Nicht erschüttert werden in der Gesinnung

2. Thessalonicher 2,1-2

«Wir bitten euch aber …, dass ihr nicht schnell erschüttert werdet in der Gesinnung, noch erschreckt»

Die fremden Lehren beunruhigen

Die Schrift erwähnt ausser den Thessalonichern noch andere Gläubige, die sich durch fremde Lehren «beunruhigen», «verwirren», «erschüttern» und «verstören» liessen.

Da war zum Beispiel die Versammlung in Antiochien, die zum grössten Teil aus Gläubigen aus den Nationen bestand. Es waren einige von Judäa herabgekommen, um die Brüder zu lehren: «Wenn ihr nicht beschnitten werdet nach der Weise Moses, so könnt ihr nicht errettet werden» (Apg 15,1). Es gab deswegen viel Wortwechsel, und Paulus, Barnabas und andere Brüder gingen wegen dieser Streitfrage nach Jerusalem hinauf. Dort wurde sie auf dem Boden der Wahrheit ins rechte Licht gerückt und entschieden; die Apostel richteten an die Brüder in Antiochien einen Brief, worin sie eingangs feststellten, «dass einige, die von uns ausgegangen sind, euch mit Worten beunruhigt haben, indem sie eure Seelen verstören …» (Apg 15,24).

So war es auch bei den Galatern. Der Apostel schrieb ihnen: «Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig. Ich habe Vertrauen zu euch im Herrn, dass ihr nicht anders gesinnt sein werdet; wer euch aber verwirrt, wird das Urteil tragen, wer er auch sei… Ich wollte, dass sie sich auch abschnitten, die euch aufwiegeln (Gal 5,9-12). Auch ihnen wollten falsche Lehrer die Beschneidung und andere Verordnungen des Gesetzes auferlegen.

Der Irrtum verwirrt die Gedanken und beunruhigt das Herz. Die Wahrheit aber befestigt die Seele in der Gewissheit und im Frieden. Der Apostel gab den Thessalonichern gegenüber seinem Erstaunen Ausdruck, dass sie so «schnell erschüttert» wurden und so schnell aufgaben, was er sie gelehrt hatte. So war es ja auch bei den Korinthern: «Ich fürchte aber, dass etwa, wie die Schlange Eva durch ihre List verführte, so euer Sinn verdorben und abgewandt werde von der Einfalt gegenüber dem Christus» (2. Kor 11,3).

Die Verführungsweise der Irrlehrer

Durch drei Dinge erschütterten diese falschen Lehrer die Gesinnung der Gläubigen:

  1. Der Apostel warnt: «Glaubt nicht jedem Geist!» (1. Joh 4,1). Immer wurde von irgendwem eine neue Lehre verbreitet. Da galt es zu untersuchen, woher dieses Neue kam. Ist es aus dem Geist Gottes oder aus einem bösen Geist ? Ist es der «Geist der Wahrheit» oder der «Geist des Irrtums»? (Vers 6).
  2. «Durch Wort.» Die Irrlehrer in Thessalonich behaupteten, vom Herrn Offenbarungen empfangen zu haben, ganz so wie der Apostel. Sie gaben vor, ebenso wie er bevollmächtigt zu sein, diese Dinge mitzuteilen. Aber der Apostel schrieb den Thessalonichern: «Also nun, Brüder, steht fest und haltet die Überlieferungen, die ihr gelehrt worden seid, sei es durch Wort oder durch unseren Brief» (2. Thes 2,15).
  3. «Durch Brief, als durch uns.» Diese falschen Apostel stellten falsche «Briefe des Paulus» her. Sie glaubten wohl, das verleihe ihren Lehren bei den Brüdern, die durch den Dienst des Apostels bekehrt worden waren, ein grösseres Gewicht.

Was uns zu bewahren vermag

Das alles zeigt, mit welcher Beharrlichkeit sich das Böse in die Mitte der Brüder Eingang verschaffen will, um sie in der Gesinnung zu erschüttern.

Es zeigt uns aber auch, wie nötig es ist, zu wachen. Während die Menschen schliefen, kam der Feind und säte Unkraut unter den Weizen und ging weg (Mt 13,25). Er konnte getrost weggehen; sein Werk war getan.

