Die Leiden des Christus im ersten Petrus-Brief

1. Petrus 1,11; 1. Petrus 2,22-23; 1. Petrus 3,16-18; 1. Petrus 4,1; 1. Petrus 5,1

Wie ernst ist der Gedanke, dass der Sohn Gottes in dieser Welt ein Leidender war. Er kannte den Weg, den Er gehen würde, bevor Er als Kind in der Krippe lag. Er wusste um jedes Weh, jedes Leid, jede schmerzliche Erfahrung, jede Erprobung. Alles, was Ihm auf seinem Pfad begegnen würde, alles, was das Kreuz umfasste, war Ihm im Voraus bekannt. Trotzdem ist Er als Mann der Schmerzen gekommen, um in dieser Welt zu leiden. Seine Leiden werden uns prophetisch im Alten Testament vorausgesagt. Beim Lesen dieser Stellen merkt man, wie der Heilige Geist die tiefen Empfindungen im Herzen des Herrn Jesus in einer Sprache ausdrückt, die der Mensch nicht wirklich ergründen kann. Doch wir können in schwacher Weise über die Leiden des Erlösers nachdenken. Dabei muss uns bewusst bleiben, dass wir uns auf heiligem Boden befinden. Wenn wir so in Ehrfurcht darüber nachsinnen, wird eine ernste Stille unser Herz erfassen und wir werden uns im Geist anbetend vor Gott und seinem geliebten Sohn verneigen.

Der Apostel Petrus berührt dieses kostbare Thema in jedem Kapitel seines ersten Briefs:

Kapitel 1

In diesem Kapitel bezeugte er, dass die Propheten ihre eigenen Schriften untersuchten und erforschten. Sie suchten die Bedeutung von dem zu entdecken, worauf «der Geist Christi, der in ihnen war, hindeutete, als er von den Leiden, die auf Christus kommen sollten, und von den Herrlichkeiten danach zuvor zeugte» (V. 11). Es lässt sich unschwer feststellen, dass David die wirkliche Bedeutung der Psalmen 22 und 69 nicht erfassen konnte, obwohl er vom Heiligen Geist inspiriert war, als er sie gedichtet hat. Ebenso wenig konnte Jesaja den tiefen Sinn im 53. Kapitel seines Buches kennen.

Aber wie wunderbar zeigen uns diese und andere Stellen in den Propheten etwas von den Leiden des Messias und den Herrlichkeiten, die auf seinen Leidensweg folgen werden. Die Errettung und die Gnade Gottes uns gegenüber sind mit den Leiden und der Herrlichkeit des Christus eng verknüpft. Ohne diese heiligen Leiden hätte niemand die Errettung kennen gelernt und erfahren. Der Heiland musste den göttlichen Zorn erdulden und aus der Tiefe seiner Seele rufen: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?» (Mt 27,46), damit wir dem furchtbaren Gericht entkommen konnten, das wir wegen unserer Sünden verdienten. Doch wie herrlich, dass wir nun durch den Glauben an den Heiland die Sicherheit der Errettung unserer Seelen haben! Sie gehört zur Frucht der Mühsal seiner Seele.

Kapitel 2

Wir sind berufen, in der Welt einen Weg der Leiden zu gehen. Dabei wird uns Christus in Kapitel 2,21 als Beispiel vorgestellt. Es wird nicht lange dauern, bis ein treuer Christ merkt, dass der Weg nach dem Willen Gottes für ihn kein leichter ist. Wenn das Auge auf den Herrn Jesus gerichtet ist, wird der Weg zwar einfach, aber voller Erprobungen sein. In diesen Prüfungen wird er merken, dass es unumgänglich ist, um des Gewissens vor Gott willen Beschwerden zu ertragen und ungerecht zu leiden. Das ist der Weg, den unser Herr gegangen ist. Wie sehr hat Er vonseiten der Sünder ungerecht leiden müssen! Was für einen Weg der Schmerzen musste Er gehen! Doch es ist wohlgefällig bei Gott, wenn wir den Fussstapfen des Herrn Jesus folgen und dabei Leiden erdulden, weil wir gerecht leben und das Gute tun.

