Ermunterung für den Diener

2. Timotheus 2,1-26

Der zweite Brief an Timotheus zeigt uns den Diener Gottes in schweren Zeiten. Paulus erinnert seinen jungen Mitbruder Timotheus daran, dass in den «letzten Tagen schwere Zeiten eintreten werden» (2. Tim 3,1). In diesen letzten Tagen leben wir. Dennoch dürfen wir gerade in dieser Zeit unserem Herrn zur Verfügung stehen und Ihm mit Eifer und Hingabe dienen. Wir dürfen die Gnadengabe anfachen, die jeder von uns bekommen hat (2. Tim 1,6). Dazu brauchen wir Ermunterung und Ermutigung. Diese finden wir u.a. im zweiten Kapitel dieses Briefs. Paulus gebraucht dort sieben verschiedene Bilder, die alle mit unserer Arbeit und unserem Dienst für den Herrn in Verbindung stehen. Ursprünglich an Timotheus adressiert, dürfen die Worte von Paulus für uns alle ein Ansporn sein.

1) Das Kind

Paulus beginnt das Kapitel mit den Worten: «Du nun, mein Kind, sei stark in der Gnade, die in Christus Jesus ist» (V. 1). Paulus nennt Timotheus mehrfach «sein Kind». Er war sein Vater in dem Sinn, dass er das Werkzeug zur Bekehrung von Timotheus war. Der junge Mann war «sein geliebtes und treues Kind», und er hatte ihm als Vater «wie ein Kind» gedient (1. Kor 4,17; Phil 2,22). Hier nun fordert Paulus ihn auf, stark zu sein. Im Dienst für den Herrn brauchen wir Kraft. Diese haben wir nicht in uns selbst oder durch einen gesetzlichen Grundsatz, sondern wir finden sie in der Gnade, die in Christus Jesus ist.

Der Zusammenhang zeigt, was Paulus konkret am Herzen lag. Timotheus sollte das, was er von Paulus gehört hatte, nicht nur selbst in die Tat umsetzen, sondern er sollte auch in der Lage sein, das Gehörte treuen Leuten anzuvertrauen, die wiederum tüchtig sein würden, andere zu belehren (V. 2). Es geht also im Kern darum, die Lehre des Neuen Testaments treu zu verwalten und an andere weiterzugeben. Dazu ist die Kraft aus der Gnade nötig.

Dieser Vers stellt vier Generationen vor. Die erste ist Paulus selbst. Er gab das, was er vom Herrn empfangen hatte, an die zweite Generation – an Timotheus – weiter. Die dritte Generation sind die treuen Leute und die vierte sind jene, die von den treuen Leuten belehrt werden sollten. Es ist immer der Gedanke Gottes, dass sein Wort weitergetragen wird. Das Wort Gottes ist nicht gebunden, sondern es soll laufen und verherrlicht werden (2. Tim 2,9; 2. Thes 3,1).

In diesem Sinn dürfen auch wir «Kinder» sein, die nicht nur das treu verwalten, was wir gehört haben, sondern die auch tüchtig und fähig sind, das Gehörte an andere weiterzugeben, wobei die Gaben verschieden sind. Vor uns öffnet sich ein weites Betätigungsfeld, das den Dienst in der Versammlung ebenso betrifft, wie die allgemeine Unterweisung der Gläubigen bei unterschiedlichsten Gelegenheiten und ganz besonders die Belehrung in der christlichen Familie.

2) Der Soldat

«Nimm teil an den Trübsalen als ein guter Streiter (Soldat) Christi Jesu.» Der Weg des Christen über diese Erde ist kein gemütlicher Spaziergang. Er ist mit Kampf und Konflikt verbunden, und diese wiederum führen zu Trübsalen und Leiden. Sind wir bereit, uns diesem Kampf des Glaubens zu stellen und die damit verbundenen Leiden zu akzeptieren? Judas schreibt einen ganzen Brief, weil er sich genötigt sah, die Gläubigen zu ermahnen, «für den einmal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen» (Jud 3). Das Glaubensgut (die Glaubenswahrheit) wird gerade in den letzten Tagen massiv angegriffen. Deshalb ist die Aufforderung, ein guter Soldat zu sein, mehr als aktuell.

