Schlüssel

Wir alle kennen die Verwendung eines Schlüssels. Einer, der den Schlüssel einer Stadt, eines Tores oder einer Tür besitzt, ist Herr über das, was sich drinnen befindet. Er ist für die Sicherheit und den Gebrauch von all dem verantwortlich, was sich hinter dem Schloss befindet. In der Schrift wird der Begriff «Schlüssel» meistens symbolisch gebraucht. Von einem Schlüssel im buchstäblichen Sinn ist in Richter 3,25 die Rede, wo die Knechte Eglons, des Königs von Moab, einen benutzten, um die Tür zu öffnen, die Ehud geschlossen hatte, nachdem er ihren Herrn getötet hatte. Ein Schlüssel wird verwendet, um zu schliessen oder zu öffnen. Der Herr Jesus wird uns in der Schrift als Der vorgestellt, der verschiedene Schlüssel besitzt. Einige von ihnen benützt Er selbst, andere vertraut Er bestimmten Knechten an, um sie für Ihn zu gebrauchen.

Der Schlüssel des Hauses Davids

In Jesaja 22 erfahren wir, dass Schebna, der aus der Linie Davids stammte, Verwalter über das Haus Hiskias war. Aber weil der HERR mit ihm nicht zufrieden war, wurde sein Amt einem anderen gegeben, und zwar Eljakim, dem Sohn Hilkijas. In Bezug auf Eljakim sagt der Herr: «Und ich werde den Schlüssel des Hauses Davids auf seine Schulter legen; und er wird öffnen, und niemand wird schliessen, und er wird schliessen, und niemand wird öffnen» (V. 22). Mit dem Schlüssel Davids auf seiner Schulter wurde die Herrschaft des königlichen Hauses der Hand Eljakims anvertraut. In seiner hohen Position, als von Gott berufen, hatte er für das Wohl «der Bewohner von Jerusalem und des Hauses Juda» zu sorgen.

Eljakim ist bestimmt ein Bild des Herrn Jesus Christus, der in der Zukunft alles in Jerusalem, in Juda, ja, in ganz Israel zur Verherrlichung Gottes und zum Segen seines Volkes ordnen wird. Hier wird uns symbolisch gezeigt, was in der Weissagung von Kapitel 9,6.7 erklärt wird: «Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter … Die Mehrung der Herrschaft und der Friede werden kein Ende haben auf dem Thron Davids und über sein Königreich, um es zu befestigen und zu stützen durch Gericht und durch Gerechtigkeit, von nun an bis in Ewigkeit.»

Obwohl der Herr in den Tagen seiner Herrlichkeit als Sohn des Menschen über alles regieren wird, stellt Eljakim im Bild nur den Teil der Herrschaft des Herrn dar, der mit Israel in Verbindung steht. Die ganze Herrlichkeit Israels wird an Ihm, dem Pflock, der an einem festen Ort eingeschlagen ist, aufgehängt sein. Er ist der Eine, der «weichen und abgehauen werden wird», aber in der Auferstehung das erfüllen wird, was in den alttestamentlichen Schriften über Ihn vorausgesagt worden ist.

Der Schlüssel des David

Obwohl die Stelle in Offenbarung 3,7 zweifellos auf Jesaja 22 hinweist, hat sie doch etwas anderes im Auge. In Jesaja 22 wird auf die zukünftige Herrschaft des Herrn Jesus Bezug genommen, während es in Offenbarung 3 um die gegenwärtige Regierung des Herrn inmitten der Versammlungen geht. Er herrscht noch nicht über das Haus Davids. Dazu muss Er in Herrlichkeit wieder auf die Erde kommen. Seine gegenwärtige Stellung der Autorität über das Reich Gottes übt Er unter denen aus, die bekennen, seine Untertanen zu sein. Der Herr wird bald aus dem Himmel wiederkommen, um öffentlich über die Königreiche der Erde zu herrschen. Doch jetzt schon ist Ihm alle Gewalt im Himmel und auf der Erde gegeben. Als solcher handelt Er im Blick auf die Welt hinter den Kulissen. Aber seine Herrschaft hat alles in der Hand, so dass es den Mächten des Bösen nicht möglich ist, die gesetzten Grenzen zu überschreiten.

Wie ermunternd ist es für die Gläubigen, zu wissen, dass alle Macht und Autorität in den Händen ihres Herrn und Meisters liegt, und dass die Menschen im Bösen, das sie verüben können, begrenzt sind. Zur Versammlung in Philadelphia sagte der Herr: «Siehe, ich habe eine geöffnete Tür vor dir gegeben, die niemand zu schliessen vermag» (Off 3,8). Ob es nun eine Tür zu den unerschöpflichen und unerforschlichen Reichtümern des himmlischen Christus ist, oder eine Tür des Zeugnisses, um altes zu verkündigen, was uns Christus kundgetan hat, niemand kann die Tür schliessen, die Er geöffnet hat. Die Gläubigen mögen eine kleine Kraft haben, aber es ist nicht ihre Kraft, die die Tür öffnet oder sie offen hält. Es ist die Macht Dessen, der den Schlüssel des David hat.

