Eine gottesfürchtige Familie

Im 1. Buch Mose finden wir die ausführliche Familienchronik von Abraham und seinen Nachkommen über vier Generationen. Aber die Bibel enthält auch kürzere, mehr verborgene Chroniken, wie die der Familie Schaphans, des Schreibers von König Josia, mit der wir uns jetzt beschäftigen wollen.

Von seinem Vater Azalja und seinem Grossvater Meschullam kennen wir nur den Namen (2. Kön 22,3). Aber von Schaphan selbst und seinen vier uns bekannten Söhnen: Achikam, Gemarja, Elasa und Jaasanja, sowie von zweien seiner Enkel: Mikaja und Gedalja, berichtet uns die Schrift einiges. Es lohnt sich, diesen Berichten einmal nachzugehen.

Schaphan

(2. Kön 22,3-14; 2. Chr 34,8-22)

Schaphan hatte das Vorrecht, in der Zeit der letzten Erweckung unter dem irdischen Volk Gottes, als es noch seine nationale Selbstständigkeit hatte, zu leben. Entsprechendes fand in der Christenheit in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts statt. Wir dagegen leben in den letzten Tagen der Christenheit, in denen das christliche Zeugnis den Charakter von Laodizea trägt, wo das Festhalten an Gottes Wort keine geringe Sache ist.

Schaphan muss als Schreiber das Vertrauen Josias erworben haben, denn der König betraut ihn mit der Verwaltung der Gelder zur Ausbesserung des Tempels. Wenn jemand in seinem bisherigen Aufgabenbereich treu ist, kann der Herr den Wirkungskreis auch erweitern (1. Tim 3,13).

Während Schaphan im Tempel seiner neuen Verpflichtung nachkommt, wird er schon mit der nächsten Aufgabe betraut. Der Priester Hilkija überreicht ihm das gefundene Buch des Gesetzes (die fünf Bücher Mose), um es dem König zu bringen. Aber bevor Schaphan dies tut, liest er es selbst. Dazu hat er natürlich nicht viel Zeit, denn bei einem jeder Zeit möglichen Zusammentreffen Hilkijas mit dem König hätte sich der Priester sicher nach dem Buch erkundigt. Mit welchem Eifer mag Schaphan das Buch verschlungen haben! Haben wir auch solch ein Interesse am Wort Gottes?

Danach bringt Schaphan das Buch des Gesetzes dem König und liest es ihm vor. Er las es nun zum zweiten Mal Daraus können wir eine ganz einfache Belehrung ziehen. Wenn wir anderen mit dem Wort Gottes dienen wollen, müssen wir uns zuerst selbst damit beschäftigt haben. Hat mancher Mangel im Dienst nicht seine Ursache darin, dass wir uns dafür zu wenig Zeit nehmen, dass wir selbst zu wenig Verlangen nach dem Wort Gottes haben?

Schliesslich finden wir Schaphan unter den Männern, die der König zur Prophetin Hulda sendet, um den HERRN zu befragen. Gehen wir noch in die Zusammenkünfte, wo das Wort verkündigt wird, mit der Frage: Herr, was hast Du mir zu sagen – nicht meinem Bruder oder meiner Schwester, sondern mir? Beten wir dafür, dass in diesen Zusammenkünften Weissagung geschieht? Oder wollen wir nur einen schönen Vortrag hören?

Achikam

(2. Kön 22,12-14; 2. Chr 34,20-22; Jer 26,24)

Ausser Schaphan war auch sein Sohn Achikam unter denen, die Josia zu Hulda gesandt hatte. Welch eine Freude ist es für Eltern, wenn ihre Kinder, auch wenn sie gross geworden sind, dem Herrn nachfolgen, wenn sie das Zusammenkommen nicht versäumen, ja, sogar nützlich zum Dienst sind!

Achikam beweist seine Treue aber nicht nur in guten Tagen unter der Regierung Josias, sondern auch an dem bösen Tag der Regierung Jojakims, des Sohnes Josias. Während Elnathan – sein Vater Akbor war auch unter denen, die Josia zu Hulda gesandt hatte – den entflohenen Urija im Auftrag des Königs gefangen nimmt, beschützt Achikam Jeremia, so dass dieser dem Schicksal Urijas entrinnt (Jer 26,20-24).