Es besteht die Gefahr, dass wir uns gegen das erfahrene Unrecht auflehnen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn uns bewusst ist, dass uns diese Leiden für das Gute widerfahren, das wir getan haben, nicht für etwas Böses. In dieser Situation wird uns der Herr als Beispiel vorgestellt. Jedes Mal, wenn ein rebellischer Gedanke oder eine aufbegehrende Empfindung in uns hochkommen will, dann lasst uns an Ihn denken! Bei Ihm finden wir Vollkommenheit, «der keine Sünde tat, noch wurde Trug in seinem Mund gefunden, der, gescholten, nicht wiederschalt, leidend, nicht drohte, sondern sich dem übergab, der gerecht richtet» (V. 22.23). Was für ein Beispiel für uns! Aber wie wenig sind wir Ihm nachgefolgt. Das Problem bei uns ist, dass auch beim Guten, das wir tun, oft noch etwas vom Fleisch dabei ist. Und wegen unserer alten Natur sind unsere Leiden oft noch ein wenig mit Erziehung Gottes vermischt. In dem Mass, wie sich das Fleisch in uns regt, wird sich auch unser Unwille über die Schmähung und die Leiden zeigen, die uns treffen. Wie gut, dass wir ein vollkommenes Vorbild haben! Wir haben wirklich eine Person, auf der unser Auge und unser Herz ruhen können, während wir durch Umstände zu gehen haben, in denen wir erprobt werden.

Neben den Leiden auf dem Glaubensweg, in denen Christus ein Beispiel für die Seinen ist, macht uns der Geist Gottes deutlich, dass es Leiden unseres Erlösers gibt, an denen wir keinen Anteil haben können. Es sind die Leiden, die durch unsere Sünden hervorgerufen wurden: «Der selbst unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen hat» (V. 24). Der Herr Jesus litt am Kreuz für unsere Sünden – für meine und deine.

Kapitel 3

Noch einmal werden die Leiden von Christus mit dem Weg der Gläubigen in Verbindung gebracht (V. 16-18). Wir leben in einer Welt, in der die Menschen das Verhalten der Christen verleumden. Sie reden Böses gegen die, die den Fussstapfen des Herrn Jesus folgen. Aber es ist besser, wenn der Wille Gottes es will, dass wir für Gutestun statt für Bösestun leiden. In Vers 18 erkennen wir, wie weit Christus darin gegangen ist: Er hat nicht nur um der Gerechtigkeit willen für Gutestun gelitten, sondern Er litt auch für Sünden. Das geschah, als Er unsere Sünden an seinem Leib am Kreuz getragen hat.

Aber Er war nicht nur der Stellvertreter, der für unsere Sünden starb. Er litt ebenso als «die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die ganze Welt» (1. Joh 2,2). Zudem litt Er auch für Sünder, «der Gerechte für die Ungerechten» (1. Pet 3,18). Mit dem Apostel Paulus können auch wir sagen: «Der Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat» (Gal 2,20). Er hat unsere Stelle eingenommen. Er ertrug das Gericht, das wir verdient haben. Jetzt wissen wir, dass es geschah, um uns zu Gott zu führen. Wenn wir über eine solche Liebe nachdenken, die in dieser Weise für uns litt, fällt es uns leichter, in der armen Welt für Gutestun zu leiden.

Kapitel 4

«Da nun Christus für uns im Fleisch gelitten hat, so wappnet auch ihr euch mit demselben Sinn; denn wer im Fleisch gelitten hat, ruht von der Sünde» (V. 1).

Der ganze Weg des Herrn Jesus auf der Erde war von Leiden geprägt. Er litt in seiner heiligen Natur, als Er durch eine Welt der Sünde schritt. Im Konflikt des Guten gegen das Böse erduldete Er den Widerspruch der Sünder gegen sich. In der Wüste weigerte Er sich, seinen Hunger zu stillen, weil Er kein Wort von Gott dazu hatte. Da litt Er, weil Er den Willen Gottes der Erleichterung vorzog, die Ihm seine göttliche Macht hätte verschaffen können. Er litt, als Er, obwohl Er Sohn war, den Gehorsam lernte. Was für Leiden erduldete Er in seinem Geist, als Er das auf sich nahm, wovon Er andere befreite: «Er selbst nahm unsere Schwachheiten und trug unsere Krankheiten» (Mt 8,17)! Aber alle diese Leiden mündeten für Ihn in die schrecklichen Leiden des Kreuzes, wo Er im Konflikt des Guten gegen das Böse starb, indem Er bis aufs Blut widerstand. Dort gab Er sich selbst, um die Herrlichkeit Gottes im Blick auf die Sünde sicherzustellen. Gleichzeitig starb Er auch für uns.

Was ist nun unsere Einstellung zu den Leiden? Sind wir bereit, lieber zu leiden als die Begierden des Fleisches zu befriedigen? Wenn wir leiden, anstatt der Sünde nachzugeben, dann haben wir die Geisteshaltung, in der wir den Willen Gottes tun können. Die Waffe gegen die Sünde liegt in der Gesinnung, die bereit ist, lieber zu leiden als der Versuchung nachzugeben. Diese Gesinnung hat der Herr Jesus vollkommen offenbart.

