«Bleib (oder: warte still) …» bis wann? – «… bis du weisst, wie die Sache ausfällt» (Ruth 3,18).
Das Warten ist eine der schwierigsten, aber auch nützlichsten Lektionen, die wir im geistlichen Leben zu lernen haben. Das ist besonders so, wenn uns Dunkelheit und Zweifel umgibt und wir über die Entwicklung der Dinge im Ungewissen sind.
Unser Lauf ist oft «eingezäunt», unser Pfad bereitet oft Verlegenheit – wir wissen nicht, welchen Weg wir gehen sollen. Dann ist es am sichersten und besten, «still zu warten».
Es entspricht nicht unserer Natur, in einer solchen Zeit der Prüfung «still zu warten». Das ist eine Lektion, die gelernt werden muss. Die Unruhe unseres Geistes und der fieberhafte Wunsch, über unsere Zukunft Bescheid zu wissen, sind nicht immer leicht zu überwinden. Für die meisten unter uns ist dies tatsächlich «ein Berg der Schwierigkeiten». Aber «Berge» schwinden durch Wunder der Gnade.
Ohne Zweifel wünschten wir, «still warten» zu können. Aber wie bringen wir es fertig, Gemütsruhe und einen kühlen Kopf zu bewahren, die Hände im Schoss und die Zunge still zu halten, angesichts der Probleme, die uns verwirren, der Leute, die uns ärgern, und der Dinge, die ausserhalb unserer Kontrolle liegen? – Das ist tatsächlich ein Geheimnis von unermesslichem Wert.
Leider müssen wir sagen: wenn unser Sinn in Sorge, unser Herz beunruhigt, unser Geist bekümmert, unser Gewissen verurteilt ist, dann sind all unsere Anstrengungen, «still zu warten», vergeblich.
Äussere Ruhe mag die innere Ruhe begünstigen, aber das menschliche Herz weiss meistens nur zu gut, wie oft es die Erfahrung macht zu warten, ohne «still zu warten».
Aber ist es möglich, still zu warten, in einer Welt voll hektischer Tätigkeit und angesichts der unaufhörlichen Probleme, die uns verwirren, und der Rätsel, die für uns unlösbar sind? O ja! Es ist möglich! Christus kann es in denen bewirken, die Ihm angehören. «Bei Gott sind alle Dinge möglich» (Mt 19,26).
Hier ist das göttliche Rezept für das Bewahren der Ruhe inmitten von Zweifel, Finsternis, Unruhe und Unheil: «Den festen Sinn bewahrst du in Frieden, in Frieden; denn er vertraut auf dich. Vertraut ewig auf den HERRN; denn in Jah, dem HERRN, ist ein Fels der Ewigkeiten» (Jes 26,3.4)
Dieser Vers gewinnt noch an Bedeutung, wenn wir ihn frei übersetzen: «Den festen Sinn bewahrst du in Frieden, in denen, die bei Gott still stehen.» Mit anderen Worten: wenn wir in allen Dingen mit Gott rechnen und uns weigern, weiter zu gehen als Er; wenn das Herz zufrieden ist, sich an Ihn anzulehnen und alles seiner allmächtigen Weisheit, Liebe und Fürsorge zu überlassen und Ihm ganz zu vertrauen, dann wird es glücklich sein, «still zu warten».
Hier also ist ein immer offener, sicherer Hafen der Zuflucht für den niedergedrückten Geist, für den erschöpften Körper, für den unruhigen Sinn, für die ängstliche Seele. Hier ist «Schutz vor dem Sturm».
Kennst du diesen Zufluchtsort? Nur da finden wir diese Ruhe, die uns still und unterwürfig macht, uns stärkt und erhält. Stehst du im richtigen Verhältnis zu Gott, so dass du Ihm ganz vertrauen und «bei Gott warten» kannst, indem du jede Sorge auf Ihn wirfst und alles seinen liebenden Händen überlässt? Nur bei Ihm können wir «still warten».
Wenn wir durch das Betrachten des Kreuzes auf Golgatha etwas gelernt haben von der Liebe, die uns suchte, uns erkaufte und zu seiner Herde brachte, die uns für immer zu seinem Eigentum machte, dann dürfen wir sicher seiner Macht vertrauen, uns auf unserem ganzen ferneren Weg zu bewahren, auch wenn es für uns oft ein verborgener und rätselhafter Weg ist.
Ist der Weg versperrt und die Zukunft schwarz, dann steh bei Gott still. Geh nicht weiter – nicht einen Schritt. Konzentriere dich auf Ihn. Warte auf Ihn. Bleibe in Ihm. Beschäftige dich mit Ihm. Lobe Ihn. Freue dich in Ihm. Erhebe Ihn. Befiehl Ihm deine Werke. Stütze dich auf Ihn. «Warte still!» Das Resultat ist sicher: «Der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und euren Sinn bewahren in Christus Jesus» (Phil 4,7).