Die Versammlung während der Abwesenheit des Herrn

1. Mose 24

Bei unserer Erlösung hatte Gott ein zweifaches Ziel vor Augen. Zum ersten hat Er uns ewiges Leben geschenkt und uns zu Kindern Gottes gemacht. Wir gehören zu seiner Familie und dürfen Ihm, dem grossen Gott, Vater sagen. Nun möchte Er in unseren Herzen auch Zuneigungen für den Herrn Jesus wecken. An diese zweite Seite denkt Er, wenn Er die Gläubigen als Braut des Herrn Jesus sieht. In 1. Mose 24 finden wir im Vorbild die Bemühungen Gottes, um dieses Ziel mit uns zu erreichen. Leider erreicht Er es auf dieser Erde nicht mit jedem der Seinen.

Die Personen im Vorbild

Abraham ist ein Bild von Gott, dem Vater, der um eine Frau für seinen Sohn bemüht ist. – In seinem Gebet in Johannes 17 redet der Herr Jesus mehrmals von uns als denen, die der Vater Ihm gegeben habe (Joh 17,6.9.24).

Isaak stellt den Sohn vor, der da bleibt, wo er jetzt ist. – Während der Zeit der Versammlung wird der Herr Jesus nicht auf die Erde zurückkehren. Er, der als Sohn des Menschen unser Bräutigam ist, bleibt während der Dauer der jetzigen Haushaltung im Himmel (Joh 3,13; Eph 4,10; Heb 7,26).

Obwohl der Knecht Abrahams hier der Handelnde ist, wird sein Name nicht genannt. Er ist ein Bild des Heiligen Geistes, der heute eine Stellung der Abhängigkeit auf der Erde einnimmt wie einst der Herr Jesus, und nichts aus sich macht (Joh 16,13).

Von Rebekka wird mehrmals gesagt, dass sie eine Verwandte Abrahams sei. Sie stellt einen Gläubigen vor (Lk 8,21), in dem der Heilige Geist bräutliche Zuneigungen zum Herrn Jesus wecken möchte. Zum ersten Mal wird Rebekka in 1. Mose 22,23, also im Kapitel der Opferung Isaaks, erwähnt, was sicher darauf hinweist, dass der Herr Jesus uns, seine Versammlung, geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat (Eph 5,2.25).

Voraussetzungen, Zweck und Ziel

Der Tod des Herrn Jesus und seine Auferstehung (1. Mose 22), sowie die Beiseitesetzung Israels (Tod Saras; 1. Mose 23) waren Voraussetzungen, damit der Heilige Geist auf dieser Erde eine himmlische Braut für den Herrn Jesus zubereiten konnte und noch kann. Das Ziel, zu dem Er kommen möchte, ist nicht nur die Entrückung, sondern ihre völlige Gemeinschaft mit dem Herrn. Der Heilige Geist bemüht sich, jeden Gläubigen dahin zu bringen, wohin die Väter in Christus gekommen sind: Sie haben den erkannt, der von Anfang ist (1. Joh 2,13.14). Er möchte, dass auch wir uns in den himmlischen Örtern aufhalten.

Zur Erläuterung des bereits Gesagten betrachten wir einige Verse aus dem vorliegenden Kapitel etwas genauer.

Vers 7

Der Ausdruck «Gott des Himmels» charakterisiert die Zeitperiode der Gnade sehr treffend. Gott greift heute nicht mehr direkt zugunsten der Seinen ein, wie einst am Anfang der Geschichte Israels. Unsere Tage gleichen denen von Esra und Nehemia, wo Gott besonders der Gott des Himmels genannt wird. Es ist die Zeit, da Gott die Verwaltung der Erde den Nationen übergeben hat. Andererseits will dieser Ausdruck sicher auch die himmlische Bestimmung der Versammlung unterstreichen. Wir gehören dahin, wo der Herr Jesus jetzt weilt.

