Welches ist die Hoffnung der Versammlung Gottes?
Die Hoffnung der «Versammlung» oder der «Kirche», zu der alle wiedergeborenen Christen auf der Erde zählen, ist die persönliche Wiederkunft des Herrn Jesus, um alle heimzuholen, die Ihm angehören. Er selbst wird mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes vom Himmel herabkommen, um sein Volk aus allen Ländern und Orten zu sammeln. Keiner, der durch das kostbare Blut Christi erlöst worden ist, wird zurückgelassen, ob er auf der Erde lebt oder schon entschlafen ist. Alle werden verwandelt und in Wolken dem Herrn entgegen entrückt werden. Wir werden mit Ihm, unserem anbetungswürdigen Herrn und Heiland, in der Luft zusammentreffen (1. Thes 4,17).
Welches sollte die Hoffnung der Braut sein, wenn nicht das Kommen ihres Bräutigams? (Off 22,17). Sie, die mit Christus «verlobt» ist (2. Kor 11,2), sieht ihrer «Hochzeit» mit Ihm entgegen (Off 19,7). Er ist es, der in uns diese bräutlichen Zuneigungen wachhält, diese Beziehungen, die nicht zerstört werden können! (Off 21,2).
Dann wird Christus die Versammlung sich selbst verherrlicht darstellen; sie wird nicht Flecken oder Runzeln oder etwas dergleichen haben, sondern heilig und untadelig sein! (Eph 5,25-27).
Welche Hoffnung! Christus kommt persönlich, nimmt uns zu sich und wird dann seine Versammlung als seine Miterbin darstellen (Eph 1,10.11). Sie wird in den kommenden Zeitaltern mit Ihm über die ganze Schöpfung herrschen.
Die Hoffnung des Knechtes des Herrn
Der Knecht oder Diener des Herrn hofft, von der Frucht seiner Arbeit für die Heiligen «vor unserem Herrn Jesus Christus bei seiner Ankunft» geniessen zu können (1. Thes 2,19). «Und nun, Kinder, bleibt in ihm, damit wir, wenn er offenbart werden wird, Freimütigkeit haben und nicht vor ihm beschämt werden bei seiner Ankunft» (1. Joh 2,28). Wenn der Erzhirte offenbar geworden ist wird der Knecht, der die Herde Gottes in Treue geweidet hat, die unverwelkliche Krone der Herrlichkeit empfangen (1. Pet 5,1-4). Denen, die ihren Dienst in der Aufrechterhaltung der Gerechtigkeit innerhalb des Hauses Gottes erfüllt haben, wird der Herr die Krone der Gerechtigkeit zur Vergeltung geben und auch allen, die seine Erscheinung lieben (2. Tim. 4,7-8).
Es werden viererlei Kronen als Belohnung und zur Ermunterung in Aussicht gestellt:
- Alle verherrlichten Gläubigen werden goldene Kronen empfangen, die sie in Anbetung vor dem Thron Gottes niederwerfen (Off 4,4).
- Dem bis zum Tod treuen Zeugen wird die Krone des Lebens gegeben (Off 2,10).
- Wie schon gesagt, erhält der hingebende Knecht die Krone der Gerechtigkeit,
- und der treue Hirte die Krone der Herrlichkeit.
(Auch die Gläubigen selbst werden in Phil 4,1 und 1. Thes 2,19 als die Krone dessen bezeichnet, der ihnen treu gedient hat.)
Dass wir doch als Verkündiger der Gnade und Herrlichkeit Jesu wachend gefunden würden, so dass, wenn Er an unsere Türe klopft, wir Ihm sogleich öffnen! (Lk 12,36).
Die Hoffnung Israels
Der HERR (Jahwe)-Jesus, der Heiland, ist die wahre Hoffnung Israels, wie der Prophet sagt: «Du Hoffnung Israels, sein Retter in der Zeit der Bedrängnis» (Jer 14,7-9). «Ganz Israel wird errettet werden» (Röm 11,26). Aber wie und wann?
