Darum …

Psalm 45,3.8; Jesaja 53,12; Johannes 10,17; Philipper 2,9-11

In Johannes 17, wo unser Herr Jesus das Werk, das Ihm der Vater gegeben hatte, als vollbracht betrachtet, bittet Er als Mensch in Abhängigkeit: «Und nun verherrliche du, Vater, mich bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.» Sein Herz sehnte sich danach, als Sohn wieder in die Stellung beim Vater zurückzukehren, die Er wegen uns verlassen hatte.

Die Herrlichkeit als Sohn Gottes ist nicht die einzige, die Ihm zustand. Auch als der Sohn des Menschen hat Er sich Anrechte auf Herrlichkeiten erworben. Doch bittet Er nicht darum, dass sie Ihm gegeben würden. Gott ist es, der den Auferstandenen damit überhäuft, als Lohn für seinen Dienst und sein Werk. Wenn Gott davon redet, begründet Er seine Belohnungen oft mit einem «Darum».

Darum hat Gott dich gesegnet in Ewigkeit

«Du bist schöner als die Menschensöhne, Holdseligkeit ist ausgegossen über deine Lippen; darum hat Gott dich gesegnet in Ewigkeit» (Ps 45,3).

Hier geht es um seine moralische Schönheit als Sohn des Menschen. Sie war auf seinem ganzen Erdenlauf an Ihm zu sehen und wird in Ewigkeit von Ihm ausstrahlen. Er ist derselbe in seinem Wesen, gestern und heute und in Ewigkeit. Seine irdische Braut, der gläubige Überrest seines Volkes, der Ihn in Buße und Glauben aufnimmt, wird einst in Bewunderung ausrufen: «Seine Lippen sind Lilien, träufelnd von fliessender Myrrhe … sein Gaumen ist lauter Süssigkeit, und alles an ihm ist lieblich» (Hld 5,13.16).

Wenn der Heilige Geist in Psalm 45 durch den Propheten bezeugt: «Holdseligkeit ist ausgegossen über deine Lippen», dann bringt Er dies wohl mehr in Verbindung mit dem Dienst und der Verwerfung Christi hier auf der Erde, wovon die Evangelien berichten. In Ihm ist «die Gnade Gottes erschienen, heilbringend für alle Menschen» (Tit 2,11), und es waren «Worte der Gnade, die aus seinem Mund hervorgingen» (Lk 4,22). Er war «voller Gnade und Wahrheit» (Joh 1,14), und sein Dienst zeugte davon.

Vergessen wir dabei nicht, dass auch dann «Holdseligkeit ausgegossen war über seine Lippen», als Er «grossen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldete», als sie Ihm «Böses für Gutes erwiesen und Hass für seine Liebe» (Ps 109,5). Selbst am Kreuz, als der ganze grausame Hass der Menschen sich gegen Ihn entfesselte, fluchte Er ihnen nicht. Vielmehr betete Er für sie: «Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun!» Und Petrus sagt von Ihm: «Der, gescholten, nicht wiederschalt, leidend, nicht drohte» (1. Pet 2,23).

Mit welcher Befriedigung, welchem Wohlgefallen hat Gott auf jedes Wort geachtet, das über die Lippen seines Mensch gewordenen Sohnes kam! Suchte Er doch nie seine eigene Ehre (Joh 8,50), sein eigenes Recht, seinen eigenen Nutzen, sondern immer das Heil, den Segen für andere und die Verherrlichung des Vaters.

Ja, darum hat Gott Ihn gesegnet in Ewigkeit, Ihn persönlich, wie auch sein ewiges Reich.

Darum hat Gott dich gesalbt mit Freudenöl

«Gerechtigkeit hast du geliebt und Gottlosigkeit gehasst; darum hat Gott, dein Gott, dich gesalbt mit Freudenöl, mehr als deine Genossen» (Ps 45,8). Gerechtigkeit ist all das, was im Tun des Menschen dem Wesen und Willen Gottes entspricht; die Gottlosigkeit aber setzt sich über alle seine Ansprüche hinweg. Gottes Sohn war als Mensch auf der Erde «der Abdruck seines Wesens». Und der Geist Christi sagte in Psalm 40,9 im Voraus schon: «Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, ist meine Lust; und dein Gesetz ist im Innern meines Herzens.» Und als Er dann kam, war Er der einzige Mensch, der in lückenloser Abhängigkeit auf dem Pfad der Gebote Gottes wandelte, die Er seinem Volk gab, ohne je abzuweichen. Dazu gehörten auch die Gebote, die der Vater Ihm persönlich auftrug (Joh 12,49 und 10,18!)

