Wenn wir mit Gott leben und nach dem Geist wandeln, ohne Ihn zu betrüben, so hält Er uns im Genuss der Gemeinschaft mit Gott aufrecht, dieser positiven Quelle der Freude, die eine ewige Freude ist. Dies ist eine Stellung, in der uns Gott mit der ganzen Entfaltung seiner Ratschlüsse in der Person Jesu beschäftigen will. Das Herz weitet sich nach Massgabe der Gegenstände, die es beschäftigen. Dies ist unser normaler Zustand.
So wie die Vergebung ist auch das Kommen des Heiligen Geistes auf uns ganz und gar eine Frage des Glaubens. Seit wir den Herrn Jesus auf dem Kreuz sehen, wissen wir, dass unsere Sünden vergeben sind; und seit wir den Herrn Jesus auf dem Thron sehen, wissen wir, dass der Heilige Geist auf uns ausgegossen worden ist.
Gott sei gepriesen! Keines seiner Kinder braucht sich danach zu sehnen oder darauf zu warten, dass ihm der Geist gegeben wird. Jesus muss nicht zum Herrn gemacht werden; Er ist Herr. Ich muss den Geist nicht mehr empfangen; ich habe den Geist empfangen. Alles ist eine Frage des Glaubens, der uns durch Offenbarung gegeben wird. Wenn unsere Augen geöffnet sind, um zu sehen, dass der Geist schon ausgegossen wurde, weil Jesus schon verherrlicht worden ist, wandelt sich das Gebet in unseren Herzen in einen Lobgesang um.
Wisst ihr, meine lieben Freunde, dass der Geist, der in euch wohnt, Gott selbst ist? O dass doch unsere Augen geöffnet wären, um die Grösse der Gabe Gottes zu erkennen! O dass wir doch den Reichtum der in unseren eigenen Herzen verborgenen Hilfsquellen verwirklichten! Der Geist, der in mir wohnt, ist nicht nur ein Einfluss, sondern eine lebendige Person, Gott selbst. Der unendliche Gott ist in meinem Herzen! Ich bin nur ein irdenes Gefäss, aber ich trage darin einen Schatz von unermesslichem Wert – den Herrn der Herrlichkeit!
Wenn uns wirklich bewusst wird, dass Gott aus unseren Herzen seine Wohnung gemacht hat, welch ein Gefühl tiefer Ehrfurcht wird dann unser Leben erfüllen! Jede Leichtfertigkeit, jede Oberflächlichkeit verschwindet dann, wie auch jede Selbstsucht, weil wir wissen, dass wir der Tempel des Heiligen Geistes sind und der Geist Gottes in uns wohnt. Ist es uns tatsächlich bewusst, dass wir überall, wohin wir gehen, den Heiligen Geist Gottes in uns mittragen?
Nicht nur bin ich in Christus, sondern Christus ist auch in mir. Wie der Mensch in körperlicher Hinsicht nicht anders als in der Luft leben und arbeiten kann – nicht im Wasser –, so kann auch Christus geistlich gesprochen, nicht im Fleisch wohnen und sich offenbaren, sondern nur im Geist. Daher, wenn ich nach dem Fleisch lebe, muss ich feststellen, dass das, was mir in Christus gegeben, gewissermassen in mir ausgeschaltet ist. Obwohl ich tatsächlich in Christus bin, stelle ich, wenn ich nach dem Fleisch lebe – d.h. in meiner eigenen Kraft und nach meinem eigenen Willen – mit Bestürzung fest, dass erfahrungsgemäss das, was von Adam ist, sich in mir kundgibt. Wenn ich der Erfahrung nach wissen will, was alles in Christus ist, so muss ich lernen, im Geist zu leben.
Im Geist leben bedeutet, dass ich mich dem Heiligen Geist anvertraue, damit Er in mir ausführe, was ich selbst zu tun nicht imstande bin. Dieses Leben ist völlig verschieden von dem Leben, das ich von Natur aus selbst leben würde. Jedes Mal, wenn ich mich einem neuen Auftrag des Herrn gegenübergestellt finde, sehe ich zu Ihm auf, damit Er vollführe, was Er von mir erwartet. Ich habe nicht zu versuchen, sondern mich anzuvertrauen; ich habe nicht zu kämpfen, sondern in Ihm zu ruhen. Ich werde nicht versuchen, mich durch einen festen Entschluss umzuwandeln, sondern werde mich in Christus im Blick auf alle Kundgebungen des Fleisches als gestorben betrachten, und ich werde auf den Geist blicken, dass Er in mir die Frucht des Geistes hervorbringe.
«Wandelt im Geist, und ihr werdet die Lust des Fleisches nicht vollbringen» (Gal 5,16). Wenn wir durch den Geist leben und durch den Glauben an einen auferstandenen Christus wandeln, so können wir wirklich ruhig bleiben; der Geist wird dann jeden Tag neue Siege über das Fleisch erringen. Er ist uns gegeben worden, um diese Aufgabe zu erfüllen. Unser Sieg besteht darin, uns in Christus zu verbergen und uns in einer einfältigen Gewissheit seinem Geist anzuvertrauen, der durch seine neuen Beweggründe in uns über das Fleisch und seine Begierden triumphiert. Wir dürfen nicht vergessen, dass die neue Natur im Gläubigen sich in einer Stellung der Abhängigkeit befindet. Sie ist für die Kraft vom Geist, für die Leitung vom Wort abhängig. Die Kraft kann sich offensichtlich nur da kundgeben, wo der Heilige Geist ist. Aber wenn wir durch den Geist wandeln, werden wir einen sicheren und dauernden Sieg über das Fleisch erringen.
Wenn wir versucht sind, uns zu Gedanken, zu Gefühlen, zu Worten hinreissen zu lassen, die nicht gottgemäss sind, welch mächtiges Hinderungsmittel ist dann die Verwirklichung der Tatsache, dass der Heilige Geist in unserem Leib wohnt, als in seinem Tempel! Wenn wir uns ständig daran erinnerten, würde uns dies vor vielen umherirrenden Gedanken bewahren, vor vielen leichtfertigen oder eitlen Worten, vor vielen unüberlegten Handlungen