Ein königliches Geschlechtsregister – mit 5 Frauen

Matthäus 1,1-17

Das Nachdenken über das Geschlechtsregister unseres Erlösers, das wir in Matthäus 1,1-17 finden, führt immer wieder zu Bewunderung. Welche Personen hat Gott, der HERR, ausgewählt, um Vorfahren des Menschen Jesus Christus zu sein? Schon die männlichen Vorfahren waren Personen, die zum Teil ein sündiges und trauriges Leben geführt haben. Wenn wir aber zu den erwähnten Frauen kommen, besonders zu den vier in den Versen 3-6 genannten, staunen wir wirklich. Wie konnte der Herr der Herren sich mit solchen Frauen verbinden? Und warum nennt Gott die Namen der weiblichen Vorfahren seines Messias, was in den damaligen Geschlechtsverzeichnissen ungewöhnlich war?

Alles deutet darauf hin, dass der Heilige Geist mit diesen Frauen Gedanken verbindet, die es wert sind, erforscht zu werden. Einerseits wollen wir dabei vorsichtig sein, da keine einzige direkte Erklärung gegeben wird. Anderseits ist allein die Tatsache ihrer Erwähnung eine Aufforderung an uns, darüber nachzudenken.

Gott leitet das erste der vier Evangelien mit drei Namen bzw. Titeln seines Sohnes ein. Es ist ein Buch des Geschlechts von Jesus Christus. Dagegen wird der Bericht von Markus «Evangelium Jesu Christi» genannt – also eine Botschaft über und von Jesus Christus. Lukas spricht von einem «Bericht» über das Leben Jesu. Johannes beginnt sein Evangelium ganz unvermittelt, indem er auf eine Zeit zurückgreift, die sich unseren Vorstellungen entzieht und nach unseren Massstäben nicht einmal Zeit genannt werden kann.

Matthäus will uns in seinem Buch das «Geschlecht Jesu Christi» darlegen. Damit wird die Wichtigkeit der Vorfahren und der Hauptperson selbst betont. Darüber hinaus verbinden wir mit dem Ausdruck «Geschlecht» aber auch die Geburt und das Leben dieser Person. Sogar an Nachkommen können wir denken. So ist es sicher nicht von ungefähr, dass gerade dieses Evangelium damit endet, dass es eigentlich gar nicht endet – es geht in der Vollendung der Zeitalter auf. Auch dann wirkt diese herrliche Person fort.

Wer ist diese herrliche Person?

Christus wird in Matthäus 1,1 wie folgt genannt:

  • Jesus Christus – der Mensch, der hier auf der Erde der wahre Messias ist; denn Christus (= der Gesalbte) ist die griechische Übersetzung des hebräischen Wortes Messias. Matthäus schreibt über den von Gott gesandten und gesalbten König Israels, der auch einmal der von diesem Volk und von allen Völkern anerkannte Gesalbte sein wird.
  • Sohn Davids – der rechtmässige Erbe des Königsthrones Davids. Er wird dieses Erbe antreten, wenn Er wiederum in den Erdkreis eintreten wird (Heb 1,6). Es gab viele Könige in Israel, aber nur Einer ist der wahre König über Israel.
  • Sohn Abrahams – der Erbe der Verheissungen, die weit über Israel hinausgehen und die sowohl mit den Sternen des Himmels als auch mit dem Sand des Meeres verglichen werden. Er ist der Erbe aller Verheissungen, seien sie himmlischer oder irdischer Natur. Er besitzt sie sowieso als der ewige Sohn Gottes – sie sind Ihm aber als dem Sohn des Menschen versprochen. Als solcher wird Er sie in Besitz nehmen und verwirklichen, denn Ihm ist alle Gewalt im Himmel und auf der Erde gegeben.

Der würdige König – ein würdiges Ahnengeschlecht?

