Suchtgefährdet – doch nicht ich?

Sucht ist nicht nur eine Erscheinung des 21. Jahrhunderts. Gottes Wort redet schon davon und nennt sie Sklaverei (Tit 2,3). Die Pharisäer sagten einmal zum Herrn: «Wir sind nie jemandes Knechte gewesen.» Darauf erwiderte Er ihnen: «Jeder, der die Sünde tut, ist der Sünde Knecht» (Joh 8,33.34). Nun fragst du vielleicht: Was habe ich damit zu tun? Wir sind wohl betroffen wie die Jünger, als der Herr ihnen beim Abendessen sagte: «Einer von euch wird mich überliefern.» Da sagten alle – selbst Judas, der im Begriff stand, es zu tun: «Ich bin es doch nicht, Herr?» (Mt 26,21.22). Der Herr als Herzenskenner macht uns in seinem Wort aufmerksam, wie wir durch Gnade von Gebundenheiten und Sucht bewahrt werden können. Er zeigt uns auch, wann wir besonders gefährdet sind und wie es bei uns so weit kommen kann, dass wir in eine Abhängigkeit geraten. In seiner Barmherzigkeit hat Er aber auch einen Weg, auf dem wir wiederhergestellt und geheilt werden können. Wie Er das tut, möchten wir in den folgenden Abschnitten näher erklären.

A) Wie können wir bewahrt werden?

Der einfachste und weiseste Weg ist die Bewahrung (Prävention). Wir gehen durch eine Welt, die für jeden von uns voller Gefahren ist.

Der erste Schritt ist der Wunsch, uns nach dem Wort Gottes zu bewahren (Ps 119,9). Wir brauchen den richtigen Massstab; denn wenn wir anfangen – unbewusst oder bewusst –, uns der Welt anzupassen, indem wir ihr gleichen wollen, sind wir schon abgeglitten. Paulus fordert uns auf, nicht gleichförmig dieser Welt zu wandeln, sondern zu prüfen, was der gute, wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist (Röm 12,2). «Gebt nun acht, wie ihr sorgfältig wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise» (Eph 5,15). Wenn wir die Unterweisungen des Wortes Gottes beherzigen, werden wir wachsen. In praktischer Erfahrung üben wir zu unterscheiden, was gut und was böse ist (Heb 5,14).

Der zweite Schritt ist, dass wir eine Entscheidung in unseren Herzen treffen. Daniel nahm sich als Gefangener in Babylon zuerst in seinem Herzen vor, sich nicht zu verunreinigen. Barnabas ermahnte die Gläubigen, mit Herzensentschluss bei dem Herrn zu verharren (Apg 11,23). Wie kann der Herr dein und mein Herz erreichen, damit wir einen solchen Entschluss fassen? – Petrus, ein Hirt unter dem Volk Gottes, stellt uns dreierlei Arten von Leiden vor, bevor er uns ermahnt.

  1. Die Leiden des Christus für die Sünde: «Denn es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führe» (1. Pet 3,18). Christus wurde geboren, um für unsere Sünden zu sterben. «Der selbst unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen hat» (1. Pet 2,24). Gott hat Christus für uns zur Sünde gemacht. Das waren seine sühnenden Leiden. Berührt das dein Herz nicht, dass Er für jede einzelne Tat und für das, was du von Geburt aus bist, so schwer hat leiden müssen?
  2. Christus hat auch im Fleisch gelitten (1. Pet 4,1). Als Mensch musste Er den Widerspruch der Sünder ertragen. Zudem wurde Er mit all den schrecklichen Folgen der Sünde konfrontiert. Als der Heilige hatte Er allein das rechte Empfinden für das, was vor Gott Sünde ist. Das waren seine Leiden im Fleisch (als Mensch). Berührt das dein Herz nicht, oder hast du kein Empfinden mehr für Sünden und ihre Folgen?
  3. Petrus erinnert die Gläubigen an ihr früheres Leben. Sie hatten unter den Folgen der Sünde im Fleisch gelitten. Wie viel Leid fügen die Menschen sich durch ihr sündiges Verhalten zu. Wie viele Unglücke sind geschehen, weil jemand (vielleicht nur leicht) angetrunken war! Wie viel Lieblosigkeit, Streit und Zerrüttung entstehen in unnüchternem Zustand! Aber ihr habt mit dem abgeschlossen, ihr ruht von der Sünde, sagt Petrus. Wenn wir bewahrt aufgewachsen sind, genügen uns die Beispiele des Wortes und die, die wir täglich um uns sehen. Es ist nicht nötig, diese Erfahrungen an uns selbst zu machen.

