«Zieht nun an, als Auserwählte Gottes, als Heilige und Geliebte: herzliches Erbarmen, Güte, Demut, Sanftmut, Langmut, einander ertragend und euch gegenseitig vergebend, wenn einer Klage hat gegen den anderen; wie auch der Christus euch vergeben hat, so auch ihr» (Kol 3,12.13).
Jede dieser Eigenschaften, die den Christen kennzeichnen sollen, ist ein Ausdruck des Lebens Christi. Wer zeigte z.B. solch herzliches Erbarmen, solche Güte wie Er? Betrachten wir Ihn am Tor der Stadt Nain, als die Leiche des Jünglings, des einzigen Sohnes seiner Mutter, die eine Witwe war, hinausgetragen wurde. Wir lesen: «Als der Herr sie sah, wurde er innerlich bewegt über sie und sprach zu ihr: Weine nicht!» (Lk 7,13).
Auch wir sollten die gleichen herzlichen Gefühle offenbaren. Wo finden wir Milde, wo Demut, diese stets vereinten Tugenden, wie bei Ihm? Er sagt: «Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen» (Mt 11,29). «Euch gegenseitig vergebend, wenn einer Klage hat gegen den anderen.» Wie leicht gehen wir in diesem Fall hin und sagen es anderen, anstatt einander zu vergeben, wie auch Christus uns vergeben hat.
Ja, alle diese uns hier vorgestellten Dinge finden wir vom ersten bis zum letzten bei unserem teuren Herrn, und sie sind es, wonach wir in unserem täglichen Wandel besonders streben sollten. Wir haben viel Erkenntnis der Wahrheit empfangen, aber leben wir danach? Und was nützt sie uns, wenn sie für uns nur Theorie bleibt? Gewiss sollen wir die Wahrheit eifriger als je festhalten, aber danach zu leben, das ist die Hauptsache. Der Apostel Jakobus sagt: «Ich werde dir meinen Glauben aus meinen Werken zeigen» (Jak 2,18).