Eine solch gewaltige Person muss Vorfahren haben, die der Würde dieser Person entsprechen – mögen wir denken. Und wenn wir dann dieses Geschlechtsregister von 3 mal 14 genannten Generationen genauer anschauen – dann sind wir schockiert. Es wimmelt nicht nur von Sündern – denn alle Menschen sind von Natur aus Sünder. Diese Liste enthält auch manche besonders schlimme Gestalten – denken wir an Rehabeam, den götzendienerischen Sohn Salomos, oder an Manasse, der Gott bis zum Äussersten gereizt hat, oder an seinen ebenso schlimmen Sohn Amon, oder an Jekonja usw.

Wenn man dann feststellt, dass es Gott gefallen hat, eine Reihe von Frauen in dieses Geschlechtsregister aufzunehmen, erwartet man umso mehr, dass sie einen hellen Glanz auf Christus werfen. Und das tun sie auch – aber in einer anderen Weise, als man zunächst annimmt. Welche Frauen werden genannt? Tamar, die Schwiegertochter Judas; Rahab, die Hure aus Jericho; Ruth, die Moabiterin; die Frau Urias, also Bathseba; Maria, die Frau von Joseph.

Wenn wir diese Frauen und ihre Lebensumstände im Alten Testament anschauen – Maria als unmittelbare Mutter Jesu nimmt unter ihnen zweifellos eine Sonderstellung ein –, sind wir erneut erstaunt. Es sind nicht die Heldinnen, die man erwarten könnte – Sara, Rebekka, vielleicht noch Lea. Nein, es sind Frauen, die sicher kein Zeitgenosse des Herrn oder auch kein König vor Ihm für nennenswert gehalten hätte. Sollten wir da nicht lernen, die Sicht und Einsicht unseres Herrn zu teilen?

Die Frauen im Geschlechtsregister – Personen der Verachtung

Wer waren diese vier Frauen, die im Rahmen der ersten 14 Geschlechter genannt werden, wenn wir Bathseba, die den Übergang zur zweiten Gruppe einleitet, mit zum ersten Teil rechnen?