Paulus fügt hinzu: «Niemand, der Kriegsdienste tut, verwickelt sich in die Beschäftigungen des Lebens, damit er dem gefalle, der ihn angeworben hat» (V. 4). Das ist der entscheidende Punkt, auf den Paulus jetzt hinweist. Es geht um die Frage, worauf wir uns konzentrieren. Wenn uns der Kampf für unseren Herrn am Herzen liegt, wenn wir das Glaubensgut verteidigen wollen, dann brauchen wir dafür volle Konzentration. Wir können uns dann nicht in die Dinge dieser Erde – und schon gar nicht in die Angelegenheiten dieser Welt – verwickeln lassen. Es geht nicht darum, dass wir unseren täglichen Verpflichtungen (etwa im Beruf) nicht nachkommen sollen, sondern darum, dass diese Beschäftigungen uns nicht vollständig in Beschlag nehmen und alles andere verdrängen. Paulus selbst ist uns darin ein grosses Vorbild. Er sagte: «Das Leben ist für mich Christus» (Phil 1,21). Das war es, was für ihn zählte. Alles andere war zweitrangig.

3) Der Wettläufer

Erneut spricht Paulus in Vers 5 von einem Kampf: «Wenn aber auch jemand kämpft, so wird er nicht gekrönt, er habe denn gesetzmässig gekämpft.» Die Anmerkungen der Elberfelder Übersetzung machen klar, dass es hier nicht mehr um das Bild des Soldaten, sondern um ein neues – das des Wettkämpfers – geht. Dieses war den Menschen zur Zeit, da das Neue Testament geschrieben wurde, bestens bekannt. Auch wir verstehen es gut. Ein Sportler kann nur dann siegreich sein, wenn er sich den für den Wettkampf geltenden Regeln unterwirft. Wer gegen diese verstösst, kann niemals Sieger eines Wettkampfs werden, sondern wird disqualifiziert.

Diese Illustration macht klar, dass der Zweck niemals die Mittel heiligt. Es kommt natürlich schon darauf an, was wir tun, aber das allein genügt nicht. Wer sich im Dienst für den Herrn gebrauchen lassen möchte, muss sich auch die Frage stellen, wie er es tun soll. Und schliesslich ist auch noch wichtig, wann etwas getan wird. Die «Regeln» für die Arbeit im Werk des Herrn legen wir übrigens nicht selbst fest. Es ist nicht unser Werk, sondern es ist sein Werk. Der Herr allein hat zu bestimmen, wie etwas für Ihn getan wird. Dazu hat Er uns die entsprechenden Grundsätze in seinem Wort gegeben, die wir unter der Leitung des Heiligen Geistes in den jeweiligen Umständen anwenden dürfen. Das schliesst jede Eigenmächtigkeit aus.

Auf den Sieger im Wettkampf wartet die Belohnung. Daran erinnert Paulus, wenn er von der Krone spricht. Im Gegensatz zu den Auszeichnungen in dieser Welt ist die Krone des Christen ein Siegeskranz, der nicht vergeht. «Jeder aber, der kämpft, ist enthaltsam in allem; jene freilich, damit sie eine vergängliche Krone empfangen, wir aber eine unvergängliche» (1. Kor 9,25).

4) Der Ackerbauer

Das Beispiel des Ackerbauern zeigt uns einen weiteren Grundsatz im Dienst für den Herrn: «Der Ackerbauer muss, um die Früchte zu geniessen, zuerst arbeiten» (V. 6). Der hier vorgestellte Grundsatz lautet ganz einfach: «Von nichts kommt nichts.» Das gilt in dieser Welt, es gilt aber auch in der Arbeit für den Herrn. Wenn wir nicht bereit sind, Einsatz zu zeigen, können wir auch nicht erwarten, dass es entsprechende Ergebnisse gibt.

