Der erste Brief an die Korinther (1)

1. Korinther 1

Diesen Brief könnte man die Verfassung der Versammlung nennen, im Gegensatz zu den Statuten und Bekenntnissen, die die verschiedenen Denominationen in der Christenheit ausgearbeitet haben und nach denen diese Gruppen geleitet werden. Er umfasst tatsächlich alle göttlichen Anweisungen für den Wandel und die Verwaltung der örtlichen Versammlungen Gottes in jedem Land und während der ganzen Zeit, die zwischen dem Pfingsttag in Apostelgeschichte 2 und dem Kommen des Herrn, um die Seinen zu sich zu nehmen, liegt.

Anrede

Vers 1

Paulus, der seine apostolische Autorität, die die falschen Lehrer in Korinth in Abrede stellten, in Anspruch nehmen musste, stellt sich als berufener Apostel Gottes vor: «berufener Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen.» Er war auf dem Weg nach Damaskus von Jesus Christus gerufen und berufen worden. Ananias, der vom Herrn zu ihm gesandt worden war, hatte die Aufgabe, ihm diese Berufung zu erklären und zu bestätigen (Apg 9,5.6.15-17; vgl. 26,16-18; 22,14-16). Der Wille Gottes hat sich z.B. in Antiochien ausgedrückt, als der Heilige Geist sagte: «Sondert mir nun Barnabas und Saulus zu dem Werk aus, zu dem ich sie berufen habe.» (Apg 13,2). «Durch Gottes Willen» steht auch im Gegensatz zu dem Willen des Menschen. Paulus war nicht von einem Menschen berufen worden (vgl. Gal 1,1).

Sosthenes, der Bruder, ist vielleicht der gleiche wie der, der in Apostelgeschichte 18,17 erwähnt ist. Paulus führt ihn hier als Zeugen für die Notwendigkeit und Zweckmässigkeit des Briefes an. Auch bei anderen Gelegenheiten geht Paulus ähnlich vor.

Vers 2

Trotz des betrüblichen geistlichen Zustandes, in dem sich die Korinther befanden, anerkennt der Apostel sie doch als «die Versammlung Gottes in Korinth». Die Versammlung wird so in ihrer Stellung in Christus, als Ihm angehörend, und deshalb als eine heilige Sache gesehen. Wird die Versammlung von dieser Seite aus betrachtet, ohne an den Zustand und die Eigenschaften derer zu denken, die sie bilden, dann stellt sie eine ungesäuerte Teigmasse dar (Kap. 5,7). Man wird nicht verstehen, was eine örtliche Versammlung ist, wenn man sie nicht zuerst vom Gesichtspunkt Gottes aus betrachtet hat. So gesehen, ist die Versammlung eine vorhandene und bleibende Tatsache. Wenn es solche gibt, die weggehen, wird sie trotzdem fortbestehen. Anderseits wird sie nicht erst durch die gebildet, die dazukommen. Die Versammlung ist immer vorhanden und nicht nur dann, wenn die, die sie bilden, an gewissen Tagen in der Woche zusammenkommen.

Neben den Heiden und den ungläubigen Juden hatte Gott eine örtliche Versammlung in Korinth. Alle, die in dieser Stadt ein Eigentum des Herrn Jesus waren, gehörten zu der Versammlung. Zu jener Zeit war es auch praktisch ein und dieselbe Sache, des Christus zu sein und sich zu der örtlichen Versammlung zu bekennen; denn es gab noch keine menschlichen Gruppierungen. In den Gedanken des Herrn umfasst die Versammlung Gottes an einem Ort alle Kinder Gottes, die dort wohnen. Heute, da wir inmitten der Ruine des christlichen Zeugnisses leben, kann kein Zusammenkommen von Gläubigen in einer Ortschaft sich «die Versammlung Gottes» an diesem Ort nennen. Dazu müssten sich alle Gläubigen dieser Ortschaft dort zusammenfinden. Wenn es aber an jenem Ort einige Gläubige gibt, die sich im Namen des Herrn Jesus auf dem Boden der Einheit des Leibes Christi versammeln, dann stellen sie die Versammlung dar. Sie erfreuen sich der Vorrechte, haben aber auch die Verantwortung der Versammlung Gottes an jenem Ort. Sie sind also eine Versammlung Gottes, oder wie man auch sagen könnte: ein örtliches Zeugnis der Versammlung Gottes. Eine solche Versammlung verliert ihren Charakter, wenn sie sich weigert, das Böse zu richten. Wenn sich die Korinther geweigert hätten, den Bösen aus ihrer Mitte hinauszutun (Kap. 5), hätte der Apostel sie nicht mehr als «die Versammlung Gottes, die in Korinth ist», anerkannt.

