Frei gemacht – wozu?

Römer 8,9-17

In Römer 8,1-8 finden wir, wovon wir frei gemacht sind. Doch wenn Gott uns in Christus befreit, dann hat Er ein Ziel für uns im Sinn. Gottes Werk an und in uns ist ein herrliches Werk. Nach dem Reichtum seiner Gnade hat Er sich uns zugewandt, um unseren Bedürfnissen als verlorenen Sündern zu begegnen. Doch in der Herrlichkeit seiner Gnade hat Er uns weit mehr gegeben: Nach dem, was in seinem Herzen ist, hat Er uns in eine wunderbare Stellung gebracht. Davon sehen wir etwas in Römer 8,9-17, wo Gottes Wort uns zeigt, wozu wir frei gemacht sind.

Frei gemacht, um neues Leben zu haben

«Ihr aber seid nicht im Fleisch, sondern im Geist» (V. 9).

Wer frei gemacht ist, ist nicht mehr im Fleisch, sondern im Geist. Seine Beziehung zu Gott ist nicht mehr durch das Fleisch, sondern durch den Geist gekennzeichnet. Er ist mit Christus gestorben (der Sünde, dem Teufel und der Welt) und hat neues Leben bekommen. Dieses Leben ist ihm durch den Heiligen Geist mitgeteilt worden.

Schon in Johannes 3 erklärt der Herr Jesus dem Juden Nikodemus, dass die Neugeburt eine Geburt aus Wasser und Geist ist. Er erläutert weiter, dass das, was aus dem Geist geboren ist, Geist ist (Joh 3,6). Das erklärt Er an jener Stelle ganz allgemein in Bezug auf die neue Geburt. Einige Verse weiter spricht Er darüber hinaus davon, dass Er gekommen ist, um himmlische Dinge zu zeigen und ewiges Leben zu geben.

In Johannes 20 tritt Er als der Auferstandene in die Mitte der Jünger. Nach seinem zweimaligen Gruss «Friede euch» haucht Er in sie und sagt: «Empfangt Heiligen Geist.» Das bedeutet nicht, dass damals Gott, der Heilige Geist, schon gekommen wäre, um Wohnung auf dieser Erde zu machen. Dazu musste der Herr Jesus, der Sohn Gottes, erst in den Himmel zurückkehren. Es bedeutet aber, dass Er neues Leben mitteilt – Auferstehungsleben. So wie Gott in Adam gehaucht hatte und dieser eine lebendige Seele geworden war, so teilt der Herr Jesus in Johannes 20 Auferstehungsleben mit.

Das macht uns klar, dass die Bedeutung von «im Geist sein» einfach die ist, dass wir neues Leben haben. Dadurch sind wir in eine neue Beziehung zu Gott gekommen. Dazu hat Gott uns frei gemacht.

Frei gemacht, um den Heiligen Geist wohnend in uns zu haben

«Ihr aber seid … im Geist, wenn nämlich Gottes Geist in euch wohnt. Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein» (V. 9).

Paulus fährt weiter fort und teilt uns mit, dass der Geist Gottes in uns wohnt. Auch dazu sind wir befreit: um die Wohnstätte für Gott, den Heiligen Geist, zu sein.

Die Formulierung «wenn nämlich Gottes Geist in euch wohnt» stellt die Tatsache, dass der Heilige Geist im Gläubigen wohnt, keineswegs infrage. Aus Gottes Wort wissen wir fest und bestimmt: Wer das Wort der Wahrheit, das Evangelium des Heils, hört und glaubt, wird mit dem Heiligen Geist versiegelt (Eph 1,13). Gott drückt sein Siegel auf den Glaubenden. Er dokumentiert: Du bist mein. Der Heilige Geist wohnt im Gläubigen und wird in Ewigkeit bei ihm sein (Joh 14,16). Das ist von Gott bestätigte Wirklichkeit, an der es keinen Zweifel gibt.

