Ein Strom geht aus vom Paradies

1. Mose 2,10-14

Unser göttlicher Führer, der Heilige Geist, lässt im ersten Buche Mose, sozusagen im Keimzustand, die Wahrheiten an unserem Auge vorübergehen, die im übrigen Teil des Wortes zu ihrer vollen Entfaltung entwickelt worden sind und zu herrlichen Ergebnissen geführt haben.

Im ersten Kapitel erzählt Er uns in wenigen Worten die Geschichte der Erschaffung der Himmel und der Erde. Dabei zeigt Er uns gleichzeitig die grossen Linien des Planes der neuen Schöpfung Gottes, Wahrheiten, die sich durch das ganze Buch hindurch wiederfinden: die Finsternis und das Licht, der Tag und die Nacht, die Sonne und der Mond, die irdischen Wesen und die himmlischen Wesen, der Mensch und seine Frau, das Werk Gottes und die Ruhe Gottes – um nur einige der bekanntesten Wahrheiten aufzuzählen.

Nach diesem scheint Er sich im zweiten Kapitel zu beeilen, um uns wissen zu lassen, was sich Gott zum Glück des Menschen ausgedacht hat und führt uns zu einem Ort der Wonne: in das Paradies. Der Wille Gottes ist, dass der Mensch glücklich sei, das hat Er sich von Anfang an vorgesetzt, und nichts kann sich der Erfüllung der Ratschlüsse Gottes hindernd in den Weg stellen. Weder die Torheit des Menschen noch seine Sünden, noch die Macht und die List des Widersachers vermögen etwas daran zu ändern.

Nachdem wir durch sein Wort hindurch in alle seine Wege eingeführt worden sind, finden wir auf der letzten Seite seines heiligen Buches das Paradies wieder. Dort aber ist es nicht mehr das irdische, sondern das himmlische Paradies. Auch dort gibt es einen Strom und einen Baum des Lebens, aber in welch wunderbarer Weise ist die Segnung erhöht worden! Jetzt ist es der Strom der Gnade, dessen Wasser das Leben mitteilen, sie können nicht verunreinigt werden, denn diese Wasser sind sozusagen zu einer vollkommenen Reinheit, wie zu Kristall verdichtet. Ihre Quelle kann nie vertrocknen, denn sie kommen aus dem Thron Gottes und des Lammes hervor. Der Baum des Lebens, in seiner ganzen Herrlichkeit, nährt die glücklichen Bewohner dieses heiligen Ortes mit seinen Früchten, und seine immergrünen Blätter heilen sie von allem Übel, das die Sünde in die Welt gebracht hat Wie sollte es uns nicht zur Anbetung stimmen, wenn wir diese letzten Worte Gottes lesen! Da gibt es kein stürmisches Meer, keine Nacht, keine Tränen mehr!

Aber kommen wir auf unser zweites Kapitel im ersten Buch Mose zurück. Dort geht der Strom, der Fruchtbarkeit verbreitet und die Fluren tränkt, aus dem Garten Eden hervor, dem Ort der Wonne Gottes: Dort ist seine Quelle. Er ist das eindrückliche Bild einer noch kostbareren Quelle, die für uns dem Heiligtum entspringt, vom Himmel selbst ausgeht und deren lebendige Wasser überall Gnade, Leben und Segen verbreiten, es sind Wasser, die alle Orte, zu denen sie gelangen, fruchtbar machen. Dieser Strom bewässert zuerst den Garten, aber seine Segnung beschränkt sich nicht nur auf das himmlische Paradies, sie breitet sich an allen Orten auf der Erde aus. Der Strom von Eden kam aus dem Garten und von da teilte er sich und wurde zu vier Flüssen. Wenn wir uns zum Neuen Testament wenden, finden wir gleichsam den Strom wieder. Hier ist es ein Strom, dessen Wasser aus dem Heiligtum kommen und auf die Erde fliessen, um eine ausgetrocknete Erde zu bewässern und fruchtbar zu machen. Wie oft haben sich die Pilger, die zum Himmel wandern, an das Ufer des Stromes gesetzt und in langen Zügen von den Wassern der Gnade getrunken, die uns die vier Evangelien bringen! Sind sie nicht die vier Flüsse des Stromes, der den Himmel selbst erfreut? Seine Wasser erschöpfen sich nie: Sie breiten sich auf der ganzen Erde aus, und schliesslich verlieren sie sich im Ozean einer Liebe, deren Ufer und deren Tiefe uns unbekannt sind.

