Wenn man die Evangelien liest, fragt man sich unwillkürlich: Was hat den Herrn Jesus dazu bewogen, all die Leiden in seinem Leben auf sich zu nehmen und schliesslich den Tod am Kreuz von Golgatha zu erdulden? Man möchte wissen, was Ihn dazu angetrieben hat, in den drei Stunden der Finsternis Sündenträger zu werden und das schreckliche Strafgericht Gottes zu tragen. Was liess Ihn am Kreuz ausharren, bis das Erlösungswerk vollendet war und Er ausrufen konnte: Es ist vollbracht! (Joh 19,30)? Nachfolgend einige Gedanken dazu:
Sein Gehorsam
«Christus Jesus, der … in seiner Gestalt wie ein Mensch erfunden, sich selbst erniedrigte, indem er gehorsam wurde bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz» (Phil 2,5-8).
Der Herr Jesus ging seinen Weg über die Erde in völligem Gehorsam zu seinem Gott und Vater. Inmitten der ungehorsamen Menschen war Er der einzige Gehorsame. Jeden Morgen liess Er sich das Ohr öffnen, um von Gott für den Tag, der vor Ihm lag, unterwiesen und belehrt zu werden (Jes 50,4.5).
Obwohl Er Sohn war, lernte Er den Gehorsam an dem, was Er litt (Heb 5,8). Als Gott und Schöpfer des Universums kannte Er den Gehorsam nicht aus eigener Erfahrung. Er war es ja, der die Befehle gab, der gebot, und es stand da (Ps 33,9). Aber als abhängiger Mensch auf der Erde musste Er den Gehorsam lernen. Bei Ihm war es jedoch kein Gehorsam aus Zwang (wie bei uns), sondern stets aus Liebe – aus Liebe zu seinem Gott und Vater.
Am Kreuz von Golgatha wurde sein Gehorsam schliesslich bis aufs Höchste erprobt. Doch Er hielt dieser Erprobung auf vollkommene Weise stand: In seinem Gehorsam war unser Herr bereit, auch in den Tod zu gehen. Er gehorchte bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz und schüttete seine Seele in den Tod aus (Jes 53,12). Was für ein beeindruckender Gehorsam!
Seine Hingabe
«Meine Speise ist, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat, und sein Werk vollbringe» (Joh 4,34).
Das Leben des Herrn Jesus war von der Krippe bis zum Kreuz durch völlige Hingabe an seinen Gott und Vater gekennzeichnet. Er war vom Himmel herabgekommen – nicht um seinen Willen zu tun, sondern den Willen Dessen, der Ihn gesandt hatte (Joh 6,38). Auf seinem Weg über die Erde war es seine tägliche Speise und Freude, den Willen des Vaters zu tun, der Ihn gesandt hatte, und sein Werk zu vollbringen.
Während seines Lebens sprach Er die Worte, die Er bei seinem Vater hörte (Joh 12,49), tat die Werke, die der Vater Ihm zeigte (Joh 5,36), und ging die Wege, die der Vater Ihn wies. Er lebte nicht für sich selbst, sondern für seinen Gott und Vater. In allem, was Er war, tat und sagte, hatte Er immer das Wohlgefallen und die Verherrlichung seines Gottes und Vaters vor Augen. Allezeit tat Er nur das dem Vater Wohlgefällige (Joh 8,29).
Schliesslich gab Er sich am Kreuz als das vollkommene Brandopfer ganz seinem Gott hin – «als Darbringung und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch» (Eph 5,2). In seiner vollkommenen Hingabe an seinen Gott erduldete Er am Kreuz das schreckliche Strafgericht Gottes über die Sünde und ging schliesslich in den Tod. Kann es eine grössere Hingabe geben?
Seine Liebe
«Wie auch der Christus uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch» (Eph 5,2).
Neben Gehorsam und Hingabe sehen wir bei unserem Heiland auch vollkommene Liebe. Liebe war es, die Ihn bewog, auf die Erde zu kommen und am Kreuz von Golgatha für Sünder zu sterben. Als der vollkommene Diener hätte Er jederzeit wieder in den Himmel zurückkehren können, aber aus Liebe tat Er es nicht. Die Worte des hebräischen Knechts waren auch seine Worte: «Ich liebe meinen Herrn, meine Frau und meine Kinder, ich will nicht frei ausgehen»(2. Mo 21,5). In seiner Liebe war Er bereit, bis zum Äussersten zu gehen, nämlich sein eigenes Leben zu geben (Joh 13,1). Er gab nicht nur alles, was Er hatte. Er gab sogar sich selbst. Das war der grösste Beweis seiner Liebe. In Johannes 15,13 sagt Er: «Grössere Liebe hat niemand als diese, dass jemand sein Leben lässt für seine Freunde.»
Nichts und niemand konnte diese Liebe auslöschen – auch die grössten Leiden nicht (Hld 8,6.7). Gerade in den drei Stunden der Finsternis, als die Wogen und Wellen des göttlichen Gerichts in ihrer ganzen Wucht und Härte über Ihn hinweggingen, erstrahlte seine Liebe so hell und klar wie nie zuvor. Da wurde sie in ihrer ganzen Schönheit und Kraft sichtbar.
Am Kreuz von Golgatha hat der Herr Jesus die Liebe des Vaters, aber auch seine eigene Liebe völlig offenbart. Aus Liebe zu seinem Gott und aus Liebe zu uns hat Er das schwere Werk am Kreuz von Golgatha vollbracht. Jetzt und in alle Ewigkeit wollen wir Ihm Dank und Anbetung dafür bringen!