Der Apostel fügt hinzu: «den Geheiligten in Christus Jesus, den berufenen Heiligen.» Zusammen gesehen, waren die Gläubigen in Korinth die Versammlung Gottes; als einzelne gesehen, waren sie «Geheiligte», d.h. Abgesonderte in Christus Jesus, und «Heilige», d.h. durch Gottes Berufung für Ihn abgesondert. Das waren die göttlichen Grundlagen ihrer Stellung.

Dann umschliesst der Apostel in seinen Gedanken «alle, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, ihres und unseres Herrn». Die Anweisungen, die in diesem Brief gegeben werden, sind also von allgemeiner und umfassender Bedeutung. Alle Gläubigen auf der Erde sind gehalten, sich danach zu richten. Zudem macht der Brief einen Teil des lebendigen und bleibenden Wortes Gottes aus. Deshalb findet er seine Anwendung zu allen Zeiten, während denen die Versammlung auf der Erde weilt. Heute, da sich das Bekenntnis, das sich auf den Namen des Herrn stützt, sehr ausgedehnt hat, sind alle, die sich auf den Namen des Herrn berufen, Ihm gegenüber als Herrn verantwortlich. Er ist sowohl ihr als unser Herr. «Da ist ein Herr, ein Glaube, eine Taufe» (Eph 4,5). Daher ist heute die ganze Christenheit verantwortlich, die Anweisungen dieses Briefes über das praktische Verhalten der Versammlung zu befolgen.

Vers 3

Gnade und Friede, in einem praktischen Sinn, werden den Geheiligten in Christus Jesus gewünscht, und zwar von Gott, unserem Vater, und vom Herrn Jesus Christus. Vom Vater und vom Sohn, die eins sind in diesem Gedanken, fliessen diese Segnungen in das Herz und das Leben der Gläubigen.

Reich gemacht in Christus

Verse 4-9

Der Apostel anerkennt mit Dankbarkeit alles, was die Versammlung in Korinth von Gott in Christus empfangen hat. Sie waren durch die Gaben, die ihnen geschenkt worden waren, reich gemacht worden. Nichts fehlte ihnen. Dadurch war das Zeugnis des Christus in ihrer Mitte befestigt worden. Etwas später im Brief musste der Apostel sie im Blick auf die Ausübung dieser grossen Gaben, die sie besassen und wodurch sie sich sehen lassen wollten, tadeln. Aber hier wird noch alles von Gottes Sicht aus und auf göttlicher Grundlage stehend betrachtet. Während sie dem Augenblick entgegengingen, da Christus offenbart werden wird – im Gegensatz zu seiner Abwesenheit – fehlte ihnen keine einzige Gnadengabe.

Sowohl in lehrmässiger als auch in moralischer Hinsicht war der geistliche Zustand der Korinther beklagenswert. Trotzdem drückt Paulus in Vers 8 das Vertrauen aus, das er zum Herrn hat, dass Er sie bis ans Ende befestigen werde, und zwar so, dass sie am Tag unseres Herrn Jesus, wenn alles offenbar werden wird, untadelig seien. Der Gott, der sie berufen hatte, in Gemeinschaft mit seinem Sohn an allen zukünftigen Segnungen teilzuhaben, war treu. Der Apostel wusste, dass er auf Ihn zählen konnte.

Diese neun ersten Verse bilden die Einleitung zum Brief. Alles, was darin gesagt ist, ruht auf einer göttlichen Grundlage. Nach diesem und als Folge davon kann der Apostel nun auf alle nötigen Einzelheiten eingehen. Dabei musste er alles das tadeln und berichtigen, was unvereinbar war mit dem göttlichen Charakter, den sie als Versammlung Gottes, als Geheiligte in Christus Jesus und als berufene Heilige Gottes besassen.