So ununterbrochen Er die Gebote seines Vaters gehalten hatte, so beständig und völlig konnte Er auch seine Liebe geniessen und darin bleiben. Das war seine tiefe Freude bei jedem Atemzug seines Lebens auf der Erde, trotz allen Leiden, die sein treuer Dienst ihm eintrug (Joh 15,10.11). Der Heilige Geist, dieses «Freudenöl», dessen Frucht Freude ist (Gal 5,22), war in Ihm nie betrübt oder gehindert.

Darum werde ich Ihm Anteil an den Vielen geben

«Darum werde ich ihm Anteil geben an den Vielen, und mit Gewaltigen wird er die Beute teilen: dafür, dass er seine Seele ausgeschüttet hat in den Tod und den Übertretern beigezählt worden ist» (Jes 53,12).

Die Menschen haben in ihrer Bosheit den Christus in der Mitte von «Übertretern» gekreuzigt. Vor aller Welt hat man Ihn diesen beigezählt. Gott liess geschehen, dass der, an dem seine Seele Wohlgefallen hatte, der einzige Reine, der ohne Sünde war, diesen Platz einnahm. Auch Gott wollte vor aller Welt, allen Sündern bezeugen: Christus hat im göttlichen Gericht über eure Sünden euer Stellvertreter sein wollen. Zu diesem Zweck hat Er seine Seele ausgeschüttet in den Tod. Durch den Glauben an Ihn könnt ihr errettet und erlöst werden.

Nachdem nun aber das grosse Erlösungswerk vollbracht ist, will Gott seinen Christus verherrlichen. Er will Ihm Anteil geben an den Vielen, und mit Gewaltigen soll Er die Beute teilen. Aber wo nimmt Er sie her? Die Grossen dieser Erde, die im Unglauben starben, warten im Hades auf ihr Gericht (vgl. Jes 14). Die Engel, «die Gewaltigen an Kraft» (Ps 103,20) sind wohl auch nicht gemeint; denn als solche, die nicht sündigten, haben sie keinen direkten Anteil an der Beute aus seinem grossen Sieg am Kreuz. Aber die Erlösten, die einst «Übertreter» waren, hat Er zu «Königen und Priestern» gemacht. Sie sind «Miterben Christi». In ihnen, seinen Heiligen, wird Er verherrlicht und bewundert werden (2. Thes 1,10). In seiner Liebe zu ihnen schätzt Er diese Belohnung über alles!

Darum hat Gott Ihn auch hoch erhoben

«Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm den Namen gegeben, der über jeden Namen ist» (Phil 2,9-11). So hat Gott darauf geantwortet, dass sein Sohn, um seinen Willen zu erfüllen, Knechtsgestalt annahm und sich in Gehorsam bis zum Tod erniedrigte, wobei Er sich seitens der Menschen einer Verachtung aussetzte, die kein anderer erfahren musste. Gott hat Ihn auf ewig hoch erhoben, über jeden anderen Namen, damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge. Den Erlösten ist es jetzt schon ein Herzensbedürfnis, dies zu tun, und im Himmel werden sie mit den Engeln diesen Namen immerdar erheben und Ihm huldigen. Auch im Reich Christi wird Er unaufhörlich gepriesen werden. Selbst seine Verächter, deren Teil mit den gefallenen Engeln in dem See sein wird, der mit Feuer und Schwefel brennt, werden ihr Knie beugen. Ihre Zunge muss bekennen, dass Jesus Christus Herr ist. Wie dient dieses Lob des Namens Jesu zur Verherrlichung Gottes, des Vaters, den Er so völlig offenbart hat!

«Christus hat uns ein Beispiel hinterlassen»

So wird uns in 1. Petrus 2,21 zugerufen. Daran wollen wir denken, wenn wir uns mit verschiedenen Seiten seiner moralischen Schönheit als Sohn des Menschen beschäftigt haben. Durch das Leben, das wir in Ihm besitzen, sind wir in den Stand versetzt, Ihn nachzuahmen:

Seinen Fussstapfen nachfolgend, sei auch unser Wort «allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt» (Kol 4,6). Und haben wir in dieser Welt um unseres Zeugnisses willen zu leiden, so leite uns sein Beispiel.

Unser Herr selbst setzt voraus, dass wir so im Gehorsam vor Ihm wandeln, wie Er vor dem Vater gewandelt hat (Joh 15,10.11).

Diese Gesinnung sei in uns, die auch in Christus Jesus war, der sich zu nichts machte, um hier zu dienen und sein Werk zu vollbringen. «Wer sich selbst erniedrigen wird, wird erhöht werden.» O möchte die Hingabe dessen uns anspornen, der gesagt hat: «Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse» (Joh 10,17).