Jeremia » Kapitel 50

Elberfelder Übersetzung

Jeremia, Gottes Bote in böser Zeit (7)
Jeremia 46; Jeremia 48; Jeremia 49; Jeremia 50; Jeremia 51; Jeremia 52

1Das Wort, das der HERR über Babel, über das Land der Chaldäer, durch den Propheten Jeremia geredet hat.

2Verkündigt es unter den Nationen und lasst es hören, und erhebt ein Banner; lasst es hören, verhehlt es nicht! Sprecht: Babel ist eingenommen, Bel1 zuschanden geworden, Merodak1 bestürzt; ihre Götzenbilder sind zuschanden geworden, ihre Götzen2 sind bestürzt.3Denn von Norden her ist eine Nation gegen es heraufgezogen: Diese wird sein Land zur Wüste machen, dass kein Bewohner mehr darin sein wird; sowohl Menschen als Vieh sind geflohen, weggezogen.

4In jenen Tagen und zu jener Zeit, spricht der HERR, werden die Kinder Israel kommen, sie und die Kinder Juda zusammen; weinend werden sie gehen und den HERRN, ihren Gott, suchen.5Sie werden nach Zion fragen, auf den Weg dahin ist ihr Angesicht gerichtet: Kommt und schließt euch dem HERRN an mit einem ewigen Bund, der nicht vergessen werden soll!

6Mein Volk war eine verlorene Schafherde: Ihre Hirten leiteten sie irre auf verführerische Berge3; sie gingen von Berg zu Hügel, vergaßen ihre Lagerstätte.7Alle, die sie fanden, fraßen sie; und ihre Feinde4 sprachen: Wir machen uns nicht schuldig, weil sie gegen den HERRN gesündigt haben, die Wohnung der Gerechtigkeit, und gegen den HERRN, die Erwartung ihrer Väter.

8Flüchtet aus Babel hinaus und zieht aus dem Land der Chaldäer und seid wie die Böcke vor der Herde her!9Denn siehe, ich erwecke und führe herauf gegen Babel eine Versammlung großer Nationen aus dem Land des Nordens, und sie werden sich gegen es aufstellen: Von dort aus wird es eingenommen werden. Ihre Pfeile sind wie die eines geschickten5 Helden, der nicht leer zurückkehrt.10Und Chaldäa wird zum Raub werden; alle, die es berauben, werden satt werden, spricht der HERR.11Denn mögt ihr euch auch freuen, denn mögt ihr auch frohlocken, Plünderer meines Erbteils, denn mögt ihr auch hüpfen wie eine dreschende junge Kuh und wiehern wie starke Pferde12sehr beschämt ist eure Mutter, zuschanden geworden eure Gebärerin. Siehe, es6 ist die letzte der Nationen, eine Wüste, eine Dürre und eine Steppe.13Vor dem Grimm des HERRN wird es nicht mehr bewohnt werden, sondern eine Wüste sein ganz und gar. Jeder, der an Babel vorüberzieht, wird sich entsetzen und zischen über alle seine Plagen7.

14Stellt euch ringsum auf gegen Babel, alle, die ihr den Bogen spannt; schießt darauf, schont die Pfeile nicht! Denn gegen den HERRN hat es gesündigt.15Erhebt ein Kriegsgeschrei gegen es ringsum! Es hat sich ergeben8; gefallen sind seine Festungswerke, niedergerissen seine Mauern. Denn es ist die Rache des HERRN. Rächt euch an ihm, tut ihm, wie es getan hat!16Rottet aus Babel den Sämann aus und den, der die Sichel führt zur Erntezeit! Vor dem gewalttätigen Schwert wird sich jeder zu seinem Volk wenden und jeder in sein Land fliehen.

17Israel ist ein versprengtes Schaf, das Löwen verscheucht haben. Zuerst hat der König von Assyrien es gefressen, und nun zuletzt hat Nebukadrezar, der König von Babel, ihm die Knochen zermalmt9.18Darum, so spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels: Siehe, ich suche den König von Babel und sein Land heim, wie ich den König von Assyrien heimgesucht habe.19Und ich will Israel zu seinem Weideplatz zurückbringen, dass es den Karmel und Basan beweide und seine Seele sich sättige auf dem Gebirge Ephraim und in Gilead.20In jenen Tagen und zu jener Zeit, spricht der HERR, wird Israels Ungerechtigkeit10 gesucht werden, und sie wird nicht da sein, und die Sünden Judas, und sie werden nicht gefunden werden; denn ich will denen vergeben, die ich übrig lasse.

21Gegen das Land „Doppelte Widerspenstigkeit“, gegen dieses zieh hinauf und gegen die Bewohner von „Heimsuchung“11. Verwüste und vertilge hinter ihnen her, spricht der HERR, und tu nach allem, was ich dir geboten habe!22Kriegslärm im Land und große Zertrümmerung!23Wie ist zerhauen und zertrümmert der Hammer der ganzen Erde! Wie ist Babel zum Entsetzen geworden unter den Nationen!24Ich habe dir Schlingen gelegt, und du wurdest auch gefangen, Babel, ohne dass du es wusstest; du wurdest gefunden und auch ergriffen, weil du dich gegen den HERRN in Krieg eingelassen hast.25Der HERR hat seine Rüstkammer geöffnet und die Waffen seines Grimmes hervorgeholt; denn der Herr, der HERR der Heerscharen, hat ein Werk im Land der Chaldäer.