Der Schlüssel der Erkenntnis

Die Gesetzgelehrten in Israel hatten einen besonders bevorzugten Platz, da sie in den Schriften des Alten Testaments unterrichtet waren. Aber dieses Vorrecht war mit einer entsprechenden Verantwortung verbunden. Sie waren im Blick auf die Belehrung des irdischen Volkes Gottes dem Herrn gegenüber verantwortlich. Jene, zu denen der Herr in Lukas 11 sprach, waren untreu gegenüber Gott gewesen, indem sie dem Volk nicht die Kenntnis über Gott vermittelt hatten, die in seinem Wort enthalten ist. Deshalb sagte der Herr zu ihnen: «Wehe euch Gesetzgelehrten! Denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen; ihr selbst seid nicht hineingegangen, und ihr habt die gehindert, die hineingehen wollen» (Lk 11,52).

In Erfüllung der vielen Prophezeiungen des Alten Testaments war der Herr Jesus zu seinem Volk Israel gekommen. Die Gesetzgelehrten hätten Ihn bei seinem Kommen willkommen heissen sollen, denn sie kannten die Schriften, die von Ihm redeten. Sie hatten den Schlüssel der Erkenntnis. Anstatt den Christus Gottes freudig aufzunehmen und seine Nachfolger zu werden, schlossen sie sich all denen an, die Ihm widerstanden. Sie redeten gegen Ihn und hinderten die Armen der Herde, die seine Nähe und seinen Segen suchten. Sie verdienten wirklich die Blossstellung und das Urteil des Herrn in den Worten von Lukas 11,46-52.

Wie überaus begünstigt sind doch die Erlösten des Herrn in dieser Zeit. In Christus haben sie den Schlüssel der Erkenntnis, der ihnen all die grossen Schätze des Alten und Neuen Testaments öffnet. Gott ist in seinem Sohn offenbart worden; und im Geheimnis Gottes, in dessen Mittelpunkt der Sohn Gottes steht, sind «alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis» verborgen (Kol 2,3). Indem wir Christus kennen, sind wir fähig, geleitet durch den Heiligen Geist, die Schriften zu erforschen und darin die Dinge zu entdecken, die Ihn betreffen (Lk 24,44.45; 1. Kor 2,12).

Die Schlüssel des Reiches

Nachdem Simon Petrus von Gott, dem Vater, die wunderbare Offenbarung über die Person des Sohnes empfangen, und der Sohn Gottes ihm die Wahrheit über das Bauen seiner Versammlung mitgeteilt hatte, sagte der Herr zu ihm: «Ich werde dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben; und was irgend du auf der Erde binden wirst, wird in den Himmeln gebunden sein, und was irgend du auf der Erde lösen wirst, wird in den Himmeln gelöst sein» (Mt 16,16-19). Wir wiederholen, was schon oft betont worden ist: Die Schlüssel, die der Herr dem Petrus anvertraute, waren nicht die Schlüssel des Himmels, sondern die Schlüssel des Reiches der Himmel. Petrus sollte diese Schlüssel auf der Erde verwenden und nicht im Himmel.

Petrus benützte die Schlüssel, die ihm der Herr gegeben hatte, um die Juden in das Reich der Himmel einzulassen. Das geschah, als er am Pfingsttag das Evangelium verkündigte und sich 3000 Menschen bekehrten und getauft wurden. Simon Petrus war das göttliche Werkzeug, um diese bekehrten Menschen unter den Einfluss des Herrn zu bringen, der in den Himmel zurückgekehrt war und der sein Reich jetzt von seinem himmlischen Sitz aus regiert. Simon Petrus gebrauchte die Schlüssel des Reiches der Himmel noch einmal, um die Nationen in den christlichen Kreis einzuführen. Das war damals, als er von Gott zu Kornelius gesandt wurde, um ihm und denen, die bei ihm waren, den Weg des Heils zu verkündigen (Apg 10).

In Verbindung mit den Schlüsseln wurde Petrus auch die Autorität gegeben, im Namen des Herrn auf der Erde zu binden und zu lösen. In Apostelgeschichte 5 bindet er auf Ananias und Sapphira ihre Sünde gegen den Heiligen Geist. Dies wurde im Himmel durch das unmittelbare Gericht Gottes über sie bestätigt. Was in Matthäus 16 anfänglich dem Petrus gegeben wurde, anvertraute der Herr auch der Versammlung, ja sogar den zweien oder dreien, die in seinem Namen versammelt sind (Mt 18,18-20). Regierungsmässiges Binden und Lösen von Sünden sehen wir im Fall des Mannes, der in Korinth gesündigt hatte. Seine Sünde wurde ihm nach den Anweisungen in 1. Korinther 5,3-5 überbunden, und sie wurde wieder gelöst gemäss den Unterweisungen, die wir in 2. Korinther 2,6-11 finden.

