Das Leben des Christen gleicht oft einer stürmischen Überfahrt. Der Herr hat uns kein ruhiges Leben versprochen, in dem alles glatt verläuft. Es geht nicht immer «über sonnige Höhen», sondern bisweilen auch durch dunkle Täler. Die Widerwärtigkeiten des Lebens machen uns in unterschiedlicher Weise und Intensität zu schaffen. Da sind Krankheiten, Trauer, Einsamkeit, Schwierigkeiten im Beruf, familiäre Probleme und auch Nöte in der örtlichen Versammlung. Gott teilt jedem ein anderes Mass zu.
Doch eins ist sicher: Unser Herr ist in allen Lebensumständen bei uns. Er lässt uns nie aus dem Auge. Er sieht uns, und Er kommt zu uns, um uns zu helfen. Wir haben das Ziel fest vor Augen. Wir werden einmal bei Ihm sein. Das ist der ersehnte Hafen, in den Er uns führen wird. Das ist die Freude des Himmels, wo es keine Stürme mehr gibt. Doch jetzt befinden wir uns noch auf der Überfahrt mit Wind und Wellen. Auf dieser Überfahrt sind wir nicht allein. So wie wir wissen, dass wir einmal bei unserem Herrn sein werden, so wissen wir auch, dass Er jetzt bei uns ist. Er, der uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat, wird uns keinen Augenblick allein lassen.
In Markus 6,45-53 heisst es:
«Und sogleich nötigte er seine Jünger, in das Schiff zu steigen und an das jenseitige Ufer nach Bethsaida vorauszufahren, während er die Volksmenge entlässt. Und als er sie verabschiedet hatte, ging er hin auf den Berg, um zu beten. Und als es Abend geworden war, war das Schiff mitten auf dem See und er allein auf dem Land. Und als er sie beim Rudern Not leiden sah – denn der Wind war ihnen entgegen –, kommt er um die vierte Nachtwache zu ihnen, wandelnd auf dem See; und er wollte an ihnen vorübergehen. Als sie ihn aber auf dem See wandeln sahen, meinten sie, es sei ein Gespenst, und schrien auf; denn alle sahen ihn und wurden bestürzt. Er aber redete sogleich mit ihnen und spricht zu ihnen: Seid guten Mutes, ich bin es; fürchtet euch nicht! Und er stieg zu ihnen in das Schiff, und der Wind legte sich. Und sie erstaunten sehr über die Massen bei sich selbst und verwunderten sich; denn sie waren durch die Brote nicht verständig geworden, sondern ihr Herz war verhärtet. Und als sie ans Land hinübergefahren waren, kamen sie nach Genezareth und legten an.»
Wir wollen jetzt weder auf die prophetische Bedeutung dieses Abschnitts eingehen, noch jeden Vers einzeln ansehen. Wir wollen uns vielmehr vier Punkte in Erinnerung rufen, die uns in den Stürmen des Lebens helfen können.
1)
Es ist der Herr selbst, der seine Jünger auf die Reise über den See schickt. Er nötigt sie sogar, in das Schiff zu steigen. Es mag Schwierigkeiten in unserem Leben geben, für die wir selbst die Verantwortung tragen, weil Er in seiner Regierung mit uns handelt. Aber hier sehen wir, dass wir auch auf einem Weg, den Er uns ausdrücklich gewiesen hat, in Situationen hineinkommen können, wo unser Glaube aufs äusserste erprobt wird. Wie dem auch sei: Wir erkennen, dass unser Herr jederzeit alles unter Kontrolle hat. Ihm entgeht gar nichts. Unser Leben ist kein Zufallsprodukt. Was uns begegnet, kommt nicht von ungefähr. Es ist alles von Ihm geplant und vorgesehen. Als Joseph durch leidvolle Jahre gegangen war und dann Rückschau hielt, sagte er zu seinen Brüdern: «Und nun, nicht ihr habt mich hierher gesandt, sondern Gott» (1. Mo 45,8). Das war seine Sichtweise der Lage, und davon lernen wir. In unserem Leben passiert nichts, was der Herr nicht will und was nicht gut für uns ist.
2)
Der Herr Jesus begleitet uns im Gebet und sieht uns in der Not. Die Jünger waren Ihm nicht gleichgültig. Auch wenn Er sich für einen Moment von ihnen getrennt hatte, entging Ihm doch nichts. Er war auf den Berg gegangen, um zu beten. Von dort aus sah Er seine Jünger und die widrigen Umstände. Das lässt uns daran denken, dass der Herr Jesus jetzt im Himmel ist. Dort ist Er unser barmherziger und treuer Hoherpriester bei Gott. Er hat Mitleid mit uns. Er verwendet sich für uns. Ihm entgeht nichts und Ihm entgleitet auch nichts. Sein Auge ist auf uns gerichtet. Der Psalmdichter wusste: «Die Augen des HERRN sind auf die Gerechten gerichtet und seine Ohren auf ihr Schreien» (Ps 34,16).