Der dritte Schritt ist, unterscheiden zu lernen, in welcher Sache wir sorgfältig sein müssen oder was wir fliehen müssen.

Sorgfalt ist in unserer Lebensführung nötig, indem wir auch in kleinen Dingen, z.B. Essen und Trinken, Gewohnheiten und Neigungen, darauf achten, unseren Herrn nachzuahmen.

Flucht ist in folgenden vier Fällen nicht feige, sondern das einzig Richtige, weil wir sonst fallen. Paulus schreibt: Flieht

  • den Götzendienst (1. Kor 10,14). Götzendienst ist alles, was dein und mein Herz mehr beansprucht als den Herrn, sowie unseren Eigenwillen, den wir über Gottes Willen stellen (1. Sam 15,23). Auch Habsucht (Gier) ist Götzendienst (Kol 3,5).
  • die Hurerei (1. Kor 6,18). Hurerei ist Geschlechtsverkehr vor und neben der Ehe, verharmlosend auch Seitensprung genannt. Joseph ist ein Beispiel, wie wir uns in einer solchen Situation verhalten sollen (1. Mo 39,7-12).
  • die Geldliebe (1. Tim 6,10.11). Geldliebe hängt nicht davon ab, ob jemand viel oder wenig Geld hat, sondern ob er darauf vertraut und sein Herz daran gebunden ist (Mk 10,24).
  • die jugendlichen Begierden (2. Tim 2,22). Mit jugendlichen Begierden ist das Begehren unserer Herzen nach dem, was uns der Herr nicht geschenkt hat, gemeint. Jugendlich werden sie genannt, weil sie vor allem die Jugend kennzeichnen. Aber – zu unserer Beschämung müssen wir es sagen – sie machen auch uns, die der Zeit nach Lehrer sein sollten, zu schaffen.

Wenn wir bewahrt werden, ist das nicht einem starken Charakter zu verdanken. Paulus schreibt: «Die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen, und unterweist uns, damit wir, die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden verleugnend, besonnen und gerecht und gottselig leben in dem jetzigen Zeitlauf» (Tit 2,11.12). Zum einen haben wir eine Verantwortung, sorgfältig zu wandeln und zum Bösen nein zu sagen. Zum anderen schenkt uns der Herr seine Gnade. Durch sie haben wir Vergebung unserer Sünden. Sie vermag Wunden zu heilen, unterweist uns und schenkt uns Kraft, in unserem täglichen Leben zu bestehen.

B) Wann sind wir in Gefahr?

Wir müssen lernen, in welchen Lebenssituationen wir in Gefahr sind:

  1. Wenn wir zu stehen meinen: In 1. Korinther 10 zeichnet uns Paulus die Geschichte Israels während der Wüstenreise. Ihre Erfahrungen in fünf negativen Beispielen sind für uns eine Warnung zu unserer Ermahnung. Wenn nun jemand denkt, dass diese Versuchungen für ihn kein Problem sind, fügt Paulus hinzu: «Daher, wer zu stehen meint, sehe zu, dass er nicht falle» (1. Kor 10,12).
  2. Bei Müssiggang (Herumhängen). David, ein sonst treuer Gläubiger, erlag der Versuchung. Er liess sich gehen, lag bis zum Abend, beging Ehebruch und einen Mord. Wie war das möglich? Es fing damit an, dass er seine Regierungsaufgaben vernachlässigte und in den Tag hinein lebte.
  3. Auf einem Weg hinab. Das Verhalten Judas, des Sohnes Jakobs, zeigt uns einige Punkte zu unserer Warnung. Ein Weg hinab (bildlich) ist oft auch ein Weg vom Herrn weg (1. Mo 38,1). So auch bei Simson, Jona und dem Mann, der von Jerusalem (Stadt des Friedens) nach Jericho (Stadt des Todes) hinabging. Er fiel unter die Räuber und blieb halbtot liegen. «Da ist ein Weg, der einem Menschen gerade erscheint, aber sein Ende sind Wege des Todes» (Spr 14,12). Wir müssen lernen, einen Weg von Gottes Wort aus zu beurteilen und nicht nach unseren Gedanken oder Gefühlen. Bedenkt das Ende eines Weges, der hinab führt!
  4. Wenn wir Erfolg haben. Juda ging hinauf zum Schafscheren (1. Mo 38,12). Dies ist bildlich ein Hinaufgehen zum Erfolg. Schafscheren war für ihn, was für uns der Zahltag ist. Da wurde ein Fest gefeiert. Das birgt Gefahren in sich. Denkt an das Ende Nabals (1. Sam 25)!
  5. Bei Trauer. Es heisst, dass Juda nach dem Tod seiner Frau getröstet war (1. Mo 38,12). Der Tod hinterlässt eine gewisse Leere. Das kann uns in Versuchung bringen, die Leere durch etwas auszufüllen, was Sünde ist. Wenn wir enttäuscht und niedergeschlagen sind, hat das dieselbe Wirkung, wie wir das bei den Emmaus-Jüngern sehen (Lk 24,17).
  6. Bei Abwesenheit von zu Hause. Juda war nicht zu Hause, als sein Sohn Schela geboren wurde (1. Mo 38,5). Waren ihm seine Geschäfte wichtiger als die Geburt seines Sohnes? – Wenn junge Leute vom Elternhaus ausziehen, wird dies eine Erprobung für sie. Bei verheirateten Leuten ist das Alleinsein sowohl für den abwesenden Mann, als auch für die Frau, die allein zu Hause ist, eine Versuchung (Spr 7,19; 27,8).
  7. Freundschaft mit der Welt. Juda hatte einen Freund, Hira, einen Adullamiter (1. Mo 38,1.12). Was waren das für Gemeinsamkeiten, die ihn mit diesem Mann der Welt verbanden? – Lasst uns bedenken: «Die Freundschaft der Welt ist Feindschaft gegen Gott» (Jak 4,4).
  8. Durch die Lust der Augen. Juda sah eine Frau, die er für eine Hure hielt (1. Mo 38,15). Schon von Eva wird gesagt: Sie sah, dass die Frucht begehrenswert wäre. Lot sah die fruchtbaren Ebenen gegen Sodom hin. Simson sah eine Frau und nahm sie. Eine sündige Tat beginnt oft mit dem Sehen, aber der Ursprung findet sich in uns selbst, wie uns der nächste Punkt zeigt.
  9. Wenn wir durch die eigenen Begierden fortgezogen und gelockt werden (Jak 1,14). Die Bosheit des menschlichen Herzens meint: «Gestohlene Wasser sind süss, und heimliches Brot ist lieblich» (Spr 9,17).
  10. Wenn verwegene Menschen uns eine Lüge von Freiheit auftischen, wenn sie uns erzählen, welchen Genuss sie an der Sünde haben, z.B. in Songs moderner Musik. Aus dem 2. Petrus-Brief lernen wir, dass dies stolze und nichtige Reden sind. Sie versprechen anderen Freiheit, selbst aber sind sie Sklaven des Verderbens (2. Pet 2,18.19).

C) Wie kann es zur Sucht kommen?

