Der Christ und die Arbeit

Das Arbeitsleben ist ein wesentlicher Bestandteil unseres christlichen Lebens und stellt den Glaubenden vor verschiedene Herausforderungen. Der wirtschaftliche Druck verlangt eine gute Ausbildung und eine hohe Leistung. Gleichzeitig beabsichtigt der Feind, uns durch diese irdische, durchaus legitime Tätigkeit so auszufüllen, dass unser geistliches Leben Schaden leidet.

Die verschiedenen Situationen im Arbeitsleben werfen Fragen auf und verlangen Entscheidungen. Vielleicht bist du auf der Suche nach einem Arbeitsplatz. Oder du musst dich für eine Aus- oder Weiterbildung entscheiden. Es kann auch sein, dass dir der Chef Empfehlungen macht, wie du vorankommen und Karriere machen kannst. Oder du bist mit so viel Arbeit konfrontiert, dass dir die Zeit für das tägliche Bibellesen fehlt. Vielleicht leidest du unter einem schlimmen Arbeitsklima und suchst nach einer Lösung. Oder du fragst dich, ob dein anstrengender Einsatz bei der Arbeit im Leben eines Christen wirklich gerechtfertigt ist.

Für diese Fragen und Nöte gibt Gottes Wort uns Hilfestellungen. Wenn wir uns mit diesem Thema beschäftigen, wollen wir in der Bibel vor allem Antworten auf grundsätzliche Fragen suchen. Das hilft uns schliesslich in der konkreten beruflichen Situation, einen Weg nach Gottes Gedanken zu finden.

Ist die Arbeit ein Segen oder ein Fluch?

Aus der Sicht der Welt: «Da hasste ich das Leben; denn das Tun, das unter der Sonne geschieht, missfiel mir; denn alles ist Eitelkeit und ein Haschen nach Wind. Und ich hasste all meine Mühe, womit ich mich abmühte unter der Sonne, weil ich sie dem Menschen hinterlassen muss, der nach mir sein wird» (Pred 2,17.18). Das Buch des Predigers betrachtet das Leben unter der Sonne, d.h. nur auf die Erde bezogen. Da verstehen wir diese Schlussfolgerung zum Thema Arbeit.

Aus der Sicht Gottes: Er selbst hat die körperliche (manuelle) und die geistige Arbeit im Garten Eden eingesetzt. Er gab Adam den Auftrag, den Garten zu bebauen und zu bewahren (1. Mo 2,15). Das war eine körperliche Arbeit. Weiter sollte der erste Mensch allen Tieren Namen geben (1. Mo 2,19). Das war eine geistige Arbeit. Weil die Arbeit ursprünglich von Gott kommt, ist sie ein Segen.

Die Mühe aber, die wir bei der Arbeit erfahren, ist eine Folge des Sündenfalls: «So sei der Erdboden verflucht um deinetwillen: Mit Mühsal sollst du davon essen alle Tage deines Lebens; und Dornen und Disteln wird er dir sprossen lassen, und du wirst das Kraut des Feldes essen. Im Schweiss deines Angesichts wirst du dein Brot essen, bis du zurückkehrst zur Erde» (1. Mo 3,17-19).

Welche Arbeit sollen wir wählen?