Vers 10

Abraham war ein sehr reicher Mann. Der Knecht konnte aber nur einen Bruchteil dieses Reichtums mitnehmen. – Der Heilige Geist hat auch nur etwas vom «Reichtum» Gottes und den Herrlichkeiten des Herrn Jesus mitgenommen, um es uns zu verkündigen (Joh 16,15). Geliebte, wir haben keine Ahnung, wie reich Gott ist und welche Herrlichkeiten wir noch zu sehen bekommen!

Verse 15-20

Diese Verse geben uns eine schöne Beschreibung Rebekkas, d.h. eines Gläubigen wie Gott ihn sieht. Sieht Er diese Qualitäten auch bei mir und bei dir?

  • Sie ist schön. – Wir, die einst zum Unedlen der Welt gehörten, auf die die Beschreibung von Römer 3,10-19 gepasst hat, sind jetzt in Christus schön für Gott (Apg 7,20; Eph 1,6). Welch ein Wechsel!
  • Sie ist eine Jungfrau. – Der Apostel Paulus wünschte die Versammlung von Korinth als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen. Auch wir gehören nur dem Herrn an. Möchten wir uns klar von der Welt trennen, um für Ihn rein zu bleiben.
  • Sie eilte, den Wunsch des Wanderers zu erfüllen – das Bild eines Gläubigen, bei dem geistliche Energie zu spüren ist (2. Pet 1,5).
  • Sie tat mehr als verlangt. – Möchten auch wir etwas von der Gnade zeigen und spüren lassen, die uns zuteilgeworden ist, und die mehr gibt, als gefordert wird (2. Tim 2,1; Heb 12,28).

So schön diese Beschreibung ist, es fehlt doch noch etwas: die bräutlichen Zuneigungen und Gefühle für Isaak. Und um diese zu wecken, kam der Knecht Abrahams.

Vers 22

Als Antwort auf ihre Hingabe bekommt Rebekka vom Knecht ein Geschenk. Geschenke des Heiligen Geistes finden wir z.B. in Römer 5,5 und 14,17.

Verse 25,31

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit der Heilige Geist einziehen und die Leitung übernehmen kann? Im Bild sind es Herberge (1. Kor 3,16), Futter, Nahrung (1. Kor 14,26) und Raum (Eph 4,30; 1. Thes 5,19). Ein schönes Bild der örtlichen Versammlung!

Verse 35-49

Da, wo der Heilige Geist Raum hat und wirken kann, entfaltet Er die herrlichsten Dinge. Er erzählt vom Reichtum Gottes und des Herrn Jesus (Vers 35; Joh 15,26). Er spricht vom Sohn der Liebe des Vaters, der in allen Dingen den Vorrang hat (Vers 36; Joh 13,3; Kol 1,13-18; Eph 1,20-23). Er stellt aber auch die Gedanken und Ratschlüsse Gottes vor und seine wunderbaren Wege (Verse 37-48). Hätten wir ahnen können, dass Gott uns vor Grundlegung der Welt für sich auserwählt hat, um dereinst als Söhne vor Ihm zu sein (Eph 1,4-14)? Ja, der Heilige Geist will uns Geheimnisse kundtun, von denen in früheren Zeitaltern nicht einmal die treuesten Glaubensmänner eine Ahnung hatten (Eph 3,4-11). Wie deutlich redet Er auch davon, dass wir die Braut des himmlischen Bräutigams sind (Verse 44 und 48; Joh 3,29; Eph 5,31.32; Off 19,7-9).

Verse 50-53

Die Zuhörer sind ganz überwältigt. Das sind auch wir, wenn wir dem Heiligen Geist zuhören dürfen und Er uns diese herrlichen Dinge entfaltet. Doch der Knecht ist noch nicht zu Ende. Wenn die Herzen sich erwärmen lassen und Ihm mit einem «Ja» antworten, zieht der Geist erst recht die Schätze seines Herrn hervor, um sie den Gläubigen zu schenken. Es sind die Herrlichkeiten des Herrn, mit denen wir uns schmücken dürfen, damit gesehen werde, welch einem reichen Bräutigam wir angehören (Gal 3,27; Eph 3,10; 2. Thes 1,11.12; 2. Kor 3,2.3; 1. Kor 6,20).

