Die ersten Jahrzehnte des Christentums (29)

Apostelgeschichte 13,13-28

Vers 13

Von Paphos aus reisten Paulus und seine Begleiter nach Perge in Pamphylien. Von jetzt ab nahm Paulus den ersten Platz ein; die bei ihm waren, wurden «seine Begleiter» genannt. Johannes, auch Markus genannt, trennte sich von ihnen. Um Paulus zu folgen und den Schwierigkeiten eines Dienstes zu begegnen, der so viel Widerstand vonseiten der Juden hervorrief, war Markus noch zu wenig frei vom Judentum. Er hatte weder die Kosten überschlagen, noch den Sinn des Dienstes erfasst, in den er als Begleiter des Apostels eingetreten war. Daher fehlte es ihm an Mut, und er kehrte nach Jerusalem zurück. Man freut sich, dass ihm der Apostel später ein anderes Zeugnis geben konnte: «Nimm Markus», sagte er zu Timotheus, «und bring ihn mit dir, denn er ist mir nützlich zum Dienst» (2. Tim 4,11). Es ist beachtenswert, dass er dies in einer Zeit des Verfalls sagte, wo ein solcher Dienst den Apostel und seine Begleiter grossen Prüfungen aussetzte, und mehrere von ihnen hatten ja Paulus verlassen. Gewiss war Markus im Hinblick auf den Dienst, den er aufgegeben hatte, vor dem Herrn tief geübt gewesen. Daher konnte der Heilige Geist ihn auch als Schreiber des Evangeliums nach Markus benützen, das den Herrn als den vollkommenen Diener darstellt.

Verse 14 und 15

Von Perge aus durchzogen Paulus und seine Begleiter das Land und kamen nach Antiochien in Pisidien. Sie gingen am Tag des Sabbats in die Synagoge und setzten sich unter die Zuhörer. Nach dem Vorlesen des Gesetzes wurden sie von den Vorstehern der Synagoge eingeladen, ein Wort der Ermahnung zu reden. Wie gut, dass jenen Menschen, die das Gesetz gehört hatten, nun auch die Gnade verkündigt werden konnte! Der Heilige Geist, von dem Paulus und Barnabas abhängig waren, hatte ihnen den Weg geöffnet und dafür gesorgt, dass die Vorsteher der Synagoge ihnen günstig gesinnt waren; und nun konnten die Apostel dem Volk die Worte bringen, die der Herr ihm mitteilen wollte. Wenn wir in unserem Dienst vom Herrn abhängig sind, wird Er uns auch heute, in den Tagen der Schwachheit, die Türen öffnen, so gut wie damals.

In der Kraft des Geistes Gottes legte der Apostel in vollkommener Weisheit die Wahrheit dar, die seiner Zuhörerschaft angepasst war; da waren sowohl Juden als auch Proselyten – Heiden, die sich zum Gott Israels bekannten – versammelt. Diese alle waren durch zwei Dinge gekennzeichnet: Sie dienten Gott und fürchteten Ihn, ohne Leben aus Gott zu besitzen. Dass sie kein Leben hatten, geht aus Vers 50 hervor: die Juden erweckten eine Verfolgung gegen Paulus und Barnabas.

Verse 16-21

In seiner Rede erinnerte der Apostel anhand verschiedener wichtiger Tatsachen aus der Geschichte des Volkes Israel daran, dass Gott immer damit beschäftigt gewesen sei, sein Volk zu segnen: und um dies völlig zu erreichen, habe Er ihnen in der Person Jesu den Retter gesandt. Israel sah sich also jetzt einer weit wunderbareren Kundmachung der Gnade Gottes gegenübergestellt, als es im Lauf der Geschichte in allen erlebten Befreiungen je der Fall gewesen war; und es hätte sich wohl davor hüten sollen, den Herrn, der ihm noch einmal vorgestellt wurde, von sich zu stossen.

Die Rede des Apostels umfasst:

  1. eine kurze Zusammenfassung der Geschichte des Volkes bis zu den Tagen Johannes des Täufers;
  2. die Verkündigung des Heilands, seine Verwerfung, seine Auferstehung und verschiedene, auf Ihn bezogene Zeugnisse der Schriften.

Er erinnerte daran, dass das Volk ein Gegenstand der Auserwählung Gottes sei. Aus diesem Grund führte Gott es mit erhobenem Arm aus Ägypten heraus, pflegte es vierzig Jahre lang in der Wüste wie eine Mutter, vertilgte sieben Nationen und gab ihm das Land Kanaan zum Erbteil. Bis auf Samuel hatten sie Richter. Von da an begehrten sie einen König, und Gott gab ihnen Saul, der vierzig Jahre lang über sie herrschte.

Bevor Gott dem Volk den König nach seinem eigenen Herzen gab, sollte es durch vierzigjährige Erfahrung kennen lernen, was ein König wert war, den es selbst erwählt hatte. Die Zahl vierzig stellt immer die Zeit dar, die zur Erprobung einer Sache erforderlich ist. Statt unter diesem stattlichen König in Sicherheit zu leben, folgte das Volk ihm zitternd nach. Die Philister besiegten ihn, und er starb auf dem Gebirge Gilboa.