Der erste Fluss des Stromes am Anfang der Bibel heisst Pison, dieser ist es, der das ganze Land Hawila umfliesst, wo das Gold ist. Wie sagt doch das Wort «umfliesst» so viel! Erinnert uns dies nicht an die Gnade Gottes, die uns vor ewigen Zeiten in Christus Jesus gegeben worden, und die gekommen ist, um den Menschen zu umgeben, als er im Elend war, um ihm das Leben und die Glückseligkeit zu bringen? Welche Reichtümer sind an diesem Strom! Da ist Gold zu finden. Das Gold stellt immer die göttliche Gerechtigkeit dar. Das vergängliche Gold dieser Welt hat wenig, sehr wenig Wert im Vergleich zu dieser Gerechtigkeit, die Gott dem Schuldigen umsonst gibt, ohne jede Bezahlung. Ja, das Gold dieses Landes ist gut! Dort ist auch das Bdellion und der Stein Onyx. Das Bdellion wird nur hier und in 4 Mose 11,7 erwähnt, wo uns gesagt wird, dass das Manna das Ansehen des Bdellion hatte. Die Gnade bringt uns im Wort nicht nur das Leben, die Gerechtigkeit und das Wasser, das unsere Seelen stillt, sondern auch das Brot des Himmels, das sie nährt. Ein Christus, der vom Himmel herabgekommen ist, ist das Brot des Lebens, das, besser als das Manna, die Wanderer sättigt, die durch die Wüste reisen. Schliesslich wurden zwei Onyxsteine in Einfassungen von Gold auf die Schulterstücke des Hohenpriesters befestigt, und auf diese beiden Steine waren die Namen der zwölf Söhne Israels gestochen (2. Mo 28,9). Ein Bild von Christus, der auf seinen starken Schultern solch arme, schwache und oft so müde Wesen, wie wir sind, in die Gegenwart Gottes bringt. Das sind kostbare Wahrheiten, die ihre volle Erfüllung in der Person Jesu, im Messias, finden, dessen Kommen uns das Evangelium nach Matthäus vorstellt. Sie sind gewissermassen der erste Fluss des grossen Stromes der Gnade. In Ihm findet sich die volle Erfüllung der Verheissungen, von denen Mose und die Propheten geredet haben.

Der zweite Fluss ist der Gihon; auch er umfliesst. Er macht das Land Kusch fruchtbar. Kusch oder Äthiopien ist das Bild der Welt in ihrer Dunkelheit, in ihrem Elend. Das Wort der Gnade ist zu einem solchen Ort gedrungen, um dort Jesus, den heiligen Knecht Gottes bekannt zu machen, der alles erfüllt hat, was der Vater Ihm zum Heil des Menschen zu tun gab. Es war die Gnade Gottes, die ihn in seinem Elend auf diese Weise umgab, um ihm das Heil, das ewige Leben, die Vergebung, die Freude, den Frieden zu bringen. Die Wasser dieses wunderbaren Flusses haben überall die Segnungen verbreitet, die sich aus dem Werk des Heilandes ergeben.

Der Name des dritten Flusses ist Hiddekel, dieser ist es, der vor Assyrien fliesst, so, wie die wunderbare Gnade Gottes zu den Nationen ausgeht, zu einer feindlichen, bösen und grausamen Welt, um den heiligen Menschen bekannt zu machen, der für die Vergehungen des Glaubenden gestorben und zu seiner Rechtfertigung auferstanden ist. Es ist das Evangelium, das weit hinausgeht zu denen, die keine Verheissungen hatten, das Evangelium, dessen mächtige Stimme zu den Ohren aller Menschen dringt, bis an das Ende der Erde.

Der vierte Fluss ist der Phrath (oder Euphrat). Von ihm wird weiter nichts gesagt, aber anderswo wird bezeugt, dass es der grosse Strom ist (Jos 1,4). Ist nicht das letzte Evangelium mit diesem grossen Strome vergleichbar? Füllen seine Wasser nicht die Erde mit ihren Segnungen? Wir finden darin überall das Wort: die Welt. Alle Menschen werden darin auf denselben Boden gestellt, die Gnade überströmt nach allen Seiten hin. «Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fliessen (Joh 7,37.38). Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten; wer irgend aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt» (Joh 4,13.14).

Pison und Gihon sind verschwunden, niemand weiss, was aus ihnen geworden ist, die Wasser des Euphrat werden bald versiegen, aber die Wasser des Stromes, der aus dem Heiligtum fliesst, können nicht vertrocknen, sie fliessen auf ewig. Es sind wunderbare Wasser: Nachdem sie auf die Erde herabgekommen sind und sie fruchtbar gemacht haben, steigen sie wieder zum Himmel empor, zu der Quelle, von der sie ausgegangen sind.