  • Silber redet von seiner Herrlichkeit als Erlöser, die Er sich erwarb, um uns zu besitzen.
  • Gold spricht von den gerechten Ansprüchen des heiligen Gottes, denen Er völlig entsprach, so dass sich Gott uns nun offenbaren kann.
  • Kleider: Dass wir uns doch in allem so verhalten möchten, wie Er!

Reden die Geschenke, die der Knecht hervorholte, nicht auch von den Gaben, die der Herr Jesus vom Himmel her seiner Versammlung gibt, damit wir zu immer völligerer Übereinstimmung mit Ihm hinwachsen mögen (Eph 4,10-13)? Sie sind ein Ausdruck seiner Liebe und seines Interesses an uns.

Vers 54

Nach dem Ja für den Herrn Jesus gibt es kein Verweilen mehr in der religiösen Welt, an einem Ort gemischter Grundsätze. Jetzt sehnen wir uns nur noch nach völliger Gemeinschaft mit Ihm (Heb 13,13; Lk 9,59-62).

Vers 55

Es gibt viele Gläubige, die alles bejahen, was der Heilige Geist enthüllt. Aber sie versuchen solche, die Ihm folgen und alle menschlichen Einrichtungen um des Herrn willen verlassen wollen, zurückzuhalten.

Vers 58

Die Braut sagt: «Ich will gehen». Die Bemühungen des Heiligen Geistes waren nicht vergeblich. Er ist zum Ziel gekommen (Ps 45,11.12; 1. Pet 1,8).

Vers 61

Nur ein einziger Vers erzählt von der Reise. Über ihre Länge schweigt das Wort. 60 Verse waren nötig, um das Herz Rebekkas für Isaak zu erwärmen. Als sie sagte: «Ich will gehen», war ihr Herz nur noch bei Isaak. Von der Reise merkte sie kaum etwas.

Wie gross sind die Bemühungen des Heiligen Geistes an unseren Herzen! Wenn Er sie für den Herrn Jesus entzünden konnte, ist es nur noch ein kleiner Schritt, um in völlige Gemeinschaft mit Ihm zu kommen.

Verse 62-67

Man hat schon gemeint, in diesen letzten Versen die Entrückung der Gläubigen zu sehen. Wenn wir aber die Verse genau lesen, wird es klar, dass es sich um die Gemeinschaft der Gläubigen mit dem Herrn Jesus während ihres Lebens auf dieser Erde handelt.

  • Der Brunnen redet von den Hilfsquellen, die wir auf dieser Erde noch so nötig haben, aber im Himmel nicht mehr brauchen.
  • Das Land des Südens ist ein dürres Land, ein Bild der jetzigen Zeit.
  • Wenn der Herr Jesus als der Morgenstern seine Versammlung zu sich entrückt, wird es Morgen sein. Hier ist es Abend – ein Hinweis, dass das Ziel mit dem Gläubigen erreicht ist.
  • Rebekka nimmt den Schleier; um nur für Isaak da zu sein. Er redet von Absonderung. Heute, wo wir in Gefahr stehen, durch vieles vom Herrn abgezogen zu werden, gilt es, abgesondert für Ihn voranzugehen (2. Kor 6,17; 2. Tim 2,21). Im Himmel gibt es nichts mehr, wovon wir uns abzusondern hätten.
  • Das Zelt ist ein Zeichen der Fremdlingschaft (Heb 11,9.13).
  • Das Zelt Saras zeigt, dass die Versammlung auf dieser Erde für den Herrn eine gewisse Kompensation für das untreue Volk Israel darstellt, das im Alten Testament oft mit einer Braut verglichen wird. Heute ist die Versammlung das Zeugnis Gottes auf dieser Erde, wie es Israel in ähnlicher Weise einst war.
  • «Sie wurde seine Frau, und er hatte sie lieb.»

Finden wir darin nicht die Gefühle und Tätigkeiten des Herrn gegenüber seiner Versammlung, wie sie uns in Epheser 5 vorgestellt werden?

«Wie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat … er nährt und pflegt es, wie auch der Christus die Versammlung.»