Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus! (3)

Epheser 1,6-10

Angenehm gemacht in dem Geliebten

Mit dieser Segnung der Sohnschaft ist eine andere verbunden. Seine Gnade hat uns nicht nur einen unendlich kostbaren Platz gegeben, Gott wollte uns auch so vor sich haben, dass wir seiner Gegenwart würdig seien. Aus dem unerschöpflichen Grund seines Herzens, aus seiner Fülle bringt Er Gnade um Gnade hervor. Er erklärt nun auch, dass Er uns begnadigt oder angenehm gemacht hat «in dem Geliebten».

Wir sollen angenehm sein, wir? Wie unfassbar klingt dies in den Ohren dessen, der sich ein wenig erkannt hat! Aber nicht in uns selbst sind wir Gott wohlgefällig, sondern einzig und allein in Christus sind wir Ihm angenehm gemacht, der hier der Geliebte genannt wird.

Erwägen wir diese Worte sorgfältig! Vergegenwärtigen wir uns, was Christus für das Herz Gottes ist, nicht nur als eingeborener und ewiger Sohn, sondern auch als Mensch! Christus hat Gott auf der Erde in seinem stetigen und vollkommenen Wandel der Hingabe, der Abhängigkeit und des Gehorsams verherrlicht, so dass bei Ihm alles, Gedanken, Worte und Taten als ein ununterbrochener Wohlgeruch zu Gott emporstieg. Daher kam aus dem Herzen des Vaters wiederholt das Wort hervor: «Du bist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.» Er hat Gott bis ans Ende verherrlicht: Durch seinen Gehorsam bis zum Tod am Kreuz und indem Er von Gott für uns zur Sünde gemacht wurde und den Kelch des Zorns und des Gerichts entgegennahm. Da hat Er Gott in seiner Gerechtigkeit und Heiligkeit verherrlicht, damit sich seine Liebe gegenüber Sündern offenbaren konnte. In allem, was Gott ist, wurde Ihm also durch Christus Ehre und Herrlichkeit zuteil.

Ob wir Christus als Brandopfer, als Speisopfer oder als Opfer für die Sünde betrachten – in allem hat Er Gott verherrlicht. Und im Bewusstsein dessen, was Er in dieser Weise für seinen Vater war, sagte Er: «Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, damit ich es wiedernehme» (Joh 10,17).

Welche Liebe hat doch der Vater für Jesus Christus, seinen Sohn! Welchen Platz hat Er Ihm daher droben gegeben! «Ich habe dich verherrlicht auf der Erde», sagte Jesus, «und jetzt verherrliche du mich». Und Gott hat es mit seinem Geliebten getan. Kannst du dir etwas vorstellen, das für den Vater kostbarer wäre als Jesus? Alle seine Zuneigungen ruhen auf Ihm!

Das ist aber auch der Platz, den die Gnade uns gibt: Wir sind «angenehm gemacht in dem Geliebten». Was könnten wir uns Besseres wünschen? Wir sind so geliebt, wie Jesus geliebt worden ist (Joh 17); «wie er ist, sind auch wir in dieser Welt» vor Gott, Ihm angenehm gemacht, wie Christus selbst.

Geliebte, das sind Wirklichkeiten, nicht Dinge, die nur durch eigene Anstrengungen, durch ein Trachten nach eingebildeter Heiligkeit zu erreichen sind. Sie sind zu erhaben, als dass wir sie auf diese Weise erreichen könnten. Wir besitzen sie nicht erst in der Szene der ewigen Vollkommenheit. Sie gehören uns jetzt schon. Die reine und unumschränkte Gnade Gottes ist es, die sie uns in Christus gibt. Sie befinden sich in Ihm, und Gott gibt sie uns, um sie jetzt zu verwirklichen und zu geniessen. Nicht nur ist uns vergeben worden; wir sind darüber hinaus auch Gegenstände der Gunst Gottes, derselben Gunst, in der Christus steht.

Beseligt dies nicht unser Herz und breitet sich dadurch nicht ein vollkommener Friede in der Seele aus? Denn, sagen wir es noch einmal: Er hat uns angenehm gemacht. Das ist eine Sache, die den Ratschlüssen Gottes über uns entspringt und die wir jetzt haben, in ebenso sicherer Weise wie Christus selbst. Wer kann Christus seinen Platz als Geliebten rauben? Niemand. Und niemand kann auch uns von diesem Platz der Gunst vertreiben, auf dem wir stehen. Wir können uns darauf stützen und so die Anläufe des Feindes zurückweisen, der uns verwirren möchte. Wenn ich Gott angenehm bin, so kommt dies nicht von mir. Ich habe nichts, um mich dir, o mein Gott, angenehm zu machen. Aber du hast mich in deiner Gnade, in deinen Augen und für dein Herz «angenehm gemacht in dem Geliebten». Was kann Satan dazu sagen? Seien wir nicht ungläubig, sondern stützen wir uns auf diese Gnade, die Gott uns gewährt. Sie erstrahlt in ihrem vollen Glanz. Was kann die Gnade mehr verherrlichen als dies: Sie hat gefallene Geschöpfe nicht nur errettet, sondern hat sie auch entsprechend der vollen Annahme Christi selbst vor Gott hingestellt.