Nun magst du überlegen: Eine Sünde, eine Übertretung ist doch noch keine Sucht. Das ist wahr, aber es kann sein, dass es der erste Schritt dahin ist. Petrus zeigt uns in seinem Brief zuerst positive Schritte der Nachfolge in den Fussstapfen des Christus (1. Pet 2,21-24). Dann aber muss er auch sechs Schritte auf einem falschen Weg aufzeigen: «Da nun Christus für uns im Fleisch gelitten hat, so wappnet auch ihr euch mit demselben Sinn; denn wer im Fleisch gelitten hat, ruht von der Sünde, um die im Fleisch noch übrige Zeit nicht mehr den Begierden der Menschen, sondern dem Willen Gottes zu leben. Denn die vergangene Zeit ist genug, den Willen der Nationen vollbracht zu haben, indem ihr wandeltet in Ausschweifungen, Begierden, Trunkenheit, Schwelgereien, Trinkgelagen und frevelhaften Götzendienereien; wobei es sie befremdet, dass ihr nicht mehr mitlauft zu demselben Treiben der Ausschweifung» (1. Pet 4,l-4).

Der falsche Weg ist der Weg der Nationen. Als wir ihn gingen, folgten wir unseren eigenen Begierden. Petrus nimmt nicht an, dass diese Dinge bei uns noch gefunden werden, zeigt uns aber dennoch die einzelnen Schritte als Warnung auf.

  1. Ausschweifung oder Zügellosigkeit. Die Geschichte des verlorenen Sohnes zeigt uns ein Leben der Ausschweifung. Als er fern von zu Hause war, konnte er das ausleben, was er sich zu Hause nicht getraut hätte. Er lebte nach seinem eigenen Willen, ohne den Vater. Das trifft übrigens auch auf den Sohn zu, der zu Hause geblieben war. Auch er wäre gern «fröhlich» gewesen mit seinen Freunden, aber ohne den Vater (Lk 15).
  2. Begierden oder Verlangen, Begehren, Lust, Leidenschaft. Das menschliche Herz begehrt nach etwas, das es nicht hat oder das Gott ihm nicht zugedacht hat. Paulus schreibt von betrügerischen Begierden (Röm 1,24; Eph 4,22). Wer sich diesen Begierden hingibt, wird betrogen, weil sie nicht das geben, was sie versprechen. Ihr Genuss mag süss sein, der Nachgeschmack aber ist bitter! Die Begierden sind die Ursache des Verderbens in der Welt (2. Pet 1,4). Zudem sind sie auch schädlich. Sie versenken die Menschen in Verderben und Untergang (1. Tim 6,9).
  3. Trunkenheit. Gottes Wort unterscheidet sehr vorsichtig zwischen Gebrauch von ein wenig Wein und dem Missbrauch (1. Tim 5,23). Wir werden aufgefordert, uns nicht mit Wein zu berauschen, sondern mit dem Geist erfüllt zu werden. Wie beschämend und schwerwiegend sind die Folgen eines Fehltritts. Noah, ein geachteter Mann Gottes, hat darin gefehlt. Das, was geschehen war, konnte nicht mehr rückgängig gemacht werden (1. Mo 9,20.21). Denkt an das Ende Lots in einer Höhle (1. Mo 19,30-38)! Wie beschämend für einen Gläubigen, wenn er als Sklave von vielem Wein bekannt ist!
  4. Schwelgereien. Beim Essen gilt es, sorgfältig zwischen Mass und Übermass, beziehungsweise Untermass (Magersucht) zu unterscheiden. Grundsätzlich gehören Speisen zu den Gaben Gottes, die wir dankbar mit Gottes Wort und Gebet aus seiner Hand annehmen dürfen (1. Tim 4,3-5). Sie sind zu unserem Wohl gegeben, aber wir müssen lernen, sie vernünftig zu gebrauchen. Wir möchten doch nicht denen gleichen, deren Ende Verderben, deren Gott der Bauch und deren Ehre in ihrer Schande ist (Phil 3,19)!
  5. Trinkgelagen. Petrus spricht zweimal von Trunksucht, weil sie wohl sehr verbreitet war. Aber bei Trinkgelagen geht es noch einen Schritt weiter. Da sündigt jemand nicht allein, sondern in Gesellschaft mit anderen. Menschen sündigen eben nicht nur, sondern sie finden zudem Gefallen daran, wenn andere es tun. Dieses Prinzip zeigt Paulus in Bezug auf die sexuelle Ausschweifung (Röm 1,32).
  6. Frevelhafte Götzendienereien. Gibt es noch eine Steigerung im Bösestun? Leider ja. Frevelhaft bedeutet, etwas Unerlaubtes bewusst zu tun. Es ist die Verwegenheit, sich über staatliche Gesetze hinwegzusetzen.
    Götzendienereien sind Dinge, von denen das Herz so gefangen ist, dass man sich selbst nicht mehr scheut, Verbotenes zu tun. Wie konnte Petrus vor fast 2000 Jahren von den heutigen Problemen wissen und davor warnen, obwohl es viele davon noch gar nicht gab?
    Am Beispiel des Internets, das erst seit wenigen Jahren Verbreitung gefunden hat, wird sehr deutlich, wie schnell wir uns Götzendienereien hingeben. Zuerst ist eine sorgfältige Unterscheidung zwischen Gebrauch und Missbrauch nötig. Es ist ein Instrument, das viele gebrauchen oder arbeitshalber sogar gebrauchen müssen. Aber der Missbrauch liegt ganz nahe, allein schon im Verschwenden unserer Zeit (Eph 5,16). Zudem ist alles, was der Herr nicht mitsehen würde, Sünde. Die Parallelen zur Trunksucht sind offensichtlich: Missbrauch, Gewöhnung, das Suchen anonymer Gesellschaft, Sucht, Konflikt mit dem Gesetz. Besonders gefährlich ist die Möglichkeit, etwas anonym tun zu können, weil man meint, unerkannt zu bleiben. Dazu nur ein Beispiel: Die kluge Frau von Tekoa, die sich im Auftrag von General Joab verkleidet und verstellt hat, um den König David zu überlisten, täuschte sich. Sie wurde von David entlarvt (2. Sam 14,1-20).