Die Spaltungen in Korinth

Vers 10

Der Apostel beginnt hier mit seinen Ermahnungen, indem er sich auf den Namen unseres Herrn Jesus Christus beruft. Das ist der Name, der sie in eins um Ihn versammelte. Und es ist diese Einheit und ihre praktische Verwirklichung, die zuerst betont wird. «Ist der Christus zerteilt?» fragt er in Vers 13. Um in einer praktischen Einheit zu bleiben und innere Spaltungen zu vermeiden, müssen alle dieselbe Sprache reden – die der Wahrheit. Wenn alle in demselben Sinn und in derselben Meinung völlig eins sind, bilden sie ein einziges Ganzes, in dem jeder seine Aufgabe erfüllt, gemäss der Wahrheit, die das Teil aller ist.

Vers 11

Paulus teilt ihnen mit, dass er von Personen aus Korinth (deren Namen er nicht verschweigt) über die Streitigkeiten unter ihnen benachrichtigt worden ist.

Vers 12

Die Korinther brachten den Parteigeist, an den sie sich von den Meinungsverschiedenheiten der Philosophenschulen her gewöhnt hatten, in die Versammlung hinein. Unter den heidnischen Griechen beriefen sich die einen auf diesen Lehrer und seine Lehre, die andern auf einen anderen mit einer unterschiedlichen Lehrmeinung. So ist in Apostelgeschichte 17 die Rede von stoischen und epikureischen Philosophen, die Paulus angriffen. Die Gläubigen in Korinth, die in mancher Hinsicht an ihren früheren Ideen festhielten, machten die Arbeiter des Herrn zu Parteiführern, ohne dass diese Hand dazu geboten hätten. Die einen beriefen sich auf Paulus, andere auf Apollos oder Kephas. Es gab sogar solche, die meinten, sich besondere Ehre zuzulegen, indem sie sich auf Christus beriefen. Auf diese Weise machten sie Christus zum Haupt einer Partei. Das alles stand sehr im Widerspruch zu der Einheit in Gedanken und Gesinnung, zu der der Name Christi sie verband (V. 10). Deshalb ruft der Apostel aus: «Ist der Christus zerteilt?»

Verse 13-16

Es ist Christus allein, der alleinige Heiland, mit dem wir verbunden sind. Darum sagt Paulus, obwohl es solche gab, die seinen Namen benützten, um sich um diesen Mittelpunkt zu versammeln und sich auf ihn beriefen: «Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt, oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft worden?» Und gerade deshalb dankte Paulus Gott, dass er nicht viele Korinther getauft hatte. Alle waren getauft worden, er selbst aber hatte nur einige wenige von ihnen getauft. Es gab also keinen Grund zu sagen, er hätte auf seinen Namen getauft, mit der Absicht, jemanden an sich zu binden.

Paulus als Evangelist

Vers 17

Der Apostel will hier sagen, dass er nicht den Auftrag der Zwölfte erhalten habe, wie wir ihn in Matthäus 28,19 finden. Sein Auftrag wird in Apostelgeschichte 26,16-18 beschrieben und begann auf Befehl des Heiligen Geistes in Apostelgeschichte 13,2. Das will nicht heissen, dass Paulus der Taufe nicht die ganze Wichtigkeit beigemessen hätte, die ihr zukommt. Er selbst war in Damaskus getauft worden (Apg 9). Lydia und ihr Haus sowie der Kerkermeister und sein Haus, waren auf seine Veranlassung, vielleicht von ihm selbst, getauft worden. Aber in diesem Vers nimmt er Bezug auf seinen Auftrag als Evangelist. Seine Evangeliumsbotschaft war jedoch keine philosophische Darstellung der Lehre, die er verkündigte, noch ahmte er in der Form der Verkündigung die Philosophie nach, die damit beginnt, durch schöne Reden dem Menschen zu schmeicheln. Eine solche Handlungsweise hätte das Kreuz Christi, das den Menschen und seinen Hochmut erniedrigt, zunichtegemacht.

Vers 18

Aber die einfache Darlegung dessen, was das Kreuz Christi bedeutet – nämlich das Ende von allem, was der Mensch im Fleisch ist –, kann denen, die verloren gehen, nur Torheit sein; für uns aber, die wir das Glück kennen, durch dieses Mittel errettet zu sein, ist das Wort vom Kreuz die Kraft Gottes. In dem Gedanken, den Paulus durch diese Worte zum Ausdruck bringt, scheint eine Seite des Kreuzes enthalten zu sein, die die Korinther nicht erfasst hatten. Sie hatten zwar den Tod Christi zur Vergebung ihrer Sünden verstanden, nicht aber die Tatsache, dass sie mit Christus gestorben waren, noch dass das Kreuz Christi das Ende des natürlichen Menschen als solchen und, für den Gläubigen, das Ende von allem was die Welt ist, bedeutet. Die Dinge, an denen die Korinther noch festhielten, und die von dem Menschen kamen, bewiesen, dass sie noch nicht begriffen hatten, dass diese Dinge im Kreuz Christi ihr Ende gefunden hatten.

