«Zucht» ist ein Ausdruck von weitester Bedeutung. Er umfasst die ganze Auferziehung von Kindern, solange sie unter elterlicher Kontrolle stehen. Damit ist besonders die weise Überwachung gemeint, die Vater und Mutter über ihre Kinder ausüben sollen, im Hinblick auf deren Schwachheit und Unwissenheit, den Mangel an Erfahrung und die ausgesprochene Beeinflussbarkeit gegenüber äusseren Einwirkungen. Ihr Geist muss ebenso sorgfältig vor der Berührung mit den Keimen des Bösen geschützt werden wie ihr Körper. Wie vermag doch ein einziges böses Wort oder eine einzige schlechte Tat einer zarten, unerfahrenen Seele dauernden, oft lebenslangen Schaden zuzufügen!
«Ermahnung» bedeutet wörtlich: Regulierung der Gesinnung und der Veranlagung. Die Kinder sollten zu guten und nützlichen Beschäftigungen ermuntert, aber von schädlichen Dingen abgelenkt oder abgehalten werden. Weise Eltern lenken und ziehen die junge Pflanze in der Richtung, in der sie wachsen soll. Unverständiger Zwang kann in ihnen leicht etwas entzweibrechen. Die ununterbrochen auszuübende «Ermahnung» zu vernachlässigen, würde die Entwicklung verkehrter Neigungen in den jungen Herzen begünstigen, die später nur schwer ausgerottet werden können.
In dieser Schriftstelle werden die Väter ermahnt, weil sie als die Häupter der Familien eine besondere Verantwortung tragen. Aber die Mütter sind ja eins mit ihren Gatten und vor dem Herrn mitverantwortlich. Sie sollen, entsprechend ihrem eigenen und gesegneten Anteil an der elterlichen Fürsorge, Belehrung und Erziehung, wirksam sein, wie nur Mütter es zu tun imstande sind.
Es soll eine Zucht und Ermahnung «des Herrn» sein. Was die Eltern an den Kindern tun, müssen sie im Namen des Herrn tun. Die Erziehung soll dazu führen, dass auch die Kinder einst dem Herrn dienen. Die Eltern dürfen für die Ehre des Herrn «ehrgeizig» sein, es gibt keine glücklichere Aufgabe. Sie sollen sich nicht damit begnügen, ernstlich um die Bekehrung ihrer Kinder zu flehen. Das ist in der Tat sehr wichtig, denn es handelt sich dabei um das Werk des Herrn. Aber sie in der Zucht und Ermahnung des Herrn aufzuziehen, ist ihr Werk.
Wie traurig und unheilbringend ist es doch, wenn diese Aufgabe an den eigenen Kindern vernachlässigt wird! Der Herr wird jene Eltern, die durch Trägheit und Gleichgültigkeit gegenüber dem geistlichen Wohl ihrer Kleinen die Veranlassung zu ihrem Straucheln sind, nicht für schuldlos halten.