In ähnlicher Weise sind auch Priska und Aquila für Paulus eingestanden (Röm 16,3.4). Am Ende seines Lebens musste Paulus dagegen die bittere Erfahrung machen, dass ihm bei seiner Verantwortung vor dem Kaiser niemand beistand (2. Tim 4,16). Heute werden Diener des Herrn in unseren Ländern nicht mehr verfolgt, aber oft sind sie Zielscheibe ungerechtfertigter Kritik. Beteiligen wir uns am Rufmord oder treten wir für die Knechte des Herrn ein? Ist die Anweisung, keine Klage gegen einen Ältesten anzunehmen, ausser bei zwei oder drei Zeugen, nicht auch auf die anzuwenden, die uns in Wort und Lehre dienen (1. Tim 5,19)? Und wenn ein Knecht des Herrn einen Fehler macht oder eine Schwäche zeigt, handeln wir dann wie Ham oder wie Sem und Japhet (1. Mo 9,20-23)?

Gemarja und sein Sohn Mikaja

(Jer 36,9-26)

Gemarja, ein weiterer Sohn Schaphans, stellt Baruch seine Zelle im Tempel zur Verfügung, damit dieser dort dem Volk die Worte Jeremias vorlesen kann. In den ersten Tagen der Christenheit fanden an vielen Orten Zusammenkünfte in Privathäusern von Glaubenden statt (z.B. Röm 16,5.23; Philem. 1.2). Möchte sich jeder glücklich schätzen, der heute noch das Vorrecht hat, in seinem Haus die Versammlung zu beherbergen. Wie schön aber auch, wenn Geschwister ihre Häuser für evangelistische Kinderstunden oder ähnliche Bemühungen zur Verfügung stellen. Tat Kornelius nicht Ähnliches?

Gemarja selbst kann bei der Vorlesung von Baruch nicht dabei sein, da gleichzeitig eine Besprechung der Fürsten stattfindet, an der er teilnehmen muss. Sind berufliche Zwänge oder Krankheit für uns auch die einzigen Hinderungsgründe, nicht an den Zusammenkünften teilzunehmen? Oder haben wir ähnliche Entschuldigungen wie die zum Gastmahl Geladenen in Lukas 14,18-20?

Statt Gemarja ist jedoch sein Sohn Mikaja unter den Zuhörern. Und er hört die Worte nicht nur als Worte Jeremias, sondern als Worte des HERRN (vgl. V. 10 mit V. 11). Darin gleicht er den Thessalonichern, von denen Paulus sagen kann, dass sie das Wort der Kunde Gottes nicht als Menschenwort aufnahmen, sondern, wie es wahrhaftig ist, als Gottes Wort (1. Thes 2,13). Auch wir wollen daran festhalten, dass alle Schrift von Gott eingegeben ist (2. Tim 3,16).

Mikaja erkennt die Dringlichkeit der Botschaft und teilt umgehend alle gehörten Worte den im Haus des Königs versammelten Fürsten mit. Finden sich auch heute noch Geschwister, die denen, die zu Hause bleiben mussten, von dem mitteilen, was sie in den Zusammenkünften empfangen haben?

Doch die Fürsten wollen nicht nur einen Bericht aus zweiter Hand. Sie lassen Baruch holen, um das Wort Gottes im Original zu hören. In ähnlicher Weise prüften die Beröer anhand des geschriebenen Wortes das, was Paulus ihnen verkündigt hatte (Apg 17,11). Dieses Prüfen anhand des geschriebenen Wortes Gottes ist immer notwendig (1. Thes 5,21).

Weil die Botschaft so ernst ist, fragen sie Baruch noch, wie die Niederschrift erfolgt sei. Wie dankbar dürfen wir sein, dass wir durch die Funde vieler alter Handschriften und durch sorgfältiges Studieren und Vergleichen derselben, heute eine so genaue Bibelübersetzung in Händen halten dürfen.

Obwohl die Fürsten ahnen, wie der König reagieren wird – denn sie gebieten Baruch, dass er und Jeremia sich verstecken sollen –, erachten sie es doch für nötig, dem König die Botschaft Jeremias vorzustellen. So sollen auch wir nicht aufhören, das Evangelium in mündlicher und schriftlicher Form zu verbreiten, auch wenn wir wissen, dass die meisten Menschen dieser Botschaft gegenüber gleichgültig oder sogar ablehnend sind.

Nachdem die Fürsten dem König alle Worte berichtet haben, lässt dieser die Schriftrolle holen, aber nicht, um das Wort Gottes so genau wie möglich zu hören, sondern um es zu verbrennen. Doch Gott sorgt für die Erhaltung seines Wortes (Jer 36,27-29). Wie oft haben seit jenen Tagen Menschen versucht, das Wort Gottes zu vernichten. Es ist ihnen nicht gelungen. Die Bibel ist heute das meistübersetzte, meistgedruckte und meistgelesene Buch der Welt.