  • Eine gute Ausbildung ist nach Gottes Gedanken. Sie ist eine notwendige Grundlage, um ein christliches Familienleben führen zu können. «Besorge draussen deine Arbeit und bestelle sie dir auf dem Feld; danach magst du dann dein Haus bauen» (Spr 24,27).
    Es lohnt sich, in der Jugend eine gründliche Ausbildung zu machen und abzuschliessen. Sie ist eine gute Basis für unser ganzes Leben. Dabei geht es nicht nur darum, gute finanzielle Voraussetzungen zu schaffen.
    Auch das Vorbild der Eltern, die Erziehung und ihre guten Ratschläge sind eine grosse Hilfe für das spätere Leben. Ihre Anweisungen zu einem persönlichen Glaubensleben wiegen weit mehr als alles, was wir in der Schule lernen.
  • Gott will uns in der Berufswahl beraten und leiten. «Ich will dich unterweisen und dich den Weg lehren, den du wandeln sollst; mein Auge auf dich richtend, will ich dir raten» (Ps 32,8). Manoah fragte den Engel Gottes: «Wenn nun dein Wort eintrifft, was soll die Weise des Knaben sein und sein Tun?» Da gab ihm der Engel eine klare Antwort (Ri 13,12-14). Legen wir unsere Situation im Gebet Gott hin und warten wir auf seine Antwort!
  • Manuelle wie intellektuelle Arbeit kann für den Herrn verrichtet werden. Er benutzt beides für seine Zwecke. Als Zeltmacher konnte der Apostel Paulus bei Aquila arbeiten: «Weil Paulus gleichen Handwerks war, blieb er bei ihnen und arbeitete» (Apg 18,3). Gott konnte auch die Fähigkeiten von Apollos gebrauchen: «Ein gewisser Jude aber, mit Namen Apollos, aus Alexandrien gebürtig, ein beredter (oder gelehrter) Mann, der mächtig war in den Schriften, kam nach Ephesus» (Apg 18,24).

Warum sollen wir arbeiten?

  • Damit wir vor der Sünde bewahrt bleiben. Wenn wir nichts tun, stehen wir in Gefahr zu sündigen. Die Arbeit bewahrt uns davor. Darum verurteilt Gott die Untätigkeit: «Geh hin zur Ameise, du Fauler, sieh ihre Wege und werde weise.» «Wer mit lässiger Hand schafft, wird arm; aber die Hand der Fleissigen macht reich.» «Noch haben wir von jemand Brot umsonst gegessen, sondern wir haben mit Mühe und Beschwerde Nacht und Tag gearbeitet, um nicht jemand von euch beschwerlich zu fallen» (Spr 6,6; 10,4; 2. Thes 3,8).
    Die Bibel gibt uns in David ein Beispiel von Müssiggang und seinen traurigen Folgen: «Es geschah zur Abendzeit, als David von seinem Lager aufstand und auf dem Dach des Königshauses umherging, dass er vom Dach herab eine Frau sich baden sah; und die Frau war sehr schön von Aussehen» (2. Sam 11,2).
  • Damit wir für unsere eigene Existenz aufkommen können. Paulus ermahnt die faulen Christen bei den Thessalonichern: «Wenn jemand nicht arbeiten will, so soll er auch nicht essen» (2. Thes 3,10).
  • Damit wir uns um die Bedürfnisse von anderen kümmern können. Das Einkommen, das wir durch unsere Arbeit erwerben, sollte je nach Lebenssituation auch für andere reichen:
    1. Als Ehemänner sind wir für die materiellen Bedürfnisse unserer Ehefrauen verantwortlich. «Die Männer sind schuldig, ihre Frauen zu lieben, wie ihre eigenen Leiber. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst. Denn niemand hat jemals sein eigenes Fleisch gehasst, sondern er nährt und pflegt es, wie auch der Christus die Versammlung» (Eph 5,28.29).
    2. Als Väter sorgen wir für die Familie. «Wenn aber jemand für die Seinen und besonders für die Hausgenossen nicht sorgt, so hat er den Glauben verleugnet und ist schlechter als ein Ungläubiger» (1. Tim 5,8).
    3. Als Kinder kommen wir unserer Sorgfaltspflicht gegenüber unseren Eltern nach. «Wenn aber eine Witwe Kinder oder Enkel hat, so mögen sie zuerst lernen, dem eigenen Haus gegenüber fromm zu sein und den Eltern Gleiches zu vergelten; denn dies ist angenehm vor Gott» (1. Tim 5,4).
  • Damit wir Menschen, die materielle Not leiden, helfen können. «Er arbeite vielmehr und wirke mit seinen Händen das Gute, damit er dem Bedürftigen etwas zu geben habe» (Eph 4,28).
  • Damit wir die Arbeit im Werk des Herrn unterstützen können. «Wer in dem Wort unterwiesen wird, teile aber von allem Guten dem mit, der ihn unterweist» (Gal 6,6).
  • Damit wir ein gutes Zeugnis vor den Mitmenschen erlangen. «Wir ermahnen euch aber, Brüder …, eure eigenen Geschäfte zu tun und mit euren eigenen Händen zu arbeiten …, damit ihr ehrbar wandelt vor denen, die draussen sind, und niemand nötig habt» (1. Thes 4,10-12).
  • Damit der Herr uns für eine Arbeit im Werk des Herrn zubereiten kann. Wer sich zuerst im Berufsleben durch Fleiss und Treue auszeichnet, ist auch fähig, im Werk des Herrn zu arbeiten. Mose hat die Herde seines Schwiegervaters 40 Jahre lang gehütet. David hat das Kleinvieh seines Vaters geweidet und vor Löwen und Bären verteidigt. So qualifizierten sich beide in ihrem Beruf für eine Aufgabe im Volk Gottes.