  • Drei von ihnen waren Nicht-Israelitinnen – Tamar, Rahab, Ruth. Keine von ihnen hatte ursprünglich ein Anrecht auf die Verheissungen Israels, geschweige denn die Möglichkeit, in der Linie des Messias aufzutauchen.
    Tamar war vermutlich wie ihre Schwiegermutter eine Kanaaniterin, Rahab ebenfalls. Ruth war Moabiterin. Von Bathseba wissen wir die Volksherkunft nicht genau. Ihr Grossvater war wohl Ahitophel, der Giloniter (Gilo – heutiges Kurbet Jala – liegt auf dem Gebirge Juda, rund 10 km nördlich von Hebron; Jos 15,51), denn Bathseba war die Tochter Eliams, des Sohnes Ahitophels, des Giloniters (2. Sam 11,3; 23,34). Aber Bathsebas Mann, Uria, war ursprünglich kein Israelit, sondern ein Hethiter.
  • Drei von ihnen waren nicht Sünder wie alle Menschen, sondern hätten aufgrund ihrer Hurerei nach den Vorschriften Gottes eigentlich zum Tod verurteilt werden müssen: Tamar – denn ihr Kind war das direkte Ergebnis ihrer Hurerei; Rahab – deren früheres Leben aus der Prostitution bestand, auch wenn sie damals noch nicht zum Volk Gottes gehörte; Bathseba – die durch Hurerei mit David in die Königsfamilie kam.
  • Zwei von ihnen kamen direkt durch ihre Sünde in die Königslinie des Herrn: Tamar und Bathseba.
  • Bei zweien von ihnen waren die männlichen Vorfahren des Herrn die eigentlichen Schuldigen vor Gott: Juda und David. Sie suchten die schnelle Befriedigung sexueller Begierden auf Kosten des Gehorsams gegenüber Gottes Wort – in ihrem Fall durch Hurerei.
  • Zwei der vier Frauen waren nicht die ersten (und alleinigen) Ehefrauen ihrer Männer: Tamar war überhaupt nicht mit Juda verheiratet; Bathseba war vermutlich die achte Frau von David.
  • Bei drei von ihnen standen die Nachkommen gar nicht an erster Stelle in der «Thronfolge». Vor Tamars Sohn Perez wäre eigentlich Schela, der dritte Sohn Judas, in den Genuss des Erstgeburtsrechts gekommen. Ruths Sohn Obed hätte eigentlich ihrem ersten Mann Machlon oder sogar dessen Vater Elimelech zugerechnet werden müssen. Bathsebas Sohn Salomo war vermutlich der zehnte, auf jeden Fall nicht der erste Sohn Davids. Nur die souveräne Wahl Gottes führte sie ins Geschlechtsregister des Herrn Jesus.
  • Bei drei der vier Frauen können wir annehmen, dass sie deutlich jünger waren als die Väter ihrer Kinder: Tamar war die Schwiegertochter Judas; Ruth dürfte deutlich jünger als der wohlhabende Boas gewesen sein (Rt 3,10). Bathseba war die Enkeltochter Ahitophels, der wohl kaum zwei Generationen älter als David war. Somit wären diese Frauen normalerweise nicht in den Genuss gekommen, die Hauptlinie der Nachkommen «zu bestimmen».
  • Maria unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht von den anderen vier Frauen. Sie selbst entsprosste aus dem Stamm Juda und aus der Linie Davids, aber nicht aus der königlichen (Lk 3,31). Sie war keine Hure, im Gegenteil: Als das Kind Jesus durch den Heiligen Geist in ihr gezeugt wurde, war sie eine Jungfrau, wenn auch mit Joseph verlobt. Sie war in dieser Hinsicht ein auserwähltes Gefäss, dass sie den Retter der Welt gebären durfte, denn auch sie war wie jeder Mensch eine Sünderin.

Immer noch bleibt die Frage offen: Warum bestimmte der Herr, dass diese fünf Frauen nicht nur Teil seiner Abstammungslinie würden, sondern als solche auch in Matthäus 1 namentlich genannt werden sollten? In den Augen der Juden waren es keine Frauen, die besondere Ehre auf den Namen des Messias brachten. Doch wir Menschen irren uns leicht im Urteil, wenn wir nicht die moralische Herrlichkeit des Herrn selbst vor unseren Herzen haben.

Die Herrlichkeit Christi erstrahlt

Die Herrlichkeit des Messias erstrahlte bei seinem ersten Kommen nicht in majestätischem Glanz. Es war vielmehr eine verborgene, moralische Schönheit, die der Glaube in Ihm erblickt. Johannes spricht davon, dass das ewige Wort Fleisch wurde (Joh 1,1.14). Matthäus nennt Jesus, den Sohn der Maria, «Emmanuel», d.h. Gott mit uns (Mt 1,21-23).

Gott wurde Mensch – das allein ist ein Akt unbegreiflicher Barmherzigkeit. Doch Gott wurde nicht Mensch, um unter den Besten der Menschen ein prachtvolles Leben zu führen. Er kam zu den Armen. War nicht auch Maria eine solche Arme? «Nicht die Gesunden brauchen einen Arzt, sondern die Kranken; ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Buße» (Lk 5,31.32).

Der ewige Sohn hat sich so sehr erniedrigt, dass Er sich mit den Kranken, den Sündern, den Verlorenen eins machte. Das lernen wir bereits in den ersten Versen des Berichts über «sein Geschlecht». Er war keiner von ihnen, sondern rein, heilig, vollkommen. Er wurde nicht zu einem Sünder. Das ist unmöglich! Aber Er erniedrigte sich so sehr, dass Er Mensch wurde, in seinem Leben die Schwachheiten und Krankheiten der Menschen auf sich nahm und am Kreuz unsere Sünden trug (Mt 8,17; 1. Pet 2,24). Welche Gnade!