Hier in Römer 8 geht es um folgende Linie der Gedanken: Wenn der Geist Gottes in euch wohnt, seid ihr nicht im Fleisch, sondern im Geist. Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein. Er ist nicht im Geist, sondern im Fleisch. Wer im Geist ist, hat den Geist Gottes in sich wohnend. Er ist ein Eigentum des Herrn Jesus. Er hat neues Leben und dieses Leben regt sich. Es wird sichtbar werden. Wenn allerdings gar nichts von diesem Leben sichtbar wird, dann ist das Leben wohl gar nicht vorhanden. Das ist die ernste Aussage dieses Verses.

Halten wir es dankbar fest, dass wir auch deshalb frei gemacht sind, damit unser Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist. Wunderbare Tatsache, dass Gott, der Heilige Geist, in uns wohnt!

Frei gemacht, um Christus zu offenbaren

«Wenn aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot der Sünde wegen, der Geist aber Leben der Gerechtigkeit wegen» (V. 10).

Der nächste Vers setzt den Gedanken von Vers 9 fort. Die ernste Aussage von Vers 9 war, dass da, wo vom neuen Leben gar nichts sichtbar ist, die Frage gestellt werden muss, ob überhaupt Leben vorhanden ist.

Doch da, wo Leben vorhanden ist, wird Christus sichtbar. Wenn Er in uns ist, dann wird in unserem praktischen Leben auch etwas von Ihm gesehen. Auch dazu sind wir frei gemacht: um Christus zu offenbaren, um seine Tugenden zu verkündigen.

Der Leib ist zwar tot, der Sünde wegen, d.h. unser Körper ist das Gefäss, in dem die Sünde wohnt und wirkt. Wir sollen uns der Sünde für tot halten, denn wir sind mit Christus gestorben. Aber der Geist ist Leben. Der Heilige Geist, der in uns wohnt, wirkt an unserem Geist. Unser Geist ist Leben. Das ist Gottes Werk an uns. Er schenkt uns einen erneuerten Geist, einen Geist, der Leben ist. So wohnt einerseits der Heilige Geist in uns, und anderseits haben wir einen erneuerten Geist. Das sind die von Gott geschenkten Voraussetzungen, um in unserem Leben hier auf der Erde Christus zu offenbaren. Wenn wir auch noch in Schwachheit sind und den Körper der Niedrigkeit mit all seinen Nöten und Schwächen haben, so können wir doch Christus offenbaren. Auch dazu sind wir frei gemacht.

Frei gemacht, um einen Herrlichkeitsleib zu bekommen

«Wenn aber der Geist dessen, der Jesus aus den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus aus den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen wegen seines in euch wohnenden Geistes» (V. 11).

Aber es geht noch weiter. Wenn der Heilige Geist in uns wohnt, dann wissen wir, dass auch unser sterblicher Leib einmal lebendig gemacht werden wird. Gott, der Christus aus den Toten auferweckt hat, wird auch uns einen Herrlichkeitsleib geben. Die Entschlafenen in Christus werden in Unverweslichkeit auferweckt werden, und die Glaubenden, die beim Kommen des Herrn Jesus für die Seinen auf der Erde leben, werden verwandelt werden. Der Heilige Geist, der in uns wohnt, ist die Garantie dafür. Wir sind auf den Tag der Erlösung versiegelt (Eph 4,30). Auch dazu sind wir frei gemacht. Wir werden einmal den vollen Umfang dieser Befreiung erleben und geniessen, nämlich dann, wenn auch unser sterblicher Leib frei gemacht ist und wir einen Herrlichkeitsleib haben. Wunderbare Zukunft an der Seite des Herrn Jesus, der wir entgegengehen!

Frei gemacht, um Gott wohlgefällig zu leben

«So denn, Brüder, sind wir Schuldner, nicht dem Fleisch, um nach dem Fleisch zu leben, denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben; wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes tötet, so werdet ihr leben» (V. 12.13).

Mit Vers 12 kehren wir zum täglichen Leben hier auf der Erde zurück. Es wird deutlich gemacht, dass wir keine Verpflichtung haben, um dem Fleisch zu leben. Im Gegenteil – wir sind frei gemacht, um Gott wohlgefällig zu leben. Dabei geht es aber nicht darum, eine Schuld zu begleichen, denn das hat Christus am Kreuz auf Golgatha getan. Aber als Frei gemachte dürfen wir zur Ehre Gottes leben, der so viel für uns getan hat.