Wie sollen wir arbeiten?

  • Wir tun unsere Arbeit für den Herrn. «Was irgend ihr tut, arbeitet von Herzen, als dem Herrn und nicht den Menschen.» «Dient mit Gutwilligkeit, als dem Herrn und nicht den Menschen» (Kol 3,23; Eph 6,7). Dieser Grundsatz hilft uns auch, wenn wir einen schwierigen Chef haben oder in Gefahr stehen, in der Arbeit aufzugehen.
  • Wir arbeiten anständig und sorgfältig. «Lasst uns anständig wandeln wie am Tag …, nicht in Streit und Neid.» «Gebt nun acht, wie ihr sorgfältig wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise» (Röm 13,13; Eph 5,15).
  • Wir verrichten unsere täglichen Aufgaben fleissig, aber ohne Aufsehen zu erregen. «Solchen aber gebieten wir und ermahnen sie im Herrn Jesus Christus, dass sie, in der Stille arbeitend, ihr eigenes Brot essen» (2. Thes 3,12). «In der Stille arbeiten» bedeutet, unsere Aufgaben regelmässig und mit Ausharren zu tun, aber ohne Streben nach Gewinn oder Ehre. «Bemühe dich nicht, reich zu werden, lass ab von deiner Klugheit» (Spr 23,4).

Daniel ist uns dafür ein Mut machendes Beispiel. Er erledigte seine Arbeit treu. Er suchte keine hohe Stellung in Babel, bekam sie aber aufgrund seiner Fähigkeiten. Joab hingegen ist uns eine Warnung. In seinem Amt als Heeroberster suchte er immer seine Ehre und seinen Vorteil, indem er sogar andere umbrachte.

  • Wir verhalten uns vorbildlich gegenüber unseren Vorgesetzten:
    1. Wir leisten ihnen keinen Widerstand. «Ihr Knechte, gehorcht in allem euren Herren nach dem Fleisch» (Kol 3,22).
    2. Wir tun ihnen nicht schön. «Nicht in Augendienerei, als Menschengefällige, sondern in Einfalt des Herzens, den Herrn fürchtend» (Kol 3,22).
    3. Wir widersprechen ihnen nicht. «Die Knechte ermahne, sich ihren eigenen Herren unterzuordnen, in allem wohlgefällig zu sein, nicht widersprechend» (Tit 2,9).

Wenn aber der Chef etwas von uns verlangt, was wir mit unserem Gewissen nicht vereinbaren können, kann es sein, dass wir Gott mehr gehorchen müssen als Menschen.

Wie viel sollen wir arbeiten?

Unser Arbeitspensum darf das geistliche Leben nicht beeinträchtigen und die Interessen des Herrn nicht zu kurz kommen lassen. Der Herr warnt uns davor, unsere Lampe unter den Scheffel zu stellen, d.h. unser Zeugnis in der Welt durch rastlose irdische Tätigkeit zu verdunkeln (Mt 5,15). Im Gegensatz dazu spornt uns das Beispiel von Ruth an, unsere Zeit bei der Arbeit auch zu nutzen: «So ist sie gekommen und dageblieben vom Morgen an bis jetzt; was sie im Haus gesessen hat, ist wenig» (Rt 2,7).

Wie steht es um den Erfolg bei unserer Arbeit?