Wenn wir an eine solche Gunst denken, wie sollten wir da nicht die Grösse, die Vortrefflichkeit der «Herrlichkeit seiner Gnade» rühmen? Ja, «Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus»! Je mehr der Christ von sich wegblickt und das betrachtet, was Gott für ihn getan hat, desto mehr wird sein Herz von Lob überfliessen.

Gerechtigkeit und Gnade

Man wird fragen, wie konnte eine solche Gnade überhaupt ihren Lauf nehmen? Wie konnten uns solche Segnungen gegeben werden? Wir waren doch Sünder! Wo ist die Gerechtigkeit Gottes in allem diesem? Muss nicht auch sie ihren Lauf haben?

Gewiss; aber seine Rechte sind ebenfalls vollkommen gewahrt worden, wie wir noch sehen werden. Die Ratschlüsse seiner Gnade, das Wohlgefallen seines Willens – alles was seine Quelle in seiner Liebe hat – besteht in Ihm von Ewigkeit her und muss sich erfüllen. Für wen hat Er diese Ratschlüsse gefasst? Nicht gegenüber Engeln, nicht gegenüber unschuldigen Geschöpfen, sondern für Sünder, entsprechend der unergründlichen Tiefe seiner Liebe.

Aber seine Liebe kann Er nicht auf Kosten seiner Gerechtigkeit ausüben. Er bleibt seinem Wesen immer und in allem treu. Die unveränderlichen Ratschlüsse Gottes sind die feste, unerschütterliche Grundlage unserer Sicherheit. Die Liebe uns gegenüber beruht auf der Gerechtigkeit, und die Gerechtigkeit findet ihre volle Befriedigung in dem erhabensten Ausdruck der Liebe. Gott kann uns in Gerechtigkeit segnen und den Platz geben, den seine Ratschlüsse für uns bestimmt haben.

Das alles ist nur in Christus möglich. Darum wird hier gesagt: «in dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen, nach dem Reichtum seiner Gnade». Das kostbare Blut Christi, des Lammes ohne Fehl und ohne Flecken, vergossen auf dem Kreuz, hat uns eine ewige Erlösung erworben. Kraft dieses Blutes, durch das Sühnung getan und die Gerechtigkeit Gottes befriedigt wurde, sind unsere Vergehungen vergeben worden. Gott kann also in voller Gerechtigkeit seine ewigen Pläne der Segnung uns gegenüber ausführen. Alle unsere Sünden, unsere unzähligen Sünden, sind durch die mächtige Wirksamkeit des Blutes Christi ausgetilgt. Wahrlich, darin liegen «der Reichtum seiner Gnade», die Schätze seiner Liebe! Widerspenstige, Gottlose, Feinde, Hassenswürdige, Unreine, Hochmütige und dazu noch ungläubige Wesen sind es, die Gott in seinen Himmel versetzt und sie zu Söhnen macht. Solche sind es, die Er für sein eigenes Urteil angenehm macht.

Was tat Er, um dies zustande zu bringen? Er gab seinen Sohn, der für sie das Gericht erduldete und sein Leben für sie darlegte. Dann hat Er sie gewaschen, gereinigt und gerechtfertigt herzugebracht, um sie dahin zu versetzen, wo Er selbst ist! O Tiefe der Liebe und des Reichtums der Gnade, die in dem Mass, wie sie ein Bedürfnis sieht, ihm zu entsprechen sucht und, sobald sie eine Segnung hat, diese im Überfluss ausbreitet! Da können wir, die wir an dieser vollkommenen Erlösung teilhaben, wohl ausrufen: «Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus!»

Das Geheimnis seines Willens

Das alles dürfen wir jetzt geniessen: Wir stehen vor Gott als geliebte Kinder, sind der Stellung nach in Christus und haben ein vollkommenes Heil. Alle diese Segnungen besitzen wir in Christus und durch Ihn; sie gehören uns schon jetzt, ohne jede Einschränkung. Alles, was wir besitzen, ist himmlisch und für die Ewigkeit; aber wir können uns schon hier auf der Erde darüber freuen.

