Abraham aber glaubte Gott

Römer 4,3; Jakobus 2,23

1) Auswanderung aus Ur in Chaldäa

Aus Apostelgeschichte 7,2-4 wissen wir, dass der Gott der Herrlichkeit Abraham in Ur in Chaldäa mit der Aufforderung erschien, aus seinem Land und aus seiner Verwandtschaft in ein Land zu gehen, das Er ihm zeigen werde. Unmittelbar darauf heisst es: «Da ging er …» Er gehorchte der Stimme Gottes, obwohl er sicher manche Gründe hätte anführen können, es nicht zu tun. Er musste z.B.

  • seine gewohnte Umgebung,
  • alle seine Bekannten und
  • alle seine Verwandten

verlassen, und wusste nicht einmal, wohin sein Weg führte (Heb 11,8).

Abraham genügte es, dass Gott gesprochen hatte. Alle anderen Konsequenzen konnte und wollte er diesem Gott überlassen. Er offenbarte Glaubensgehorsam.

Nach 1. Mose 11 hat Abraham diesen Auftrag nicht so konsequent ausgeführt, wie es im Neuen Testament dargestellt wird. Doch Gott sah seinen Glauben und rechnete es ihm so zu, wie es in Apostelgeschichte 7 mitgeteilt wird.

Abraham nahm aus seiner Verwandtschaft seinen Vater und seinen Neffen Lot mit, wobei es scheint, dass sein Vater Tarah die Führung hatte. Gott in seiner Gnade befreite ihn vom ersten Hemmschuh durch den Tod seines Vaters und später vom zweiten durch die Trennung von Lot, der in die Ebene des Jordan zog (1. Mo 13,11). Wenn der Herr bei uns die Bereitschaft sieht, Ihm zu gehorchen, befreit Er uns von dem, was uns im Glaubenslauf hindern will.

2) Verheissung des Landes für seine Nachkommen

Im verheissenen Land angekommen sprach der HERR zu Abram: «Deiner Nachkommenschaft will ich dieses Land geben» (1. Mo 12,7). Nachdem er den ersten Glaubensschritt konsequent bis zu Ende gegangen war, konnte der HERR ihm jetzt offenbaren, dass er in dem Land, das Gott ihm zeigen wollte, angekommen war.

Nun verheisst Er ihm, dass Er dieses Land seinen Nachkommen geben will. Aber Abraham hat zu dieser Zeit noch keinen einzigen Nachkommen. Doch sein Glaube zeigt sich darin, dass er nach dieser Zusage Gottes einen Altar baut, d.h. er betet an und ruft den Namen des HERRN an. So bringt ihn sein Glaube in Gemeinschaft mit Gott.

3) Verheissung einer zahlreichen Nachkommenschaft

Nachdem Abraham und Lot sich getrennt haben, erweitert der HERR in 1. Mose 13,15.16 seine Zusage. Er spricht davon, das Land nicht nur seiner Nachkommenschaft, sondern auch ihm selbst zu geben. Ausserdem will Er seine Nachkommenschaft so zahlreich machen wie den Staub der Erde. Auch jetzt besitzt Abraham weder einen Nachkommen noch eine direkte Aussicht darauf. Wieder baut er einen Altar und betet an.

Aus seinem Verhalten lernen wir: Wenn Gott uns Zusagen gibt, dürfen wir schon anbeten, selbst wenn von menschlicher Seite keine Anzeichen erkennbar sind, dass sie erfüllt werden. Gott steht zu seinem Wort. «Der Himmel und die Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen» (Mt 24,35; Mk 13,31; Lk 21,33).

4) «Ich bin … dein sehr grosser Lohn» (1. Mo 15,1)

Da Abraham keinen Nachkommen hat und die Aussicht darauf fast geschwunden ist, kann er sich nicht vorstellen, was ihm ein Lohn von Gott bringen soll. Sein Glaube kommt ins Wanken. Doch Gott erneuert und präzisiert seine Verheissung auf einen Sohn: «Der aus deinem Leib hervorgehen wird, der wird dich beerben.» Zudem erweitert der HERR die Verheissung im Blick auf die Grösse der Nachkommenschaft, indem Er auf die unzählbare Menge der Sterne hinweist. Sicher ist das ein Hinweis auf die himmlischen Erlösten, die aus Glauben Nachkommen Abrahams geworden sind, im Gegensatz zu den irdischen Nachkommen Abrahams im Volk Israel.