Wir leben nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist. Weil die Gesinnung des Fleisches der Tod ist, führt das Leben nach dem Fleisch dazu, dass wir sterben. Wenn wir so leben, verlieren wir den praktischen Genuss der Gemeinschaft mit Gott und begeben uns auf einen Weg, der grundsätzlich ins Verderben führt.

Stattdessen dürfen wir durch den Geist die Handlungen des Leibes töten. Wir sollen in der Kraft des Geistes gegen jeden Auswuchs des Fleisches vorgehen. Immer dann, wenn das Fleisch sich regen und Sünde in unserem Leben hervorbringen will, können wir in der Kraft des Geistes diese Regungen im Keim ersticken. Die Triebe, die die Sünde hervorbringen will, sollen wir abtöten, sobald sie hervorbrechen wollen (vgl. Kol 3,5). Dann werden wir leben, d.h. im praktischen Leben die Gemeinschaft mit Gott geniessen und auf dem Weg, der zum Leben führt, vorangehen.

Dazu sind wir frei gemacht: um durch den Geist die Handlungen des Leibes zu töten, um die Gemeinschaft mit Gott zu geniessen und um durch den Geist Gottes geleitet zu werden. Das sind die Kennzeichen eines glücklichen Christenlebens hier auf der Erde.

Frei gemacht, um Söhne Gottes zu sein

«Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes» (V. 14).

Wer durch den Geist Gottes lebt, kennt und geniesst die Tatsache, ein Sohn von Gott zu sein. Ein Sohn interessiert sich für die Gedanken des Vaters und hat Verständnis dafür. Er freut sich über das, worüber der Vater sich freut, und er hat ein Verlangen, das zu kennen, was dem Vater gehört. Anderseits ist ein Sohn auch in der Lage, im Sinn des Vaters zu entscheiden und den Vater zu vertreten. Das sind Kennzeichen, die wir als Söhne Gottes tragen dürfen. Der Heilige Geist möchte uns dahin bringen, die Gedanken des Vaters zu kennen und zu verstehen. Dann dürfen wir auf der Erde als Söhne Gottes die Gedanken des Vaters ausleben und verwirklichen. So werden wir auch als Söhne Gottes erkannt werden.

Ist es nicht erstaunlich, dass dem allmächtigen Gott daran liegt, seine Gedanken mit Menschen zu teilen, die einmal Sünder waren? Um das zu ermöglichen, musste Er uns frei machen, und Er war bereit, das dazu Nötige zu tun. Wie sehr wird unser Gott sich freuen, wenn Er in unserem Leben eine Antwort auf seinen Wunsch findet, wenn Er sieht, dass wir in seine Gedanken eingehen! Den Weg, auf dem das möglich ist, haben wir gesehen: durch den Geist die Handlungen des Leibes töten und vom Geist geleitet leben.

Frei gemacht, um freien Zugang zu Gott zu haben

«Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, wiederum zur Furcht, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!» (V. 15).

Als Söhne und Kinder Gottes haben wir jederzeit freien Zugang zu Gott. Das ist grundsätzlich wahr, da wir für die Gegenwart Gottes passend gemacht sind. Damit wir es im täglichen Leben verstehen und praktizieren können, hat Gott uns einen Geist der Sohnschaft gegeben. Es ist nicht ein Geist der Knechtschaft, in dem wir wieder Furcht und Scheu vor Gott haben, sondern ein Geist der Sohnschaft, in dem wir Freimütigkeit haben, Gott zu nahen.

