Gedanken zum Hebräerbrief

Hebräer 1,1

Wir könnten sagen, dass der Brief an die Hebräer sich in diesen Worten zusammenfassen liesse: «Wir sehen Jesus», die sich in Kapitel 2,9 finden. Das gleiche könnte auch von den Evangelien gesagt werden, mit dem Unterschied, dass wir in den Evangelien Jesus auf der Erde sehen, während wir Ihn in diesem Brief in den Himmeln betrachten. Dieser Brief ist also in gewissem Sinn die Fortsetzung der Evangelien. In jenen hat Er seinen Dienst für uns auf der Erde vollbracht, in unserem Brief erfüllt Er einen Dienst in den Himmeln. In den Evangelien ist Er der Gesandte (der Apostel) Gottes zur Ausführung des Werkes unseres Heils; im Hebräerbrief ist Er unser Hoherpriester vor Gott (Heb 3,1).

Dieser Brief knüpft an das an, was dem Volk Israel gegeben war, denn er ist an Hebräer gerichtet, und er führt uns in eine ganz neue und himmlische Ordnung der Dinge ein, während alles, was Israel besass, auf der Erde war. Ehemals redete Gott durch die Propheten zu seinem Volk; «so spricht der HERR» war die Einleitung, mit der sie ihre Aussprüche vor dieses Volk brachten. Die Fürsorge Gottes für sein Volk zeigt sich darin, dass Er vielfältig und auf vielerlei Weise zu ihnen geredet hat. Aber der Himmel blieb verschlossen und Gott war verborgen. Ein Agur konnte nur sagen: «Wer ist hinaufgestiegen zum Himmel und herabgekommen? Was ist sein Name, und was der Name seines Sohnes, wenn du es weisst?» (Spr 30,4). Für diese Weisen, wie auch für alle Heiligen des alten Bundes, waren die himmlischen Dinge verborgen. Übrigens, wie hätte ein Sterblicher in den Himmel steigen und uns nachher von den Wundern berichten können, die sich darin finden?

Hier, von den ersten Versen unseres Briefes an, finden wir uns ganz in den Dingen, von denen diese Weisen nichts wussten und die dem Volk Gottes verborgen waren: der Himmel ist uns weit geöffnet, und wir sehen und hören darin Dinge, die kein Auge gesehen, kein Ohr gehört hat, und die sogar nie in das Herz des Menschen gekommen wären. Selbst dieser Sohn, dessen Name Agur nicht kannte, ist uns darin völlig offenbart; wir sehen Ihn und hören seine Stimme. Er ist es, den der Heilige Geist von den ersten Versen unseres Briefes an vor unseren Augen aufleuchten lässt. Hier verschwinden die Propheten und Gott selbst redet. Der, den die Heiligen von ehemals unter dem Namen HERR kannten, ist der Sohn selbst, von dem Agur den Namen zu kennen wünschte. Wir sehen Ihn, Er redet zu uns! Dieser Gott, der in den Himmeln verborgen war, «hat zu uns geredet im Sohn». Nicht nur durch den Sohn, sondern in Ihm. Der Sohn selbst, als Er in der Welt war, war Er nicht schon durch seine Anwesenheit, unabhängig von dem, was Er sagte, eine lebendige und beredte Predigt?

Als der Vater seinen Sohn in die Welt sandte, welches waren da die Worte, die Er durch Ihn hören liess? Worte des Gerichts, weil seine heiligen Gesetze gebrochen und seine Propheten nicht gehört worden waren? Nein! Worte der Gnade. Der Himmel hat also eine Botschaft der Liebe für die Welt; und der Sohn ist es, der sie uns mitteilte. Hier auf der Erde hat Er gesagt: «Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt» (Joh 17,24). Wir werden also hingeführt, um seine Herrlichkeit zu betrachten. Dann erst werden wir wissen, wie sehr wir geliebt worden sind, weil Er aus einer solchen Herrlichkeit in eine böse Welt herabgestiegen ist, um der Mann der Schmerzen zu werden, der am Kreuz gestorben ist. Unterdessen betrachten wir diese Herrlichkeit durch Glauben. Der Himmel ist geöffnet, und wen sehen wir? Den Herrn Jesus. Einst betrachtete der Himmel Jesus auf der Erde; wir betrachten Ihn in der Herrlichkeit! Möchten wir dies mehr tun, damit wir durch die Betrachtung dieser Herrlichkeit selbst verwandelt werden, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, in sein Bild (2. Kor 3,18).

Wie wunderbar ist doch dieser Brief für die, die Augen haben, um den Herrn Jesus darin zu sehen!