Von uns Menschen kann sich keiner in dieser Weise erniedrigen. Wir alle sind nichts als Sünder gewesen. Aber Der, der weit über uns erhaben ist und keine Spur unseres erbärmlichen Daseins hätte auf sich nehmen müssen, ist in unsere Lebensumstände eingetreten. Das macht seine moralische Würde so unantastbar gross und huldvoll – Ihn aber zugleich sichtbar, anschaubar und betastbar (1. Joh 1,1).

Darüber hinaus erstrahlt in diesen fünf Frauen die ganze Gnade und Barmherzigkeit Dessen, der nicht nur König, sondern auch Erretter ist (Mt 1,21). Das Leben dieser Frauen erzählt eine Geschichte davon, was Errettung wirklich bedeutet. Nur durch sein Heil sind sie fähig geworden, Teil «seiner Geschichte» zu werden. Jede einzelne Biographie ist gewissermassen eine der leuchtenden Farben des Regenbogens, der vom Gericht und der Gnade im Werk Christi zeugt.

Strahlen der Gnade in den Biographien Gottes

Die vier ersten Frauen zeigen uns besonders die rettende Gnade Gottes im Leben von Menschen. Wenn diese Vorfahren des Herrn seine Barmherzigkeit erfuhren, werden die Geschlechter nach Ihm nicht die gleiche souveräne Gnade erleben dürfen? Die Geschichte dieser Frauen erinnert an unsere eigene Geschichte und an die Huld Gottes, die uns im Herrn Jesus geschenkt wurde.

Tamar

In ihr sehen wir das Bild ungeschminkter Sünde, d.h. sündiger Taten. Sie sündigte und hatte vorher diese Tat in ihrem Herzen vorgenommen. Ihr Schwiegervater, der Vater ihrer Zwillinge, war noch schuldiger. Er hatte ihr das ihr zustehende Recht einer Ehe mit seinem dritten Sohn versagt. Als er dann Tamar, die sich als Hure verkleidet und verhüllt hatte, sah und sie nicht erkannte, gab er sich einfach seinen Begierden hin. Schon seine Ehe mit der Tochter des kanaanitischen Mannes Schua war nicht nach den Gedanken Gottes gewesen. Sünde über Sünde! Diese führt zum Tod (Röm 6,23), in das ewige Gericht Gottes. Das wird deutlich aus dem angekündigten Gericht der Verbrennung (1. Mo 38,24), was dann allerdings nicht vollzogen wurde.

Gibt es keine Hoffnung für eine solche Sünderin? Doch! Wenn sie in Verbindung mit dem Gesalbten des HERRN kommt. Dafür hat Gott gesorgt – im Bild durch dieses Geschlechtsregister. Im Gegensatz zum Tod als Lohn der Sünde ist die Gnadengabe Gottes ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn (Röm 6,23). So wird Tamar das Leben geschenkt. Nun ist sie in der Lage, Frucht für Gott zu bringen (Rt 4,12).

Rahab

In ihr haben wir das Bild der sündigen Natur des Menschen. Sie hatte sich nicht nur einmal der Hurerei hingegeben, nein, das war ihr Leben und sozusagen Teil ihrer Natur geworden. Sie war als eine solche Person bekannt. Deshalb lesen wir immer wieder von Rahab, der Hure.

Gibt es keine Hoffnung für so jemand? Doch! Der Glaube, den Gott in einem Menschen bewirken will, führt den Sünder dazu, Gott zu erkennen, Ihn ernst zu nehmen und zu erkennen, dass Er ein Volk auf der Erde hat und es nur in Verbindung mit der Zugehörigkeit zu diesem Volk neues Leben gibt (Heb 11,6.31). Unter dem Volk Gottes begann für Rahab ein vollkommen neues Leben, ein Leben, das Werke des Glaubens zeigte (Jak 2,25).