Verse 22-28

Gott gab zwar dem Volk den König, den es begehrt hatte, aber Er nahm ihn selbst wieder weg. «Ich gab dir einen König in meinem Zorn und nahm ihn weg in meinem Grimm», lesen wir in Hosea 13,11. Und nachdem Er ihn weggetan hatte, sagte Gott: «Ich habe David gefunden, den Sohn Isais, einen Mann nach meinem Herzen, der meinen ganzen Willen tun wird.» Gott fand in David seine Befriedigung. Er war der «Geliebte». Seine Geschichte beweist es; Gott konnte in seinem Herzen wirken und in seinem Leben Früchte ernten. Der König war das Bindeglied zwischen dem Volk und Gott, zum Segen des Volkes. Er musste notwendigerweise von Gott abhängig sein, um ein Verwalter nach dem Willen Gottes sein zu können. In vollkommener Weise wird dies unter der kommenden Herrschaft Christi der Fall sein, wenn Er das Priestertum mit dem Königtum vereinigen wird, zum vollen Segen für alle.

Aus den Nachkommen Davids «hat Gott nach Verheissung dem Israel als Erretter Jesus gebracht», aber um den Segen zu geniessen, der in Ihm gekommen ist, ist Buße nötig. Deshalb ging Ihm Johannes der Täufer voraus und predigte dem ganzen Volk Israel die Taufe der Buße. Auf diese Weise bereitete er den Weg des Herrn vor. Sobald er seinen Lauf vollendet und seinen Dienst als Vorläufer abgeschlossen hatte, trat der in Erscheinung, dessen Sandalen zu lösen er nicht würdig war. Jesus offenbarte sich dem Volk mit allen Beweisen, dass Er der verheissene Messias war, der wahre Sohn Davids. Sie erkannten Ihn aber nicht. Der Apostel legt den Nachdruck auf die Tatsache, dass die Juden, an die er sich wendet, Abrahams Nachkommen sind. Er will damit die souveräne Gnade Gottes hervorheben, die ihnen gegenüber immer in Tätigkeit war. Sie sind das Volk, dem Verheissungen gegeben waren, Verheissungen, die durch die Erscheinung des Herrn ihre Erfüllung fanden. Um daraus Nutzen zu ziehen, mussten sie Buße tun; aber ihr Hochmut liess es nicht zu. Statt den verheissenen Messias und den Sinn der Stimmen der Propheten, die jeden Sabbat gelesen wurden, zu erkennen, hatten sie Ihn umgebracht, und so ohne ihr Wissen die Schriften erfüllt. Das vermindert aber keineswegs ihre Schuld an seinem Tod; sie hatten ja keine Todesschuld an Ihm gefunden! «Als sie aber alles vollendet hatten, was über ihn geschrieben steht, nahmen sie ihn vom Holz herab und legten ihn in eine Gruft.» Damit war ihr Werk vollendet, und Gott vollführte auch das Seine: Er auferweckte Ihn.

Die Menschen, zu denen der Apostel hier sprach, mussten zugeben, dass die Nation den Herrn nicht erkannt hatte. Sie sollten daher von seiner Verwerfung seitens des Volkes Abstand nehmen und hinsichtlich seiner Person nicht im Unglauben verharren. Denn Gott hat Ihn aus den Toten auferweckt; sie sollten sich auf die Seite Gottes stellen und sich von der schuldigen Nation loslösen. Petrus hatte schon in Apostelgeschichte 2 gesagt: «Lasst euch retten von diesem verkehrten Geschlecht!» Es galt, sich entweder für Christus zu entscheiden, oder das Los des ungläubigen Volkes zu teilen.

Der Apostel beschrieb die Person des Herrn nach den eigenen Schriften des Volkes; es waren keine neuen Mitteilungen. Sie sollten daher die darin enthaltene volle Wahrheit erkennen und Jesus annehmen. Der Apostel Petrus hatte, wie das 2. Kapitel berichtet, eine ähnliche Rede gehalten, um jene andere grosse Wahrheit festzustellen, dass Gott diesen Jesus, den sie gekreuzigt hatten, zum Herrn und Christus gemacht hat.

Wer von Gott belehrt ist, um die Wahrheit darzulegen, versteht es, sie dem Zustand derer anzupassen, an die er sich wendet. Als sich Petrus an die Heiden wandte, verkündigte er ihnen die Güte Gottes gegen alle Menschen (Kap. 14) und den Schöpfer-Gott (Kap. 17), um sie zuzubereiten, die Wahrheit aufzunehmen, die er ihnen vorzustellen hatte. Der Apostel suchte sowohl die zu gewinnen, die unter Gesetz waren, wie auch die, die nicht unter Gesetz standen (1.Kor 9,20.21).

Was in Vers 25 von Johannes dem Täufer gesagt wird, ist beachtenswert: «Als aber Johannes seinen Lauf erfüllte». Wir haben alle einen Lauf zu erfüllen, sei er von langer oder von kurzer Dauer; wenn er vollendet ist, brauchen wir nicht mehr auf der Erde zu bleiben. Die Laufbahn des Johannes war kurz gewesen. Er war erweckt worden, um den Messias einzuführen, und nachdem er von Ihm gezeugt hatte und der Herr erschienen war, war seine Aufgabe erfüllt. Es war nicht Herodes, der Seinen Dienst zum Abschluss brachte. Für den, der nicht in Treue vorangeht, kann das Leben hier auf der Erde zu Ende gehen, bevor die Aufgabe erfüllt ist. Der Apostel sagt in Apostelgeschichte 20,24: «Aber ich nehme keine Rücksicht auf mein Leben als teuer für mich selbst, damit ich meinen Lauf vollende und den Dienst, den ich von dem Herrn Jesus empfangen habe.» Und in 2. Timotheus 4,7: «Ich habe den Lauf vollendet.» Dabei war sein Leben noch nicht zu Ende, wenn auch der Zeitpunkt seines Abscheidens sehr nahe war. Aus Vers 36 unseres Kapitels geht auch hervor, dass David entschlief, nachdem er dem Willen Gottes gedient hatte.