Gott ist Liebe

Psalm 102,28; 1. Johannes 4,8; Römer 13,10; Hebräer 11,6

Johannes erkannte im Sohn die Offenbarung des Vaters

Der Apostel Johannes beschreibt in seinem Evangelium den Herrn Jesus als den Sohn Gottes, der Mensch geworden ist. Er geht auch in seinen drei Briefen auf diese Wahrheit ein. Er nennt sich in seinem Evangelium mehrmals «der Jünger, den Jesus liebte». Diese Worte drücken ein inniges und vertrautes Verhältnis aus, das zwischen ihm und dem Herrn Jesus bestand. Aufgrund dieses Verhältnisses war er in der Lage, den Herrn als Sohn Gottes zu kennen, aber auch zu erkennen.

Er hatte die Wunder gesehen, die der Heiland getan hatte, die Ihn als den Sohn Gottes auszeichneten. Er hatte aber auch seine Worte gehört. Wie mag er es aufgenommen haben, als der Herr vom Vater sprach oder als Er sich als Der vorstellte, der vom Vater gesandt worden war! Er hatte die Aussage gehört: «Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen» (Joh 14,9). Er erkannte, dass sein Herr und Meister nicht irgendein Mensch war, sondern die Offenbarung Gottes im Fleisch. Bei den Worten: «Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns (und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater) voller Gnade und Wahrheit» und: «Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoss des Vaters ist, der hat ihn kundgemacht» (Joh 1,14.18), wusste er, wovon er schrieb. So erkannte er auch, dass die Liebe Gottes zu uns im Sohn offenbart worden ist.

Gott ist derselbe

(Ps 102,28)

Wenn eine Sache offenbart wird, bedeutet dies, dass sie schon früher bestand, aber noch nicht zu sehen war. In Psalm 102,28 heisst es: «Du aber bist derselbe (d.h. der unveränderlich in sich selbst Bestehende), und deine Jahre enden nicht.»

Wenn nun Johannes schreibt, dass die Liebe Gottes im Sohn offenbart worden ist, widerspricht er dieser Stelle in Psalm 102 nicht. In der Bibel gibt es keine Widersprüche, sondern nur Zusammenhänge. Viele Stellen werden durch andere bestätigt. Es geht also darum, dass die Liebe Gottes zwar schon immer bestanden hat, aber erst durch den Sohn offenbart worden ist.

Wenn Gott erst mit dem Kommen des Sohnes als Mensch auf diese Erde Liebe geworden wäre, stünde dies im Widerspruch zu Psalm 102. Doch Gott widerspricht sich nie. Wäre Er erst durch das Werk des Herrn Jesus Liebe geworden, dann hätte Er den wunderbaren Heilsplan von Ewigkeit her nicht fassen können. Es ging um eine Lösung, die unter Beweis stellte, dass Gott Liebe ist.

Nach dem Sündenfall hätte Er Adam und Eva töten und in die Hölle werfen können. Damit wäre die Frage nach seiner Heiligkeit und Gerechtigkeit ein für alle Mal unter Beweis gestellt worden. Doch so, wie diese Frage beantwortet worden wäre, so unbeantwortet wäre die Frage nach seiner Liebe geblieben. Es musste eine Lösung geben, die zeigte, dass Gott Licht und Liebe ist. Diese Lösung ist der wunderbare Ratschluss Gottes mit allem, was er beinhaltet.

Die Liebe die Summe des Gesetzes

(Röm 13,10)

Durch das Gesetz hatte Gott gezeigt, dass Er heilig und gerecht ist und Sünde nicht sehen kann. Nehmen wir einige Beispiele: Mord, Ehebruch, Diebstahl, falsches Zeugnis gegen den Nächsten ablegen, Eifersucht. Das alles geschieht aus der Ungerechtigkeit heraus. Gerechtigkeit sollte darin zu sehen sein, dass solches nicht zu finden ist. Doch das Volk Israel, dem das Gesetz am Sinai gegeben wurde, stand noch vor dem Erlösungswerk des Herrn Jesus.