Es gibt auf dem Glaubensweg nicht nur Leiden in den normalen täglichen Umständen des Lebens. Es kann auch Zeiten der Verfolgung geben, wenn die Gläubigen im Feuer geprüft werden. Auch Jesus Christus musste auf diese Weise leiden, und zwar bis zum Tod. Das sind Leiden als Märtyrer, die auch das Teil des Christen sein können (1. Pet 4,13).

Wie muss der Sohn Gottes gelitten haben, als Ihn die Leute seiner Vaterstadt an den Rand des Berges führten, um Ihn hinabzustürzen! Wie litt Er, als die Menschen Steine aufhoben, um Ihn damit zu bewerfen! Was war es für Ihn, dass Ihn seine Feinde auf Schritt und Tritt bedrängten, Ihm Fangfragen stellten und schliesslich Judas Geld gaben, damit dieser Ihn durch Verrat an sie auslieferte! Wie hat es Ihn geschmerzt, als die Menschen Ihn mit Unehre und Schande überschütteten, bevor sie Ihn dem schmachvollen Tod am Kreuz übergaben! Wenn wir das Vorrecht haben, diese Leiden des Christus zu erdulden, werden wir aufgefordert, uns zu freuen, «damit ihr auch in der Offenbarung seiner Herrlichkeit mit Frohlocken euch freut» (V. 13).

Der Apostel Paulus wünschte die Gemeinschaft seiner Leiden kennen zu lernen, um seinem Tod gleichgestaltet zu werden, d.h. um als Märtyrer zu sterben wie sein Meister (Phil 3,10). Auch der Apostel Petrus sollte dieses Vorrecht haben, wie der Herr es ihm vorausgesagt hatte: «Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und hinbringen, wohin du nicht willst» (Joh 21,18). Als alter Mann sollte Petrus mit ausgestreckten Händen an einem Kreuz sterben wie sein Meister. Das war kein Weg, über den sich die menschliche Natur freuen kann. Sie will ihn nicht gehen. Dennoch war es aus Gnade ein Weg, über den sich Petrus freuen konnte. Da wir ebenfalls die göttliche Natur besitzen, sind auch wir in der Lage, uns in solchen Situationen zu freuen.

Kapitel 5

Am Anfang seines Briefs spricht Petrus von den Leiden des Christus und von den Herrlichkeiten, die danach folgen sollten. Jetzt am Ende, wenn er die Ältesten ermahnt, bezeichnet er sich als «Zeuge der Leiden des Christus und auch Teilhaber der Herrlichkeit, die offenbart werden soll» (V. 1). Zweifellos hatte Petrus vieles erlitten, aber davon will er nicht reden. Ihm geht es um die Leiden des Christus, deren Zeuge er war. Was waren seine Schmerzen im Vergleich zu den Leiden des Herrn Jesus, die er miterlebt hatte? Doch an der Herrlichkeit, die offenbart werden soll, würde Petrus tatsächlich teilhaben. Diese Gnade Gottes gilt auch uns. Wer von uns kann überhaupt von Leiden reden, wenn wir an die Leiden des Herrn denken? Aber wir können uns über die Herrlichkeit freuen, an der wir ganz bestimmt teilhaben werden, weil Christus für uns gelitten hat.

Zusammenfassung

In Kapitel 1 werden wir mit einem Christus bekannt gemacht, der gelitten hat. In Kapitel 2 sehen wir, dass der Herr Jesus unser Beispiel und Vorbild ist, wenn wir ungerecht leiden. In Kapitel 3 lernen wir, dass wir unter Umständen für Gutestun zu leiden haben. Da sehen wir, dass Christus viel weiter gegangen ist, indem Er für Sünden und für Sünder gelitten hat. In Kapitel 4,1 sollen wir bereit sein, im Fleisch zu leiden, um dem Willen Gottes zu leben, wie der Herr Jesus dies in Vollkommenheit getan hat. In Kapitel 4,13 geht es um Leiden durch Verfolgung, die Gläubige manchmal zu erdulden haben. Dabei werden sie Teilhaber der Leiden des Herrn Jesus, die Er vonseiten der Menschen durchgemacht hat. Aus Kapitel 5,1 erkennen wir, dass wir aufgrund der Leiden von Christus Teilhaber der Herrlichkeit werden, die im Begriff steht, offenbart zu werden.

Im Licht dieser ernsten und wertvollen Bibelstellen tun wir gut daran, über dieses wunderbare Thema nachzudenken. Gott möchte, dass wir unserem Meister in der Welt, die Er verlassen hat, ähnlicher werden. Dabei dürfen wir die Worte des Apostels Petrus auf uns anwenden und uns ihnen anschliessen: «Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, nachdem ihr eine kurze Zeit gelitten habt, er selbst wird euch vollkommen machen, befestigen, kräftigen, gründen. Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen» (1. Pet 5,10.11).