«Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten! Denn was irgend ein Mensch sät, das wird er auch ernten» (Gal 6,7)
Man kann sich nicht ungestraft zum Christentum bekennen, von Gnade reden und doch nach dem Fleisch wandeln. Der Gott, den wir als Vater anrufen, ist der heilige Gott, «der ohne Ansehen der Person richtet nach eines jeden Werk». Wer darf es wagen, über ihn zu spotten, indem er bekennt, ein Kind Gottes zu sein, den Heiligen Geist zu besitzen, und doch seinem eigenen bösen Willen folgt und dem Fleisch dient? Die ernsten Folgen können nicht ausbleiben. Wie die Aussaat, so ist die Ernte. Was irgend ein Mensch sät, das muss er ernten. «Wer für sein eigenes Fleisch sät, wird von dem Fleisch Verderben ernten; wer aber für den Geist sät, wird von dem Geist ewiges Leben ernten.» Die heiligen Grundsätze der Regierung Gottes sind unumstösslich.
Einem ähnlichen Wort begegnen wir in Römer 8,13: «Wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben.» Dieses Wort ist ebenso wie der oben genannte Vers aus dem Galater-Brief an Gläubige gerichtet. Vom Fleisch können nur Tod und Verderben geerntet werden. Wenn ein Mensch, der an Christus zu glauben bekennt, die Wege des Fleisches einschlägt, für das Fleisch sät, so ruft ihm das Wort zu: Das Ende deines Weges ist der Tod, ist das Verderben! Wer im Glauben nicht gegründet und fest bleibt, wer sich abbewegen lässt von der Hoffnung des Evangeliums (Kol 1,23), wer nicht auf dem Weg des Glaubens verharrt, sondern sich wieder zu dem umwendet, was er bekennt, aufgegeben zu haben, wird das Ziel nicht erreichen.
Vielleicht wird der eine oder andere jetzt kopfschüttelnd fragen: Aber wie soll ich das verstehen? Hängt mein ewiges Heil schliesslich also doch noch von mir, von meinem Tun ab? Ist das ewige Leben nicht mehr die freie unverdiente Gabe Gottes, die keine Macht der Welt oder der Hölle mir rauben kann?
Man sagt in zeitlichen Angelegenheiten mit Recht: Jedes Ding hat seine zwei Seiten. So gibt es auch in den ewigen oder geistlichen Dingen zwei Seiten, eine göttliche und eine menschliche. Wenn es sich um die göttliche Seite der Errettung handelt, so ist alles vollkommen, für ewig gesichert. Wer oder was könnte eine errettete Seele aus der Hand Gottes rauben? Wer oder was könnte das Werk von Christus infrage stellen oder sein Opfer unwirksam machen? Welche Macht in der Höhe oder in der Tiefe «wird uns zu scheiden vermögen von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn»? Hier gibt es kein «Wenn», keinen Zweifel, keine Bedingung. Gott wird sein Werk vollenden, seinen Rat ausführen, trotz all unserer Schwachheit und Unvollkommenheit.
Nun aber die menschliche Seite. Wie redet das Wort zum erretteten Menschen? Sagt es ihm: Da du ein für alle Mal gerettet bist, darfst du getrost die Hände in den Schoss legen; wenn auch die Sünde noch in dir wohnt und die Welt um dich her voll von Gefahren und Versuchungen ist, beunruhige dich nur nicht, es wird schon alles recht werden? Nein, es sagt im Gegenteil, um nur einiges anzuführen: Wache und bete, dass du nicht in die Versuchung hineinkommst! Wandle die Zeit deiner Fremdlingschaft in Furcht! Suche dein eigenes Heil mit Furcht und Zittern! Und weiter sagt die Schrift: Wer überwindet, wird dies erben, wer ausharrt bis ans Ende, wird errettet werden. Viele andere ähnliche Aussprüche könnten noch angeführt werden, aber diese genügen, um zu zeigen, dass wir, obwohl wir errettet sind, die völlige Errettung nach Leib, Seele und Geist, erst am Ende unseres Glaubensweges finden werden. Diese Stellen zeigen ferner, dass wir, obwohl wir das ewige Leben im Sinn, wie der Apostel Johannes immer wieder von ihm redet, gegenwärtig schon besitzen, doch zugleich auf dem Weg zum ewigen Leben sind, und dass alle, die für den Geist säen, vom Geist ewiges Leben ernten werden. Indem sie hier in Einfalt und Treue den Willen Gottes tun und so durch Gottes Macht mittels des Glaubens bewahrt bleiben, finden sie es droben.