Christus als Schatten und Lampe

Hohelied 2,3

«Wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes, so ist mein Geliebter inmitten der Söhne; ich habe mich mit Wonne in seinen Schatten gesetzt, und seine Frucht ist meinem Gaumen süss» (Hld 2,3).

Christus ist für sein Volk hier auf der Erde ein Schatten, im himmlischen Jerusalem aber die Lampe. Unter beiden Aspekten ist Er für uns überaus kostbar.

Wir durchschreiten auf der Erde mancherlei Prüfungen, körperliche und seelische Leiden, oder was es immer sei. Da brauchen wir Schutz; und Christus ist für die bedrängte Seele in solchen Prüfungen ein wohltuender Schatten.

Sehr oft schaffen wir uns selbst Kummer; manchmal aber teilt uns der Herr in seinen Erziehungswegen mit uns notwendige Züchtigungen zu. In beiden Fällen benötigen wir eine Zuflucht, und nur wenn Christus in den Schwierigkeiten mit uns ist, haben wir das deutliche Bewusstsein, dass der Stachel weggenommen ist, dass wir bei Ihm im Schatten sind vor der Glut der Sonne, die uns sonst versengte.

Christus, unser Schatten – ein treffendes Bild von der Unveränderlichkeit seiner Liebe; sie ist immer da, um uns zu trösten. Ruhen wir in ihr, so bleiben wir unter dem Eindruck der Nähe Christi. Seine Person ist es, die einen erquickenden Schatten auf unseren Pfad wirft; darunter sind nicht so sehr die Erleichterungen zu verstehen, die Er wirken mag. Er weiss in jeder Prüfung, wie Er zum Herzen reden muss, das sich darin befindet. Das Ergebnis ist ein wirklicher Genuss: «Seine Frucht ist meinem Gaumen süss.» Er ist das Brot des Lebens, der Baum des Lebens, aber auch die Frucht, die dieser hervorbringt. Wir haben Teil daran.

Inmitten der Prüfung will in uns oft ein Gefühl der Furcht aufkommen, auch wenn völlige Unterwerfung vorhanden ist, wie bei Hiob, als er sagte: «Der HERR hat gegeben, und der HERR hat genommen, der Name des HERRN sei gepriesen!» Ist aber Christus bei uns in den Prüfungen, dann wissen wir: es ist seine Angelegenheit. In seinem Schatten finden wir das Bewusstsein seiner treuen Gegenwart.

Im himmlischen Jerusalem brauche ich keinen Schatten, um mich vor den Strahlen der Herrlichkeit zu schützen. Ich benötige ihn nur gegen die Prüfungen, und in der himmlischen Stadt gibt es keine mehr: «Ihre Lampe ist das Lamm» (Off 21,23). In Ihm, der hier auf der Erde der Mann der Schmerzen war und der durch die Prüfungen der Menschen, ja selbst durch den Tod gegangen ist, habe ich dort oben, im Mittelpunkt der Herrlichkeit, meinen intimsten Freund.

Während wir auf der Erde sind, haben wir Christus als unseren Schatten. Dort oben begegne ich Ihm als dem, der mich hier auf der Erde so gut gekannt hat, und ich werde Ihn inmitten der Herrlichkeit von Angesicht zu Angesicht sehen. Auf der Erde kann uns niemand von Christus, unserem Schatten, trennen; und wer wird uns in der Herrlichkeit von Ihm, unserem Licht, zu scheiden vermögen?