Abigail

Bevor David rechtmässiger König über Israel wurde, musste er, obwohl bereits zum König gesalbt, als armer Flüchtling ständig vor den Nachstellungen Sauls fliehen. In jener Zeit seiner Verwerfung gab es verschiedene Leute, die zu ihm hielten, weil sie wussten und anerkannten, dass Gott ihn zum König bestimmt hatte. Das bedeutete aber, Verfolgung, Not und Entbehrung mit dem Anführer zu teilen. Es war kein einfaches Leben.

Mit dem Tod Sauls änderte sich jedoch alles. Nachdem David offiziell als König eingesetzt worden war, gehörten die, welche die Verwerfung mit ihm geteilt hatten, zu den Geehrten des herrschenden Königs.

Zu den Anhängern Davids zählte auch Abigail, die Frau Nabals, die später, nachdem ihr Mann gestorben war, sogar Ehefrau von David wurde.

David ist ein Bild vom Herrn Jesus, der als rechtmässiger König gekreuzigt wurde und heute noch der Verworfene und Verachtete in dieser Welt ist. Alle, die Ihn als persönlichen Heiland kennen gelernt haben, sind aufgerufen, Ihm als seine Jünger nachzufolgen. Und so, wie es nicht einfach war, sich zur Zeit von König Saul auf die Seite Davids zu stellen, so ist es heute nicht immer leicht, in dieser Welt dem verachteten Jesus nachzufolgen und sich bewusst auf seine Seite zu stellen. Aber es lohnt sich.

Bei Abigail finden wir manchen Hinweis, den wir auf unsere Nachfolge anwenden können.

Als erstes wollen wir festhalten, dass alle Gläubigen zur Jüngerschaft aufgerufen sind, Männer und Frauen! Niemand denke, Nachfolge sei nur etwas für bewährte Männer des Glaubens. Wir alle sind gefordert.

Bekehrung

Am Anfang eines Lebens mit dem Herrn Jesus steht die Errettung. Dazu gehören die Buße über die begangenen Sünden und die Kehrtwendung gegenüber dem bisherigen Leben im Eigenwillen, wo man sich nicht um Gott kümmerte, sowie der Glaube an den Herrn Jesus und sein Erlösungswerk. Wir finden bei Abigail einen entsprechenden Hinweis in ihrer Schuldanerkennung vor David: «Sie fiel ihm zu Füssen und sprach: Auf mir , mein Herr, sei die Schuld!» (1. Sam 25,23.24).

Entscheidung zur Nachfolge

Nachdem Gott Nabal, Abigails Mann, geschlagen hatte und er gestorben war, lesen wir in 1. Samuel 25,39-42: «Und als David hörte, dass Nabal gestorben war, sprach er: Gepriesen sei der HERR, der den Rechtsstreit meiner Schmach vonseiten Nabals geführt und seinen Knecht vom Bösen abgehalten hat! Und die Bosheit Nabals hat der HERR auf seinen Kopf zurückkehren lassen. Und David sandte hin und warb um Abigail, um sie sich zur Frau zu nehmen. Und die Knechte Davids kamen zu Abigail nach Karmel; und sie redeten zu ihr und sprachen: David hat uns zu dir gesandt, um dich zu seiner Frau zu nehmen. Da stand sie auf und beugte sich nieder, das Gesicht zur Erde, und sprach: Siehe, deine Magd als Dienerin, um die Füsse der Knechte meines Herrn zu waschen. Und Abigail machte sich schnell auf und bestieg einen Esel, sie und ihre fünf Mägde, die ihrem Fuss folgten; und sie zog den Boten Davids nach, und sie wurde seine Frau.»

So wie Abigail von ihrem bösen Mann befreit worden ist, sind wir von der Sünde, der Welt und dem Gesetz befreit worden, um Gott allein anzugehören (Röm 6,22; 7,4; Gal 1,4; 6,14).

Damals warb David um Abigail. Heute «wirbt» der Herr Jesus um jeden, den Er erlöst hat. Er möchte uns zu seinen Nachfolgern machen. Er zwingt zwar keinen, aber Er fordert dich und mich auf: «Folge du mir nach.» In Lukas 9,57-62 wird anhand von drei Personen, die mit der Frage der Nachfolge des Herrn konfrontiert wurden, die Problematik der Jüngerschaft aufgezeigt:

  • Ein Jünger des Herrn hat in der gegenwärtigen Zeit keine äusserlichen Vorteile auf der Erde zu erwarten
  • Der Meister beansprucht den ersten Platz in unserem Leben. Er kommt immer zuerst
  • Ein Jünger des Herrn sollte keine Vorbehalte machen; er kann keine Bedingungen stellen. Der Herr möchte unsere kompromisslose Übergabe an Ihn

Abigail wusste, dass David von Gott zum König gesalbt worden war (1. Sam 25,30). Nun reagierte sie auf seine Werbung mit einer klaren Entscheidung. Sie wartete nicht ab, um zu sehen, wie sich die Dinge entwickeln würden. Sie glich nicht den zahlreichen Gläubigen, die zuerst noch etwas von der Welt geniessen möchten, bevor sie dem Herrn Jesus völlig nachfolgen wollen.