Vom Himmel aus sieht der Herr
- jede Widerwärtigkeit, die uns begegnet
- jede Träne, die geweint wird
- jede Regung des Herzens, die anderen unsichtbar ist
- jede Einsamkeit, die uns niederdrückt
- jede Ungerechtigkeit, mit der wir konfrontiert werden
- jede Frage, auf die wir hier vielleicht keine Antwort finden
Vor Ihm sind wir völlig transparent. Vom Himmel aus verliert Er uns keinen Moment aus den Augen. Er weiss, wie wir uns in jeder Situation fühlen.
3)
Der Herr Jesus sieht uns nicht nur, und wir kennen nicht nur sein Mitgefühl, sondern Er kommt auch zu uns in unsere Probleme hinein. Er kam nicht einfach zu den Jüngern ins Schiff, sondern ging auf den Wellen. Die Wellen reden von den schwierigen Umständen, in denen wir uns befinden mögen. So dürfen wir gerade da die Nähe und den Beistand unseres Herrn erfahren. Als die drei Freunde Daniels im brennenden Feuerofen waren, kam der Herr mitten in ihre Umstände hinein (Dan 3,25). Als Paulus allein im Gefängnis war, stand der Herr ihm bei (2. Tim 4,17). Das dürfen wir genauso erfahren.
In Jesaja 63,9 heisst es: «In all ihrer Bedrängnis war er bedrängt, und der Engel seines Angesichts hat sie gerettet. In seiner Liebe und in seiner Erbarmung hat er sie erlöst; und er hob sie empor und trug sie alle Tage der Urzeit.»
Und in Jesaja 43,1-5: «Und nun, so spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und der dich gebildet hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein. Wenn du durchs Wasser gehst, ich bin bei dir, und durch Ströme, sie werden dich nicht überfluten; wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt werden, und die Flamme wird dich nicht verbrennen. Denn ich bin der HERR, dein Gott, ich, der Heilige Israels, dein Erretter … Weil du teuer, wertvoll bist in meinen Augen und ich dich lieb habe … Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir.»
Das ist die persönliche Nähe unseres Herrn, auf die wir uns in schwierigen Umständen fest verlassen können.
4)
Nachdem die Jünger ihren Meister zunächst nicht erkannten – auch das erleben wir selbst immer wieder –, gibt Er sich ihnen zu erkennen. Sie hören seine Worte, die Er zu ihnen spricht. Es sind Worte des Trostes, Worte, die Mut machen, Worte, durch die sich alles ändert. Dreierlei sagte Er seinen Jüngern damals und damit auch uns heute:
«Seid guten Mutes.» Wir brauchen nicht mutlos zu sein. Wir brauchen nicht zu resignieren. Wir brauchen nicht müde zu werden. Der Herr spricht uns Mut zu. Er will uns die Kraft zum Tragen dessen geben, was Er uns selbst auferlegt hat.
«Fürchtet euch nicht.» Die Umstände des Lebens mögen so oft dazu angetan sein, uns Angst und Sorge vor der Zukunft zu machen. Wie soll es weitergehen? Aber wir brauchen dennoch keine existentielle Angst zu haben. Der Herr möchte uns die Angst nehmen: «indem ihr all eure Sorge auf ihn werft; denn er ist besorgt für euch» (1. Pet 5,7).
«Ich bin es.» Er ist der ewige ICH BIN, der Unveränderliche, der Fels der Ewigkeiten. Im letzten Buch des Alten Testaments lesen wir: «Denn ich, der HERR, ich verändere mich nicht» (Mal 3,6). Der Schreiber des Hebräer-Briefs drückt es so aus: «Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit» (Heb. 13,8). In einer Welt, wo alles ständig im Umbruch ist, können wir uns voll und ganz auf unseren Herrn verlassen. Ihn kann gar nichts erschüttern.
Die Jünger erfuhren damals, dass sich Wind und Wellen legten, nachdem der Herr ins Schiff gestiegen war. Das mag nicht immer unmittelbar der Fall sein. Aber eins ist sicher: Mit dem Herrn im Boot kann das Schiff nie sinken. Und der Augenblick kommt, wo auch wir sicher am Ufer anlegen.
«Dann schreien sie zu dem HERRN in ihrer Bedrängnis, und er führt sie heraus aus ihren Drangsalen. Er verwandelt den Sturm in Stille, und es legen sich die Wellen. Und sie freuen sich, dass sie sich beruhigen, und er führt sie in den ersehnten Hafen. Mögen sie den HERRN preisen wegen seiner Güte und wegen seiner Wundertaten an den Menschenkindern» (Ps 107,28-31).