Die Schlüssel des Todes und des Hades

Wie anders war die Erscheinung des Herrn Jesus, als der Apostel Johannes Ihn in Offenbarung 1 in seiner offiziellen Herrlichkeit sah, gegenüber dem, wie er Jesus auf der Erde gekannt hatte! Als Jünger, den Jesus liebte, hatte er sich an die Brust des Meisters gelehnt und kannte die Ruhe und Freude seiner unmittelbaren Nähe. Jetzt sah er Ihn mit «Augen wie eine Feuerflamme … und aus seinem Mund ging hervor ein scharfes, zweischneidiges Schwert, und sein Angesicht war, wie die Sonne leuchtet in ihrer Kraft» (Off 1,13-16). War es da verwunderlich, wenn er «wie tot zu seinen Füssen fiel»? Schon einmal «fürchtete» Johannes «sich sehr» in der Gegenwart des Herrn in seiner Herrlichkeit (Mt 17,6). Doch damals ging kein Schwert aus seinem Mund hervor, und man sah nichts von seinem richterlichen Charakter wie hier in Offenbarung 1.

Die gleiche Stimme, die auf dem Berg der Verklärung gesagt hatte: «Fürchtet euch nicht!», sagte jetzt zu Johannes: «Fürchte dich nicht!». Es war dieselbe Hand, die einst seine Füsse gewaschen hatte, die sich jetzt auf ihn legte, um ihn zu beruhigen. Nachdem Er sich Johannes als «der Erste und der Letzte» vorgestellt hatte, sagte der Herr Jesus: «Ich bin der Lebendige, und ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und des Hades» (V. 17,18).

Als Er noch auf der Erde war, hatte der Herr gesagt: «Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und nach diesem nichts weiter zu tun vermögen» (Lk 12,4). Die Menschen mögen anderen das Leben rauben, oder sogar sich selbst das Leben nehmen, aber nur Einer hat die Schlüssel des Todes und des Hades. Nur Einer kann sowohl töten als auch in die Hölle werfen. Er allein vermag die, die gestorben sind, aus dem Tod zurückzubringen. Der Mensch hat kein Recht zu töten. Diese Vollmacht ist ihm nicht gegeben, ausser in Verbindung mit der Regierung Gottes, wie sie Noah von Gott selbst verordnet wurde: «Wer Menschenblut vergiesst, durch den Menschen soll sein Blut vergossen werden; denn im Bild Gottes hat er den Menschen gemacht» (1. Mo 9,6).

Aus den Toten auferstanden, hat der Mensch Christus Jesus, der Sohn des Menschen, die Vollmacht über Tod und Hades. Wie wunderbar ist es, dass Er, kurz bevor Er in den Herrschaftsbereich des Todes eintrat, um seine Macht zu brechen, zum bußfertigen Übeltäter, der Ihm in den Tod folgen sollte, sagte: «Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein» (Lk 23,43). Hier sehen wir den Einen, dem der Vater Gewalt gegeben hat, Gericht auszuüben, dessen Stimme alle auferwecken wird und der als Auferstandener die Schlüssel des Todes und des Hades haben würde. In wunderbarer Gnade konnte Er zum sterbenden Räuber sagen, Er werde ihm die Tür ins Paradies Gottes öffnen.

Der Schlüssel des Abgrunds

Der Abgrund ist offensichtlich der Ort, woher die finsteren, geistigen Einflüsse kommen, die auf die Menschen in dieser Welt einwirken. Sie bringen Wahnvorstellungen und Unglück über die, die von den teuflischen Lehren der Agenten Satans beeinflusst sind. Aus Offenbarung 9,1 wird klar, dass Satan nicht absolut frei ist, seinen Willen zu tun, denn der Schlüssel des Abgrunds befindet sich nicht in seiner Hand. Für eine Zeit wird der Schlüssel dem Stern gegeben, der vom Himmel fällt. Doch der Schlüssel gehört nicht ihm. Während einer begrenzten Zeit wird diesem Stern, einem grossen intellektuellen oder geistlichen Würdenträger, erlaubt, aus dem Höllenbereich Einflüsse heraufzubringen, die die Menschen, die das Siegel Gottes nicht an ihrer Stirn tragen, betören und quälen.

Wenn wir zu Offenbarung 20,1 kommen, sehen wir den Schlüssel des Abgrunds in der Hand des Engels, der Satan mit einer grossen Kette bindet, ihn in den Abgrund wirft und dieses Gefängnis verschliesst und über ihm versiegelt. Wie gut zu sehen, dass die Kontrolle über das Böse nicht in der Hand Satans, dem Urheber der Sünde, liegt. Gott hat in seiner Weisheit zugelassen, dass das Böse sein hässliches Haupt in das wunderbar erschaffene Universum erhob und in die Welt eindrang. Aber nie ist es Gott ausser Kontrolle geraten. Da ist Einer im Himmel, durch den alle Dinge bestehen, der alles zusammenhält, um seinen Willen zum Wohl der Seinen zu garantieren. Er erlaubt dem Bösen nur, bis zu den von Ihm festgesetzten Grenzen zu gehen. Er sagt zu Satan und zu all den bösen Mächten, die überhand nehmen: «Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter, und hier sei eine Schranke gesetzt dem Trotz deiner Wellen» (Hiob 38,11).