In Schwachheit gekreuzigt

2. Korinther 13,4

«Denn er ist wohl in Schwachheit gekreuzigt worden, aber er lebt durch Gottes Kraft» (2. Kor 13,4).

Für das Verständnis dieses Verses ist es wichtig, den Zusammenhang zu beachten, in dem so vom Herrn gesprochen wird. Diese Worte gehören zu einer Einschaltung, die die zweite Hälfte von Vers 3 und den vierten Vers umfasst. Diese Einschaltung beschreibt den Charakter des Dienstes des Apostels Paulus, der von falschen Lehrern in Korinth angegriffen und verächtlich gemacht worden war. Viele, die zwar gläubig waren, aber nur auf das Äussere blickten und eine fleischliche Gesinnung offenbarten, waren von diesen Lehrern beeinflusst worden. Für sie war der Dienst des Apostels «schwach und verächtlich» gewesen. Sie hätten es lieber gesehen, wenn er zu ihnen «nach Vortrefflichkeit der Rede oder Weisheit» (1. Kor 2,1) gekommen wäre. Aber er war «in Schwachheit und in Furcht und in vielem Zittern» bei ihnen gewesen, damit die Kraft Gottes unter ihnen offenbar werden sollte. Durch die Wirksamkeit dieser Kraft waren die Korinther errettet worden. Das war ein Beweis dafür, dass durch die Schwachheit des Apostels, wie sie nach aussen in Erscheinung trat, Christus in ihnen, den Korinthern, mächtig gewirkt hatte.

Er fordert sie nun auf, sich selbst zu prüfen, ob dem so sei, und führt als Beweis obige Worte an, um ihnen das Werk von Christus vor Augen zu stellen, das Er am Kreuz für sie vollbracht hatte. Auch das Werk vom Kreuz wurde von den meisten Menschen als verächtlich und als ein Beweis der Schwachheit Dessen angesehen, der von sich behauptet hatte, Gottes Sohn zu sein. Schon in 1. Korinther 1 schreibt der Apostel darüber, dass das Kreuz denen, die verloren gehen, eine Torheit ist, und dass es ganz allgemein den Nationen, zu denen die Korinther ja gehörten, nichts als Torheit bedeutete. Dasselbe Kreuz, das dem natürlichen Menschen nur Schwachheit zeigt, war aber für die Glaubenden Gottes Kraft und Gottes Weisheit (1. Kor 1,24).

Die Schwachheit, die sich in der Kreuzigung des Herrn Jesus darstellt, ist keinesfalls in seiner Natur oder seinem Wesen begründet. Selbst als Mensch ist Er der Heilige, der Vollkommene, und Er hätte ewig leben können, weil Er nicht unter dem Urteil des Todes, der Folge der Sünde, stand wie wir. Aber um uns zu erretten hat er sich selbst erniedrigt und war gehorsam bis zum Tod am Kreuz. So ist seine am Kreuz ersichtliche Schwachheit eine freiwillig angenommene Schwachheit, zu dem einzigen erhabenen Zweck, Gott durch die Errettung von verlorenen Sündern zu verherrlichen.

Der Bericht des Heiligen Geistes in Matthäus 27,46.50 zeigt klar, dass der Herr nicht etwa aus Erschöpfung, oder weil Er durch die Geisselung und Kreuzigung schwach geworden und seine Körperkräfte geschwunden wären, sein Leben aushauchte, wie es bei den mitgekreuzigten Übeltätern der Fall war. Im Gegenteil! Sein Tod war die Demonstration seiner gewaltigen Macht, in der Er sein Leben niederlegen und wiedernehmen konnte. «Die Erde erbebte, die Felsen zerrissen und die Grüfte taten sich auf.» Alles dieses war für den römischen Hauptmann der Beweis dafür, dass Er Gottes Sohn war.

Auch in Johannes 18 finden wir die Wirkung seiner Persönlichkeit auf die Soldaten, die Ihn gefangen nehmen wollten. «Als er nun zu ihnen sagte: Ich bin es, wichen sie zurück und fielen zu Boden» (V. 6). Gleichzeitig aber übergab Er sich freiwillig ihren Händen, um den schweren Weg nach Golgatha und in den Tod am Kreuz anzutreten. Bewunderungswürdige Person des Sohnes Gottes, der in «Gleichgestalt des Fleisches der Sünde» in die Welt kam, sie so durchschritt, aber dabei selbst ohne Sünde war! Energisch wacht der Heilige Geist darüber, dass die Sündlosigkeit des Herrn Jesus immer wieder hervorgehoben wird. So sagt Petrus, dass Er keine Sünde tat; Paulus berichtet, dass Er keine Sünde kannte, und Johannes bezeugt, dass keine Sünde in Ihm war. Wie gross ist doch der Unterschied zwischen Ihm und uns!