In Psalm 18 blickt David auf sein Leben zurück und erzählt, welche Erfahrungen er mit Gott gemacht hat. Drei Gedanken wollen wir anschauen und auf unser Glaubensleben übertragen.
Gottes Regierung
«Gegen den Gütigen erzeigst du dich gütig, gegen den vollkommenen Mann erzeigst du dich vollkommen, gegen den Reinen erzeigst du dich rein, und gegen den Verkehrten erzeigst du dich entgegenstreitend» (V. 26.27).
Wir sind «durch die Gnade» errettet (Eph 2,8). Wir empfangen für unser «Tagesgeschäft», d.h. für das tägliche Glaubensleben, «Gnade um Gnade» (Joh 1,16). Ausserdem kennen wir unseren Gott als den «Gott aller Gnade» (1. Pet 5,10).
Doch es gibt auch die andere Seite. Sie wird im Allgemeinen als die Regierungswege Gottes bezeichnet. Dieser Ausdruck umschreibt Gottes Handeln gemäss seiner Gerechtigkeit und Heiligkeit. Er hat Macht und Autorität, auf alles zu reagieren, was diesen Wesenszügen nicht entspricht. Das wird in den oben zitierten Versen aus Psalm 18 angesprochen.
Im Neuen Testament wird dieses Prinzip mit dem Säen und Ernten verglichen: «Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten! Denn was irgend ein Mensch sät, das wird er auch ernten. Denn wer für sein eigenes Fleisch sät, wird von dem Fleisch Verderben ernten; wer aber für den Geist sät, wird von dem Geist ewiges Leben ernten» (Gal 6,7.8).
Wenn wir die Gnade Gottes erfahren haben und erfahren, dann darf uns dies in keiner Weise dazu verleiten, es mit der Sünde leicht zu nehmen. Paulus rief fast entrüstet aus: «Was sollen wir nun sagen? Sollten wir in der Sünde verharren, damit die Gnade überströme? Das sei ferne!» (Röm 6,1.2).
Die Gnade gibt uns nicht das Recht, leichtfertig zu sündigen. Tun wir es trotzdem, dann erfahren wir, wie Gott uns widersteht. Er lässt uns im Leben auf der Erde die Folgen unseres Versagens ernten.
Gottes Hilfe
«Mit dir werde ich gegen eine Schar anrennen, und mit meinem Gott werde ich eine Mauer überspringen» (V. 30).
Das Überspringen von Mauern und Hindernissen hat mich in diesem Psalm immer schon angesprochen. Als junger Mann übersprang ich leicht hohe Hindernisse. Heute schaffe ich das nicht mehr.
Was aber körperlich nicht mehr funktioniert, ist im Geistlichen nach wie vor möglich. Doch wie? Das hängt stark von der Art des Hindernisses ab. Zwei werden uns hier vorgestellt:
a) Eine Schar
Es handelt sich um eine Gruppe von Menschen, vor denen ich mich fürchte, weil sie gegen den Glauben sind oder weil mich Menschenfurcht ergreift. Der Herr ermutigt mich mit folgenden Bibelworten:
- «‹Ich will dich nicht versäumen und dich nicht verlassen›; so dass wir kühn sagen mögen: ‹Der Herr ist mein Helfer, und ich will mich nicht fürchten; was wird mir ein Mensch tun?›» (Heb 13,5.6).
- «Menschenfurcht legt einen Fallstrick; wer aber auf den HERRN vertraut, wird in Sicherheit gesetzt» (Spr 29,25).
In beiden Fällen gilt: Das «Anrennen» ist dir nicht angeboren. Es gelingt dir nur mit dem Herrn. Wenn du auf Ihn blickst und fest darauf zählst, dass Er sein Versprechen wahrmacht, wirst du fähig, auf die Schar loszugehen, ohne abzudrehen.
b) Eine Mauer
Mit einer Mauer sind Hindernisse in meinem Leben gemeint, die gross scheinen und mich im Weitergehen aufhalten wollen. Häufig handelt es sich um etwas, was in meinen Gedanken immer grösser wird. Ich stelle mir das Schlimmstmögliche vor, das aus solchen Umständen hervorgehen könnte (Unglück, Versagen, zerstörte Träume und Beziehungen usw.). Zum Umgang damit gibt es in der Bibel klare Hinweise.
- «Die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern göttlich mächtig zur Zerstörung von Festungen, indem wir Vernunftschlüsse zerstören und jede Höhe, die sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes, und jeden Gedanken gefangen nehmen unter den Gehorsam des Christus» (2. Kor 10,4.5).
