Sein einfacher Glaube hielt David am Platz der Pflicht, wo er das Kleinvieh seines Vaters hütete. Dort war er zufrieden und wünschte nicht, diesen Ort zu verlassen, weil ihm die Zustimmung Gottes genügte. Daher konnte er dort mit dem Beistand Gottes rechnen, der ihm sicher war. Er handelte in der Kraft Gottes. Sowohl der Löwe als auch der Bär wurden von der Hand des jungen Hirten überwältigt. Weshalb sollte dies unmöglich sein, wenn Gott mit ihm war?
Dann folgte er Saul mit der gleichen Einfachheit des Glaubens und kehrte anschliessend ebenso zufrieden zur Betreuung seiner Schafe zurück. Dort im Verborgenen hatte er durch Glauben begriffen, dass der HERR mit Israel war. Er hatte die Art und Kraft dieser Beziehung verstanden. Am Zustand des Volkes sah er zwar, dass es mit der Beziehung zu Gott nicht zum Besten stand. Doch was ihn selbst betraf, so ruhte sein Glaube auf der Treue Gottes. Ein unbeschnittener Philister wurde wie der Löwe überwunden und besiegt.
Dann diente er Saul als Lautenspieler mit der gleichen Einfalt des Glaubens, in der er zuvor seine Schafe gehütet und den Goliath erschlagen hatte. Ob er beim König weilte oder ob Saul ihn als Oberster über Tausend aussandte, immer bewies er seinen Mut. Er gehorchte den Befehlen des Königs.
Schliesslich trieb der König ihn fort. Doch David befand sich immer noch am Platz des Glaubens. Jetzt gab es militärisch nicht mehr viel zu erreichen. Aber es zeigte sich bei ihm das Unterscheidungsvermögen für das, was sich für ihn geziemte, und zwar zu einer Zeit, da die geistliche Kraft in ihm war, die äussere göttliche Autorität aber in anderen Händen lag.
Die Stellung, die der verworfene und verfolgte David damals einnahm, ist der späteren Stellung des Herrn Jesus in Israel vergleichbar. In jener Lage versagte David nicht. Sein Glaube hielt stand. Die damals auftretenden Schwierigkeiten brachten einerseits die Schönheit der Gnade Gottes und die Früchte des Werks des Geistes heller ans Licht. Anderseits entwickelten sich bei ihm besonders in jener Zeit geistliche Zuneigungen und innige Beziehungen zu Gott, seiner einzigen Zuflucht. Dies gab den Ausschlag zur Entstehung einiger seiner Psalmen. Der Glaube genügte, um ihn durch alle Schwierigkeiten seiner Situation hindurchzubringen. Dabei entfaltete dieser Glaube seine ganze Schönheit und seine volle Gnade.
Die Würde des Charakters, die der Glaube dem Menschen verleiht und die ein Widerschein des Charakters Gottes ist, erzeugt in den verhärtetsten Herzen Gefühle natürlicher Zuneigungen. Das wird in den Begegnungen Sauls mit David sichtbar. Saul gehörte zu denen, die, weil sie Gott verlassen haben, von Ihm verlassen worden sind. Das ist ein Zustand, in dem Sünde, Selbstsucht und Verzweiflung miteinander zur Verhärtung beitragen. Sogar in diesem Mann konnte das würdige Verhalten des Glaubens etwas wecken. Unter diesem Einfluss, der der Bösartigkeit Sauls überlegen war, erwachte seine Natur, und es entstanden Gewissensbisse in ihm. Licht fiel in die Finsternis, die den unglücklichen, von Gott verworfenen Sünder, umgab. Leider war dieser Einfluss nur vorübergehend und kraftlos.
Weil der Glaube so nahe bei Gott wohnt, ist er dem Bösen überlegen. Deshalb entzieht er sogar die Natur des Menschen der Macht des Bösen, obwohl sie keine Kraft der Selbstbeherrschung besitzt. Doch Gott ist mit dem Glauben, und der Glaube respektiert das, was Gott achtet. David anerkannte Saul als den Gesalbten des HERRN. Sein Glaube ehrte das in Saul, was dieser von Gott hatte: seine Königswürde.