Es gibt für Israel als Volk kein Heil, bis es sich als schuldig bekennt. «Ich werde davongehen, an meinen Ort zurückkehren, bis sie sich schuldig bekennen und mein Angesicht suchen» (Hos 5,15). Dann wird es zu seinem, von ihm so lange verworfenen Messias umkehren und sagen: «Gepriesen sei, der da kommt (nicht: der gekommen ist) im Namen des Herrn!» (Mt 23,39). Dann erst, und nicht früher, werden sie Ihn wiedersehen. Wir haben durch die Gnade an Ihn geglaubt, obgleich wir Ihn nicht gesehen haben; Israel aber, wie Thomas (Joh 20,29), wird glauben, wenn es Ihn sieht. Dieser nationalen Segnung werden die Israeliten erst teilhaftig, wenn sie auf den blicken, den ihre Väter durchbohrt haben, wie es aus Sacharja 12,10 klar hervorgeht. Wenn Israel am Ende des gegenwärtigen Zeitalters belagert wird, nicht – wie einst – durch die Römer, sondern durch die Mächte aus dem Norden, wenn die Stadt in Gefahr ist, in die Hände der Feinde des HERRN zu fallen, dann ist der Augenblick gekommen, wo der Herr mit allen seinen Heiligen vom Himmel herabsteigt, um einzugreifen (Sach 14,5). «Seine Füsse werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen» (Sach 14,4); Er wird sein Volk befreien und die Feinde vernichten. Israel wird in Gegenwart seines Messias' wehklagen, wie die Kinder Jakobs vor Joseph, seinem Vorbild (Sach 12,10-14). Dann ist für Israel der Zeitpunkt der Wiederherstellung des Reiches gekommen (Apg 1,6.7) und die Aussprüche der Propheten werden sich wörtlich erfüllen. In Psalm 72; Jesaja 2,2-4; 11,6-10; 65,17-25 finden wir eine lebendige Beschreibung der Gerechtigkeit und Tätigkeit des kommenden Königs und der herrlichen Zustände auf der Erde in den Tagen des Tausendjährigen Reiches.
Die Hoffnung Israels ist also die persönliche Wiederkunft seines Messias, sowohl zu seiner Bekehrung als auch zur Aufrichtung des Reiches. «Ein Erlöser wird kommen für Zion und für die, die in Jakob von der Übertretung umkehren, spricht der HERR» (Jes 59,20). Dann folgt die Beschreibung der Herrlichkeit Zions in unvergleichlicher Schönheit der Sprache (Jes 60). Die prophetischen Bücher enthalten eine Fülle von Einzelheiten über jene Ereignisse.
Ach! wie kommt es, dass viele Christen allen diesen Stellen des Alten Testaments einen anderen Sinn, als den einer glorreichen Zukunft Israels geben wollen, wie er doch offensichtlich ist?
Die Hoffnung der Nationen
Es ist nicht so, dass die Nationen der Erde durch die Missionare und Evangelisten unserer Tage «bekehrt» werden, wie man es oft behauptet. Der Herr hat für den Augenblick ein ganz anderes Ziel. Es besteht darin, durch das Evangelium der Gnade aus den Nationen ein Volk zu nehmen für seinen Namen (Apg 15,14). Wenn diese Zeit abgeschlossen ist, wird der Herr die Nationen versammeln und die Königreiche zusammenbringen, «um meinen Grimm über sie auszugiessen, die ganze Glut meines Zorns; denn durch das Feuer meines Eifers wird die ganze Erde verzehrt werden» (Zeph 3,8). Die Sammlung der Kirche in Gnade findet jetzt statt; die Sammlung der Nationen aber zum Gericht wird später erfolgen (siehe auch Joel 4,2; Matthäus 25,31-46). Blicke doch auf die heutigen Mächte und Völker der Christenheit – sind sie bereit, den Fürsten der Könige der Erde aufzunehmen? Nein. «Und ich sah das Tier (das aufgerichtete Römische Reich) und die Könige der Erde und ihre Heere versammelt, um den Krieg zu führen mit dem, der auf dem Pferd sass, und mit seinem Heer (den Heiligen)» (Off 19,19). Zu welchem Ergebnis wird dies führen? Ein Engel wird in der Sonne stehen und den Vögeln zurufen: «Kommt her, versammelt euch zu dem grossen Mahl Gottes!» (Vers 17). Wie können Christen mit der Bibel in der Hand und dem 19. Kapitel der Offenbarung vor Augen davon träumen, dass die Predigt der Gnade die Welt bekehren werde? Ein kurzes, entschiedenes Wort zerstört alle solchen Träumereien: «Wenn deine Gerichte die Erde treffen, so lernen die Bewohner des Erdkreises Gerechtigkeit» (Jes 26,9).