Die Weisheit dieser Welt

Verse 19,20

Die Weisen dieser Welt gehören zu denen, die verloren gehen; keines ihrer Systeme kann dem Menschen das Heil und das Glück bringen. Gott setzt ihrer Weisheit ein Ende: Er vernichtet sie durch das Kreuz Christi und zeigt, dass diese ganze Weisheit nur Torheit ist, weil sie dem Menschen nicht das geben kann, was seinen wirklichen Bedürfnissen entspricht. Sei es nun der Weise, der griechische Philosoph oder der Schriftgelehrte – der weise jüdische Rabbiner oder der rechthaberische Gelehrte unserer Zeit –, der Sophist, der aus Freude an Wortgefechten Widerspruch erhebt: alle diese Anhänger der Weisheit dieser Welt, die sich für verständig halten, sind zu Toren geworden. «Wo sind sie?» ruft der Apostel kühn aus. Gott hat gezeigt, dass ihre Weisheit nur Torheit ist.

Vers 21

Der Apostel ging auf die Wege Gottes, gemäss Seiner Weisheit, ein, während der Mensch durch seine eigene Weisheit nicht zur Erkenntnis Gottes gelangte. Nach der Flut hätte der Mensch die Tatsache, dass Gott existiert, festhalten sollen; er konnte und musste sie erkennen, wenn er die Werke der Schöpfung betrachtete (Röm 1,20). Aber die Erkenntnis Gottes selbst, die Erkenntnis dessen, was Er in seinem Wesen, seinen Ratschlüssen, seinen Absichten und seinen Wegen ist, diese Erkenntnis findet sich nur im Glauben an die Offenbarung, die Er uns gegeben hat. Und nun haben wir die wahre und volle Erkenntnis Gottes allein durch Christus. Und so hat es Gott wohlgefallen, durch diese Predigt des Kreuzes, die von den Weisen dieser Welt nur als Torheit eingestuft wird, die Glaubenden zu erretten.

Das Kreuz – den Griechen eine Torheit, den Juden ein Anstoss

Verse 22-25

In der Welt wurde also entweder das Judentum oder die heidnische Philosophie anerkannt. Die Juden wollten Wunder sehen, grosse und greifbare Zeichen (siehe Joh 6,30). Die Griechen suchten das, was die menschliche Vernunft erklären kann; sie gefielen sich in den theoretischen Überlegungen der Philosophie. Dem stellt Paulus das Kreuz gegenüber. «Wir aber», sagt er, «predigen Christus als gekreuzigt.» Christus als gekreuzigt stellte jedoch den Menschen und seine Religion und seine Weisheit völlig und für immer auf die Seite. Für die hochmütigen Juden war Christus ein Anstoss: Ein gekreuzigter Messias anstelle eines ruhmreichen Königs – wie hätten sie so etwas annehmen können? Für die Nationen: An einen Erretter zu glauben, der am Kreuz hing – welche Torheit! Aber inmitten ungläubiger Juden und Griechen gab es Berufene, und für sie, im Gegensatz zu den verärgerten Juden, war dieser gekreuzigte Christus die Kraft Gottes, und im Gegensatz zu den skeptischen und spottenden Griechen war der Gekreuzigte für sie die Weisheit Gottes. Denn das, was der Mensch bei Gott als Torheit bezeichnet, ist weiser als die Menschen; und das, was der Mensch bei Gott Schwachheit nennt, ist stärker als die Menschen.

Die Berufung der Korinther

Vers 26

Die Berufung der Korinther schien, wenigstens dem Anschein nach, zu rechtfertigen, was die Menschen von der Schwachheit Gottes sagten. Unter denen, die die Gnade bekehrt und versammelt hatte, gab es nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele dieser Mächtigen und Edlen, die das Christentum in den Augen der Welt erhoben hätten. Es konnten solche darunter sein, aber es waren nur wenige. Gott wollte sich gern in dem verherrlichen, was gering war, obwohl seine Gnade allen zugänglich war.

