Ahas und Hiskia

2. Chronika 28; 2. Chronika 29

Durch Gegenüberstellung der Könige Ahas und Hiskia – Vater und Sohn – mögen uns im Blick auf das Haus Gottes und unser Verhalten in ihm weitere Wahrheiten klar werden. Ahas, der Vater, war ein durchaus religiöser Mann. Immer wieder sehen wir ihn etwas tun, was seine religiöse Überzeugung ihn tun hiess, ob es ihn noch so viel kostete. Sogar seine eigenen Söhne brachte er ihr zum Opfer.

Dabei aber verliess er den HERRN, den lebendigen, wahren Gott Israels und seinen Dienst und war darin treuloser als irgendein König Judas vor ihm. Bei ihm kam auf die krasseste Weise zum Ausdruck, dass Religion und Glaube an Gott zwei grundverschiedene Begriffe sind. Religion ist eine Ausgeburt des menschlichen, natürlichen Herzens und Verstandes – der Glaube aber ist aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch Gottes Wort (Röm 10,17). Wo immer sich Religion mit dem Glauben des Wortes Gottes zu vermischen sucht, da ist sie ihm nicht nur entgegengesetzt, sondern sie hindert den Gläubigen vielmehr, den Gottesdienst nach Gottes Gedanken auszuüben: Ahas zerschlug die Geräte des Hauses Gottes, die zum damaligen Gottesdienst nach Gottes Gedanken erforderlich waren, und schloss die Türen des Hauses des HERRN (2. Chr 28,24)!

Wirft dies nicht auch ein helles Licht auf die Zustände in der Christenheit? Die Religion nach dem Fleisch, die sich hier in christliche Formen hüllt, hat sich ausgebreitet und festgesetzt. Sie verschliesst selbst für die wahren Christen, die damit verbunden sind, die Türen und hindert sie, im geistlichen Haus Gottes den schriftgemässen Platz einzunehmen, um als geheiligte Gefässe den Ihm wohlgefälligen Gottesdienst auszuüben. Wie dem grossen Teil des Volkes Gottes zur Zeit von Ahas scheint es auch heute vielen Christen nicht in den Sinn zu kommen, sich zu vergewissern, ob die Auffassung von Gottesdienst, von Christentum, von Religion, in der sie aufgewachsen sind oder die sie annehmen, auch wirklich dem in der Bibel geäusserten Willen Gottes entspricht. Sie versäumen es, «täglich die Schriften zu untersuchen, ob dies sich so verhielte» (Apg 17,11). Es genügt ihnen, geistlichen Führern zu folgen, die gemäss den vorherrschenden Richtungen in christlicher Tradition und Philosophie geschult sind. Oder sie folgen den Verkündigern verschiedenster Glaubens­bekennt­nisse, ja, sogar Schwarmgeistern und Irrlehrern, wenn diese nur der eigenen Meinung vom Christen­tum entsprechen.

Vergessen wir nicht, dass jeder Christ vor Gott persönlich verantwortlich ist, sowohl in Bezug auf den praktischen Wandel als auch hinsichtlich des gemeinsamen Zeugnisses der Gläubigen, im Wort Gottes nach seinem Willen zu forschen (Röm 12,1-2; Eph 4,13-15; 5,10; 2. Tim 2,19, usw.).

Hiskia, der Sohn von Ahas, steht in seinem Handeln ganz in Gegensatz zu seinem Vater. Kaum sass er auf dem Thron Judas, schon im ersten Jahr seiner Regierung, im ersten Monat, begann auf sein Geheiss ein Werk der Wiederherstellung: Er öffnete die verriegelten Türen, reinigte das Haus des HERRN, liess die zerschlagenen Geräte wieder herstellen und richtete den Gottesdienst wieder ein. Alles, was nicht in den Tempel gehörte, alle Unreinheit, liess er aus dem Heiligtum hinausbringen. Mit grosser Entschiedenheit und Tatkraft gab er seinem Volk zu verstehen, dass er in diesen Dingen den Weg der Treue zu gehen wünschte.

Die Gnade Gottes hatte schon im jungen Prinzen Furcht des HERRN, lebendigen Glauben an Ihn und persönliche Unterwürfigkeit unter sein Wort bewirkt. Als die Reihe an ihn kam, eine grosse Verantwortung zu übernehmen, war er daher in der Lage und von Herzen bereit, die ihm von Gott gegebene Aufgabe, «den Worten des HERRN gemäss» (2. Chr 29,15), entsprechend «dem Gebot des HERRN» (29,25) zu erfüllen und den Dienst des Hauses des HERRN, das «was Gott dem Volk bereitet hatte», wieder einzurichten (29,35.36).

Dass wir alle doch in diesen letzten Tagen des christlichen Zeugnisses auf der Erde mehr von der Liebe eines David zum Haus Gottes besässen und mehr vom schriftgemässen Eifer eines Hiskia, um uns von allem zu reinigen und freizumachen, was der Mensch aus dem heutigen Haus Gottes gemacht hat. Nur so werden wir «Gefässe zur Ehre» sein, geheiligt, nützlich dem Hausherrn. zu jedem guten Werk bereitet. Nur so können wir Gott einen Ihm wohl­gefälligen Gottesdienst darbringen. Ja, dass wir doch alle solche «Männer nach dem Herzen Gottes» wären!