Den Korinthern schreibt Paulus davon, wie er sich selbst im Werk des Herrn engagiert hat. Gleichzeitig macht er aber auch klar, dass ohne die Gnade Gottes jedes Bemühen vergeblich ist. Er schreibt: «Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin; und seine Gnade gegen mich ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir war» (1. Kor 15,10). Wir erkennen hier deutlich zwei Seiten: Die eine spricht von unserer Verantwortung, die andere vom Wirken der Gnade Gottes. Beide Seiten haben ihre Berechtigung und ihren Platz in unserem Leben. Wir können uns nicht auf der Gnade Gottes ausruhen, wir können aber auch nicht auf sie verzichten. Bei allem Fleiss und Einsatz des Ackerbauern kann er das Wachstum nicht selbst hervorbringen. Er ist in allem auf Gott angewiesen. Der Prediger sagt: «Wirf dein Brot hin auf die Fläche der Wasser, denn nach vielen Tagen wirst du es finden» (Pred 11,1). Das wollen wir auch heute noch mit Hingabe und Engagement tun.

5) Der Arbeiter

«Befleissige dich, dich selbst Gott als bewährt darzustellen, als einen Arbeiter, der sich nicht zu schämen hat, der das Wort der Wahrheit recht teilt» (V. 15). In den Briefen des Neuen Testaments ist an vielen Stellen von Arbeitern die Rede. Es gibt schlechte, und es gibt gute Arbeiter. Gute Arbeiter sind immer Mitarbeiter, denn wir arbeiten an einer gemeinsamen Sache. Hier ist nun die Rede von einem Arbeiter, der sich nicht zu schämen hat, weil er das Wort der Wahrheit recht teilt. Im Gegensatz dazu steht das ungöttliche und leere Geschwätz, das wir vermeiden sollten (V. 16). Derartiges Geschwätz ist nicht nur unnütz und leer, sondern es ist auch zum Schaden der Zuhörer. Das war zur Zeit des Timotheus so, und es ist heute nicht anders.

Ein bewährter Arbeiter im Dienst für den Herrn wird nicht über die Bibel diskutieren, sondern er wird das Wort der Wahrheit «recht teilen», d.h. in gerader Richtung schneiden. Wenn wir solche Arbeiter sind, dann unterscheiden wir die verschiedenen Seiten der Wahrheit, die Gott uns in seinem Wort gibt, in der richtigen Art und Weise, ohne sie voneinander zu trennen. Gott erklärt uns die Wahrheit so, wie wir sie fassen können. An uns liegt es, die verschiedenen Teile und Aspekte der Wahrheit richtig zu unterscheiden, damit wir ein umfassendes Bild davon bekommen.

Ein solcher Arbeiter ist übrigens nicht einfach jemand, der, ohne viel vom Fach zu verstehen, seine Arbeit schlecht und recht macht. Gott möchte, dass wir «Facharbeiter» sind, Arbeiter, die sich bewähren. Ob das so ist oder nicht, beurteilt Gott. Der Arbeiter im Werk des Herrn steht vor Ihm.

6) Das Gefäss

«In einem grossen Haus aber sind nicht allein goldene und silberne Gefässe, sondern auch hölzerne und irdene, und die einen zur Ehre, die anderen aber zur Unehre. Wenn nun jemand sich von diesen reinigt, so wird er ein Gefäss zur Ehre sein, geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werk bereitet» (V. 20.21). Ein Gefäss soll dem nützen, der es gebraucht. Mit einem schmutzigen Gefäss kann niemand etwas anfangen, es ist unbrauchbar.

