Wenn in Hebräer 7,25 gesagt wird, was unser Hoherpriester für uns zu tun vermag, dann wird in den darauf folgenden Versen deutlich, dass letztlich alles von der Grösse Dessen abhängt, der unser Hoherpriester ist.
Was für eine ausserordentliche Aussage enthält Vers 26! Wir hätten sie sicher umgekehrt und gesagt, dass zu einem so wunderbaren Hohenpriester auch nur ein ziemlich ungewöhnliches Volk passen würde. Aber nein, hier wird festgestellt, dass ein Hoherpriester von diesem einzigartigen Charakter zu uns passte! Wie der Heilige Geist die Sache sieht, tragen die vielen Söhne, die zur Herrlichkeit geführt werden, eben die Christen in ihrer Gesamtheit, einen solchen Charakter, dass ihnen kein geringerer Hoherpriester geziemte.
Der Charakter unseres Hohenpriesters wird uns auf siebenfache Weise vorgestellt. Jedes Wesensmerkmal steht dabei im Gegensatz zu den früheren Priestern. Die ersten drei bieten keine Schwierigkeit: heilig, unschuldig, unbefleckt. Es ist klar, dass sie sich im absoluten Sinn bei keinem Priester aus der Familie Aarons fanden.
Das vierte ist «abgesondert von den Sündern». Es bezieht sich nicht nur auf die Tatsache, dass Er zu jeder Zeit in seinem Geist und in seinen Wegen gänzlich für Gott abgesondert war – auch dann, wenn Er mit Zöllnern und Sündern ass und trank –, sondern auch darauf, dass Er jetzt in seiner Auferstehung ganz und gar dem Ort, wo die Sünder sind, entrückt ist. «Denn was er gestorben ist, ist er ein für alle Mal der Sünde gestorben; was er aber lebt, lebt er Gott» (Röm 6,10). Wir können auch die eigenen Worte des Herrn in Johannes 17,19 anführen: «Ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie Geheiligte seien durch Wahrheit.»
Die ursprüngliche Bedeutung von «heiligen» ist aussondern, und der Herr spielte hier auf den Platz an, den Er in der Auferstehung und Herrlichkeit bald einnehmen sollte.
Der Gedanke an seine Herrlichkeit stellt den fünften Punkt dar, womit Vers 26 endet: «höher als die Himmel geworden.» Unser Hoherpriester ist nicht nur ein auferstandener Mensch, Er ist über alles erhöht. Die Himmel mit allem, was sie umschliessen, sind seinen Füssen unterworfen. Wenn wir allein diese fünf Merkmale betrachten, können wir bereits sehen, dass kein Hoherpriester, der unter dem Gesetz eingesetzt war, es verdient, neben Ihm noch genannt zu werden.
Aber da ist noch mehr. Vers 27 enthält einen sechsten Gegensatz. Die Priester brachten täglich Opfer dar, nicht nur für die Sünden des Volkes, sondern ebenso für ihre eigenen. Er dagegen brachte ein Opfer dar, und Er tat es ein für alle Mal Es geschah für die Sünden des Volkes, nicht für Ihn selbst. Er selbst war das Opfer, statt dass es für Ihn gebracht wurde. Er war sowohl das Opfer als auch der Opfernde! Hier wird schon die gewaltige Wahrheit angedeutet, die wir in all ihren herrlichen Einzelheiten in den Kapiteln 9 und 10 finden.
Als siebter und letzter Gegensatz folgt der zwischen den Personen, die unter dem Gesetz das priesterliche Amt innehatten, und der Person, die heute unser Hoherpriester ist. Sie waren nur Menschen, mit all den üblichen Schwachheiten von Menschen. Er ist der Sohn selbst. Dies ist natürlich die fundamentale Tatsache, auf der alles ruht. Wer Er ist, entscheidet alles. Es bringt all die Gegensätze mit sich, die wir in diesem Kapitel finden. Lasst uns darüber nachdenken. Er ist der Sohn «vollendet (vollkommen gemacht) in Ewigkeit».
Das Wort «vollendet» finden wir auch in Kapitel 5,9. Dort wird festgestellt, dass sein ganzer Weg der Erprobung und des Gehorsams auf der Erde schliesslich im Tod und in der Auferstehung die Vollendung fand. Er wurde der Urheber ewigen Heils. Hier sehen wir, dass Er auf dieselbe Weise Hoherpriester wurde. Der Sohn war in Ewigkeit beim Vater. Er war der Schöpfer und Erhalter von allem. Aber da nahm Er dieses Amt noch nicht an. Erst als Er Mensch geworden war, als Er alle denkbare Trübsal ausgekostet, alle möglichen Erprobungen durchstanden, den Tod erlitten und in der Herrlichkeit der Auferstehung die Vollendung erreicht hatte, wurde Er durch den Eidschwur Gottes als Hoherpriester eingesetzt.
Lasst uns über diese Dinge nachsinnen, uns die Zeit nehmen, sie tief in Geist und Herz aufzunehmen, und es wird uns mit Vertrauen erfüllen, Vertrauen darauf, dass Er imstande ist, völlig zu erretten. Unsere Herzen werden überfliessen von Lobpreis und Danksagung Gott gegenüber.