Die goldenen Fäden

2. Mose 39,3

«Und sie hämmerten Goldbleche, und man zerschnitt sie zu Fäden, zum Verarbeiten unter den blauen und unter den roten Purpur und unter das Karmesin und unter den Byssus» (2. Mo 39,3).

Der weisse «Byssus» ist ein Vorbild von der fleckenlosen Menschheit des Herrn Jesus Christus; die «goldenen Fäden» aber sind ein ebenso treffendes und schönes Vorbild von seiner Gottheit.

Der Geist Gottes liebt es, in dieser Weise die Person und das Werk Christi vorzustellen. Jedes Vorbild, jede Figur, jede Ordnung der mosaischen Gebräuche – alles duftet von dem kostbaren Wohlgeruch seines Namens. Wie unbedeutend die eine oder andere Einzelheit auch scheinen mag, wenn sie nur irgendetwas von Christus ausdrückt, so hat sie nach dem Urteil des Heiligen Geistes doch einen unaussprechlichen Wert.

Der rote Purpur, das Karmesin und der Byssus stellen die verschiedenen Züge der vollkommenen Menschheit Christi dar. Aber die Weise, in der das Gold in das Gewebe des Priesterkleides Aarons eingefügt wird, verdient unsere besondere Aufmerksamkeit. Die Fäden von Gold wurden auf so ausgezeichnete Weise unter jene anderen Fäden gewirkt, dass sie mit diesen unzertrennlich verbunden und zugleich vollkommen von ihnen unterschieden waren.

So können wir in den Berichten der Evangelien leicht die seltene Schönheit der geheimnisvollen Verbindung der Menschheit und der Gottheit in der Person des Herrn Jesus unterscheiden, wie auch den unterschiedlichen Charakter der beiden Naturen in dieser herrlichen Person.

Beachte zum Beispiel Christus auf dem See von Galiläa, wie Er auf einem Kopfkissen schläft (Mk 4,38). Kostbarer Beweis seiner Menschheit! Aber plötzlich erscheint Er in der ganzen Grösse und Majestät der Gottheit und als der erhabene Herrscher des Weltalls: Er bedroht den Wind und gebietet dem See, zu verstummen. Das geschieht ohne Anstrengung, ohne Hast, ohne Vorbereitung. Die menschliche Ruhe ist bei Ihm ebenso natürlich, wie die Tätigkeit seiner Gottheit. Christus ist im einen wie im andern Fall völlig in seinem Element.

Betrachte Christus auch, als die Einnehmer der Doppeldrachmen zu Petrus kommen und von seinem Meister die Tempelsteuer fordern (Mt 17,24-27). Als allmächtiger Gott, dem «der Erdkreis und seine Fülle» gehört, legt Er seine Hand auf die Schätze des Ozeans und sagt: «sie sind mein» (Psalm 50,12). Und nachdem Er gezeigt hat, dass das Meer sein Eigentum ist, denn Er hat es ja gemacht (Psalm 95,5), ändert Er die Sprache und offenbart vollkommene Menschheit: Er vereinigt sich mit seinem armen Diener mit den rührenden Worten: «den nimm und gib ihnen für mich und dich». Worte voller Gnade, besonders hier, angesichts dieses Wunders, das in so vollkommener Weise die Gottheit dessen offenbarte, der sich hier in unendlicher Herablassung mit einem armen, schwachen Geschöpf dieser Erde einsmachte.

Wir sehen Ihn auch am Grab des Lazarus (Joh 11). Christus seufzt und weint, und dieses Seufzen seiner Seele und diese Tränen kommen aus den Tiefen einer vollkommenen Menschheit hervor, aus diesem vollkommenen menschlichen Herzen, das empfand, mehr als jedes andere, sich inmitten einer Szene zu befinden, wo die Sünde so schreckliche Früchte hervorgebracht hat. Dann aber, als «die Auferstehung und das Leben», als der, der in seiner allmächtigen Hand «die Schlüssel des Todes und des Hades» hält (Off 1,18), ruft Er aus: «Lazarus, komm heraus!», und auf sein Wort öffnen der Tod und der Hades ihre Pforten, um ihren Gefangenen zu entlassen (Joh 11,43).

Noch andere Szenen mögen dem Leser als Illustrationen dienen für diese Verbindung der «goldenen Fäden» mit dem «blauen und roten Purpur, dem Karmesin und dem Byssus». Diese Vorbilder von der Verbindung der Gottheit mit der Menschheit in der geheimnisvollen Person des Sohnes Gottes sind für den aufmerksamen Leser des Alten Testaments nichts Neues. Aber es ist für unsere Seelen immer wieder nützlich, sich zum Herrn Jesus zu wenden, als zu dem, der wahrer Gott und wahrer Mensch ist.