Fürchte dich nicht!

1. Mose 15,1-6

Die göttliche Ermunterung «Fürchte dich nicht» finden wir durch die ganze Bibel hindurch. Gott, der HERR, ruft es bei verschiedenen Gelegenheiten den Glaubenden des Alten Testaments zu. Im Neuen ist es der Herr Jesus, der die Seinen mit den gleichen Worten ermuntert. Diese Trostworte gelten auch uns.

Das erste «Fürchte dich nicht» in der Bibel richtete Gott an Abraham, nachdem dieser seinen Neffen Lot befreit hatte und siegreich aus der Schlacht gegen König Kedorlaomer und sein Heer zurückgekehrt war. Auf dem Rückweg hatte er die Stärkung und den Segen Gottes durch Melchisedek, den König von Salem, erfahren dürfen. Als der König von Sodom ihm die ganze Beute überlassen und nur die befreiten Menschen zurückhaben wollte, lehnte Abraham das Angebot der Welt entschieden ab. Er erklärte: «Ich hebe meine Hand auf zu dem HERRN, zu Gott, dem Höchsten, der Himmel und Erde besitzt: Wenn vom Faden bis zum Schuhriemen, ja, wenn ich irgendetwas nehme von dem, was dein ist! – damit du nicht sagst: Ich habe Abram reich gemacht» (1. Mose 14,22.23).

Nach dieser klaren und entschiedenen Haltung Abrahams erging in 1. Mose 15,1 das Wort des HERRN an ihn: «Fürchte dich nicht.»

Gottes Zusagen

«Fürchte dich nicht, Abram; ich bin dir ein Schild, dein sehr grosser Lohn.» So lautete Gottes Antwort auf Abrahams Trennung von der Welt. Er durfte ruhig werden, denn der HERR selbst wollte ihn vor allfälligen Angriffen schützen und ihm dabei viel mehr sein und geben, als der König von Sodom ihm anbieten konnte.

In der Anwendung auf uns wollen wir festhalten: Wir können nicht zu weit gehen, wenn wir uns klar und entschieden auf die Seite des Herrn Jesus stellen und das Angebot der Welt, sich mit ihr zu verbinden, ausschlagen. Der Herr selbst will unsere so leicht beunruhigten Herzen still machen. Er schützt uns, wenn wir uns zu Ihm bekennen. Bei Ihm sind wir geborgen (Ps 91,1). Zudem will Er uns mehr als entschädigen, wenn wir das Angebot der Welt ablehnen. Wir werden nicht zu kurz kommen (Röm 8,31-35).

Abrahams Reaktion

Gottes wunderbare Zusage ermutigte Abraham, das grösste Verlangen seines Herzens vor Gott auszusprechen: Sara und er waren immer noch kinderlos. Er sagte seinem Gott auch, wie er die Sache mit seinem Erbe lösen wollte (V. 2.3).

Der Gott Abrahams ist auch unser Gott. In der Welt, die wir durchschreiten müssen, ist Er unser Schild. Er will uns vor ihr und ihren Angriffen beschützen, so dass wir mit innerer Ruhe den Weg des Glaubens gehen können. Er ist aber auch unser grosser Lohn. Sind wir nicht reich in Bezug auf Gott? So dürfen wir Ihm wie Abraham mit Zuversicht und festem Vertrauen unsere Sorgen und unlösbaren Probleme, aber auch die grössten Bitten unserer Herzen vorstellen. Wie Er Abraham nicht ohne Antwort liess, so wird Er auch uns nicht im Ungewissen lassen.

Gottes Antwort

Wie lautete Gottes Antwort auf die Frage Abrahams? Er bestätigte und konkretisierte das, was Er ihm bereits früher verheissen hatte (Kap. 12,2; 13,15.16). Sein Erbe würde sein eigener leiblicher Sohn sein. Doch das war nur ein Teil der göttlichen Antwort.

Nun führte der HERR den Patriarchen zum Zelt hinaus und wies ihn an: «Blicke doch zum Himmel und zähle die Sterne, wenn du sie zählen kannst!» Dann fügte Er hinzu: «So wird deine Nachkommenschaft sein!» (V. 5). Diese Antwort ging weit über das hinaus, was Abraham beschäftigte und was er Gott vorstellte. Mit dem Hinweis auf die Sterne, die nur Gott zählen kann (Ps 147,4), ging Gott über die leibliche Nachkommenschaft Abrahams hinaus. Der HERR spricht hier vom himmlischen Volk Gottes, das alle Glaubenden der Gnadenzeit umfasst. Das wird im Neuen Testament bestätigt, wo Abraham als Vater aller Glaubenden bezeichnet wird und die Gläubigen seine Söhne genannt werden (Röm 4,16; Gal 3,7).

Auch uns muss der Herr manchmal aus dem Zelt hinausführen, d.h. aus der Enge unserer Gedankengänge, in denen wir gefangen sind und wo wir keinen Ausweg sehen. Es muss uns bewusst werden, dass Gottes Möglichkeiten unsere Vorstellungen bei weitem übersteigen.

Wenn Er uns so von den eigenen Überlegungen ablenken kann, fordert Er uns auf, zu Ihm in der Herrlichkeit aufzublicken. Das wirkt befreiend. Wir sehen dann nicht mehr auf uns und unsere begrenzten Möglichkeiten, sondern auf den grossen Gott, der unser liebender Vater ist. Und wo finden wir seine Antwort? Er spricht zu uns nicht so, wie Er mit Abraham durch ein Gesicht redete. Er tut es durch sein geschriebenes Wort. Natürlich finden wir in der Bibel nicht immer konkrete Hinweise für unser spezielles Problem. Aber wir finden darin Gottes herrliche Zusagen, seine unumstösslichen Verheissungen, seine Garantien für unseren Glauben und Sicherheit im Blick auf das Erreichen des himmlischen Ziels.

Glauben wie Abraham

Von Abraham heisst es im nächsten Vers: «Er glaubte dem HERRN» (V. 6). Da gibt es kein Wenn und kein Aber, keine Zweifel, sondern nur das einfache, aber feste Vertrauen auf das, was der HERR ihm gesagt hatte.

Das darf auch unsere Haltung gegenüber Gott und den Zusagen sein, die wir in seinem Wort finden. Vielleicht wissen und verstehen wir nicht, wie die Lösung zustande kommen soll. Abraham wusste es auch nicht. Trotzdem glaubte er Gott.

Ein solches Glaubensvertrauen – ob es nun der Glaube Abrahams oder unser Glaube ist – ehrt Gott. Er wird es nicht unbelohnt lassen. Im Blick auf Abraham heisst es, dass der HERR es ihm zur Gerechtigkeit rechnete (Röm 4,3.9; Gal 3,6). Wenn wir – ermuntert durch den Glauben Abrahams – Tag für Tag mit festem Gottvertrauen unseren Glaubensweg gehen, werden wir erfahren, dass Gott dies wertschätzt und belohnt.