Obige Punkte machen deutlich, dass von einer einmaligen Sünde immer mehrere Schritte sind, die bis zur Sucht führen. Wir versuchen, diesen Weg in drei Phasen zu unterscheiden. Dies geschieht nicht, um zu verharmlosen, sondern um zu warnen. Je eher man von einem verkehrten Weg umkehrt, desto besser.

1) Fehltritt

Der erste falsche Schritt ist ein Fehltritt. Das ist Sünde. Wenn wir einen Fehltritt verharmlosen und nicht im Selbstgericht verurteilen, gewöhnen wir uns daran. Weitere Fehltritte werden folgen, die uns schliesslich zu einem Leben in der Sünde führen. Es gilt, die leicht umstrickende Sünde abzulegen, damit wir uns nicht an die Sünde gewöhnen und von ihr gefesselt werden (Heb 12,1).

2) Gewöhnung

An Alkohol z.B. gewöhnt man sich schneller, als man sich das eingesteht. Sobald man mehr nehmen muss, um die Wirkung aufrechtzuerhalten, ist das ein Alarmzeichen.

3) Sucht oder Versklavung

Dieser Schritt erfolgt nicht bewusst, sondern durch inneren Zwang. Man kann nicht mehr ohne dieses oder jenes leben. Man ist körperlich (physisch), seelisch (psychisch) und geistig (mental) abhängig. Ein Süchtiger tut Dinge, die er eigentlich nicht tun möchte, aber tun muss. Zerrüttung, Verfall, Verderben, sogar der Tod können die Folgen sein (2. Pet 1,4; Jak 1,15).

