Der Christ ist beides: ein Freigelassener des Herrn und ein Sklave Christi (1. Kor 7,22).
Unter Erlösung verstehe ich weniger, dass für uns ein Preis bezahlt worden ist, damit wir Gott angehören. Das ist nicht der eigentliche Sinn des Wortes. Vielmehr will es sagen, dass Gott die Macht des Feindes gebrochen hat, indem Er uns losgekauft und befreit hat. Das ist Erlösung.
Für den Christen ist beides zur Tatsache geworden: Er ist für einen Preis erkauft worden, wie uns im Wort oft gesagt wird, und wir wissen es auch. Das Ergebnis des Kaufes ist dies, dass wir Sklaven des Herrn geworden sind; die Folge der Erlösung dagegen ist die, dass wir Freigelassene des Herrn wurden.
Wie immer ist der Mensch rasch bereit, die beiden Dinge zu einem Gegensatz zu machen. Er hat Mühe, zu verstehen, dass eine Person beides sein kann, ein Freigelassener und ein Sklave. Aber diese Wahrheit ist in 1. Korinther 7,22 klar festgestellt. Wir sind um einen Preis erkauft – und um was für einen Preis! Wir gehören demzufolge Ihm an; wir sind nicht unser selbst, sondern sein Eigentum. Die beiden Wahrheiten erlöst und erkauft sind im Christen vereinigt. Aber zwischen ihnen besteht dieser Unterschied, dass einerseits auch die Welt «erkauft» ist und jeder Mensch in ihr, während es anderseits falsch wäre, zu sagen, dass jedermann in dieser Welt auch «erlöst» sei.
Unterwerfen wir uns dem Wort, so müssen wir sagen, dass es keine universelle Erlösung gibt, müssen dagegen die Wahrheit bekennen, dass Christi Blut die ganze Welt erkauft hat, mit jeder Seele und jedem anderen Geschöpf in ihr. So wird zum Beispiel in 2. Petrus 2,1 von bösen Irrlehrern gesprochen, die den Gebieter verleugnen, der sie – nicht erlöst, sondern – erkauft hat. Der Gebieter über alles machte auch sie zu seinem Eigentum: sie sind ein Teil dessen, was Er sich durch sein Blut erkauft hat. Sie anerkennen es nicht; sie behandeln die Ansprüche und Rechte des Gebieters mit Gleichgültigkeit und Verachtung, wie jeder Ungläubige es tut.
Der Gläubige aber ist nicht nur durch das kostbare Blut Christi erkauft, sondern auch von der Macht des Feindes befreit, wie einst Israel, dem Bild nach.
Die beiden Dinge sind somit ebenso klar wie harmonisch. Die Wirkung der einen Tatsache ist die, dass der Feind nicht länger den kleinsten Anspruch hat an uns oder Macht hat über uns. Das Ergebnis der anderen ist jedoch, dass der Herr ein vollkommenes Recht hat über uns, in jeder Einzelheit. Wie gross ist doch die Gnade und Weisheit Gottes auch hierin!