Angesichts der verderblichen Lehren des Heidentums gab sich der Apostel Mühe, deutlich klarzumachen, dass nicht nur der Geist und die Seele des Christen, sondern sein Leib ein Glied Christi ist. «Soll ich denn die Glieder Christi nehmen und zu Gliedern einer Hure machen? Das sei ferne!»
Welch heilige Achtung soll also der Christ vor seinem Leib haben, um ihn vor jeder sittlichen Befleckung zu bewahren, da er zu Christus gehört! «Wisst ihr nicht?» wiederholt der Apostel dreimal. Diese Tatsache sollte in meinem Bewusstsein immer gegenwärtig bleiben, damit ich mich in meinem Wandel von jeder Beziehung zum Bösen fernhalte. Mein Leib gehört mir ebenso wenig wie mein Geist und meine Seele. Alle zusammen sind um einen Preis erkauft worden – und um was für einen Preis! Der Apostel fügt ein Wort bei, das mich trifft: «Wisst ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt, den ihr von Gott habt?» Ich frage mich, ob wir uns über das Ausmass einer solchen Segnung volle Rechenschaft geben. Der Heilige Geist, diese göttliche Person ist gekommen, um in mir zu wohnen! Ich habe Ihn von Gott empfangen. Wie der HERR einst in seinen Tempel in Jerusalem kam, um darin zu wohnen, so hat es Ihm auch gefallen – jeder Erlöste kann es sagen – seine Wohnung hier auf der Erde in meinem Leib aufzuschlagen. Nicht nur das Volk Gottes als Ganzes, als seine Kirche oder Versammlung, ist der Tempel des lebendigen Gottes (Eph 2,21; 2. Kor 6,16), sondern auch meinen Leib hat der Geist aufgrund des Blutes Christi geheiligt, damit er seine Wohnung werde, eine der Würde dieser göttlichen Person entsprechende Wohnung. Im Grundtext steht für das Wort «Wohnung» der Ausdruck «naos», mit dem auch das eigentliche «Heiligtum» des Tempels bezeichnet wurde. In unseren Versen wird also im Grundtext das Wort «hieron», das für den ganzen Gebäudekomplex des Tempels verwendet wurde, nicht gebraucht. Es ist nicht mehr nötig, wie einst unter dem Gesetz am grossen Versöhnungstag, ein Opfer darzubringen zur Reinigung des Heiligtums meines Leibes, denn durch das ein für alle Mal geschehene Opfer Jesu Christi wurde es in den Augen Gottes für immer geheiligt.
Und ich, sollte ich es anders betrachten? Weiss ich nicht, dass mein Leib der «naos» des Heiligen Geistes ist, der in mir wohnt und den ich von Gott habe? Er wohnt in mir, aber mein Leib ist das Heiligtum, gerade so, wie einst der Tempel das Heiligtum des HERRN war, der zwischen den Cherubim thront. Von da her entfaltet der Heilige Geist, diese göttliche Person, seine unendlichen Hilfsquellen, seine ganze Tätigkeit, seine ganze Macht, um mir zu Hilfe zu kommen, mich zu leiten, mich zu unterweisen, mich in die ganze Wahrheit einzuführen, mich in Verbindung zu setzen mit den himmlischen Dingen, und wie vieles andere noch, denn seine Wirkungen sind unbegrenzt in ihrer Vielfalt.
Wie habe ich mich bis heute zu diesem himmlischen Bewohner verhalten? Bin ich Ihm mit der Ehrfurcht begegnet, die Ihm gebührt? Wenn der Geist mich unterweist, dass mein Leib sein Tempel sei, höre ich aufmerksam zu? Ist der Geist in mir etwa auf die alleinige Aufgabe beschränkt, gegen das Fleisch zu begehren, um mich zu hindern, Dinge auszuführen, die ich tun wollte? Oder aber war ich, im Bewusstsein seiner Gegenwart in diesem leiblichen Tempel, darauf bedacht, jede Handlung des Leibes zu vermeiden, wodurch der Heilige Geist verunehrt werden könnte? Welche Antwort gebe ich auf alle diese Fragen?
Leite mich denn, o Gott, durch deinen Geist, in meinen Gedanken, meinen Worten und meinen Taten, damit du ununterbrochen verherrlicht werdest in meinem Leib, der dein Tempel ist!