Herberge – Gastzimmer

Lukas 2,7; Markus 14,14

Keine Herberge – kein Raum

«Sie gebar ihren erstgeborenen Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Raum für sie war» (Lk 2,7).

Man kann sich gut vorstellen, wie Joseph intensiv bemüht war, für seine hochschwangere Frau eine Herberge zu finden. Wie bitter muss es für ihn und Maria gewesen sein, dass nirgends Platz war, um sie aufzunehmen.

Aus dem biblischen Bericht gewinnt man den Eindruck, dass unser Heiland auf freiem Feld, ohne ein Dach über dem Kopf zu haben, geboren wurde. Sein erstes «Bett» war eine Krippe, wahrscheinlich eine gemauerte, muldenartige Vertiefung, wo die Tiere ihre Nahrung aufnahmen.

Unfassbar, unter welchen Umständen der Heiland der Welt seinen Lebenslauf begann!

Keine Herberge, keinen Raum gab es für Ihn, der gekommen war, um «sein Volk zu erretten von ihren Sünden» (Mt 1,21). Sogar in seiner Heimatstadt Nazareth wollte man Ihn nicht. Weder in der Stadt noch in den Herzen der Einwohner gab es Platz für Ihn: «Alle in der Synagoge wurden von Wut erfüllt … Und sie standen auf und stiessen ihn zur Stadt hinaus und führten ihn bis an den Rand des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, um ihn hinabzustürzen» (Lk 4,28.29).

Auch im Land der Gadarener gab es keinen Platz für Ihn: «Die ganze Menge aus der Gegend der Gadarener bat ihn, von ihnen wegzugehen» (Lk 8,37).

Kein Raum für Ihn in Jerusalem: «Sie schrien aber allesamt auf und sagten: Weg mit diesem, lass uns aber Barabbas frei!» (Lk 23,18). Das war die Haltung der Führer Israels und der Volksmengen.

Unfassbar, wie wir Menschen mit dem Heiland der Welt umgegangen sind!

Mein Gastzimmer

«Der Lehrer sagt: Wo ist mein Gastzimmer, wo ich mit meinen Jüngern das Passah essen kann?» (Mk 14,14).

Es ist ein und dasselbe Wort im Griechischen, das in Lukas 2,7 mit «Herberge» und in Markus 14,14 mit «Gastzimmer» übersetzt wird.

Es war dem Herrn Jesus am Ende seines Erdenweges ein wichtiges Anliegen, gemeinsam mit seinen Jüngern das letzte Passah vor seinem Kreuzestod zu feiern. Er, der auf dieser Erde keinen Platz hatte, wo Er «sein Haupt hinlegen» konnte (Lk 9,58), war gleichzeitig Der, von dem es in Psalm 50,12 heisst: «Mein ist der Erdkreis und seine Fülle.» So konnte Er mit Recht von «seinem Gastzimmer» reden.

Für sich und seine eigenen Bedürfnisse hatte Er nichts. Und die Menschen hatten gezeigt, dass auch sie keinen Raum für Ihn hatten.

Doch in seiner Liebe zu den Seinen und in seiner Fürsorge für sie bestimmte Er einen Platz, wo sie bei Ihm sein konnten. Er gab ihnen einen Ort, an dem sie Gemeinschaft mit Ihm haben konnten.

Welch ein Gegensatz: Die Menschen hatten keine Herberge, keinen Raum für Ihn. Er aber besorgte für die Seinen eine Herberge, einen Platz, an dem sie seine Gegenwart ungestört geniessen konnten.

So ist es heute noch: Verachtet von den Menschen dieser Welt, die den Herrn Jesus ablehnen, die Ihn nicht haben wollen, bietet Er den Seinen einen Ort, der mit jenem Gastzimmer zu vergleichen ist. Dieser «Ort» wird überall da verwirklicht, wo die Gläubigen in seinem Namen versammelt sind. Dann wird sein Versprechen wahr: «Da bin ich in ihrer Mitte» (Mt 18,20). Wie herrlich, dass wir auch in unserer Zeit einen Ort kennen dürfen, wo Er seine Gegenwart in der Mitte der Seinen verheissen hat!

Lasst uns diesen «Ort» mehr und mehr in dankbarer Bewunderung wertschätzen und dabei daran denken, dass Er

  • sich so tief erniedrigte, sich eine derartige Behandlung gefallen liess, und
  • für die Seinen einen Platz bereitet hat, an dem sie seine Gegenwart erfahren und geniessen dürfen.