Etwas jedoch ist für die Zukunft und für die Ewigkeit aufgespart, in der die gegenwärtige Szene verschwunden ist. Auch diese Segnung ist eine Auswirkung seiner Gnade. Gott gibt uns jetzt schon Kenntnis davon. Er behandelt uns nicht mehr als Fremde, sondern als Söhne, die Er aufgenommen hat; weil wir zur Familie gehören, will Er keine Geheimnisse vor uns haben.

Nach dem Reichtum seiner Gnade rettete Er uns, und nun lässt Er sie uns gegenüber überströmen, indem Er uns Weisheit und Verständnis gibt, ohne die wir «das Geheimnis seines Willens» nicht verstehen könnten. Auch das ist nach seinem Wohlgefallen; alles ist reine, unumschränkte Gnade.

Worin besteht denn das Geheimnis seines Willens? Es bezieht sich auf die kommende Herrlichkeit Christi. Das war bis dahin ein Geheimnis. Die Weissagungen des Alten Testaments konnten nicht enthüllen, was es alles enthielt; denn sie bezogen sich alle auf die Herrlichkeit Christi, die sich auf der Erde entfalten wird, und auf die irdischen Segnungen, die Israel und den Nationen vorbehalten sind. Sie reden nicht von den himmlischen Segnungen. Bis zum Christentum war der himmlische Teil der Herrlichkeiten Christi nicht bekannt. Jetzt aber ist die Erkenntnis dieses Geheimnisses des Willens Gottes, das die irdischen und himmlischen Dinge umfasst, mit Weisheit und Einsicht den Heiligen gegeben.

Es ist also das «Geheimnis seines Willens». Es war sein Wille, uns zu erretten und uns in der Herrlichkeit zu haben (Heb 2). Christus hat sich Ihm vorgestellt und gesagt: «Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun … Durch diesen Willen sind wir geheiligt durch das ein für alle Mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi» (Heb 10,9.10). Bis zu diesem Punkt war der Wille Gottes bekannt.

Aber da ist noch eine andere Seite seines Willens: das Geheimnis seines Willens im Blick auf Christus. Das war nicht bekannt. Christus hat sich zur Verherrlichung Gottes und zur Erfüllung seiner Ratschlüsse selbst hingegeben und die Erlösung vollbracht. Und was wird nun Gott Christus geben?

Schon hat Er Ihn verherrlicht und Ihn in den himmlischen Örtern zu seiner Rechten gesetzt, über jedes Fürstentum und über jede Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird, und hat alles seinen Füssen unterworfen. Wohl sehen wir Ihm jetzt noch nicht alles unterworfen, doch wird Gott «das Geheimnis seines Willens» ausführen, das Er in Bezug auf Christus «sich vorgesetzt hat in sich selbst». Er wird ihm angesichts des ganzen Universums die Herrschaft über alles geben, das Erbe und den Besitz aller Dinge im Himmel und auf der Erde. Was im Himmel und was auf der Erde, die Kirche, Israel, die Nationen – alles wird in Ihm vereinigt sein, dem Haupt über alles.

Alle Absichten Gottes gegenüber und für den Menschen werden in Christus verwirklicht sein, und zwar «in der Fülle der Zeiten», wenn alle Wege gegenüber dem Menschen zur Ausführung gekommen sind.

Der Mensch hat in allen seinen Wegen gefehlt, aber Christus, der zweite Mensch, macht einen Neuanfang, führt die Ratschlüsse Gottes vollkommen aus, und Gott bringt in dem Christus alles in eins zusammen. Die Krönung aller Ratschlüsse Gottes wird Christus sein, herrschend über alle Dinge, wobei alle Dinge als Schemel seiner Füsse hingelegt sind. Das muss eine Zeit vollkommener Glückseligkeit sein: auf der Erde eine Herrschaft des Friedens und der Gerechtigkeit; Gott wird Anbetung dargebracht und Christus wird verherrlicht; im Himmel ertönt der Jubelschall der Erlösten beim Hochzeitsmahl des Lammes. Von der Erde her wird vonseiten der Geschöpfe, die von der Knechtschaft des Verderbens befreit sind und die Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes geniessen, ein einmütiger Lobgesang zu Gott emporsteigen, und die Himmel werden der Erde mit überströmenden Segnungen antworten. Welch wunderbare Szene! Bei ihrer Betrachtung wird das Herz voll Ruhe. Dann wird unser kostbarer Heiland erhoben und verherrlicht werden. In dem Namen Jesu wird sich jedes Knie beugen, und zum Lobgesang der Versammlung im Himmel kommt der Lobgesang Israels und der Nationen auf der Erde.