Zu verschiedenen Gelegenheiten lesen wir von unserem Heiland, wie Er seine Körperhaltung veränderte, um so seine ganze Aufmerksamkeit einer bestimmten Person zuzuwenden. In dieser bewussten Hinwendung erkennen wir sein liebevolles Interesse an uns. Ob es sich um das gebrochene und bußfertige Herz einer stadtbekannten Sünderin handelte, ob da zwei Jünger von Johannes dem Täufer durch seine wunderbare Person als das Lamm Gottes angezogen wurden oder ob ein in Sünde gefallener Jünger Petrus im Augenblick des Versagens eine ganz besondere Art von Zuwendung brauchte – bei allen Gelegenheiten wird deutlich, wie unser Herr in seiner Liebe und Gnade stets um das Wohl solcher bemüht ist, die seine Rettung und Zuwendung nötig haben.
… sich zu der Frau wendend
Ohne Einladung und unangemeldet war diese Frau im Haus Simons, des Pharisäers, erschienen (Lk 7,36-50). In der Stadt als Sünderin bekannt, hatte sie die einmalige Gelegenheit ergriffen, mit der Not ihres Herzens zum Herrn Jesus zu kommen. Ihr Weinen war offensichtlich der Ausdruck ihres Herzens – zum einen im Blick auf ihr eigenes, sündiges Leben, zum anderen aber voller Zuneigung für Den, der gekommen war, nicht «um Gerechte zu rufen, sondern Sündern zur Buße» (Luk 5,32).
Einer solchen Person wandte sich der Heiland zu. Er hatte das bußfertige Herz erkannt, das Bedürfnis nach Sündenvergebung gesehen und die tätige Liebe dieser Frau wahrgenommen. So drehte Er sich um, wandte sich dieser Frau ganz bewusst zu, um ihr die schönste und wichtigste Botschaft ihres Lebens zu sagen: «Deine Sünden sind vergeben … Dein Glaube hat dich gerettet; geh hin in Frieden» (Lk 7,48.50).
In dieser Begebenheit wird uns der Herr Jesus vorgestellt, wie Er sich jemand zuwendet, der mit seinen Sünden zu Ihm, dem Retter, kommt, um dort Vergebung und Frieden, aber auch Heilsgewissheit zu finden. Und so ist das bis heute: «Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstossen» (Joh 6,37). Einem Herzen, das aufrichtig nach Ihm sucht, um gerettet zu werden, dem wird Er sich immer zuwenden.
Jesus aber wandte sich um und sah sie nachfolgen
Voll Bewunderung hatte Johannes der Täufer vom Herrn Jesus als dem Lamm Gottes gesprochen und die Blicke seiner Zuhörer auf diese Person gelenkt (Joh 1,36). Seine Worte: «Siehe, das Lamm Gottes!», hatten nicht nur das Herz seiner Jünger beeindruckt, sondern gleichzeitig ihre Füsse in Bewegung gesetzt – hinter dieser Person her, von der ihr Rabbi Johannes so ergriffen war.
Es war offensichtlich ihr tiefer Wunsch, mehr über Jesus Christus zu erfahren, seinen Aufenthaltsort kennenzulernen und dann bei Ihm zu bleiben (Joh 1,38.39). Der Herr nahm das Verlangen der Herzen dieser beiden Männer wahr, die hinter Ihm her gingen. So drehte Er sich um, wandte sich den beiden Jüngern zu, sprach mit ihnen und lud sie dann ein: «Kommt und seht!» Wie reagierten die Beiden? Durch Kommen, Sehen und Bleiben. Sie kamen, weil der Herr Jesus sie anzog. Dann sahen sie die Schönheit seiner Person. Da konnte es nicht anders sein, als dass sie bei Ihm bleiben wollten.
Diese Erfahrung wird jeder machen, der den Wunsch hat, die einzigartige Person des Herrn Jesus näher und besser kennenzulernen. Und sein Verhalten, wie Er sich umdreht und sich den beiden Jüngern zuwendet, zeigt uns, welche Freude es für Ihn ist, wenn Er solche findet, die Interesse an Ihm haben, Ihm nachfolgen und bei Ihm bleiben möchten.
Der Herr wandte sich um und blickte Petrus an
Soeben war das eingetreten, was der Herr Jesus seinem Jünger liebevoll warnend angekündigt hatte, was aber für Petrus unvorstellbar war: Mit allem Nachdruck hatte er seinen Meister dreimal verleugnet! Das Krähen eines Hahns brachte ihm schlagartig zum Bewusstsein, dass nun das Unfassbare geschehen war. Sein Blick musste auf den gefangenen Herrn gerichtet sein, der von den Männern festgehalten, verspottet und geschlagen wurde (Lk 22,63).
Dann geschah etwas, womit Petrus wohl kaum gerechnet hatte: Der Herr drehte sich um, wandte sich ihm zu, und für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke und «Petrus erinnerte sich an das Wort des Herrn, wie er zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn heute kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich» (Luk 22,61.62).
Ist es nicht überwältigend, dass der Herr Jesus in einer Situation, in der seine Feinde seine ganze Aufmerksamkeit erforderten, sich ganz bewusst umdrehte und sich seinem gefallenen Jünger zuwandte? Mit diesem ins Herz treffenden Blick legte Er die Grundlage für eine Wiederherstellung seines geliebten, jetzt gefallenen Jüngers. Einen so wunderbaren Herrn haben wir!
In seiner unfassbar tiefen Liebe wird der Herr Jesus auch heute noch auf jede Not reagieren und sich suchenden Herzen in besonderer Weise zuwenden. Und wenn einer von den Seinen in Sünde gefallen ist, wird sein Bemühen immer dahin gehen, eine Wiederherstellung zu bewirken, damit die glückliche Gemeinschaft mit Ihm wieder unbeeinträchtigt genossen werden kann.