Was wir vor der Wiederkunft des Herrn wahrnehmen können, ist nicht eine bekehrte Welt, sondern eine schlafende Kirche. Der Mitternachtsruf ist nicht ertönt, um die Welt zu bekehren, sondern um die Kirche aufzuwecken (Mt 25,6.7). Sind die törichten Jungfrauen, das heisst die Menschen, die sich zum Evangelium bekennen, aber das Leben und den Geist nicht besitzen, bekehrt? Nein, wenn der Bräutigam kommt, gehen die klugen Jungfrauen mit Ihm zur Hochzeit ein, während die Törichten draussen gelassen werden. Das Aufwachen der Kirche und nicht die Bekehrung der Welt soll dem zweiten Kommen Christi vorausgehen. Vor der Ankunft des Herrn werden sich die Nationen der Erde vielmehr gegen Gott und seinen Christus auflehnen. Sie werden gegen Jerusalem zum Krieg aufmarschieren (Sach 14) und dann auch gegen den Herrn selbst ins Feld ziehen (Off 19). Hat Jesus nicht selbst von der Seltenheit des Glaubens auf der Erde gesprochen? (Lk 18,8). Die schrecklichsten Gerichte werden über die Völker kommen, besonders über die christlichen Nationen, die so viele Vorrechte hatten, aber die Gnade verachtet haben. Diese Gerichte werden das zweite Kommen des Herrn Jesu Christi begleiten, wenn Er mit allen seinen Heiligen vom Himmel herabkommen wird. Dann erst beginnen die durch die Propheten, die Apostel und den Herrn selbst angekündigten Zeiten des Segens: Der vom Herrn bewahrte Überrest des Volkes wird nach seiner Bekehrung zum Verkündiger seiner Herrlichkeit unter den Nationen; die unter ihnen zerstreuten Reste Israels werden gesammelt und als Opfergabe des HERRN nach Jerusalem gebracht (Jes 66,19-21). Diese Segnungen des Tausendjährigen Reiches, und andere noch, werden auch für die Nationen eine glückliche Zukunft einleiten. Christus wird über die ganze Erde als König herrschen und bis zu den entferntesten Inseln der Nationen Gerechtigkeit ausüben (Jes 51,5), selbst die Bewohner der Wüsten Arabiens werden sich vor Ihm beugen. Auf Ihn werden die Nationen hoffen: «Seid fröhlich, ihr Nationen, mit seinem Volk!» (Röm 15,10-12). Israel wird in jenen Tagen irdischer Herrlichkeit inmitten der Nationen den ersten Platz haben (5. Mo 28,12.13); die Nationen werden den zweiten Rang einnehmen (Jesaja 60; Psalm 100, Maleachi 1,11, usw.). Wenn die Gerichte ihren Lauf vollendet haben und die Bosheit der Bewohner der Erde bestraft worden ist, werden auch die Überlebenden aus den Nationen den Herrn erkennen (Jes 11,9).
Zuerst muss Christus kommen, um die Nationen mit eisernem Zepter zu zerschmettern (Ps 2,9), und dann wird Er die Übriggebliebenen und Bekehrten aus ihnen zum vollen Genuss seiner herrlichen Herrschaft führen. Das ist nach den vielen Aussagen des Wortes die Zukunft der Nationen. (Siehe z.B. Mt 25,34; Sach 14,16).
Die Hoffnung der Schöpfung
Durch die Sünde Adams wurde die Schöpfung der Nichtigkeit unterworfen. Sie befindet sich unter der Knechtschaft des Verderbens. Seit sechstausend Jahren seufzt sie und liegt in Geburtswehen bis jetzt. Welches ist nun ihre Hoffnung? Wann wird sie aus dieser langen Knechtschaft befreit werden, um in die herrliche Freiheit in die Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes einzutreten? Dann, wenn die zukünftige Herrlichkeit, die uns verheissen ist, an uns offenbart sein wird. Das wird für die Schöpfung, die dieser Offenbarung entgegenseufzt, das Zeichen ihrer Befreiung sein. Das sehnsüchtige Harren der Schöpfung wartet auf die Offenbarung der Söhne Gottes (Röm 8,19-23). Diese wird bei der Erscheinung Christi in Herrlichkeit stattfinden (Kol 3,4). In Psalm 65 und Hosea 2,18.22 wird für diese Erde eine Zeit des Segens angekündigt.