Wenn wir bei der Arbeit Erfolg haben, ist es die Gnade des Herrn. «Der Segen des HERRN, er macht reich, und Anstrengung fügt neben ihm nichts hinzu» (Spr 10,22). Es ist aber auch möglich, dass wir trotz gutem Einsatz Misserfolg haben. Dann dürfen wir das dem Herrn sagen. Er kann uns da nachfühlen: «Umsonst habe ich mich abgemüht, vergeblich und für nichts meine Kraft verzehrt» (Jes 49,4). In jedem Fall, ob Erfolg oder nicht, dürfen wir bei der Arbeit auf die Hilfe des Herrn zählen und Ihn um Rat fragen. «So unterwies ihn sein Gott zum richtigen Verfahren, er belehrte ihn» (Jes 28,26).

Das Wort Gottes sagt uns, dass wir bei der Arbeit durchaus überlegen sollten, wie wir diese oder jene Tätigkeit am besten anpacken, um das Ergebnis zu verbessern: «Wenn das Eisen stumpf geworden ist, und man hat die Schneide nicht geschliffen, so muss man seine Kräfte mehr anstrengen; aber die Weisheit ist vorteilhaft, um etwas instand zu setzen» (Pred 10,10).

Wie viel sollen wir verdienen?

So viel wie recht ist, denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert (Lk 10,7). Gott will, dass wir für unsere Arbeit bezahlt werden. Aber die Bibel warnt uns vor dem Wunsch nach immer mehr Lohn. «Die Gottseligkeit mit Genügsamkeit aber ist ein grosser Gewinn» (1. Tim 6,6). «Die aber reich werden wollen, fallen in Versuchung und Fallstrick und in viele unvernünftige und schädliche Begierden, die die Menschen versenken in Verderben und Untergang» (1. Tim 6,9; siehe auch Spr 11,24).

Was machen wir mit unserer freien Zeit?

  • Die Freizeit ist ein Geschenk des Herrn. «Jesus spricht zu ihnen: Kommt ihr selbst her an einen öden Ort für euch allein und ruht ein wenig aus.» «Wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken?» (Mk 6,31; Röm 8,32).
  • Die wirkliche Ruhe finden wir nicht auf der Erde. Jede irdische Ruhe hat ihre Grenzen. Lesen wir, was es weiter in Markus 6,31 heisst: «Es waren viele, die kamen und gingen, und sie fanden nicht einmal Zeit, um zu essen.»
    Die ewige Ruhe erwartet uns im Himmel. Wir befinden uns also noch auf der Erde, um zu arbeiten. Der Herr selbst sagte von sich: «Ich muss die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann» (Joh 9,4).
  • Wir sollen die Freizeit und die Ferien mit dem Herrn planen und erleben. Dazu wollen wir drei Schwerpunkte aufzeigen:
    1. «Zieht den Herrn Jesus Christus an, und treibt nicht Vorsorge für das Fleisch zur Befriedigung seiner Begierden» (Röm 13,14). Suchen wir in dieser Zeit das, was dem Fleisch gefällt?
    2. «Maria, die sich auch zu den Füssen Jesu niedersetzte und seinem Wort zuhörte» (Lk 10,39). Nutzen wir diese Zeit, um die Bibel zu lesen und Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus zu haben?
    3. «Ihr aber, Brüder, ermattet nicht, Gutes zu tun.» «Wer nun weiss, Gutes zu tun, und tut es nicht, dem ist es Sünde» (2. Thes 3,13; Jak 4,17). Haben wir in dieser Zeit offene Augen für die Bedürfnisse um uns her und bereitwillige Hände, um anzupacken?

Schluss

Die Bibel gibt uns immer eine Antwort auf unsere Fragen. Für unser tägliches Leben ist es wichtig, dass unsere Gedanken (auch über die Arbeit) durch das Wort Gottes geprägt werden.

Bitten wir den Herrn um Weisheit für unser Verhalten bei der Arbeit (Jak 1,5) und seien wir wachsam. Wir wollen doch nicht unsere ganze Zeit und Kraft der irdischen Tätigkeit widmen! Geben wir den Interessen unseres Herrn den ersten Platz in unserem Herzen! «Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhangen und den anderen verachten» (Mt 6,24).