Alles geschehe zur Erbauung

1. Korinther 14,26

«Was ist es nun, Brüder? Wenn ihr zusammenkommt, so hat jeder von euch einen Psalm, hat eine Lehre, hat eine Offenbarung, hat eine Sprache, hat eine Auslegung; alles geschehe zur Erbauung» (1. Kor 14,26).

Der Apostel beschreibt hier die Situation in Korinth. Er verurteilt sie nicht ausdrücklich, stellt aber eine Frage, die nach geistlichen Gesichtspunkten beurteilt werden muss. Er heisst die Verhältnisse auch nicht gut, sondern stellt sie einfach als aktuelle Sachlage fest. Aber er führt ein Merkmal ein, das für jede Beteiligung in der Versammlung entscheidend ist: «Alles geschehe zur Erbauung.» Konnten die Korinther bestätigen, dass dies bei ihnen der Fall war? Der Bruder, der einen Psalm las, oder ein anderer, der eine Lehre hatte, konnte jeder von ihnen sagen, dass sein Motiv dabei die Auferbauung der Versammlung war? Die Korinther sollten es selbst beurteilen.

Nur einer kennt hier die volle Wirklichkeit: Es ist der Heilige Geist, der in der Versammlung wirken möchte. Denken wir daran: Wenn wir in der Gegenwart des Herrn eigenwillig und nach unseren persönlichen Interessen handeln, dann setzen wir uns über den Geist Gottes hinweg, der alles leiten will. Es ist sehr ernst, wenn ein Bruder, ohne vor dem Herrn geübt zu sein, in der Versammlung aktiv wird. Wie nötig haben wir eine fortwährende Selbstprüfung, um das Motiv für unsere Beteiligung in den Zusammenkünften zu erkennen. Entspringt sie wirklich dem einfachen Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes?

Wenn wir diesen Punkt betonen, so schränken wir das Wirken Gottes nicht ein, sondern stellen unser eigenes Verhalten infrage. Der göttliche Grundsatz: «Alles geschehe zur Erbauung» soll unsere Herzen ernsthaft beschäftigen. Bevor wir unseren Mund öffnen, müssen wir zum Herrn aufschauen, damit wir in Abhängigkeit von Ihm handeln. Wir schlagen nicht ein Lied vor, weil wir es schön finden oder weil es unser Lieblingslied ist. Natürlich haben wir unsere persönlichen Empfindungen im Blick auf die geistlichen Lieder. Doch sie müssen sich dem Grundsatz unterstellen, dass Gott in der Versammlung zur Erbauung wirken möchte. Darum stellt sich an jeden von uns, der sich öffentlich beteiligt, die Frage: Bin ich innerlich überzeugt, dass Gott mich leitet?

Der Apostel Petrus sagt das Gleiche mit anderen Worten: «Wenn jemand redet, so rede er als Aussprüche Gottes» (1. Pet 4,11). Es heisst nicht: «So rede er in Übereinstimmung mit den Aussprüchen Gottes.» Das würde nicht genügen. Tatsächlich kann jemand in Übereinstimmung mit dem Wort Gottes reden und doch völlig zu Unrecht. Warum? Weil es nicht das ist, was Gott in diesem Moment geben möchte. Nur Er weiss, was für die Versammlung das Beste ist und zu seiner Verherrlichung ausschlägt. Das bedeutet im Grund genommen: Wenn jemand als Aussprüche Gottes redet, so muss er auf die gleiche Art und zur gleichen Zeit wie Gott reden. Das ist sehr ernst. Bin ich sicher, dass Gott in diesem Moment ein Wort durch mich geben will? Ist das, was ich auf dem Herzen habe, jetzt für die Versammlung geeignet? Wenn ich nicht sicher bin, muss ich warten. Genau das versteht der Geist Gottes mit der Ermahnung: «Alles geschehe zur Erbauung.»

Diese Tatsache ist einerseits ernst und anderseits ermutigend. Vielleicht bin ich schüchtern und ängstlich. Dann spornt mich dieses Wort an: Halte das, was Gott dir zur Auferbauung der Versammlung gegeben hat, nicht zurück!

Wir stehen also auf zwei Seiten in Gefahr:

  • Wer immer schweigt, weil er zu schüchtern ist, kann zur bestimmten Zeit der Herde Gottes die Nahrung vorenthalten. Er ist dann kein Zeuge der göttlichen Gnade.
  • Wer immer darauf bedacht ist, aufzutreten und das Wort zu verkündigen, kann dem Segen hindernd im Weg stehen. Er ist dann ein Zeuge seines Eigenwillens und Selbstvertrauens.

In jeder Zusammenkunft gilt es danach zu trachten, Gott handeln zu lassen. Nichts anderes darf uns genügen. Der geistliche Christ wird dies wertschätzen und jedes Kind Gottes wird dadurch Segen empfangen. Der fleischliche Mensch hingegen bevorzugt das, was ihm schmeichelt.

Wie gesegnet ist jede örtliche Versammlung, in der Glauben, Liebe und Gehorsam gefunden werden!