26Kommt über es von allen Seiten her, öffnet seine Scheunen, schüttet es auf wie Garbenhaufen und vertilgt es; nicht bleibe ihm ein Überrest!27Erwürgt alle seine Stiere, zur Schlachtung sollen sie hinstürzen! Wehe über sie, denn ihr Tag ist gekommen, die Zeit ihrer Heimsuchung!28Horch!12 Flüchtlinge und Entronnene aus dem Land Babel, um in Zion zu verkünden die Rache des HERRN, unseres Gottes, die Rache seines Tempels.

29Ruft Schützen herbei gegen Babel, alle, die den Bogen spannen! Belagert es ringsum, niemand entkomme! Vergeltet ihm nach seinem Werk, tut ihm nach allem, was es getan hat; denn es hat vermessen gehandelt gegen den HERRN, gegen den Heiligen Israels.30Darum sollen seine Jünglinge auf seinen Straßen fallen und alle seine Kriegsleute umkommen an diesem Tag, spricht der HERR.31Siehe, ich will an dich, du Stolze13, spricht der Herr, der HERR der Heerscharen; denn gekommen ist dein Tag, die Zeit, da ich dich heimsuche.32Dann wird die Stolze13 straucheln und fallen, und niemand wird sie aufrichten; und ich werde ein Feuer anzünden in ihren Städten, dass es ihre ganze Umgebung verzehrt.

33So spricht der HERR der Heerscharen: Die Kinder Israel und die Kinder Juda sind allesamt Bedrückte; und alle, die sie gefangen weggeführt haben, haben sie festgehalten, haben sich geweigert, sie zu entlassen.34Ihr Erlöser ist stark, HERR der Heerscharen ist sein Name; er wird ihre Rechtssache gewiss führen, damit er dem Land Ruhe verschafft und die Bewohner von Babel erzittern macht.35Das Schwert über die Chaldäer, spricht der HERR, und über die Bewohner von Babel und über seine Fürsten und über seine Weisen!36Das Schwert über die Schwätzer14, dass sie zu Narren werden! Das Schwert über seine Helden, dass sie verzagen!37Das Schwert über seine Pferde und über seine Wagen und über das ganze Mischvolk, das in seiner Mitte ist, dass sie zu Frauen werden! Das Schwert über seine Schätze, dass sie geplündert werden!38Dürre über seine Gewässer, dass sie austrocknen! Denn es ist ein Land der geschnitzten Bilder, und sie sind rasend15 durch ihre erschreckenden Götzen16.39Darum werden Wüstentiere mit wilden Hunden darin wohnen, und Strauße werden darin wohnen; und es soll niemals mehr bewohnt werden und keine Niederlassung sein von Geschlecht zu Geschlecht.40Wie bei der Umkehrung von Sodom und Gomorra und ihrer Nachbarn durch Gott, spricht der HERR, wird niemand dort wohnen und kein Menschenkind sich darin aufhalten.

41Siehe, es kommt ein Volk von Norden her, und eine große Nation und viele Könige machen sich auf17 vom äußersten Ende der Erde.42Bogen und Wurfspieß führen sie, sie sind grausam und ohne Erbarmen; ihre Stimme braust wie das Meer, und auf Pferden reiten sie: gerüstet gegen dich, Tochter Babel, wie ein Mann zum Kampf.1843Der König von Babel hat die Nachricht von ihnen vernommen, und seine Hände sind schlaff geworden; Angst hat ihn ergriffen, Wehen wie eine Gebärende.44Siehe, er steigt herauf, wie ein Löwe von der Pracht des Jordan, gegen die feste19 Wohnstätte; denn ich werde sie20 plötzlich von ihr wegtreiben und den, der auserkoren ist, über sie bestellen. Denn wer ist mir gleich, und wer will mich vorladen21? Und wer ist der Hirte, der vor mir bestehen könnte?45Darum hört den Ratschluss des HERRN, den er über Babel beschlossen hat, und seine Gedanken, die er über das Land der Chaldäer denkt: Ja, man wird sie fortschleppen, die Geringen der Herde; ja, der Weideplatz22 wird sich über sie entsetzen!46Von dem Ruf „Babel ist erobert!“ erzittert die Erde und wird ein Geschrei unter den Nationen vernommen.

  • 1a1bBel bzw. Merodak war die höchste Gottheit Babylons.
  • 2Eig. Gerölle, o. Klötze (ein verächtlicher Ausdruck).
  • 3Eig. abtrünnig machende Berge (Anspielung auf den Höhenkult).
  • 4O. Bedränger.
  • 5O. glücklichen; der mas. Text liest mit Änderung eines Buchstabens: unfruchtbaren.
  • 6D. h. Chaldäa.
  • 7O. Schläge.
  • 8W. Es hat seine Hand gereicht.
  • 9O. benagt.
  • 10O. Schuld.
  • 11„Doppelte Widerspenstigkeit“ (hebr. Merataim) und „Heimsuchung“ (hebr. Pekod) sind wahrsch. Bezeichnungen für Babel.
  • 12W. Stimme!
  • 13a13bEig. Stolz, o. Übermut.
  • 14O. Lügner (vgl. Jesaja 44,25).
  • 15D. h. haben allen Verstand verloren.
  • 16Eig. durch Schrecknisse (d. h. Schreckbilder, o. Schreckgestalten).
  • 17W. regen sich.
  • 18S. Kap. 6,22.23.
  • 19O. unzerstörbare.
  • 20D. h. wohl: die Babylonier.
  • 21D. h. vor Gericht.
  • 22O. die Wohnstätte.