Wo ist der Friede zu finden und wie kann man ihn empfangen und geniessen? Das sind Fragen, die viele beschäftigen und die sich heute mehr als je mit grosser Eindringlichkeit vor jeden Menschen stellen. Es scheint, als ob der Friede auf dieser armen Erde weder in den Herzen noch in den Gewissen noch zwischen den Menschen oder zwischen den Völkern bestände. Und es werden doch so viele Anstrengungen gemacht, um ihn zu erlangen! Das kommt daher, weil man mehr und mehr den Fürsten des Friedens, der in diese Welt gekommen ist, vergisst, wie auch die Verkündigung durch die himmlischen Heerscharen bei seiner Geburt: «Herrlichkeit Gott in der Höhe und Friede auf der Erde, an den Menschen ein Wohlgefallen!» (Lk 2,14).
Die Erfüllung der göttlichen Verheissungen kann nicht ausbleiben, und für den Glauben sind sie, selbst in den dunkelsten Tagen, jetzt schon Wirklichkeit. Wie steht es nun um den Frieden, der denen verheissen ist, die ihr Vertrauen auf die Erklärungen des Wortes der Wahrheit gesetzt haben?
Wir haben mehr denn je Sicherheiten nötig, denn alles um uns her scheint zu wanken und nichts ist da, auf das sich der Mensch mit aller Gewissheit stützen könnte.
Christus ist verworfen worden, aber sind die göttlichen Verheissungen deswegen verloren? Nein. Bevor der Herr Jesus die Seinen verliess, sagte Er zu ihnen: «Frieden lasse ich euch; meinen Frieden gebe ich euch» (Joh 14,27). Wir haben hier zwei Aussagen bezüglich des Friedens, über die wir im Klaren sein müssen. Die erste ist:
«Frieden lasse ich euch»
Weil Er verworfen worden ist, konnte Er seine Herrschaft des Friedens nicht aufrichten, aber Er hat seinen Jüngern Frieden hinterlassen; seit seinem Weggang ist er ihr Teil. Diesen Frieden hat Er durch das Blut seines Kreuzes gemacht und die Kunde davon schon am Tag der Auferstehung den Seinen überbracht, indem Er sagte: «Friede euch!» Kostbarer, teuer erkaufter Friede! Er beeilte sich, ihnen diese Botschaft zu überbringen. Das ist das erste, wovon Er redete, als Er in ihre Mitte trat. Das Werk war vollbracht, das der Vater Ihm aufgetragen hatte, die Ansprüche der Gerechtigkeit Gottes waren erfüllt: Tod, Gericht, Verdammnis, alles ist vorüber und liegt hinter uns. Das ist der Friede mit Gott! Welche Gnade!
Aber da ist noch etwas anderes: Wir sind in einer unruhigen Welt, die einem Meer gleicht, dessen Wellen durch Stürme aufgepeitscht werden. Die Umstände werden immer bedrohlicher. Wird unser Herr die Seinen der Ungnade und den Schwierigkeiten einer unruhigen Welt überlassen? Nein, Er gab den Jüngern und uns ein zweites Wort:
«Meinen Frieden gebe ich euch»
Das ist nun nicht der Friede, den Er seinen Jüngern bei seinem Weggang hinterlassen hat, sondern sein Friede, an dem Er sich durch alle Umstände hindurch, denen Er hier auf der Erde begegnete, allezeit erfreute. Er gibt ihn den Seinen. Obwohl Er der Mann der Schmerzen war, lebte Er immer in einem vollkommenen Frieden, den nichts zu trüben vermochte. Angesichts des Todes konnte Er sagen: «Auch mein Fleisch wird in Sicherheit ruhen. Denn meine Seele wirst du dem Scheol nicht überlassen … Du wirst mir kundtun den Weg des Lebens» (Ps 16,9-11).
«Meinen Frieden gebe ich euch.» Kostbare Worte für arme Herzen, die so leicht beunruhigt und beängstigt werden! Alle Erlösten haben den Frieden, den Er ihnen «gelassen» hat, aber um den Frieden zu geniessen, den Er «gibt», ist es nötig, dass unser Glaube tätig ist, dass wir uns in seiner Nähe aufhalten und in seinen Fussstapfen wandeln, in Abhängigkeit und völligem Gehorsam. So sind wir fähig, seinen Frieden zu ergreifen und ihn zu geniessen, wie Er selbst. Möchten wir vom göttlichen Beispiel lernen, in «seinem» Frieden zu leben in einer Welt, die Er vor uns durchschritten hat.
Christus ist jetzt in den Himmeln, wohin Er als unser Vorläufer eingegangen ist. Von dort her richtet Er bezüglich des Friedens durch den Dienst des Apostels Paulus zwei weitere Botschaften an uns.
Der Friede Gottes
Die erste findet sich in Philipper 4,6.7: «Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden; und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und euren Sinn bewahren in Christus Jesus.» Hier haben wir nicht den Frieden mit Gott vor uns, auch nicht den Frieden, den unser Herr auf der Erde genoss, sondern den Frieden Gottes selbst, den Frieden, worin Er lebt, und den nichts zu stören vermag. Auch wenn die Erde und die Himmel sich in nichts auflösten, vermöchte dies nicht seinen Thron und seinen Frieden zu erschüttern. Um an diesem wunderbaren Frieden teilzuhaben ist nur eines erforderlich: Ihm in aller Einfalt und in völligem Vertrauen alles übergeben, was uns betrifft, alles, ohne Ausnahme, denn Er will sich damit befassen. Schon bevor Er eingreift, bevor die Umstände ändern, können wir uns seines Friedens erfreuen und Ihm danksagen. Der Friede Gottes!
Der Friede des Christus
Schliesslich lesen wir in Kolosser 3,15: «Der Friede des Christus regiere in euren Herzen, zu dem ihr auch berufen worden seid in einem Leib.» Hier ist es nicht der Friede Gottes, sondern der Friede des Christus, den Er jetzt auf dem Thron des Vaters besitzt. Wir sind fähig gemacht, mit Ihm diesen Frieden zu geniessen, weil wir mit Ihm, dem verherrlichten Haupt im Himmel, zu einem Leib verbunden sind. Wer vermöchte seinen Frieden zu stören dort, wo Er sich über jedes Fürstentum, jede Gewalt und Herrschaft gesetzt hat? Wenn das Haupt nichts zu beunruhigen vermag, so sollte auch den Leib nichts beunruhigen. Um diesen Frieden zu geniessen, müssen wir aber unsere Verbindung mit Ihm praktisch verwirklichen.
- Der Friede des Gewissens,
- der Friede des Herzens,
- der Friede Gottes,
- der Friede des Christus –
dies ist das glückselige Teil des schwachen Jüngers, der sein Vertrauen in den Herrn Jesus setzt und der Ihm auf dem Weg des Gehorsams nachfolgt. Möchten wir uns in den unruhigen Zeiten, in denen wir angelangt sind, an diesem Frieden allezeit erfreuen, bis der Gott des Friedens Satan unter unsere Füsse zertreten wird!