«Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Sachwalter1 geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit.» (Joh 14,16).
Wenn für einen geliebten Freund die Stunde des Abscheidens herannaht – mit welcher Kraft fühlt sich sein Herz dann zu denen hingezogen, die zurückbleiben! Jesus, im Begriff, seine betrübten Jünger zu verlassen, wollte sie auf jemand hinweisen, der durch seine Gegenwart die Leere ausfüllen konnte, die sein Weggang in ihnen hinterliess. Der Name dieses Freundes ist «Tröster»; seine Aufgabe ist, «dass er bei euch sei in Ewigkeit». Und tatsächlich, zehn Tage nach der Erhöhung des Herrn Jesus in die Herrlichkeit kam der Heilige Geist auf die Jünger und bekleidete sie mit Kraft aus der Höhe, nach seinem Wort: «Wenn ich hingehe, werde ich ihn zu euch senden» (Joh 16,7).
Freuen wir uns an dem unermesslichen Vorrecht, in der Sachwalterschaft des Heiligen Geistes zu leben? Sind wir völlig durchdrungen vom Gedanken, dass unser ganzes Leben als Kinder Gottes von seiner Wirksamkeit in unserem Geist und unserem Herzen abhängt, ob wir beten, singen oder über Gottes Wort sinnen, im Wandel, im Dienst, in unserer Hoffnung? Vergessen wir nicht, teure Erlöste des Herrn, dass wir der «Tempel des Heiligen Geistes» sind und dass der Geist «in uns wohnt». Wenn wir Ihn nicht betrüben, sondern seiner Tätigkeit demütig unterworfen bleiben, werden wir erfahren, dass Er ein Geist des Lichts und der Liebe, der Gnade und der Wahrheit, der Gerechtigkeit und der Heiligkeit, des Friedens und der unaussprechlichen Freude ist. Wir können nicht ohne den Geist leben; da ist keine heilige Erleuchtung, keine Regung der Liebe, kein Blick des Glaubens, der nicht seinem barmherzigen Einfluss entspränge. Ohne Ihn – keinerlei Wirkung des heiligen Wortes in den Seelen, kein Segen in den christlichen Versammlungen, keine bleibende Frucht der Gerechtigkeit in Zeiten der Züchtigung. So wie der Engel die verschmachtende Hagar zur verborgenen Quelle wies, so führt der heilige Tröster, getreu seiner Aufgabe, sein Volk zu erquickenden Wassern. Er lässt die göttlichen Verheissungen in einer neuen Herrlichkeit aufleuchten und bekleidet das Werk und die Person des Heilandes vor unseren Blicken immer wieder mit frischer Gnade und Schönheit.
Wie kostbar ist dieser Name, den Ihm Jesus hier gibt: «Tröster»! Welches Wort für Niedergebeugte, Leidende und solche, die in allerlei Drangsal sind! Die Versammlung ist in dieser Welt eine Fremde, und ihr Zelt steht in einem Tal der Tränen. Aber der Name des göttlichen Führers ist «Tröster». Er will alle ihre Bedürfnisse stillen und sich ihrer annehmen, wie sich einst Elieser Rebekkas angenommen hat.
Die Familie derer, die Trost nötig haben, ist gross; aber für alle gibt es diesen wohltuenden Balsam. Er ist da für den Schwachen, für den, der von Versuchungen umgeben ist, für den Kranken, für das gebrochene Herz, für den Armen, für den Sterbenden.
Wie ist doch dieser Tröster so verschieden von den anderen! Menschliche Freunde entfremden sich uns so leicht; die Umstände können sie hindern, uns beizustehen, und vielleicht nimmt der Tod sie uns weg. Aber Jesus spricht von einem Freund, dessen besondere Eigenschaft und Aufgabe darin besteht, bei uns zu sein in Ewigkeit.
- 1In andern Bibelübersetzungen steht «Tröster» statt Sachwalter. Mit dem entsprechenden Wort im Urtext wird jemand bezeichnet, der berufen oder gesandt ist, um einem andern beizustehen und dessen Sache als Fürsprecher zu verfechten, einer, der da ist, um verschiedene nützliche Dienste zu erweisen.