Freiheit
Es ist eindrücklich, wie der Geist Gottes alle Register zieht, um den Gläubigen der Zeit der Gnade den Charakter ihrer Berufung und Stellung in Christus deutlich zu machen. Im Epheser-Brief werden mehr die damit verbundenen Segnungen vorgestellt. In Galater 4 dagegen wird gezeigt, dass der Charakter dieser Stellung allem Natürlichen entgegengesetzt ist. Das Beispiel der beiden Söhne Abrahams soll uns helfen, diese Gedanken besser zu verstehen, und die daraus entstehenden praktischen Folgen für unser Glaubensleben zu ziehen.
Gottes Absichten
Als Erstes erinnern wir uns daran, dass Gott Abraham einen Sohn verheissen hat: Isaak. Dieser sollte der Erbe sein. Gott hat immer nur von diesem einen geredet, nie von Ismael. Das bedeutet: Knechtschaft und Gesetz (Ismael) war nie die Absicht Gottes für den Menschen, sondern Freiheit (Isaak).
Woher kam die Knechtschaft?
Sie kam auf dem Weg, auf dem die alte Natur des Menschen wirksam geworden ist. Abraham nahm Hagar zur zweiten Frau, und diese gebar den Ismael. Das war nicht Glaube, der sich auf Gott stützt. Vielmehr wurden das Fleisch und der Unglaube wirksam (V. 23a).
Sobald die alte Natur des Gläubigen tätig wird, befindet er sich auf dem Weg, der in die Knechtschaft führt. In diesem Zustand kommt er automatisch unter die Forderungen des Gesetzes, bzw. in Konflikt mit ihnen. Das ist eine einfache, aber ebenso absolute Realität.
Da hingegen, wo der Glaube wirksam wird und die alte Natur praktisch nicht mehr zum Zug kommt, lebt der Mensch in Freiheit. Er geht auf dem Weg, auf dem Gott seine Verheissungen erfüllt (Röm 4,19-21). In der Praxis unseres Glaubenslebens bewegen wir uns zwangsläufig auf dem einen oder anderen «Boden». Einen neutralen Bereich gibt es hier nicht.
Zwei Feinde
Das Bild macht deutlich, dass der «alte Mensch» mit seiner Natur dem neuen Leben aus Gott so sehr entgegengesetzt ist wie Knechtschaft und Freiheit. Sowohl das eine wie das andere sind unvereinbar. Eine Vermischung ist immer ein Werk Satans, des Durcheinanderbringers.
Darum wehrt sich der Apostel so vehement gegen diese verderbliche, falsche Lehre: den Gläubigen unter Gesetz bringen zu wollen. Das würde heissen, den Charakter des neuen Lebens im Glaubenden zu verleugnen und den erlösten Menschen unter die Knechtschaft des Gesetzes zu bringen. Wie schrecklich wäre das! Darum sagt das Wort: «Stosse die Magd und ihren Sohn hinaus, denn der Sohn der Magd soll nicht erben mit dem Sohn der Freien.»
Die Konsequenz
Die für uns wichtige Schlussfolgerung lautet: Es nützt an sich nichts, diese Wahrheit nur zu kennen (obwohl dieser Punkt wichtig ist). Wir müssen ständig im Vertrauen leben, dass Gott seine Verheissungen erfüllt: ein Leben im Glauben. Das ist übrigens die einzige mögliche Konsequenz aus der Wahrheit, dass das Fleisch nichts nützt (Joh 6,63). Alles andere wird nicht zum Ziel führen und nicht zur Ehre Gottes ausschlagen.
Zwei Tücken
Wenn wir uns einerseits nur vor einem gesetzlichen Geist flüchten und dabei versäumen, im Glauben zu leben, werden wir unweigerlich einer falschen Freiheit zum Opfer fallen und vom Fleisch Verderben ernten. Wenn wir anderseits dieser Gefahr ausweichen, ohne uns ganz auf Gott zu stützen und seine Abhängigkeit zu suchen, werden wir unweigerlich in eine Haltung verfallen, die durch die Worte geprägt ist: «Was darf ich?» und «Was darf ich nicht?». Das ist die Sprache des Gesetzes. Wir werden also unweigerlich anfangen, unsere eigenen Lebensregeln aufzustellen, um schliesslich uns selbst und andere daran zu messen. Zudem passen wir diese Regeln nach Belieben an oder verändern sie. Doch damit haben wir uns und vielleicht auch andere unter eine Knechtschaft gebracht. Das hat aber nichts mehr mit dem Charakter des Lebens als Christen zu tun.
Das, was wahr ist in Ihm und in euch
Das christliche Leben in Freiheit besteht im Wunsch nach der beständigen Abhängigkeit von Gott und der Frage: «Was willst Du, dass ich tun soll?» Und nicht weniger wichtig als das Was ist im christlichen Wandel auch das Wie. Es gibt letztlich nichts Schöneres, als sich mit diesen Kennzeichen des christlichen Lebens zu beschäftigen, weil wir sie in vollem Mass im Leben des Herrn Jesus finden. Er hat uns als Mensch gezeigt, was wahre Abhängigkeit und Unterwerfung unter den Willen Gottes wirklich ist. Auf diesem Weg hat Er das Herz Gottes aufs höchste erfreut und dabei ununterbrochen in der Liebe des Vaters geruht. Diese Haltung gab seiner Seele und seinem Herzen volles Genüge (Joh 4,34). Lasst uns mehr nach dieser Erfahrung trachten, um sie auch zu erleben. Wie sehr würde Gott dadurch verherrlicht werden!