Mein Gedanken-Kino muss ein Ende nehmen. Ich muss erkennen, dass die wilden Überlegungen nicht von Gott kommen. Wenn ich dem Herrn Jesus ernstlich sage, dass ich nicht weiter in diesen Gedanken-Spiralen vorwärtsgehen will, beginne ich, «die Vernunftschlüsse zu zerstören». Sobald die Gedanken wieder zu kreisen beginnen, hilft es, wenn ich sofort zum Herrn rufe und Ihn bitte, diesen Prozess zu stoppen. So nehme ich diese «Gedanken gefangen unter den Gehorsam des Christus». - «Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden; und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und euren Sinn bewahren in Christus Jesus» (Phil 4,6.7).
Es gibt tatsächlich belastende Umstände. Sie rauben einem die Ruhe. Oft können wir auch keinen Einfluss auf sie nehmen oder gegen sie vorgehen. Wie entledigen wir uns von ihrer Last? Beim Herrn Jesus! Du kannst sie Ihm wirklich im Gebet übergeben. Wenn du betest: «Herr, nimm Du sie jetzt, ich kann sie nicht tragen», wirst du bestimmt die Erfahrung machen, dass dein Herz leichter wird. Das ist menschlich völlig unerklärlich, aber ganz nach dem, was in Vers 7 steht.
Gottes Weg
«Gott – sein Weg ist vollkommen» (V. 31).
Diesen kurzen Satz wollen wir etwas genauer anschauen. Wir betonen ihn unterschiedlich, dann bekommt er vielleicht auch bei dir und in deinem Leben mehr Gewicht. Beachte jeweils das fett gedruckte Wort im Satz.
- Gott – sein Weg ist vollkommen: Gott hat seinen Weg mit dir und allen Menschen. Dieser ist nicht zufällig, nicht eine Reaktion auf verschiedene Umstände, sondern gut geplant und durchdacht. Er mag nicht der deine sein. Du hast vielleicht total anders geplant. Doch Gottes Weg ist höher, besser, gesegneter als deine Pläne. Lies dazu Jesaja 55,8.9!
- Gott – sein Weg ist vollkommen: Es ist ein Weg, kein Spaziergang, aber auch kein Leerlauf. Das Ziel ist klar, doch der Verlauf dahin ist völlig unbekannt. Es gilt, Schritt für Schritt vorwärtszugehen. Gott will dir Licht geben, damit du siehst, wo du deinen Fuss hinsetzen kannst (Ps 119,105). Doch manchmal liegt dieser Weg «im Meer» und der Pfad in «mächtigen Wassern» (Jes 43,16). Du erkennst den Grund nicht und bist deshalb sehr unsicher. Dann hältst du dich am Herrn Jesus fest, der dir verspricht: «Wenn du durchs Wasser gehst, ich bin bei dir, und durch Ströme, sie werden dich nicht überfluten» (Jes 43,2). Er «gibt dir einen Weg» in diesen Situationen. Wenn Er vom Weg spricht, dann meint Er den persönlichen Lebensweg jedes Menschen. Er führt dich auf diesem Weg. Es ist ein rechter Weg (5. Mo 32,4), d.h. er stimmt völlig mit Gott überein. Gibt es für eine glaubende Christin oder einen glaubenden Christen einen glücklicheren Lebensverlauf?
- Gott – sein Weg ist vollkommen: Diese Aussage ist sehr absolut. Es heisst nicht wäre, könnte, würde, wird irgendwann einmal oder sonst eine einschränkende Ausdrucksweise. Nein, es ist eine stehende Wahrheit. Glaube ich das und vertraue ich darauf?
- Gott – sein Weg ist vollkommen: Es gibt keinen besseren und keinen gleich guten Weg, wie der Weg des Herrn mit dir. Wenn du nach Perfektion auf der Erde suchst, dann findest du sie nur bei Gott. In 5. Mose 32,4 heisst es: «Der Fels: Vollkommen ist sein Tun.»
Ich gebe zu, dass ich das einfach bejahe, wenn es in meinem Leben rundläuft. Ich habe aber viel mehr Mühe, wenn mein Weg völlig ungewiss und schwierig ist. Häufig gleiche ich dann den Israeliten. Sobald es schwierig wurde, murrten sie. Wir finden ihr Murren bei manchen Begebenheiten auf der Wüstenreise. Sie übersahen, dass «der HERR, dein Gott, dich getragen hat, wie ein Mann seinen Sohn trägt, auf dem ganzen Weg, den ihr gezogen seid, bis ihr an diesen Ort kamt» (5. Mo 1,31).
Nehemia konnte viele Jahrhunderte später, quasi als neutraler Geschichtsschreiber, das Versagen seiner Vorfahren feststellen. Doch dann fügte er im Gebet hinzu: «Vierzig Jahre lang versorgtest du sie in der Wüste, sie hatten keinen Mangel; ihre Kleider zerfielen nicht, und ihre Füsse schwollen nicht» (Neh 9,16-21). Das wird auch deine und meine Erfahrung sein.