Weder der pflanzt ist etwas, noch der begiesst, sondern Gott, der das Wachstum gibt. (1. Kor 3,7)
Wer die Bibel sorgfältig liest, bekommt den Eindruck, dass die Diener Gottes darin von einem ganz anderen Gesichtspunkt aus betrachtet werden als es heute geschieht.
In der Bibel sind die Diener Gottes einfach Werkzeuge. Es wird uns von keinem einzigen gesagt, er habe grosse Verstandeskräfte besessen oder sei ein Genie gewesen. Wir lesen nichts von «grossen Tiefen» im Geist von Johannes und nichts von «feuriger Energie» eines Petrus. Denn nicht sie oder ihre Gaben waren es, die das Werk taten, sondern Gott, der durch sie wirkte. Sie liessen ihr Licht vor den Menschen leuchten, nicht um sich selber einen Namen zu machen, sondern um ihren Meister zu verherrlichen. Sie hatten nicht aus eigener Kraft oder Frömmigkeit Wunder vollbracht, sondern Christus wirkte durch sie. Sie brachten nicht Kräfte mit, zu denen Christus weitere zufügte, sondern alles in ihnen, das in seinem Dienst wirklich zählte, war von Ihm. Zwischen der biblischen Darstellung und der Meinung, die heute in der Christenheit überwiegt, ist ein grosser Abstand.
«Wenn doch nur die alten Lehrer und Führer der Kirche wieder unter uns wirken könnten», so hört man sagen, «dann würden wir grössere Dinge sehen als was wir jetzt vor Augen haben. Wenn wir heute in der Christenheit wieder die Apostel und Zeugen vergangener Zeiten hätten, dann wäre die Welt bald für Christus gewonnen.»
So betrachten wir die Dinge. Aber in der Bibel wird Gott als der Wirkende vor uns hingestellt. Von einigen der Apostel wissen wir nicht viel mehr als ihre Namen. Eigentlich taten ja nicht sie die Werke, sondern der Geist Gottes, der in ihnen wirkte.
Christus wollte ein dauerhaftes Reich aufrichten. Dafür suchte Er keine Hilfe bei den Regierungen dieser Welt, sondern erwählte sich Männer zu Helfern, die so wenig versprechend waren, dass man sie nach menschlichem Urteil eher als Hindernisse hätte bezeichnen können. Diese Menschen waren raue Fischer, ohne auffallende Intelligenz, ohne Einfluss und Reichtum. Sie haben ihren Meister oft missverstanden. Und doch erwählte er sie als Werkzeuge für das wichtigste aller Werke. Als Er sich unter ihnen umsah und sie durch und durch erkannte, sagte Er mit ruhiger Gewissheit: «Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben» (Lk 12,32).
Wieso kam es, dass, als Jesus starb, sich sein Reich viel schneller ausbreitete als da Er noch lebte? Gewiss, noch nie hat ein Mensch so geredet wie Er. Und als seine Stimme verstummte, hätten seine Jünger sich fragen können: Vermögen wir noch einen Sieg zu erringen, den Er nicht gewonnen hat? Aber sie verzweifelten nicht. Nicht sie waren es ja, die da sprachen, sondern der Geist ihres Herrn wirkte in ihnen.
Die Apostel hätten keine Freude gehabt an der Verehrung, die man ihnen heute zollt, sondern würden wohl mit ihrem Finger von sich weg auf den Herrn hingewiesen und gesagt haben: «Was seht ihr unverwandt auf uns, als hätten wir aus eigener Kraft oder Frömmigkeit diese Wunder getan?» Alle Höhen, die sie erreicht haben, sind Höhen, auf die sie der Herr selber erhoben hat.