Das grosse Haus spricht von der Christenheit. Die Gefässe sind Menschen, die zum einen nach dem Material, also nach ihrer grundsätzlichen «Beschaffenheit» (Gold und Silber bzw. Holz oder Ton) und zum anderen nach ihrer «Brauchbarkeit» (zur Ehre bzw. zur Unehre) unterschieden werden. Die Frage, die sich in unserem Zusammenhang stellt, ist die, ob wir – du und ich – Diener Gottes zur Ehre oder zur Unehre sind. Kann der Herr uns im Dienst für sich gebrauchen? Damit das so ist, müssen wir uns selbst rein erhalten, indem wir uns von allem trennen, was nicht zur Ehre Gottes ist. Reinigen bedeutet an dieser Stelle, dass wir uns von dem absondern, was unrein ist. Hier sind also unsere Verbindungen angesprochen. Dabei können wir sowohl an die gottesdienstlichen Verbindungen als auch an unsere Beziehungen im Dienst denken. Dienstgemeinschaft mit Gefässen zur Unehre macht uns unbrauchbar für die Arbeit im Werk des Herrn.

Der nächste Vers stellt uns die positive Seite vor: «Strebe aber nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden mit denen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen» (V. 22). Es gibt solche, die mit reinem Herzen dem Herrn ergeben sind. Mit solchen dürfen wir gemeinsam nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe und Frieden streben. Das ist ein glückliches Miteinander im Dienst für den Herrn.

7) Der Knecht

Das letzte Bild stellt uns unsere Beziehung als Knechte zu unserem Herrn vor. Wir alle sind Knechte, d.h. Sklaven (Diener) unseres Herrn, die nicht ihren eigenen Willen, sondern den Willen ihres Meisters tun sollen. Von einem solchen wird gesagt: «Die törichten und ungereimten Streitfragen aber weise ab, da du weisst, dass sie Streitigkeiten erzeugen. Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern gegen alle milde sein, lehrfähig, duldsam, der in Sanftmut die Widersacher zurechtweist» (V. 23-25). Hier treten zwei grosse Eigenschaften des guten Knechts vor uns, nämlich einerseits die Entschiedenheit, Verkehrtes abzuweisen, und anderseits seine Demut, Sanftmut und Milde.

Wir neigen alle mehr oder weniger zur Einseitigkeit. Man trifft oft Menschen an, die zwar sehr entschieden Verkehrtes abweisen, es aber an der Gütigkeit und Milde fehlen lassen. Anderseits gibt es Menschen, die sehr sanftmütig und mild sind, bei denen es aber an der Entschiedenheit mangelt. Gott möchte, dass diese beiden Eigenschaften im Gleichgewicht gefunden werden. Wir sollen unsere Milde (Nachgiebigkeit) allen Menschen kundwerden lassen (Phil 4,5). Gleichzeitig sollen wir mit Nachdruck Verkehrtes und Unbiblisches abweisen.

Diese beiden Eigenschaften sollen also unseren Dienst prägen. Das gilt für die Arbeit im Volk Gottes, im Dienst in den Zusammenkünften, in der persönlichen Seelsorge. Es gilt in der Arbeit am Evangelium, es gilt aber auch im Umgang miteinander in der Familie. Auch die Erziehung unserer Kinder sollte auf diesen beiden Säulen ruhen: der Milde und Güte auf der einen und der Entschiedenheit und Konsequenz auf der anderen Seite. Bei Paulus finden wir beides. Er war den Thessalonichern wie eine nährende Frau gewesen, die ihre Kinder in Zartheit pflegt. Gleichzeitig hat er sie wie ein Vater ermahnt, getröstet und belehrt (1. Thes 2,7 und 11.12).

Den Korinthern schreibt Paulus: «Daher, meine geliebten Brüder, seid fest, unbeweglich, allezeit überströmend in dem Werk des Herrn, da ihr wisst, dass eure Mühe nicht vergeblich ist im Herrn» (1. Kor 15,58). Im Licht dieses Wortes dürfen uns die sieben Bilder in 2. Timotheus 2 zur Ermunterung und zum Ansporn sein.