Ruth

Sie zeigt uns das Bild einer Fremden, einer Feindin Gottes (Kol 1,21; Eph 2,12.17). Sie war eine Moabiterin, und die Moabiter waren die Feinde des Volkes Gottes und Feinde Gottes selbst. Das war die Herkunft dieser Frau. Sie hatte kein Anrecht auf irgendwelche Verheissungen Israels. Selbst das zehnte Geschlecht ihrer Nachkommen konnte nicht in die Versammlung Gottes kommen (5. Mo 23,4). Nehemia macht sogar deutlich, dass dies bedeutet, als Moabiter ewig von den Segnungen des Volkes Gottes ausgeschlossen zu sein (Neh 13,1).

Ist die Sache also hoffnungslos? Nein! Es gibt bei Gott Versöhnung, die durch die Gnade – die unverdiente Gunst Gottes – kommt, und die ein Mensch im Glauben annehmen muss (Eph 2,16; 2,8). Bei Ruth war dieser Glaube vorhanden, denn sie sagte zu Noomi: «Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott.» Und doch war es diese unverdiente Gnade Gottes durch den Mann Boas, die aus der Fremden die geliebte Ehefrau Ruth machte, die die Urgrossmutter Davids wurde. Das Gesetz war unfähig zu helfen, und David wäre nie auf den Thron in Israel gekommen. Die Gnade aber war imstande, Unmögliches möglich zu machen. Dazu war neben der Gnade auch die Lösung, die Erlösung nötig (Rt 4,7-12; Eph 1,7). Ruth hat sie erfahren!

Bathseba

In dieser Frau sehen wir ein mehrfaches Bild. Zunächst fällt auf, dass in Matthäus 1,6 ihr Name nicht genannt wird. Manche Ausleger haben darauf hingewiesen, dass die Sünde von David mit Bathseba in Gottes Augen so abscheulich war, dass Bathseba hier nur als die, «die Urias Frau gewesen war», genannt werden kann.1

Ein anderer Gedanke scheint jedoch auch von Bedeutung zu sein. Das Augenmerk soll nicht so sehr auf Bathseba, sondern auf ihren Liebhaber und späteren Ehemann David gerichtet werden. Das in dieser Linie vielleicht grösste moralische Vorbild auf den Herrn Jesus – gerade den verworfenen Messias – wird hier durch eine gravierende Sünde befleckt. Der moralisch erhabenste König und Vorfahre des Herrn ist in gewisser Hinsicht ein schlimmerer König als alle anderen nach ihm. Vor diesem Hintergrund erstrahlt der wahre Sohn Davids, der dessen Wurzel und Geschlecht zugleich ist, in einem besonders hellen Licht.

Zusammen mit David stellt uns Bathseba den Menschen in seiner Schuld vor Gott dar, denn beide waren des Ehebruchs, der Hurerei und David zudem des anschliessenden Mordes schuldig.

Und wie sieht die Hoffnung für solche Personen aus? Es gibt das Bekenntnis der Schuld in Verbindung mit Buße, und dann Vergebung. Das sehen wir in 2. Samuel 12,13. Zugleich finden wir dort den Gedanken der Stellvertretung, denn der unschuldige Sohn Bathsebas, dessen Name uns interessanterweise nicht genannt wird, musste stellvertretend für David (und Bathseba) sterben.

Bathseba und David stellen auch Gläubige vor. Leider ist es so, dass auch solche, die eine Verbindung zu Gott haben, noch sündigen können. Doch auch für sie, die die Vergebung im Blick auf die Ewigkeit erfahren haben, gibt es in Bezug auf die gestörte Beziehung zwischen ihnen und ihrem Gott und Vater Vergebung (1. Joh 2,1.2; 1,9).