Bevor wir zum letzten Punkt, der Umkehr und der Befreiung kommen, scheint es uns nötig, eine Auflistung von aktuellen Gefahren zu geben. Eine Liste ist zwar nie vollständig, aber sie soll uns vor Augen führen, dass jeder betroffen sein kann. Zudem überlesen wir oft die Begriffe, die das Wort uns gibt, weil wir sie unserem Leben nicht zuordnen. Die Gefahren betreffen sowohl unseren Körper, als auch Geist und Seele. Wenn wir zuzuordnen versuchen, ist zu beachten, dass Körper, Geist und Seele eng zusammenhängen und die Probleme übergreifend sind.

Körper:

  • Alkohol: Unterscheidung zwischen Gebrauch und Missbrauch (1. Tim 5,23; Spr 20,1; Hab 2,5).
  • Arzneimittel werden für die Gesundheit gebraucht, können aber auch missbraucht werden. Wer z.B. oft Kopfschmerzen hat und entsprechende Mittel gebraucht, sollte mit seinem Hausarzt darüber sprechen. Wer es nicht tut, läuft Gefahr, abhängig zu werden, bevor er es selbst gemerkt hat.
  • Genussmittel: z.B. Nikotin, Haschisch, andere Drogen sind zur Erhaltung unseres Lebens nicht notwendig, wohl aber höchst suchtgefährdend.
  • Mager- und Esssucht. Wir sollen beim Essen, das uns als Gabe Gottes zur Erhaltung unseres Lebens geschenkt ist, das vernünftige Mass finden.
  • Sexualität. Sie ist eine Gabe Gottes, denn Er hat Mann und Frau geschaffen und sie in der Ehe miteinander verbunden (Mt 19,4.5). Leider ist unser Fehlverhalten vielfältig. Menschen haben den natürlichen Gebrauch von dem verlassen, was Gott nur für die Ehe bereitet hat. Gott hat die Sexualität weder für den Selbst- noch für den Fremdgebrauch gegeben (z.B. Röm 1,26.27).

Geist und Seele:

  • Medien. Schon unser Herr hat gesagt: «Gebt acht, was ihr hört» (Mk 4,24). Dazu kommt, was wir alles sehen. Seht zu, was ihr seht und hört! Damit kann man seiner Seele Schaden zufügen (2. Pet 2,8).
  • Geldliebe, Habsucht, Kaufsucht. Paulus warnt uns davor, weil man sich damit mit vielen Schmerzen durchbohren kann (1. Tim 6,6-10). Das Beispiel Bileams zeigt uns einen Menschen, der das Geld mehr liebte als den Willen Gottes. Trotz mehrmaliger Warnung und Verhinderung durch den Engel Gottes folgte er dem Ruf Balaks, weil er den Wahrsagerlohn unbedingt haben wollte (2. Pet 2,15). In seinem Brief nennt Judas dies den Irrtum, d.h. Irrwahn, Bileams (Jud 11).
  • Philosophie. Das bedeutet Weisheitsliebe, was sie für viele harmlos erscheinen lässt. Doch es handelt sich nicht um göttliche Weisheit, sondern um menschliche Denkgebäude, die sich über die Erkenntnis Gottes erheben. Es sind Gedanken sündiger Menschen, von denen Gottes Wort sagt, dass ihr Verstand verfinstert ist (2. Kor 10,4.5; Eph 4,18). Was hat ein Christ damit zu tun? – Gar nichts. Freude an Philosophie wird Not und Verderben für die Seele bringen. Wer sich damit einlässt, indem er meint, über der Sache zu stehen, riskiert tatsächlich, als Beute weggeführt zu werden (Kol 2,8; 1. Kor 3,18-20).

D) Wie umkehren und frei werden?

Wir haben auf die Gefahren des Abweichens, Abschweifens hingewiesen. Nun ist es wichtig zu wissen, was wir tun können, um wieder frei zu werden.