Wir, die Glaubenden der Gnadenzeit, dürfen hinter dem Erlösungswerk des Heilands stehen und alles vom Blickwinkel des Neuen Testaments aus sehen. So konnte der Apostel Paulus schreiben, dass die Liebe die Summe (d.h. Fülle oder die Erfüllung) des Gesetzes ist (Röm 13,10). Ehebruch, Mord, Diebstahl, Eifersucht und Ähnliches geschehen nicht aus Liebe. Diese sollte dadurch zu sehen sein, dass solches nicht vorhanden ist.

Als Gläubige der Gnadenzeit wissen wir, dass das Gesetz direkt gezeigt hat, dass Gott Licht ist, dass es aber indirekt auch gezeigt hat, dass Gott Liebe ist. Vollständig ist die Liebe jedoch erst im Herrn Jesus offenbart worden.

Wenn wir einen schönen Gegenstand besitzen und dieser mit einer Decke zugedeckt ist, dann können wir ihn nicht erkennen, solange die Decke auf ihm liegt. Wenn überhaupt, können wir ihn so nur schemenhaft erkennen, vielleicht seine Konturen. Seine ganze Schönheit erkennen wir erst dann vollständig, wenn die Decke weggezogen ist.

Gott ist denen, die Ihn suchen ein Belohner

(Heb 11,6)

Werfen wir einen Blick auf Hebräer 11. In Vers 6 heisst es, dass Gott denen, die Ihn suchen, ein Belohner ist. Wie sehr haben das die Glaubenden des Alten Testaments erfahren, denen Gott in diesem Kapitel ein Andenken gesetzt hat! Was haben sie für schöne Erfahrungen mit Gott gemacht! Denken wir an Noah, Abraham oder Mose und die anderen Männer des Glaubens. Sie haben erfahren, dass sich ihr Vertrauen auf Gott gelohnt hat und Er ihnen ein Belohner geworden ist. Sie mögen wohl schemenhaft erkannt haben, dass Gott Liebe ist. Doch sie haben auf jeden Fall dadurch erkannt, dass Gott gerecht ist.

Die Liebe zu uns ist offenbart worden

(1. Joh 4,8)

In der Person des Sohnes Gottes ist uns seine Liebe vollständig und unverhüllt offenbart worden. In Lukas 12,50 sagt der Herr Jesus: «Ich habe eine Taufe, womit ich getauft werden muss, und wie bin ich beengt, bis sie vollbracht ist!» Hier geht es um seine Liebe zu den Menschen. Solange Er das Werk der Erlösung noch nicht vollbracht hatte, konnte diese Liebe noch nicht frei ausströmen. Doch der Herr drückt mit seinen Worten ein tiefes inniges Verlangen aus, dass Menschen endlich von der Macht der Sünde und aus den Fängen Satans befreit werden können und ihnen ewiges Leben geschenkt werden kann. Doch vorher musste die Frage der Sünde göttlich geregelt werden. Durch das Opfer des Herrn Jesus ist dies geschehen. Gott ist dadurch vollkommen zufrieden gestellt worden. Auf dieser Grundlage kann nun die Liebe Gottes ungehindert ausgegossen werden.

Zu Maria Magdalene sagte der auferstandene Herr: «Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater und zu meinem Gott und eurem Gott» (Joh 20,17). Das ist der Anfang der geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern, wie wir sie im Epheser-Brief finden. Der Herr verbindet unsere neue Beziehung, die wir durch den Glauben an sein vollbrachtes Erlösungswerk geniessen dürfen, mit der seinen.

Welch eine wunderbare Liebe, die wir immer wieder anschauen und uns daran erfreuen dürfen. Ja, noch mehr! Die Liebe Gottes ruht auf uns. Lasst uns Ihm deshalb immer wieder Lob, Dank und Anbetung dafür bringen.