Gideon lebte in einer schweren Zeit. Infolge des Ungehorsams im Volk Israel hatte Gott zugelassen, dass Feinde die Menschen bedrückten – sieben Jahre lang. Das Ergebnis dieser Unterdrückung war: «Sie verdarben den Ertrag des Landes … Israel verarmte sehr» (Ri 6,4-6).
Da wandte Gott sich einem jungen Mann zu und berief ihn zu einer Aufgabe in seinem Dienst. Gideon reagierte zunächst skeptisch und zurückhaltend.
Im Lauf dieser Geschichte liest man von vier ermunternden Bibelworten, die auch wir für uns in Anspruch nehmen dürfen.
Der HERR wandte sich zu ihm
Der Engel des HERRN hatte Gideon mit den Mut machenden Worten begrüsst: «Der HERR ist mit dir, du tapferer Held!» (Ri 6,12). So sehr dieser Gruss Gideon gefreut haben mag – er beantwortete nicht die bohrenden Fragen, die dieser junge Mann hatte. «Warum hat denn dies alles uns betroffen?» – «Wo sind alle seine (des HERRN) Wunder?» Nachdem Gideon so sein Herz vor Gott ausgeschüttet hatte, heisst es: «Der HERR wandte sich zu ihm» (Ri 6,14).
Zuwendung vonseiten des HERRN – das ist etwas Grosses! In seinem Erbarmen beschäftigte sich der HERR aufs Neue mit seinem untreuen Volk; in seiner Gnade kam Er als «der Engel des HERRN» zu Gideon. Zuwendung spricht von ungeteilter Aufmerksamkeit, von Konzentration auf eine Sache oder Person. Gott sah in das Herz Gideons. Er wandte sich zu ihm, um seinen Glauben zu stützen und zu stärken.
Wie gnädig ist unser Gott. Er überlässt uns in unseren Fragen, unseren Nöten und Bedrängnissen nicht uns selbst. Nein, Er beschäftigt sich mit dir und mir, um uns zu stärken, um unseren Glauben zu festigen – denn das ist Voraussetzung für jeden Dienst, für jede Aufgabe, die wir für unseren Herrn tun dürfen.
Habe ich dich nicht gesandt?
Gott gab Gideon einen klaren Auftrag: «Gehe hin … und rette Israel» (Ri 6,14). Dann fügte Er hinzu: «Habe ich dich nicht gesandt?» Das zeigt deutlich die Autorität des Auftraggebers. Es war für Gideon wichtig – jetzt und in der folgenden Zeit –, sich bewusst zu sein, dass er im Auftrag Gottes handelte. Aus seiner Geschichte gewinnt man den Eindruck, dass Gideon durchaus kein Draufgänger, sondern eher ein vorsichtig abwägender Charakter war. Umso wichtiger war das anhaltende Bewusstsein, dass der Gott Israels sein Auftraggeber war.
Geht es nicht auch uns manchmal so, dass wir im Blick auf die Ausführung der Aufgabe, die der Herr uns gegeben hat, unsicher werden? Zweifel von innen, Widerstände von aussen – vieles kann uns im Dienst für unseren Herrn lähmen. Da ist es für uns wichtig, im Bewusstsein eines einmal vom Herrn erhaltenen Auftrags weiterzumachen und die übertragene Aufgabe zu Ende zu führen. Wenn wir in Abhängigkeit von Ihm unseren Weg gehen, wird Er uns, wenn Er es für nötig erachtet, auch seine Bestätigung erfahren lassen. Das gibt uns Mut und Ausdauer im Dienst für Ihn.
Ich werde mit dir sein
Gideons Einwand im Blick auf seine eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten («mein Tausend ist das ärmste … ich bin der Jüngste») begegnete Gott mit der wunderbaren Zusage: «Ich werde mit dir sein.» Was für ein Kraft gebendes Wort für diesen jungen Mann! Gott zeigte ihm, wie Er diese Unvollkommenheiten nicht nur kompensieren, sondern Gideon mit seiner Gegenwart und Nähe stützen würde.
Für jeden Diener ist die Gegenwart und Nähe seines Herrn eine ganz wichtige Ermunterung. Er ist es, der die Kraft zum Dienst gibt, und Er ist es auch, der die notwendige Weisheit im Dienst verleiht. Seine Zusage ist nicht an Erfolg und Gelingen geknüpft, sie gilt nicht nur für bestimmte Zeiten – nein; sie ist ohne jede Einschränkung dauerhaft gültig.
Ich will bleiben
Gideon hatte nach diesen Worten des HERRN das Bedürfnis, eine Bestätigung dafür zu empfangen, dass es wirklich der HERR war, der ihn beauftragte. Deswegen bat er um ein bestätigendes Zeichen. Gleichzeitig wünschte er, eine Gabe zu bringen. So bat er den HERRN, ein wenig zu warten, um seine «Gabe herauszubringen» (Ri 6,18). Darauf antwortete der HERR in seiner wunderbaren Geduld: «Ich will bleiben.»
Gottes Langmut ist einzigartig. Wie viel Geduld hat Er mit seinen unvollkommenen Dienern! Wie oft haben wir nicht beim ersten Mal gehört? Wie oft standen wir in Gefahr, entmutigt aufzugeben? Wie oft haben wir uns im Dienst für Ihn ungeschickt angestellt? Trotzdem möchte Er uns in seinem Dienst benutzen.
Im Brief an die Gläubigen in Kolossä wird Archippus gesagt: «Sieh auf den Dienst, den du im Herrn empfangen hast, dass du ihn erfüllst» (Kol 4,17). Timotheus wird gesagt: «Vollführe deinen Dienst» (2. Tim 4,5b). So wollen auch wir uns ermuntern lassen, die Aufgaben, die der Herr uns aufgetragen hat, auszuführen – in dem glücklichen Bewusstsein, dass Er
- sich uns zuwendet,
- unser Auftraggeber ist,
- uns seine Gegenwart und Nähe bei der Ausführung des Auftrags zusagt und
- in seiner grenzenlosen Gnade die notwendige Geduld mit uns hat.