Trotz der natürlichen Unmöglichkeit, dass sich diese Zusage erfüllt, glaubt Abraham dem Wort Gottes. «Er glaubte dem HERRN; und er rechnete es ihm zur Gerechtigkeit» (1. Mo 15,6). So ist Abraham der erste, der auf der Grundlage des Glaubens Rechtfertigung erfährt. Dann bestätigt Gott seine Zusage durch einen einseitigen Bund, indem Er durch die geteilten Tiere hindurchgeht.

Im Weiteren lässt Er Abraham einen Blick in seine eigene Zukunft und die seiner Nachkommen – des Volkes Israel – tun. Er zeigt ihm auch die weite Ausdehnung des Landes mit Grenzen, die Israel selbst unter Salomo nicht eingenommen hat. Erst im Tausendjährigen Reich wird sich diese Verheissung erfüllen, wenn der Herr Jesus sein irdisches Volk in diesem grossen Gebiet wohnen lässt.

5) Abraham – Vater einer Menge von Nationen

Nachdem Abraham Ismael – nicht aus Glauben – gezeugt hat, erscheint ihm der HERR in 1. Mose 17 und offenbart sich ihm als der Allmächtige. Ausserdem verheisst Er ihm, dass er zum Vater vieler Nationen werden würde. Selbst der irdische Segen sollte nicht auf Israel beschränkt bleiben. Sein Name wird deshalb von Abram (= erhabener Vater) in Abraham (= Vater einer Menge) geändert. Durch die Beschneidung muss er anerkennen, dass Gott die alte Natur im Gläubigen, das Fleisch, nicht gebrauchen kann.

6) Die Ankündigung des Sohnes

Der HERR kündigt nun an, dass Sara den erhofften Sohn in einem Jahr gebären wird, und bestimmt schon jetzt den Namen, den er tragen soll: Isaak (1. Mo 17,21). Das ist für Abraham mit seinen 99 Jahren so unwahrscheinlich, dass er es nicht glauben mag. Doch Gott bestätigt, dass Er seinen Bund mit Isaak und nicht mit Ismael machen werde. Abrahams Glaube zeigt sich darin, dass er die Anweisung Gottes, alles Männliche zu beschneiden, ausführt.

In 1. Mose 18 wiederholt Gott seine Zusage über den Sohn durch einen persönlichen Besuch bei Abraham. Sicher ist diese Bestätigung für den Glauben Abrahams nötig, da menschlich gesehen sowohl bei Abraham als auch bei Sara die Voraussetzungen für die Zeugung und Geburt eines Kindes nicht mehr gegeben sind.

In 1. Mose 21 erfüllt Gott seine Verheissung nach einer sehr langen Wartezeit. Und Abraham tut das, was der HERR ihm befohlen hat. Er gibt seinem Sohn den von Gott bestimmten Namen Isaak und beschneidet ihn.

7) Der verheissene Sohn soll geopfert werden

Abraham darf das Unglaubliche erleben. Der Sohn wird geboren und wächst zur Freude der Eltern heran. Über Isaak als Kind und junger Mann wird uns nichts mitgeteilt. Aber Gott weiss, dass Abraham seinen Sohn liebt und alle seine Hoffnungen auf ihn setzt. Trotzdem verlangt der HERR von Abraham, dass er gerade diesen Sohn opfern soll. Der Patriarch hätte viele Argumente anführen können, diesen Auftrag nicht auszuführen. Wie am Anfang seines Glaubenslebens so zögert er auch hier keinen Augenblick, dem göttlichen Befehl zu gehorchen. Doch wie schwer muss es ihm gefallen sein!

Auch hier zeigt Abraham völligen Glaubensgehorsam. Er vertraut sowohl auf die Zusagen Gottes: «In Isaak soll dir eine Nachkommenschaft genannt werden» (1. Mo 21,12), als auch auf Gott selbst, wenn er zu Isaak sagt: «Gott wird sich ersehen das Schaf zum Brandopfer» (1. Mo 22,8). Dabei konnte er sich auf kein Wort von Gott, sondern nur auf Ihn selbst stützen. – Nun bestätigt Gott seine Zusagen mit einem Eid und erwähnt bei den Nachkommen sowohl den Sand am Ufer des Meeres als auch die Sterne des Himmels, also sowohl die natürliche Nachkommenschaft des Überrestes in zukünftigen Tagen als auch die geistliche Nachkommenschaft – die Glaubenden der Gnadenzeit.

Niemals lässt Gott den Glauben der Seinen unbeantwortet. Wollen wir nicht unser ganzes Vertrauen auf Ihn setzen?