Die demütige Gesinnung Abigails ist ergreifend. Sie, die reiche Gutsbesitzerin, war bereit, die Füsse der Knechte Davids zu waschen, d.h. eine Sklavenarbeit zu verrichten. In diesem Sinn ist heute noch die Unterwerfung unter den Meister ein Kennzeichen des Jüngers. Sofort nach seiner Bekehrung fragte Saulus von Tarsus: «Was soll ich tun, Herr?» (Apg 22,10).

Abigail machte sich sofort auf den Weg. Sie wollte nicht zuerst noch Verschiedenes erledigen, was sie sich vorgenommen hatte. Man trifft immer wieder Gläubige, die schon seit einiger Zeit bekehrt sind, aber zögern, sich taufen zu lassen, um damit öffentlich zu bezeugen, dass sie dem Herrn nachfolgen möchten. Worauf warten sie wohl? Haben sie vielleicht Angst, mit einem ganzen Ja zu ihrem Heiland und Herrn im Leben etwas zu verpassen?

Das Leben mit dem Verstossenen

Von nun an teilte Abigail das Flüchtlingsleben mit David. Wenn er und die Seinen erwähnt werden, wird jetzt auch Abigail genannt (z.B. 1. Sam 27,2.3). Dieses Leben brachte Verzicht und Verachtung mit sich. Dafür lebte sie an der Seite dessen, der König werden würde. – So hat ein entschiedener Nachfolger des Herrn Jesus in dieser Welt vielleicht zu leiden, er wird benachteiligt, belächelt, links liegengelassen. Aber er steht auf der Seite Dessen, dem alles gehört und der bald in Herrlichkeit mit den Seinen erscheinen wird.

In was für einer Gesellschaft befand sich Abigail bei David? Es war nicht die Elite des Volkes, die sich auf die Seite des verfolgten David stellte (vgl. 1. Sam 22,2). Aber alle setzten ihr Vertrauen auf ihn. Interessanterweise findet man viele von ihnen später in der Liste der Helden Davids wieder. Was bei diesen Leuten zählte, waren nicht äussere Vorzüge, sondern ihre Herzenshaltung zu David und ihre Entschiedenheit, sich für ihn einzusetzen (z.B. 2. Sam 23,15-17). – Die meisten von denen, die heute zu den Auserwählten Gottes zählen, werden von der Welt als die Unedlen, Törichten, Schwachen und Verachteten betrachtet. Aber das spielt beim Herrn keine Rolle. Er sieht auf unser Herz. Oh, Er freut sich, wenn wir unser ganzes Vertrauen auf Ihn setzen und Ihm wirklich in jeder Hinsicht den ersten Platz geben.

Gefangennahme und Befreiung

(1. Sam 30,3.18)

Abigail musste erfahren, dass das Leben mit David nicht nur beschwerlich war, sondern sogar Leiden mit sich brachte. Als die Amalekiter über Ziklag herfielen, wurde auch sie gefangen genommen.

Jünger des Herrn erfahren auch heute noch die Feindschaft der Welt. Viele, die sich klar zum Herrn Jesus bekennen, werden benachteiligt. Entschiedene Gläubige müssen erleben, dass Freunde zu Feinden werden.

Aber so, wie Abigail die Rettung durch David erfuhr, dürfen auch wir die Hilfe des Herrn erleben. Er vermag uns entweder aus notvollen Situationen zu befreien oder dann hindurchzutragen. Auf jeden Fall wollen wir uns durch negative Erfahrungen in der Welt und mit der Welt nicht mutlos machen, bedrücken oder ängstigen lassen.

Am Ziel

In 2. Samuel 2,2-4 wird uns berichtet, was nach dem Tod Sauls geschah. David wurde in Hebron zum König gesalbt. Alle, die das Flüchtlingsleben mit David geteilt hatten, erlebten diese Krönung aus nächster Nähe mit. Abigail stand nun an der Seite des rechtmässigen, vom Volk anerkannten Königs.

Ganz ähnlich sieht das Ziel unserer Nachfolge aus. Wir werden die Herrlichkeit mit Dem teilen, dessen Jünger wir waren. 2. Thessalonicher 1,10 besagt sogar, dass wir einen Teil seiner Herrlichkeit ausmachen dürfen: «Wenn er kommt, um an jenem Tag verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert zu werden in allen denen, die geglaubt haben.» An jenem Tag wird es auch Lohn geben für jede Treue, die Er in unserem Leben gefunden hat. «Jesus sprach: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verlassen hat um meinet- und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfach empfängt, jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker unter Verfolgungen, und in dem kommenden Zeitalter ewiges Leben» (Mk 10,29.30). Hundertfältig werden wir empfangen! Möge das Beispiel Abigails uns ermuntern, unserem Herrn von ganzem Herzen in Treue nachzufolgen.