Wenn die Bibel hier von einem Geist der Sohnschaft spricht, dann ist damit eine Geisteshaltung des freien Zugangs zu Gott gemeint. In Vers 9 sahen wir, dass der Geist Gottes – Gott, der Heilige Geist – in uns wohnt. In Vers 10 wurde erklärt, dass wir selbst einen erneuerten Geist haben. Jetzt lernen wir, dass der Geist Gottes in uns wirkt, um uns eine Lebenseinstellung zu schenken, in der wir keine Furcht haben, vor den heiligen und lebendigen Gott zu treten, der im Herrn Jesus unser Vater geworden ist. In 2. Timotheus 1,7 bewirkt der Geist Gottes in uns eine Geisteshaltung der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. In Römer 8,15 bewirkt Er eine Geisteshaltung des freien Zugangs zu Gott, was der Geisteshaltung eines Sohnes entspricht. Wir dürfen diesen Zugang zu unserem Gott benutzen, um Ihm unsere Nöte und Anliegen zu bringen, aber auch um einfach «bei Ihm» zu sein oder Ihn anzubeten (Heb 4,16; 10,19 ff.).

Frei gemacht, um Kinder Gottes zu sein

«Der Geist selbst bezeugt mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind» (V. 16).

Der Geist Gottes, der in uns wohnt, leitet uns also und lässt uns als Söhne Gottes über diese Erde gehen. Aber derselbe Geist bezeugt auch mit unserem eigenen Geist und lässt uns völlig überzeugt davon sein, dass wir Kinder Gottes sind. Solche kennen Gott als ihren Vater und wissen, dass sie untrennbar mit Ihm verbunden sind. Sie leben im Bewusstsein seiner Liebe und geniessen sie. Sie haben auch eine Antwort darauf: Sie lieben Gott. So sind sie überzeugt davon, dass alles, was ihnen begegnet, nur zu ihrem Besten dient (V. 28). Und dass es nichts gibt, das sie von der Liebe Gottes trennen könnte (V. 39). Wie ein Kind die Nähe des Vaters sucht und in Einfachheit des Herzens davon überzeugt ist, dass der Vater alles vermag, so dürfen wir als Kinder Gottes in der Gemeinschaft mit Gott ruhen und die Gewissheit haben, dass Ihm nichts entgleitet. Gott, der im Herrn Jesus unser Vater ist, ist zugleich der allmächtige und ewige Gott. Mit Ihm dürfen wir verbunden sein und im Meer göttlicher Liebe Ruhe finden. Welche Sicherheit, welche Ruhe, welches Vertrauen, welch ein Genuss!

Frei gemacht, um Miterben Christi zu sein

«Wenn aber Kinder, so auch Erben – Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir nämlich mitleiden, damit wir auch mitverherrlicht werden» (V. 17).

Wir sind frei gemacht, um Söhne und Kinder Gottes zu sein. Doch wenn wir seine Kinder sind, dann sind wir zwangsläufig auch Erben Gottes. Da der Herr Jesus als Mensch der Haupterbe ist, sind wir als Erben Gottes seine Miterben. Er wird mit uns das Erbe teilen. Wer hätte das gedacht! Solche, die unter dem Urteil Gottes standen und seiner Ausführung entgegengingen, sind jetzt frei gemacht von dieser Verdammnis, um Erben Gottes und Miterben Christi zu sein!

Wir sind Kinder Gottes, und wir sind Erben Gottes. Christus hat sein Erbe noch nicht angetreten und deshalb auch wir noch nicht. Aber einmal wird Er als König der Könige und Herr der Herren kommen. Dann wird Er das Erbe antreten. Wir werden mit Ihm kommen und mit Ihm das Erbteil besitzen. Wunderbare Zukunft, der wir entgegengehen und für die wir frei gemacht sind!

Schlussbemerkung

Noch gehen wir als Kinder Gottes durch manche Schwierigkeit hindurch. Das ist das Thema der nächsten Verse unseres Kapitels. Noch gibt es Leiden. Die Schöpfung ist noch nicht frei gemacht, und wir besitzen die Erlösung unseres Leibes noch nicht. Doch auch für diese Situation hat Gott reiche Hilfsquellen für uns bereit gestellt. Nichts und niemand kann uns das rauben, was uns in Christus geschenkt ist. Die Leiden der Jetztzeit sind da. Aber lassen wir uns nicht von ihnen niederdrücken, und möchten wir nicht aus den Augen verlieren, wozu wir frei gemacht sind, und lassen wir uns die Freude darüber nicht rauben. Das ist unser gemeinsames Gebet.