1) Bei Fehltritt und Sünde

Leider straucheln wir alle oft. Es ist eine Sache, einen Fehltritt zu begehen, aber eine andere, dass wir Sünde als Sünde erkennen, sie zugeben, sie bekennen und dann auch lassen. Jakobus schreibt uns: «Säubert die Hände ihr Sünder, und reinigt die Herzen, ihr Wankelmütigen (oder Doppelherzigen)» (Jak 4,8). Paulus fordert uns auf, uns selbst zu prüfen, d.h. Selbstgericht zu üben, bevor wir am Mahl des Herrn teilnehmen (1. Kor 11,27.28).

2) Bei Gewöhnung

Wenn wir uns an eine Sache gewöhnt haben, sind wir schon einige Schritte in eine falsche Richtung gegangen, und es gilt, einen Weg zurückzugehen. Das Beispiel des verlorenen Sohnes ist nicht nur lehrreich für jemand, der zum Glauben kommt, sondern auch für einen Gläubigen, der in eine Abhängigkeit geraten ist. Die Reihenfolge ist: zu sich selbst kommen, umkehren, bekennen (Lk 15,17-21). Zudem gehört auch dazu, die Sünde zu lassen: «Wer seine Übertretungen verbirgt, wird kein Gelingen haben; wer sie aber bekennt und lässt, wird Barmherzigkeit erlangen» (Spr 28,13). Wenn wir von einer Sache nicht selbst loskommen, sollten wir Hilfe in Anspruch nehmen. In Galater 6,1 werden die Geistlichen aufgefordert, einem Menschen, der gefallen ist, beizustehen, damit ein solcher wieder zurechtkommt.

3) Bei Sucht

Wer nach einem Fehltritt nicht Selbstgericht geübt und sich nach und nach an die Sünde gewöhnt hat, wird nicht so leicht von einem falschen Weg umkehren. Es kann die Zucht der Versammlung (1. Kor 5,9-13) oder manchmal sogar das Eingreifen des Staates nötig werden (Röm 13,3.4), um einen Menschen zur Einsicht zu bringen. Wir wiederholen: Einsehen, umkehren, bekennen und lassen sind einzelne Schritte zur Wiederherstellung, wobei unbedingt Hilfe erforderlich ist. Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter ist zu diesem Thema lehrreich: Der Samariter kümmerte sich um den, der unter die Räuber gefallen war, versorgte seine Wunden und brachte ihn zur Herberge, wo für ihn Sorge getragen wurde. Der Überfallene hätte das nicht selbst geschafft (Lk 10,33-35).

Wer von einer Sucht befreit wird, wird als ein Schwacher durchs Leben gehen müssen. An einem Beispiel erklärt: Ein Alkoholiker wird keinen Gebrauch mehr von Wein machen können, ohne zu fallen. Etwas, das andere in christlicher Freiheit tun können, ist ihm nicht mehr möglich. Diese anderen sind aber aufgerufen, auf den Schwachen Rücksicht zu nehmen, um ihm nicht einen Anstoss zum Fall zu geben (Röm 15,1).

Wenn wir alle diese Gedanken noch einmal bedenken, halten wir fest:

  1. Gebt acht, wie ihr sorgfältig wandelt!
  2. Wenn du gesündigt hast, sieh zu, dass du unverzüglich umkehrst, bevor eine Gewöhnung eintritt. Betrüge nicht dich selbst, indem du zwar einen Fehler zugibst, aber keine Konsequenzen ziehst.
  3. Auf dem Weg zur Sucht sind es viele Schritte. Aber von Gewöhnung bis zur Sucht ist oft nur ein Schritt. Deshalb kehre um, bevor du als Beute überwältigt und mitfortgerissen wirst (2. Pet 3,17).

Das Wort des Herrn gilt jedem, der es für sich beanspruchen will: «Wenn nun der Sohn euch frei macht, werdet ihr wirklich frei sein» (Joh 8,36).