Liebe ist das Wesen, das eigentliche Leben des Christentums, und wo sie fehlt, da kann sich dieses nicht zeigen. Eine hervorragende Gabe ist etwas sehr Anziehendes, ein tiefes Verständnis der Geheimnisse der Heiligen Schrift von hohem Wert, und ein aufopfernder Charakter reisst unwillkürlich zur Bewunderung hin.
Und doch sind alle diese Dinge ohne die Liebe wie Wolken ohne Regen und Brunnen ohne Wasser. Die Engelszunge hinreissender Beredsamkeit mag die Menschen hoch entzücken, und Tausende hangen vielleicht an den Lippen dessen, der sie besitzt, und rühmen die Gewalt seiner Worte. Dagegen gehen sie an dem stillen, anspruchslosen Christen achtlos vorüber, der sich Tag für Tag fleissig bemüht, seinem Herrn in Liebe zu dienen an denen, die nach Leib oder Seele seinen Dienst benötigen. Solche Dinge scheinen den Menschen kaum der Beachtung wert; aber wie verschieden werden sie von Gott beurteilt! Das, was den Menschen bezaubert, ist vor Ihm vielleicht nur leerer Schall, der vergeht, wie er gekommen ist. Alles aber, was das göttliche Gepräge der Frucht des Geistes trägt, wird vor Ihm auf ewig bestehen. Ja, «wenn ich mit den Sprachen der Menschen und der Engel rede, aber nicht Liebe habe, so bin ich ein tönendes Erz geworden oder eine schallende Zimbel» (1. Kor 13,1).