Um vor falschen Lehren bewahrt zu werden, müssen wir in dem bleiben, was wir von Anfang empfangen und erfasst haben. Die Thessalonicher hatten mit dem Evangelium auch die Wahrheit über das Kommen des Herrn und über das Versammeltwerden der Heiligen zu Ihm hin empfangen. Es war notwendig, dass sie in diesen empfangenen Wahrheiten verharrten. Das ist ein allgemeiner Grundsatz, der heute wichtiger ist, denn je. Wir lesen von den Jüngern in Jerusalem, dass sie in der Lehre und in der Gemeinschaft der Apostel verharrten (Apg 2,42). Und auch wir werden ermahnt: «Ihr, was ihr von Anfang an gehört habt, bleibe in euch» (1. Joh 2,24). «Dies ist das Gebot, wie ihr von Anfang an gehört habt, dass ihr darin wandeln sollt» (2. Joh 6). Wenn wir diese Dinge aufgeben, werden uns die falschen Lehren überfluten.

Der Dienst des Apostels unter den Thessalonichern war durch drei Dinge gekennzeichnet:

  • Erstens war sein Evangelium nicht im Wort allein zu ihnen gekommen, sondern auch in Kraft und im Heiligen Geist (1. Thes 1,5).
  • Zweitens hatten sie es nicht als Menschenwort aufgenommen, sondern, wie es wahrhaftig ist, als Gottes Wort (1. Thes 2,13).
  • Schliesslich waren seine Briefe mit der Autorität des Herrn bekleidet.

Wie wir weiter oben gesehen haben, waren es gerade diese drei Dinge, die sich die falschen Lehrer angemasst hatten, um die Thessalonicher unter den Einfluss Satans zu bringen und sie ihrer Hoffnung zu berauben.

Der Herr stellte einen sehr wichtigen Grundsatz auf, durch den wir in der Wahrheit seiner Lehre bewahrt werden können. Er sagte: «Wenn jemand seinen (Gottes) Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist» (Joh 7,17). Man muss den festen Vorsatz haben, den Willen des Herrn zu tun; diese Herzenseinstellung erleichtert die Erkenntnis der Wahrheit. Man wandelt dann mit Gewissheit; die innere Kraft, um in dieser Erkenntnis voranzugehen, wird nicht fehlen. Jemand hat gesagt: «Wenn das Herz nichts anderes als Gott sucht, wird die feinste List wirkungslos; denn der Feind wird uns nie veranlassen, nur Gott zu suchen.»

Jesus sagt vom guten Hirten: «Die Schafe folgen ihm, weil sie seine Stimme kennen. Einem Fremden aber werden sie nicht folgen, sondern werden vor ihm fliehen, weil sie die Stimme der Fremden nicht kennen» (Joh 10,4.5). Wie angenehm die Stimme der Fremden auch klingen mag – das Schaf sagt sich: Es ist nicht das, was wir bis dahin gehört haben, und es wendet sich von dieser Stimme ab.

Geschwister, wenn wir in der Schrift lesen, sollten wir uns fragen: Tue ich es, um den Willen Gottes zu erkennen und um in allen Dingen Ihm zu gefallen? Oder studiere ich es, um mein Verständnis zu bereichern und um andere lehren zu können? Lautet unser Gebet zum Herrn: «Ich möchte deinen Willen erkennen, um ihn zu tun»? Vor allem müssen wir selbst belehrt werden.

Die Verse 15 bis 17 von 2. Thessalonicher 2 bestätigen uns dies: «Also nun, Brüder, steht fest und haltet die Überlieferungen, die ihr gelehrt worden seid, sei es durch Wort oder durch unseren Brief. Er selbst aber, unser Herr Jesus Christus, und Gott, unser Vater, der uns geliebt und uns ewigen Trost und gute Hoffnung gegeben hat durch die Gnade, tröste eure Herzen und befestige euch in jedem guten Werk und Wort.» Das Werk und das Wort jener Verführer waren nicht gut, wohl aber das Wort und das Werk des Apostels.