Der Glaube erinnert das Herz an Gott, und zwar mit der ganzen Zuneigung, die der Glaube für Gott hegt und was Ihm geziemt. Das sehen wir stets beim Herrn Jesus und überall da, wo sein Geist wirkt. Das ist es, was dem Glauben eine solche Schönheit und Erhabenheit verleiht. Indem er das anerkennt, was in Gottes Augen und aufgrund der Beziehung zu Ihm edel ist, und zwar trotz der Schlechtigkeit und Demütigung derer, die damit ausgestattet sind, wird er mit dem Adel Gottes ausgestattet. Der Glaube handelt zugunsten Gottes und offenbart Ihn inmitten der Umstände, anstatt von ihnen beherrscht zu werden. Die Überlegenheit des Glaubens über alles, was ihn umgibt, ist offensichtlich. Welch eine Ruhe verleiht es, dies inmitten des Elends dieser armen Welt zu bezeugen!
Doch obwohl der Glaube an dem Platz, den er uns in der Welt gibt, für alles genügt, was uns in ihr begegnet, ist doch die Gemeinschaft mit Gott in uns nicht vollkommen. Das sehen wir auch bei David.
Anstatt unermüdlich unsere Pflicht zu tun, was immer sie sein mag, weil Gott mit uns ist, lassen wir nach. Wenn wir den Löwen getötet haben, sollten wir bereit sein, auch den Bären zu töten, und dadurch gestärkt, umso befähigter sein, den Goliath zu schlagen. Doch anstatt dass der Glaube durch den Sieg gestärkt wird, ermüden wir im Kampf.
David verlor seine normale Stellung des Glaubens. Er entwürdigte sich und brachte Schande über sich. Welch ein Unterschied zwischen David, der durch die Frucht der Gnade dem Herzen Sauls Tränen entlockte, sodass dieser wenigstens für den Augenblick wieder gewisse Zuneigungen zeigte, und dem David, der unfähig war, seine Hand gegen die Philister zu erheben, die er so oft besiegt hatte. Er rühmte sich sogar, bereit zu sein, gegen Israel und seinen König, dessen Leben er früher verschont hatte, zu kämpfen!
Lasst uns in der Stellung des Glaubens bleiben, auch wenn die Umstände schwieriger werden. Es ist doch ein Platz, an dem Gott gefunden wird. Dort wird die Gnade – das einzig Kostbare in dieser Welt – erblühen und das Herz mit tausend Banden der Liebe und Dankbarkeit mit Gott verbinden. Er ist es doch, der uns erkannt und sich zu uns herabgeneigt hat, um unseren Bedürfnissen und den Wünschen unseres Herzens zu begegnen.
Der Glaube gibt Energie und Geduld. Auf diese Weise werden oft die wertvollsten Zuneigungen hervorgebracht. Die Energie des Glaubens macht uns zwar zu Knechten auf der Erde. Doch diese entstandenen Zuneigungen machen uns glücklich und verbinden uns mit dem Himmel, weil Er, an den wir glauben, dort ist. In der Gegenwart des Vaters macht Er die Fülle des Himmels aus.
Die alte Natur macht uns in den Umständen ungeduldig, weil wir zu wenig mit Gott rechnen. Sie bringt uns in Situationen, in denen es unmöglich wird, Ihn zu verherrlichen. Anderseits ist es gut, daran zu denken, dass gerade dann, wenn der Mensch völlig versagt hat, Gottes Gnade über allem steht. Als der Glaube Davids wirklich zu wünschen übrig liess, als er sein Volk Israel verliess und zu den Philistern überging, war es Gott, der ihn zurückbrachte, um ihm das Königtum zuzuwenden. Die Gnade steht über allem Versagen. Gott muss sich in seinem Volk verherrlichen.