Das Christentum in den Augen der Welt – und seine Auswirkungen

Vers 27

Im vorangehenden Vers handelt es sich um Personen, deren Zustand in dieser Welt den Vorwurf der Schwachheit, der dem Christentum von den Juden und von den Weisen dieser Welt gemacht wurde, rechtfertigen mochte. Hier geht es um gewisse Dinge, die bestimmte Personen verächtlich machen. Der Apostel übernimmt die Ausdrücke, die von den Menschen dieser Welt in Bezug auf das Evangelium gebraucht wurden und die er in den Versen 18-25 angeführt hat. Es geht um die Einschätzung der Welt für diese Dinge, und nicht um den Wert, den sie in sich selbst darstellen. Das Törichte der Welt ist das, was die Welt so einschätzte, und das war das Christentum. Aber dieses Evangelium bekehrte und versammelte Götzendiener und brachte sie dazu, ihre Götzen zu verwerfen und ihren Lebenswandel zu ändern, indem sie ihr unsittliches und ausschweifendes Leben aufgaben. Dieses Evangelium war etwas, das durch seine Resultate die weisen Menschen, die darüber spotteten, zuschanden machte.

Das, was von der Welt als schwach bezeichnet wurde, war gerade das Christentum, das Evangelium, von Gott auserwählt, um das Starke zuschanden zu machen, also das, was die Welt als solches anerkannte, das heisst das Judentum und die Philosophie.

Vers 28

Zu diesem Christentum, das einen gekreuzigten Christus verkündigte, gehörte auch das, was in den Augen der Welt als unedel galt und verachtet wurde, an sich aber weder unedel noch verächtlich war. Und für die Welt schien es wie etwas, das es nicht gab, während das Judentum und die Philosophie für sie bestehende Tatsachen waren. Doch dieses Unedle, Verachtete und Nichtexistierende: das Christentum, bekehrte und versammelte Juden und Heiden an allen Orten. Indem es in der Welt Einzug hielt, erwies es sich als etwas, das die Dinge, die von der Welt als alleinexistierend anerkannt wurden, zunichtemachte und deren Platz einnahm.

Vers 29

Diese Kraft und diese Weisheit Gottes in Christus, die sich auf solche Weise offenbarten, zeigten, dass kein Fleisch, kein Mensch, wer er auch sei, ob Jude, der Zeichen forderte, oder Grieche, der Weisheit suchte, sich vor Gott rühmen konnte. Alles, was der Mensch vorgibt, zu haben, zu können oder zu sein, war zunichtegemacht.

Alles von Gott und in Christus

Verse 30,31

Die Gläubigen in Korinth – und wir mit ihnen – waren von Gott, obgleich sie im Allgemeinen keine Weisen, keine Mächtigen und keine Edlen waren. In Christus Jesus war ihr Ursprung, ihr Leben, ihre Stellung und ihr Charakter aus Gott. Das war ihr Stand, ihre Daseinsberechtigung: Sie waren von Gott, und Christus Jesus war ihnen von Gott zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligkeit und zur Erlösung gemacht worden. Es ist das, wozu Er für uns gemacht worden ist, und nicht eigentlich das, was wir in Ihm sind. Er wurde im Blick auf uns dazu gemacht. Zweifellos kommt unsere Praxis aus unserer Stellung hervor; aber beides, Stellung und Praxis, könnten wir ohne Christus nicht besitzen. In Ihm allein haben wir alles, nicht in uns selbst noch durch uns selbst, wie die Weisen dieser Welt es möchten. Er ist unsere Weisheit, unsere Gerechtigkeit, unsere Heiligkeit und unsere Erlösung. Die Erlösung wird zuletzt genannt, weil es sich um die Krönung dessen handelt, was Christus für uns ist, das heisst um die Erlösung unserer sterblichen Körper. Dann wird der Ruhm der Weisheit und der Kraft Gottes in Ihm vollkommen offenbart sein.

Und weil alles in Christus und durch Christus ist, hat der Mensch, das Fleisch, keinen Grund sich zu rühmen. Jeglicher Grund zum Ruhm ist im Herrn, wie es geschrieben steht (Jes 45,25; Jer 9,23.24).