reden zu uns von Ihm: Jona, drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches, wie der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde war. Boas, in dem die Stärke ist, nahm Ruth auf und machte sie zu seiner Gattin.

Ist es nicht der Mühe wert, diese Stellen, die von früher reden, näher zu untersuchen? Sind sie nicht sehr aktuell, wenn das Auge des Glaubens, geleitet durch den Heiligen Geist, darin einige Charakterzüge der Person unseres geliebten Herrn entdeckt?