Schliesslich lernen wir aus der Begebenheit von David mit Bathseba: Aus dem Tod kommt Leben hervor. Das erste Baby – entsprungen aus der Sünde des Ehebruchs und der Hurerei – musste sterben. Dann konnte das Leben der Nachkommenschaft in Salomo hervorkommen. Auf uns bezogen gilt: Aus dem Tod des Herrn entsprang Leben für Gott (1. Joh 5,6-12).

Maria

Es bleibt noch Maria, die eine Sonderstellung einnimmt. Als Mensch gehörte sie zu den Sündern, wie alle übrigen auch. Doch hier ist sie das Bild einer Begnadeten (Lk 1,28), die durch die souveräne Wahl der Gnade Gottes zum Gefäss ausersehen wurde, das unseren Heiland zur Welt bringen durfte.

Dies alles – diese vielen Veränderungen in und an den Menschen – sind letztlich nichts anderes als Strahlen der Herrlichkeit unseres Herrn. Er selbst ist es, der diese Veränderungen in den erwähnten Frauen hervorgerufen hat. Ist Er es nicht, der Menschen mit sich in Verbindung bringt? Ist es nicht seine Person, die Glauben bewirkt und neues Leben schenkt? Wer ist der Erlöser und die Erscheinung der Gnade hier auf der Erde? Wer schenkt Leben aus dem Tod und Vergebung der Schuld? Wer ist der Versöhner? Ist es nicht Gott – hier als Sohn vor uns –, der auserwählt hat? Alles dient nur zu seinem Preis!

Die Anwendung auf uns

Es liegt auf der Hand, dass wir die Belehrungen, die wir aus den Geschichten dieser fünf Frauen ziehen können, auch auf uns anwenden dürfen. Jeder Mensch ist von Natur ein Sünder. Wir haben gesündigt, haben gegen Gott gehandelt und besitzen eine sündige Natur. Die meisten von uns gehörten zudem zu den Nationen und waren jeder Verheissung Israels entfremdet. Als Ungläubige – ob aus den Nationen oder aus den Juden – waren wir alle Feinde Gottes. Niemand ist unschuldig vor dem heiligen Gott.

Uns aber hat Gott im Herrn Jesus durch seine Gnade Vergebung, Erlösung, neues Leben, Leben aus dem Tod, Versöhnung, Gnade und die Energie sowie Werke des Glaubens geschenkt. In Ihm sind wir Auserwählte Gottes. Selbst wenn wir als Glaubende sündigen, ist Er es, der uns die Vergebung unserer Sünden für diese Erde schenkt.

Er allein ist der Urheber von allem. Er hat diese Segnungen bewirkt. Nur in Ihm sind wir die Gegenstände der auserwählenden Gnade Gottes. Wie gross macht das unseren Retter, der unser Herr und Meister ist! Seine Geschichte ist nicht nur ein Geschlechtsregister der Vergangenheit, sondern auch der Gegenwart. Als Kinder Gottes sind wir sozusagen der Same von Jesus Christus, die Frucht seiner Person und seines Werkes.

Das alles – so scheint es – wird in diesen wenigen Versen in Matthäus 1 vorgeschattet. Diese fünf Frauen stehen wirklich nicht zufällig im Geschlechtsregister von Jesus Christus. Sie erzählen uns etwas von seiner Herrlichkeit, aber auch von unserer Vergangenheit und von den Segnungen, die wir durch Ihn geschenkt bekommen haben.

  • 1Könnte es nicht sogar sein, dass Gott die Ehre ihres Mannes hervorhebt, der für seine Frau und wegen ihrer Sünde gestorben ist? Weist dies nicht auf das hin, was Christus getan hat? Von seiner Hingabe und Treue her wäre Uria sogar besser geeignet gewesen, Vorfahre des Herrn zu werden, als es David in diesem Punkt sein konnte. Gott ehrt diesen Mann, indem Er ihn als einzigen, der nicht zu den Vorfahren des Messias gehört, in dessen Geschlechtsregister aufnimmt.