Es ist schön zu sehen, wie Delaja und Gemarja, aber auch Elnathan, der doch den Propheten Urija dem Tod überliefert hatte, die Zerstörung der Rolle zu verhindern suchen. Ist nicht auch aus einem Saulus, der die Christen dem Gefängnis und dem Tod überlieferte, ein Paulus geworden, der zur Verantwortung des Evangeliums gesetzt war (1. Tim 1,11-13)?

Elasa

(Jer 29,1-3)

Elasa, ein dritter Sohn Schaphans, bringt zusammen mit Gemarja, dem Sohn des Priesters Hilkija, einen Brief Jeremias an die nach Babel Weggeführten. Solche Boten mussten für tüchtig erachtet werden (1. Kor 16,3), denn die Entbehrungen und Schwierigkeiten einer solch langen Reise liegen auf der Hand. Was diese treuen Boten für Jeremia waren, zeigt Sprüche 25,13. Auch Paulus bediente sich eines treuen Mannes wie Tychikus, um einen Brief an die Kolosser zu senden (Kol 4,7-9). Wir sollten solche diakonischen Dienste nicht gering schätzen. Ein Epaphroditus war um eines solchen Werkes willen fast gestorben und sollte deshalb geehrt werden (Phil 2,25-30).

Jaasanja

(Hes 8,6-12)

Nachdem uns der Prophet Jeremia von drei gottesfürchtigen Söhnen Schaphans berichtet hat, erfahren wir nun im Propheten Hesekiel, dass ein vierter Sohn, Jaasanja, leider ein Götzendiener war. Jeremia, der der Familie Schaphans so viel zu verdanken hatte, muss diesen Sohn nicht erwähnen. Wie gütig ist Gott!

Aber Gott übergeht auch nicht das Böse in der Familie Schaphans und lässt Hesekiel diesen Teil der Familienchronik niederschreiben. Wie im Haus Schaphans so war es auch im Haus der auserwählten Frau. Johannes freute sich, dass einige ihrer Kinder in der Wahrheit wandelten (2. Joh 1.4). Wenn du vielleicht mehrere Kinder hast und noch nicht alle sich bekehrt haben, so danke Gott immer wieder für die gläubigen Kinder und flehe täglich für die anderen, in dem Vertrauen, dass Gott die ganze Familie erretten will.

Gedalja

(2. Kön 25,22-25; Jer 39,11 – 41,2)

Schliesslich kommen wir zum berühmtesten Spross des Geschlechts Schaphans, zu seinem Enkel Gedalja, dem Sohn Achikams. Nebukadnezar, der ihn als treu einschätzt, setzt ihn als Statthalter über die Städte Judas ein. Jeremia wird seinem Schutz unterstellt. Einst hatte sein Vater Achikam seine Hand über den Propheten gehalten. Nun trägt sein Sohn Sorge für ihn. Wie schön ist dies!

Was Gedalja zu den Männern sagt, die zu ihm kommen, zeigt, dass er den Worten Jeremias geglaubt und die Umstände als Zucht Gottes für sein Volk angenommen hatte. Es ist nicht einfach, sich unter eine Zucht zu beugen, die das ganze Volk betrifft, wenn man persönlich keinen Anteil an der Sünde hat, die sie nötig machte. Wenn wir Zucht annehmen, so wird Gott uns unter der Zucht helfen, sie zu ertragen, und sie wird zum Segen ausschlagen.

Gedalja, der selbst aufrichtig ist, traut auch anderen nichts Böses zu. Grundsätzlich ist das eine schöne Haltung und sicher besser, als jedem mit Misstrauen zu begegnen. Dass Gedalja jedoch den Warnungen Jochanans und der Heerführer in Bezug auf Ismael keinen Glauben schenkt, ist unklug. Ebenso warnt Paulus Timotheus vor Alexander dem Schmied (2. Tim 4,14.15). Unsere Grundhaltung sollte den Menschen und insbesondere den Gläubigen gegenüber offen und vertrauensvoll sein, aber möge der Herr uns zeigen, wo Vorsicht angebracht ist. Sicher sollten wir Warnungen glaubwürdiger Geschwister nicht in den Wind schlagen.

Das Ende Gedaljas stimmt uns traurig. Er gehört zu den Menschen, von denen das Wort sagt, dass die Welt ihrer nicht wert ist (Heb 11,37.38). Möge die Geschichte der Familie Schaphans uns ermuntern, auch in schwierigen Zeiten in der Erwartung des Kommens des Herrn sein Wort zu bewahren und seinen Namen nicht zu verleugnen.