Als der Apostel Paulus den Brief an die Kolosser schrieb, befand er sich in Gefangenschaft (Kol 4,3.10.18). Zur damaligen Zeit waren Gefängnisse als Orte der Not bekannt, und nicht zu vergleichen mit den heutigen Haftanstalten in der westlichen Welt. Umso beeindruckender ist es, dass in den Briefen, die der Apostel Paulus aus dem Gefängnis geschrieben hat, von Dank und Frieden die Rede ist.
Für uns stellt sich da sofort die Frage: Wie sieht es gerade in widrigen Umständen bei mir und dir mit dem Dank aus? Fixieren wir uns auf all die Nöte, Probleme und Sorgen des Lebens, die ohne Frage existieren? Oder blicken wir auf all die Gütigkeiten des Herrn, die Er uns bis heute erwiesen hat und jeden Tag aufs Neue erweist (Klag 3,22-25)? Wenn wir die Güte Gottes in unserem Leben als ein Geschenk unseres Herrn betrachten, gewinnen wir eine völlig neue Sicht auf die Ereignisse und Dinge in unserem Leben. Beginnen wir bei unserer Errettung und allen damit verbundenen Segnungen! Fahren wir mit den irdischen Segnungen wie Gesundheit, Vernunft, Tüchtigkeit weiter! Dann wird es eine lange Liste von Gütigkeiten.
Gottes Wort fordert uns an einigen Stellen auf Danke zu sagen:
- «Danksagend allezeit für alles dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus» (Eph 5,20).
- «Danksagend dem Vater, der uns fähig gemacht hat zu dem Anteil am Erbe der Heiligen in dem Licht» (Kol 1,12).
- «Alles, was immer ihr tut, im Wort oder im Werk, alles tut im Namen des Herrn, danksagend Gott, dem Vater, durch ihn» (Kol 3,17).
- «Danksagt in allem, denn dies ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch» (1. Thes 5,18).
Eine wesentliche Frage stellt sich in diesem Zusammenhang jedoch für jeden von uns: Entspricht der ausgesprochene Dank tatsächlich unserer Herzenshaltung? Oder geht unser Mund weiter als unser Herz? Zeigt sich der geäusserte Dank in unserem Leben? Wenn das so ist, dann ist unser Leben durch Gehorsam gekennzeichnet.
Interessant ist, in welchem Zusammenhang der Apostel in Kolosser 3,15 von Dankbarkeit spricht: «Der Friede des Christus regiere in euren Herzen, zu dem ihr auch berufen worden seid in einem Leib; und seid dankbar.» Dankbarkeit ist eine Herzenshaltung, ein Zustand, der zunächst völlig geräuschlos und ohne Worte geschieht. Wir können an einen Fruchtbaum denken, der durch das unsichtbare Wurzelwerk versorgt und gefestigt wird.
In Psalm 103 macht David besonders auf die Güte des HERRN aufmerksam und spricht von seiner Seele, d.h. von seinem Inneren, das den HERRN preist. Diese innere Einstellung der Dankbarkeit ist uns nicht angeboren. Doch ich bin überzeugt, dass wir uns darin üben können. Als Folge davon wird Frieden unser Herz erfüllen. Zudem spricht der vorhergehende Vers davon, dass wir die Liebe anziehen sollen. Sie ist das Wesen Gottes und das Band der Vollkommenheit. Dann folgt die Aufforderung: «Und seid dankbar.» Die im Herzen verankerte Dankbarkeit befähigt uns, aus wahrhaftigem Herzen Psalmen, Loblieder und geistliche Lieder zu singen (Kol 3,16).
Gerade in unserer Zeit, die durch weltweite Probleme und Pandemien gekennzeichnet ist, ist es für Kinder Gottes unbedingt nötig, sich immer wieder an die Gütigkeiten des Herrn zu erinnern:
- «So spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und der dich gebildet hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein. Wenn du durchs Wasser gehst, ich bin bei dir, und durch Ströme, sie werden dich nicht überfluten; wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt werden, und die Flamme wird dich nicht verbrennen» (Jes 43,1.2).
- «Ich will der Gütigkeiten des HERRN gedenken, der Ruhmestaten des HERRN, nach allem, was der HERR uns erwiesen hat, und der grossen Güte gegen das Haus Israel, die er ihnen erwiesen hat nach seinen Erbarmungen und nach der Menge seiner Gütigkeiten» (Jes 63,7).
Eine gute und nützliche Hilfe in der Übung zur Dankbarkeit aus tiefstem Herzen ist es, einfach einmal Gründe zum Danken aufzuschreiben. Dabei stellen wir fest, dass diese Liste lang und länger wird und keinen Platz für Unzufriedenheit lässt.